Zum Inhalt springen


Comic Blog


Sonntag, 07. Juni 2009

Kind des Blitzes 3 – Wohin die Ströme fließen

Filed under: Abenteuer — Michael um 17:13

Kind des Blitzes 3 - Wohin die Ströme fließenLaith hat Glück. Er kann seinen Freunden entkommen. Da er nicht die Absicht hat, sie weiterhin in Gefahr zu bringen, stiehlt er sich heimlich davon. Zwischenzeitlich gerät der Krieg um Medillum außer Kontrolle. Schwere Artillerie zertrümmert die stolzen Mauern der Stadt Schuss um Schuss. Der Feind hat die Lufthoheit errungen. Es scheint keinen Ausweg zu geben. Dennoch sind auch die Angreifer erschöpft. Der rasende Zorn ihres Präsidenten ist für sie nicht mehr nachvollziehbar. Doch hüte sich, wer auch nur ein Wort gegen den Staatsführer sagt, denn im Präsidenten schlummert nicht nur der Zorn, sondern auch Willkür und Wahnsinn. Ein Leutnant, der sich kritisch äußert, verliert ohne Vorwarnung durch einen Schwertstreich seinen Kopf.

Laith weiß zu diesem Zeitpunkt von all diesen Ereignissen nichts. Es wäre ihm auch gleichgültig, wenn er es wüsste, denn er steckt mittlerweile in großen Schwierigkeiten. Er wird versklavt und muss unter Wasser Zwangsarbeit leisten. Doch im Augenblick höchster Not ist ein Freund zur Stelle.

Der erste Zyklus um das Kind des Blitzes ist mit dem vorliegenden dritten Teil beendet. Der Erzähler, Manuel Bichebois, hat den Bogen seiner Geschichte sehr weit gefasst. Krieg und Leid, Freunde, die zu Feinden werden, lasten auf Laith, der Hauptfigur. Deshalb spricht das Gesicht auf dem Titelbild Bände und stellt eine weitere Überschrift dar, die wahrhaft ohne Worte auskommt. An der Seite des Heranwachsenden lernt der Leser eine versinkende Kultur kennen. Neben Krieg wächst der Wahnsinn, gibt es Korruption, eine altbekannte Willkür, regiert das Unverständnis und die Unfähigkeit, einem Freund auch in den schlimmsten Stunden beizustehen. Laith will nicht, doch er zwingt sich wegen seiner unkontrollierbaren Fähigkeiten dazu, zum Einzelgänger zu werden. Seine Suche, die Licht in das Dunkel seiner Herkunft bringen soll, fördert ein Ergebnis zutage, dass zwar die Vergangenheit erhellt, aber keineswegs zur Heilung seiner Seele führt.

Man kann nicht behaupten, dass Manuel Bichebois Mitleid mit seiner Figur hätte. Mit Fug und recht lässt sich aber behaupten, dass er eine Figur geschaffen hat, der man als Leser jedes kleine Bisschen Glück gönnt, das ihr beschieden ist. Und viel ist das nicht.

Die Welt, in der sich Laith bewegt, spiegelt eine Epoche wider, wie sie die wirkliche Welt im 17. Jahrhundert gekannt hat. Modisch gibt es auch Anspielungen bis hinein in das 19. Jahrhundert. Die Kriegsmaschinerie setzt moderne Gerätschaften ein, das Schwert weicht dem Säbel. Es ist eine Mixtur, wie sie nicht einmal ungewöhnlich ist. Kulturell gibt es eine große Vielfalt, auch ein technologisches Gefälle. Dadurch wirkt diese von Bichebois entworfene Welt lebendig, immer in Bewegung, durchdrungen von Überraschungen (für Laith).

Didier Poli obliegt die Gestaltung der Welt und seiner Charaktere. Seine Bilder, ganz gleich welchen Bereich er gerade abdeckt, sind immer technisch einwandfrei. Sie hinterlassen (mehrfach als Vergleich angeführt) ein leichtes Disney-Gefühl, im besten Sinne. Eigentlich zeichnet Poli hier einen mehr als abendfüllenden Zeichentrickfilm, von dem es in dieser Form wahrscheinlich nie wieder welche geben wird. So schwingt bei der Ansicht der tollen Grafiken auch ein wenig Wehmut mit.

Die Figuren sind humanoid angelegt. Ihre Gesichter haben elfische Grundzüge, Katzennasen und spitze Ohren. Ihre Gesichter sind schmal, das Kinn ist meistens sehr ausgeprägt. Das Erscheinungsbild fällt so für Fantasy-Leser sehr gefällig aus, aber auch weniger im Genre bewanderte Leser finden sich sehr schnell ein. (Aber angesichts der Informationsfülle ist es angeraten bei Band 1 einzusteigen, ansonsten bleiben bei einem Einstieg in Band 3 zu viele Fragen offen.) Poli begnügt sich bei der Gestaltung hauptsächlich mit getuschten Außenlinien, Schattierungen werden nur über die Kolorierung angelegt. Hier wird auf Verläufe weitestgehend verzichtet. Lieber werden plane Flächen nachgedunkelt, wird mit unterschiedlich hellen gemusterten Flächen gearbeitet und natürlich wird der Farbauftrag eines Pinsels, Markers oder Buntstifts simuliert. So entsteht ein sehr organisches, natürliches Gesamtergebnis, in dem die Farbe immer etwas wolkig aufgetragen wirkt. Mit einem Wort: Schön.

Eine leichtfüßige Fantasy, liebevoll und detailreich erzählt. Die Optik der Geschichte macht aus dieser Erzählung, die sicherlich Jugendromancharakter hat, einen kleinen Höhepunkt des Genres, eben weil sie nicht opulent daher kommen will und sie sich mehr mit Geschehnissen abseits der großen Auseinandersetzungen dieser Fantasy-Welt beschäftigt. Es ist die erste Serie der beiden Macher. Dieser Auftakt lässt für die Zukunft noch viel erwarten. 🙂

Kind des Blitzes 3, Wohin die Ströme fließen: Bei Amazon bestellen

Keine Kommentare »

No comments yet.

RSS feed for comments on this post. | TrackBack URI

Leave a comment

You must be logged in to post a comment.