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Comic Blog


Samstag, 12. September 2009

Hombre 1 – Wolfs-Trail

Filed under: Abenteuer — Michael um 17:44

Hombre 1 - Wolfs-TrailDer Reisende Sam Josuah Houston hat es sich am Feuer bequem gemacht. Er erwartet keine Überraschungen in diesem Augenblick. Der Moment der Nachlässigkeit wird ihm sogleich zum Verhängnis. Eine vermummte Gestalt fällt mit einem Knüppel über ihn her. Seltsamerweise scheint der geheimnisvolle Fremde den Überfallenen zu kennen. Allerdings soll es auch nicht nach einem Überfall aussehen und so entlässt der Fremde eine Klapperschlange aus einem Sack. Diese, endlich befreit und wütend, sucht sich sofort ein Opfer, an dem sie sich rächen kann: Sam!

Der Western besaß einmal einen viel höheren Stellenwert in der Unterhaltung. Als noch Serien wie Bonanza oder Rauchende Colts über die Fernsehschirme flimmerten, erschien im Kult-Magazin Yps Hombre. In kurzen Episoden wurde die Geschichte eines Mannes auf der Flucht geschildert, im vielerorts noch sehr Wilden Westen. Hombre, der neue Name des Gesetzlosen (eigentlich: Baltimore O’Hara), wird zur Legende, einer Geschichte, die sich andere am Lagerfeuer erzählen, einer Art Geist des Llano Estacado. Wie viele Flüchtige hat auch Hombre seine Nemesis, einen Verfolger, der nicht viel auf die guten Taten zu geben scheint, die dieser auf seiner Flucht vollbracht hat. Allerdings wendet sich das Blatt spätestens zu dem Zeitpunkt, als Hombre seine Hilfe auch auf den Pinkerton-Agenten Ronegall Dawson ausweitet.

Der Freund, der keiner sein darf, ist ein roter Faden, der von Autor Peter Wiechmann gleich zu Beginn ins Spiel gebracht wird. Hier wird keine Zeit verschwendet. Der Beginn der Handlung ist zugleich das Ende der Jagd. Sollte man denken. Dem ist natürlich nicht so. Langsam wird das Verhältnis und der Respekt, den beide voreinander empfinden, entschlüsselt. Das verläuft nicht bei einem heiteren Saloon-Gespräch. Meist ist die Situation heikel. Es greifen die Indianer an oder Kopfgeldjäger, die Hombre vor Dawson erwischen wollen, mischen sich ein. Wie es sich für einen guten Western gehört, wird keiner Seite, den Weißen nicht und den Indianern auch nicht, das Vorrecht eingeräumt besonders gut oder schlecht zu sein.

Wiechmann beschreibt einen schmutzigen und gefährlichen Westen. Ein rechtschaffener Bürger hat es mehr als schwer, einer, der sich nicht zur Wehr setzen kann, erst recht. Die Hintergrundmaterialien und Tatsachen, die den Geschichten zur Seite gestellt werden, erzählen von einem sehr archaischen Teil der amerikanischen Kontinentalbesiedlung. Selbst in Situationen, in denen einer sich sicher wähnen sollte, führt der Weg geradewegs in die Lebensgefahr. Da wird selbst ein Sheriff zum Feind. Wiechmann scheut kein Überraschungselement.

Rafael Mendez dokumentiert diesen Wilden Westen und gibt Hombre ein Gesicht. Optisch angelehnt an Manos Kelly, einen anderen Westerhelden, und die künstlerische Darstellung von Burt Lancaster als Valdez ist Hombre der Archetyp des Waldläufers. Er erinnert außerdem an eine Mischung aus James Stewart in Das war der Wilde Westen und natürlich Charles Bronson in Spiel mir das Lied vom Tod (den Bart muss man sich denken). Jedes Gesicht ist ein Charakter. Wenn Mendez Indianer angreifen lässt, denkt der Western-Fan automatisch an das Angriffsgeheul der Rothäute und verteidigungsbereite Weiße hinter Wagenburgen und bereits erschossenen Pferdeleibern. Wenn bleichgesichtige Halunken ein wehrloses Indianerdorf angreifen, werden Erinnerungen an Das Wiegenlied vom Totschlag wach.

Wer glaubt, in einer Veröffentlichung, die für das Magazin Yps gedacht war, könne es nicht zur Sache gehen, der sieht sich gewaltig getäuscht. In Sachen Action braucht sich ein Hombre nicht hinter einem Blueberry zu verstecken. Ebenso wenig muss sich ein Künstler wie Mendez hinter einem Giraud verstecken. Beide rangieren auf Augenhöhe. Obwohl Mendez seine Arbeiten in Schwarzweiß abliefert, sind sie plastisch und kraftvoll. Seine Strichführung ist fein und überaus genau. Seine Fähigkeit, Pferde zu zeichnen, ist beneidenswert perfekt. Selbst in die Mienen der Tiere vermag er Ausdruck hineinzulegen.

Phantastische Bilder, schöne Episoden, durchweg spannend. Ein tolles Serienbeispiel mit einer kernigen Hauptfigur, einem passionierten Helden, wie klassischer kaum sein könnte. Nicht nur für Westernnostalgiker mehr als einen Blick wert. 🙂

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