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Comic Blog


Samstag, 15. August 2009

Die weiße Tigerin 4 – Raubkatze auf dem Dach

Filed under: Cartoon — Michael um 20:15

Die weiße Tigerin 4 - Raubkatze auf dem DachFür Alix Yin Fu, die einiges durchmachen musste, um eine weiße Tigerin zu werden, eine Agentin im Dienste ihres Volkes, hat sich so manches verändert. Kurz zuvor waren die Einteilungen noch völlig klar. Nun stehen sich im Reich der Mitte zwei rivalisierende Gruppen gegenüber. Auch Alix muss sich nun entscheiden. Folgt sie dem Weg von Mao oder reiht sie sich hinter Chiang Kai-chek ein. Der chinesische General Tai Li nimmt Alix mehr oder minder die Entscheidung ab. Sein Flugzeug fällt hoch über Shanghai einem Attentat zum Opfer. Aber ist der General wirklich tot?

An der Seite ihres Mentors fällt die Seitenwahl nicht schwer. Ihr Auftrag in Shanghai fällt unter jene Kategorie, in der sich Alix immer ein wenig sträubt: Eine andere weiße Tigerin hat versagt. Und für Versangen gibt es nur eine Strafe, nämlich den Tod. Alix macht sich auf zur Erfüllung ihres Auftrages. Plötzlich – es war nur eine Frage der Zeit, da einige Protagonisten zwar kaltschnäuzig sind, aber auch eine große Klappe haben – begegnet sie einem bereits tot geglaubten General.

Der Tiger aus dem fernen Land kann den heimischen Wurm nicht besiegen.

China, das Land der Sprücheklopfer, im positiven Sinn gesagt, dort, wo die Weisheit ihre Geburtsstätte hat, ist hinter den Kulissen zu einem Kampfplatz geworden. Nationalisten unter Chiang Kai-chek ringen mit den Kommunisten unter Mao Zedong um die Macht. Inmitten dieser Auseinandersetzungen geht Alix Yin Fu weiter ihrer Tätigkeit nach: Sie ist eine weiße Tigerin, eine Agentin und nur der Tigerin Oberin verpflichtet. Alix, eine Perle ihres Landes, führt außerdem ihre Ausbildung fort. An der Seite ihres Mentors, Ji Hui lernt sie den Einsatz der 99 erlesenen Druckpunkte.

Alix, deren Abenteuer hier von Wilbur getextet wird, schaut immer ein wenig neugierig in die Welt. Alles ist stets neu. Sie saugt die Erfahrungen auf, ist wissbegierig, aber nimmt sich auch zurück, besitzt trotzdem Stolz, Energie und Tatkraft. Sie ist, wenn man dieses und die bisherigen Abenteuer genau betrachtet, ein Werkzeug mit eigenem Willen. Bereits von Anfang an ist Alix als sehr ernste (und ernsthaft handelnde) junge Frau konzipiert. Diese Geschichte weicht nicht von diesem Pfad der Ernsthaftigkeit ab. Alix gestattet (das absolut passende Wort dafür) sich nur ein einziges Mal ein kleines Lächeln.

Wenn der Finger auf den Mond zeigt, betrachtet der Narr den Finger.

Wenn Alix die Vernünftige ist, dann ist die Welt um sie herum wahnsinnig. Wilbur setzt diesen Grundgedanken fort. Wirre Ränkespiele, Eifersüchteleien um die Macht, Morde aus Spaß oder Irrsinn oder beides, eine Tigerin Oberin, die … Sind diese Ränkespiele eher ein wenig ernst, bietet chinesische Weisheit und auch Kampfkunst einen Teil des Spaßes für den Leser. Wenn Alix den ersten Druckpunkt, den Punkt des Lotus bei Sturm aus allen Himmelsrichtungen, mag man sich alles nur Erdenkbare darunter vorstellen, jedenfalls alles, was Lust und Qual gleichermaßen sein kann, wie der Schrei des unglücklichen Übungsobjektes vermuten lässt. (Immerhin hat sich die nichtasiatische Langnase freiwillig für diese Lektionen zur Verfügung gestellt. Wenn auch unter der Annahme, Alix werde ihm auf etwas andere Art zu Diensten sein. Das Mitleid des Lesers darf sich also in Grenzen halten.)

Conrad zeichnet mit einem leichten satirischen Strich. Weniger ist mehr und so schafft er es mit besonderer Kunstfertigkeit den einzelnen (wichtigen) Charakteren ein individuelles Aussehen zu verschaffen. Ganz nebenbei, so entsteht der Eindruck erschafft er die Welt von einst wieder auf Papier, eine Art Bruchstelle zwischen Vergangenheit und Moderne. Die wohl schönste Szene, die Conrad zu zeichnen hat, ist die Heimsuchung von Kang Sheng durch all die armen (oder auch weniger bemitleidenswerten) Seelen. Es dürfte sich dabei um die coolste Reaktion handeln, die ein Böesewicht je in einer solchen Situation von sich gegeben hat.

Ein feines komödiantisches Agentenabenteuer mit einer Alix, der es gelingt, nicht zwischen die Fronten zu geraten. Das neue Duo, Conrad und Wilbur, macht nahtlos dort weiter, wo Conrad noch im Alleingang zuletzt aufhörte. Weiterhin beste Unterhaltung, ein Einstieg sollte jedoch von Anfang an erfolgen, ansonsten bleiben für den Leser ein paar Fragen offen. 🙂

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