Der Pantomime ist eigentlich nur auf eine kleine Spende aus, aber er bestiehlt die alte Frau einfach und türmt mit der Beute. Gut, dass Marge mit ihrer Tochter Lisa in der Nähe ist und außerdem noch auf Rollschuhen. Da heißt es, den Schutzhelm fester geschnallt und hurtig dem Dieb nach. Dieser hätte es sich auch nicht träumen lassen, dass ihm am Ende des Tages eine behelmte Marge Simpson ins Gesicht fliegt. (Kein Witz.) Und es wäre nicht Springfield, würde nicht ein Besitzer der hiesigen Roller-Derby-Mannschaft das Spektakel verfolgt haben und Marge ein Probetraining anbieten.
Ein Cover so schön, wir wollten’s noch mal seh’n. Irgendwie kommt einem dieses Titelbild, wie sogleich über dem Simpsons-Schriftzug angesprochen, bekannt vor. Tatsächlich liefert sich nun Marge Simpson ein Rennen. Während es in der 147. Ausgabe der Reihe nur im übertragenen Sinne ein Wettrennen zwischen Homer und dem Comic-Typ gab, muss Marge nun richtig ran und ihr Talent im Roller-Derby beweisen.
Bei uns hierzulande ist das Spiel Roller-Derby eher unbekannt. Cineasten können sich eine harmlosere Variante von Rollerball darunter vorstellen. Zwei Teams, bemannt mit weiblichen Spielern, fahren auf einer Bahn im Kreis und behindern sich gegenseitig. Dabei geht es ziemlich rabiat zur Sache, jedenfalls rabiater als es man(n) von Frauen für gewöhnlich gewohnt ist. Eric Rogers, der Autor, beschreibt die Laufbahn von Marge in diesem ungewöhnlichen Sport. Alles gipfelt in der Roller-Derby-Meisterschaft und im Spiel der Springfield Sitfires gegen die Shelbyville She-Devils.
Die sportbegeisterten Amerikaner können anscheinend nicht nur auf alles wetten, sie können auch alles mögliche spielen. Glaubt man dem Szenario, legen sie dabei in jeder noch so unbedeutenden Sportart einen ungeheuren Ehrgeiz an den Tag. Roller-Derby ist kein Spaß, alte Frau. Da heißt es, fressen oder gefressen werden. So äußert sich eine von Marges neuen Mitspielerinnen gegenüber der alten Frau mit den hochtoupierten blauen Haaren. Aber: Je weniger es ein Spaß für die Spieler ist, desto größer wird der Spaß für den Leser, denn Veralberung dieses Sports (der in Springfield sogar ein eigenes Museum vorweisen kann) ist wunderbar gelungen. Rogers beweist hier, dass er das Zeug zum Komödienautor besitzt.
Phil Ortiz hat es als Zeichner sicherlich nicht schwieriger als sonst, dafür ist das Szenario etwas ungewöhnlicher und dank der Action auch abwechslungsreicher. Manche Episoden sind viel statischer als diese, spielen in engeren Räumlichkeiten, ja, haben fast einen Kammerspielcharakter. Hier geht es zur Sache, dass die Fetzen fliegen, genauer die Rollschuhe (übrigens keine Inliner, sondern die guten alten Rollschuhe mit zwei vorne und zwei hinten parallel stehenden Rollen unter den Füßen). Hier kann sich Ortiz austoben und irgendwie, man meint es heraussehen zu können, scheint er an dem Szenario seinen Spaß gehabt zu haben, denn das Finale ist … sagen wir einmal außergewöhnlich, um nichts zu verraten.
Eine Frau dreht am Rad: Eine rasante Episode, in der Marge endlich mal wieder zeigen kann, dass sie ebenso komisch sein kann, wie alle anderen in der Simpson-Familie. 🙂