Manchmal kann einer das Gras wachsen hören. Cubitus hingegen kann Bäume wachsen sehen. Schnell wachsende Bäume sind in Comics nicht ungewöhnlich. Wie eine Pflanze durch liebevolle Pflege animiert werden kann, in die Höhe zu schießen, wird hier eindrucksvoll und natürlich mit einem Augenzwinkern von Dupa und seiner Kreation Cubitus präsentiert. Leider kann sich starkes Wachstum und Doping mittels Suppe auch auf die Umwelt auswirken. Ein kleiner Specht gerät so außer Rand und Band. Das trübt die gut gemeinte Aktion von Cubitus, nicht aber das Lachen des Lesers.
Gut gemeint ist ein ebenso gutes Stichwort. Cubitus meint es manches Mal gut, leider ist gut gemeint, nicht immer gut gemacht. Oder es wird nicht hinreichend honoriert. Cubitus ist nicht der Verlierertyp, wie er im Buche steht. Allerdings ist es dank Dupa stets ein Geben und ein Nehmen. Wenn der wuschelige weiße Hund seinem Katzennachbarn Paustian übel mitspielt, bleibt das nicht ungesühnt. Kleine und größere, unverschämte oder gar brutale Attacken auf den Nachbarn, der auch eine gewisse Freundlichkeit erfahren darf, werden über kurz oder lang durch das Gerechtigkeitsempfinden des Autors und Zeichners gerächt.
Der Humor von Cubitus lässt sich schlecht festnageln. Dupa versucht immer wieder andere Wege zu gehen. Nicht immer ist eine Pointe wichtig. Zuweilen ist der Humor der Weg und das Ende eigentlich nur ein Abschluss, aber nicht der Höhepunkt des Ganzen. Der Leser soll sich amüsieren. Mal kann er mit Cubitus schmunzeln, der sich als starker männlicher Charakter auf einen Sprungturm im Schwimmbad. Dann kann der Leser bekräftigend (und auch insgeheim aufatmend) nicken, wenn sich Cubitus entschließt, doch lieber wieder über die Leiter auf den Boden der Tatsachen zurückzukehren.
Neben ein paar sehr überspitzten Ausflügen in die Welt des intellektuellen Humors, die der Leser auch als Anspielung auf die allseits beliebten Quizsendungen sehen darf, von denen es vor einigen Jahren noch sehr viel mehr gab, ist natürlich der Slapstick-Humor auch wieder Trumpf. Hier lässt es Dupa (man könnte sagen gewohnheitsgemäß und treffsicher) krachen. Ob das gute alte Motorrad an den Rand seiner Spitzengeschwindigkeit getrieben wird oder ob die Fressgier von Cubitus wieder einmal Früchte trägt, Dupa kann nicht nur albern sein, er soll es auch sein, denn das beherrscht er mit Cubitus einfach perfekt.
Es gibt neben den Auseinandersetzungen mit Paustian (dem Kater) und seinem Herrchen (Herrn Bojenberg) noch einige wiederkehrende Themen, die jedoch unerschöpflich zu sein scheinen. Bojes Motorrad, unerlaubtes Angeln, Hausputz und Kauknochen sind nur ein paar dieser gern verwendeten Bereiche. Welche Möglichkeiten Dupa immer wieder findet, um einem Thema eine neue Wendung, einem Witz möglicherweise eine neue Pointe zu geben, sind für einen Komödienautor bemerkenswert (inzwischen kann Dupa bei Durchsicht des Gesamtwerks durchaus so bezeichnet werden).
Grafisch bewegt sich Dupa locker und leicht durch seine Einseiter. Die Figuren sind in Fleisch und Blut übergegangen. Cubitus, in all seinen Ausprägungen von todernst bis zu Tränen lachend, ist ein Knuddeltier, der nicht nur Kultfaktor besitzt. Er hat auch keine Beine! Nun, sicherlich hat er welche (Laufen wäre ansonsten etwas schwierig), nur sind sie dank seiner Körperfülle nicht zu sehen. Die verstärkte Reduzierung erhöht den Knuffelfaktor um ein Vielfaches, ein altbewährtes Rezept, aber immer funktionierend. Dupa spielt sogar damit, indem er den Puschelschwanz und die Knubbelnase von Cubitus als Golfballersatz herhalten lässt.
Eine heitere Episodensammlung, die für Cubitus-Fans keine Wünsche offen lässt. Wer die kleine Komödie mag, Slapstick nicht abgeneigt ist, frankobelgischen Humor überhaupt mag oder abseits amerikanischer Cartoons neue Welten erforschen möchte, der sollte mit Cubitus sein Glück versuchen. 🙂
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