Ein Brand ist ausgebrochen. Die Roboterfeuerwehr fliegt eiligst heran, stürzt jedoch vor dem Ziel ab. Keine andere Hilfe ist in Sicht. Kein Mensch kümmert sich um diese Katastrophe, bei Menschen zu sterben drohen. Schlimmer noch: Kommt keine weitere Feuerwehr, wird dieser Teil der Stadt automatisch vom Rest abgeriegelt und die Bedrohung isoliert. Storm zögert nicht. Gemeinsam mit Rothaar versucht er die zu retten, die noch zu retten sind.
Eine Stadt, in der es kein Leid gibt. Eine Stadt, in der niemand darben muss, in der einem alle Arbeiten abgenommen werden. Eine Stadt, in der sich die Menschen dem widmen können, was ihnen Freude bereitet. Eine solche Stadt ist eine Stadt der Verdammten. Bei Storm ist alles möglich, so scheint es und noch mehr. Nach dem letzten Abenteuer (Die Legende von Yggdrasil) konnten Storm und Rothaar über eine Energiebrücke in eine vollkommen unbekannte Region der Erde überwechseln. Storm wollte die Zeitmaschine finden, die es ermöglicht hatte, urzeitliche Echsen in die Gegenwart zu bringen, um so (vielleicht) in die Vergangenheit, in seine Welt gelangen zu können.
So weit, so gut ausgedacht und von Storm gewünscht. Doch es ist auch ein Wunsch, den der Autor Kevin Gosnell Storm nicht erfüllen konnte. Gosnell legt hier seine zweite und letzte Arbeit zu Storm vor. Zu Beginn der 80er Jahre, war die Themen Science Fiction, Space Operas und phantastische Abenteuer wieder auf der Höhe der Zeit. Alles war möglich, alles konnte erzählt werden. Eine Kultur, die sich abseits verbarg, abschottete gegen den Rest der Welt, war ebenfalls ein beliebtes Thema, stellte in gewisser Weise aber auch einen Rückschritt dar. Bereits Mitte der 70er Jahre hatte der Film Zardoz etwas in dieser Form thematisiert. Gegen Ende der 60er Jahre entstand die Jugendreihe über Die dreibeinigen Herrscher von John Christopher. Diese Geschichten aus einer postapokalyptischen und von Fremden eroberten Welt wurde in den 80ern verfilmt. Auch hier findet sich eine fremdartige, isolierte Stadt.
In gewissem Sinne fehlt der Geschichte ein wenig die Weite, die Außenwelt, die einerseits Bedrohung ist, aber auch Fluchtmöglichkeit bedeutet. Hier geht der Ausbruch schließlich nach innen los, denn so weit ist es mit der heilen Welt in dieser Stadt nicht bestellt. Gosnell hat eine Macht ersonnen, die langsam und stetig daran arbeitet, das Idyll zu erobern und zu zerstören. Gosnell spielt mit den Mythen und Zutaten und streut munter Einsprengsel in Form von telepathisch begabten Frauen ein (auch ein beliebtes Thema in den 80ern mit Teufelskreis Alpha oder Scanners) oder Rittern auf einem Pegasus, der Erinnerungen an den Dieb von Bagdad oder auch Kampf der Titanen weckt. Aus heutiger Sicht kann Gosnell es kaum leugnen, dass diese Storm-Geschichte ein Kind ihrer Zeit ist.
Die neue Freizügigkeit, wenn man es so nennen will, die besonders durch die spärliche Bekleidung Rothaars ihren Ausdruck fand (letztlich nur ein Vorgreifen von noch spärlicheren bekleideten Hauptfiguren in späteren Abenteuern), ist eigentlich ein Rückblick auf Auswüchse, die schon in Barbarella zu beobachten waren. Man kann zwar nicht behaupten, dass Sex hier ein Thema ist, doch das Aufbrechen von Wänden durch Arme, die nach ahnungslosen Reisenden greifen, erinnert stark an das überaus trashige Labyrinth aus einem der trashigsten Filme überhaupt.
Don Lawrence lässt sich von Trash nicht aufhalten. Konsequent verfolgt wird er zur Methode und Lawrence zelebriert die verschiedenen Bestandteile der Geschichte mit einer traumwandlerischen Sicherheit. Die gigantische Stadt, die wie ein riesiger Pilz aus dem Boden wächst, besitzt einen ungleich kleineren Eingang, der von einem Ritter auf einem skelettierten Reittier bewacht wird. Diese Gestalt wirkt in ihrer Ausführung wie aus der Zeichentrickversion von Der Herr der Ringe (1978). Aber das passt durchaus, denn Storm und Rothaar sind hier nicht weniger barbarisch gekleidet. Dann der Wechsel: Eben noch herrschte Eiseskälte, unterbrochen von einer grünen Oase und plötzlich umweht die beiden Helden eine Farbenvielfalt, die aus den bunten 70ern stammt, als jeder, ob Hippie oder nicht, Farben sah, die heute ausgestorben zu sein scheinen. Die bunten Gespinste, die ganze Bereiche von der Stadt abtrennen, haben den gleichen Effekt. Zwischendurch kann Lawrence eine merkwürdige Stadt zeigen mit all ihren Auswüchsen und Experimenten. Abschließend, leider zu klein, aber in gewisser Weise auch eine Vorschau auf spätere Bilder, erhascht der Leser einen Blick auf einen Weltuntergang, in dem die Erde unter ihrer eigenen Lava erstickt.
Die Erzählung mag nicht die außergewöhnlichste und innovativste innerhalb der Storm-Reihe sein, ihre Szenen stellen Lawrence jedoch vor Herausforderungen, die er mit seinen Zeichnungen allerdings perfekt meistert. Viele Ideen sind hier nebeneinander zu sehen und dank einiger großformatiger Abbildungen im Anhang auch toll zu studieren. 🙂
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