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Comic Blog


Montag, 11. Mai 2009

Kreuzzug 1 – Simoun Dja

Filed under: Abenteuer — Michael um 17:55

Kreuzzug 1 - Simoun DjaGunther von Flandern ist bereit für seine Überzeugung, seinen Ruf und seine Ehefrau zu opfern. So, wie es von den anderen Kriegern um ihn herum bestimmt wird, kann er sich nicht dem Kampf anschließen. Zu planlos, ja, auch sinnlos erscheint ihm dieses Vorgehen. Gunther unterzieht sich einer Prüfung. Er kann nicht ahnen, dass das Böse längst Einzug gehalten hat und auf beiden Seiten der Kriegsparteien seine Anhänger sucht.

Acht Kreuzzüge hat die Geschichte gesehen, sieht man einmal vom unglückseligen Kinderkreuzzug ab. Der Kreuzzug, den Jean Dufaux hier beschreibt, gehört nicht zur Historie und bedient sich jener Epoche, um eine phantastische Handlung zu erzählen. In jener Zeit, in der man noch an Geister, Dämonen und Hexen glaubte, galt das Sinnen und Streben zur Eroberung des Heiligen Landes nur vordergründig als hehres Ziel. In Wahrheit ging es nur um Macht und Geld. Viele, die in der Heimat nichts zu verlieren hatten, versuchten lieber in der Ferne unter der Bürde des Kreuzes ihr Glück und verloren letztlich auch noch ihr Leben.

Dufaux lässt diese Bereiche nicht unbesehen, aber er verfährt auf ungewöhnliche Weise mit ihnen, indem er das phantastische Element einbringt. Gleich zu Beginn wird der Leser Zeuge einer eher ungewöhnlichen Szene. Eine junge Frau gelangt zu einem einsam gelegenen Gebäude mitten in der Wüste. Sie empfängt von einer anderen Frau, fast ein Geist, einen Spiegel. Kurz erwehrt sie sich eines Angreifers und tötet ihn.
Die Szene ist seltsam genug und sie wird im Nachhall noch seltsamer, als der vermeintlich tote Angreifer später wieder die Handlung betritt.

Das Heilige Land wird von Dufaux als Horrorvision angelegt. Beide religiöse Seiten, die christliche wie auch die muslimische, haben einige recht furchtbar anmutende Ansichten zu bieten, im wahrsten Sinne des Wortes. An der Seite von Sultan Ab’Dul Rasim wird der Leser zum Mufti von Alkar geleitet, einem weisen, asketischen Mann, der auf einem Hügel aus Totenschädeln thront. Dieser Anblick steht im direkten Kontrast zu der Wärme und der Pracht der nächtlichen Szenerie auf den Straßen der Stadt. Und Dufaux gibt seinem Zeichner Philippe Xavier noch mehr Gegensätze dieser Art vor. Er geizt nicht mit Scheußlichkeiten, verdeutlicht immer wieder die andere Zeit und ihre Härte sowie das Furchtbare eines Krieges, der mit Schwertern und Pfeilen geführt wurde.

Krieg: Ein I-Tüpfelchen ist eine ausklappbare Vierfachseite, die in ihren Ausmaßen besondere Gestaltungsmöglichkeiten zulässt. Dadurch erhält die Geschichte, die eine sehr cineastische Erzählweise an den Tag legt, ein noch größeres Kinoflair. Krieg ist auch der Faktor, der die guten Charaktere zum Handeln zwingt. Während jene, die den Krieg suchen, ihn antreiben, von ihm aufgerieben werden, gehen jene, die ihn aufhalten wollen, andere Weg. Gunther von Flandern, wegen seines Handelns bei den seinen als Feigling verschrieen, produziert leider auch einen gemeinen Cliffhanger, denn just in dem Moment, als man als Leser sämtliche geheimnisvollen Anspielungen angenommen hat, bleibt einem nichts anderes übrig, als die Fortsetzung zu erwarten.

Philippe Xavier zeichnet kühle Bilder. Es sind Traumgestalten, etwas zu schön, um wahr zu sein. Die jungen Frauen sind ein wenig ätherisch anmutend einerseits, aber auch stets an der Grenze zum Vollweib, mit den Rundungen dort, wo sie hingehören. Die männlichen Figuren sind ähnliche Modelltypen, wie Schauspieler. So fühlt man sich (vor allem als Kinogänger) an Filme wie Troja oder, naheliegender noch, Königreich der Himmel erinnert. Bei älteren Charakteren gönnt sich Xavier mehr Freiheiten. Hier kann er aus dem gewohnten Muster ausbrechen und mehr spielen. Unterschiedliche Gesichtszüge, Doppelkinn, Bärte oder Falten, im Alter werden die Gesichter individueller, ein Merkmal, das bei den jungen Figuren außer Acht bleibt.

Bei aller Schönheit bildet das Kriegsgeschehen, der Kampf und die Gewalt das genaue optische Gegenteil. Visionen und Halluzinationen, grausamer Art, wie sie ein Robert von Tarent sie empfängt, sind eines Horrorromans würdig und könnten hier grafisch auch einem Berni Wrightson entsprungen sein. Die sonstige Optik mit ihrer Kühle (vielleicht hervorgerufen durch die häufig sehr starren Augenpartien) erinnert an einen Paul Gulacy (James Bond: Serpent’s Tooth, Conan). Darüber hinaus bietet das Titelbild ein gutes Indiz für die Qualität des gesamten Bandes, denn diese steht außer Frage.

Eine gruseliger Auftakt, voller Mythen, Geister und Dämonen. Beiderseits der Schlachten und Intrigen werden Männer und Frauen immer wieder gefordert und versucht. Jean Dufaux verwendet den Hintergrund der Kreuzzüge für ein ganz eigenes Epos über seelische Abgründe und jenseitige Kreaturen, denen der Glaube nichts gilt. 🙂

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