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Comic Blog


Samstag, 30. Mai 2009

Elixier 2 – Das Geheimnis des Glupions

Filed under: Abenteuer — Michael um 18:53

Elixier 2 - Das Geheimnis des GlupionsDer Wald scheint endlos zu sein. Es liegt Schnee überall. Eine Ansiedlung ist nicht auffindbar, aber ein Ziel müssen die Flüchtlinge finden. Irgendwie müssen sie aus diesem Wald heraus, dessen gewaltige Bäume bis in den Himmel hinaufragen. Einen Überblick zu erhalten, das wäre nicht schlecht. Tolriq, der junge Mann, hatte es eigentlich nicht vor, aber er klettert einen der Stämme hinauf, der wie ein Turm vor ihm aufragt. Die Prinzessin hat protestiert. Sie wollte mit Tolriq nicht alleine am Boden bleiben, während ihre Leibwächterin in der Höhe einen Ausweg sucht. Also muss der junge Mann ran … und gerät prompt in Lebensgefahr.

Wesen, äffisch behände und tödlich wie Raubkatzen, stellen sich im in den Weg, wollen verhindern, dass er weiter nach oben steigt. Tolriq sieht für sein Überleben nur noch eine einzige Chance angesichts der zahlenmäßigen Überlegenheit der Feinde: Er muss den Baum wechseln. Weit über dem Boden, viel zu weit für seinen Geschmack, wagt er den Sprung hin zu einem benachbarten Ast. … Und verfehlt ihn!

Ein waschechtes Fantasy-Abenteuer: Das ist für Christophe Arleston, inzwischen einer der Top-Autoren auf dem europäischen Comic-Sektor, ein Klacks. Arlestons Einfallsreichtum entführt den Leser diesmal in die Welt von Amphel. Sind es sonst Charaktere oder Reiche, die gerettet werden müssen, ist es nun eine ganze Welt, die vom Untergang bedroht ist.

Tolriq und seine Gefährten gelangen nach einer Irrreise zum alten Magier Tamarzün, der die Gefährten nur bei sich aufnimmt, weil sie einen Glupion dabei haben. Dieses kleinste Wesen innerhalb der Gruppe, beständig zu Unsinn und Neckereien aufgelegt, dabei aber sehr kuschelbedürftig, hat in der Tat ein Geheimnis. Ein sehr großes sogar, denn hinter dem affenähnlichen Wesen mit den langen Schlappohren und den Kulleraugen verbirgt sich … Nun, es wäre nicht nett das der Episode namensgebende Geheimnis an dieser Stelle zu lüften. Arleston hat sich eine Überraschung einfallen lassen und diese bleibt auch nicht die einzige dieser Geschichte.

Das Schöne ist Arlestons Fähigkeit, ständig neue Kreaturen zu erfinden. Der Magier Tamarzün und der gehörnte rote Dämon (siehe Titelbild) fügen sich dank einer geschickten und liebevollen Erzählweise schnell in das Szenario ein. Doch Arlestons Fähigkeit ist eine Sache. Damit die Wirkung auf den Leser zu 100 Prozent eintritt, brauch es einen Zeichner, der diese phantastischen Einfälle auch umsetzen kann. Mit Adrien Floch, Thierry Labrosse oder Jean-Louis Mourier hat Arleston seinerzeit solche Künstler gefunden, mit Alberto Varanda hat er nun einen weiteren Ausnahmekünstler an seiner Seite.

Alberto Varanda kann als Zeichner ebenso überraschen, wie es ein Christophe Arleston auf seine Art vermag. Wer einige von Varandas Arbeiten nebeneinander stellt, beispielsweise Das verlorene Paradies und die vorliegende Arbeit, Elixier 2: Das Geheimnis des Glupions, muss sich zwangsläufig fragen, ob er es mit ein- und demselben Zeichner zu tun hat. Varanda beherrscht nämlich den außerordentlich realistischen Strich ebenso wie eine im Ergebnis verspielt ausschauende Technik. Das ist nicht unbedingt Disney, obwohl gerade das Glupion jener US-amerikanischen Trickschmiede entflohen sein könnte. Es ist eher in der Nähe eines Mike Wieringo (u.a. die Fantastic Four, unlängst leider viel zu früh verstorben), der sich ebenfalls durch eine höchst präzise Arbeitsweise, aber auch verspielt aussehende Figuren einen größeren Spielraum bei der Abbildung von Charakteren und Umgebung auszeichnet.

Große Augen rücken die Figuren in die Nähe von puppenhaften Gestalten. Bei Menschen ist immer noch eine große optische Nähe zum Original vorhanden. Bei andersartigen Wesen wie dem Magier Tamarzün kann Varanda zu wunderbaren Mischungen aus Anleihen an der Realität und eigenen Ideen auflaufen. Mehr noch: Varanda erhält regelrechte Steilvorlagen von Arleston. Hüte dich vor allzu knuffigen Wesen. So könnte man das Fazit treffen, hat man die Geschichte gelesen. Denn je knuffiger eine Figur daher kommt, umso gefährlicher ist sie. Manchmal ist es sogar umgekehrt. Jedenfalls wird der Leser weiße Kaninchen und Biber (oder Koalas?) künftig mit anderen Augen sehen. Die Farben von Nolwenn Lebreton machen aus Varandas detailverliebten Bildern prächtiges Kino auf Albenseiten.

Christophe Arleston und Alberto Varanda laden zum Verweilen in einer phantastischen Welt ein. Den beiden Künstlern gelingt es, dass sich der Leser hier so richtig fallen lassen kann. Die Atmosphäre ist in der Tat: Magisch. Magisch spannend und magisch schön. 🙂

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