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Comic Blog


Mittwoch, 29. April 2009

Die Maxiausgabe der Minimenschen 2

Filed under: Cartoon — Michael um 19:45

Die Maxiausgabe der Minimenschen 2Wasser Marsch! So heißt es leider ungewollt im Versteck der Minimenschen. Durch den Unfall eines Lkws kommt es zur Überflutung. Diese ist so folgenschwer, dass sich die Minis ein neues Zuhause suchen müssen. Doch diese Umsiedlung will erst einmal organisiert sein. Das ist alles andere als leicht. Vieles aus dem Besitz ist durch das einströmende Wasser vernichtet worden, also muss Ersatz her. Man könnte es selber bauen, aber es lässt sich auch von denen organisieren, die das ganze Schlamassel verursacht haben: Von den Großen.

Zuerst geht alles gut, nicht reibungslos, aber das wäre auch für alle Beteiligten äußerst langweilig. Später jedoch geraten die Kleinen immer mehr in die Bedrouille. Ihre technischen Spielereien vermögen ihnen nur in Teilen zu helfen. Viel wichtiger sind Schläue, Geduld und Tricks, die ihnen von Mal zu Mal aus der Patsche helfen.

Ein Kinderspiel! Nein, nicht die Erzählung der Minimenschen, schon gar nicht die Zeichnungen von Pierre Seron, sondern die Grundidee der Minimenschen entstand während eines Kinderspiels. Der kleine Pierre Seron spielte die Abenteuer eines Bob Morane im Garten nach. Mit Zinnfiguren. Nicht zum ersten Mal hört man von Künstlern, die von den Ideen aus ihrer Kindheit zehren. Was sich bei einem Kind oder einem Jugendlichen vielleicht albern anhört oder mit einem Lächeln abgetan wird, kann sich bei einem Erwachsenen plötzlich zu einer wunderbaren Umsetzung auswachsen.

Die klitzekleine Welt, die Ministadt, die der Leser im ersten Sammelband kennen lernen konnte, sucht nun ein neues Zuhause. Die Reise, die zwangsläufig sehr lang ausfällt, wenn man nur die Größe eines Fingers hat (eher weniger), ist alleine schon ein mittelgroßes Abenteuer. Die kleinen Begebenheiten dazwischen haben einen französisch belgischen Charme und jene begnadete Sorte Humor, die Schauspieler wie Louis de Funes, Pierre Richard oder auch ein Gerard Depardieu in die Welt transportiert haben. Pierre Seron selbst ist Belgier, doch er wird sicher nicht wie Hercule Poirot darauf bestehen, es eine besondere belgische Eigenart zu nennen.

Seron versteht es auf wunderbare Weise, aus der einfachen Grundvoraussetzung der Minis immer neue lustige und abenteuerliche Situationen zu kreieren. Endlich ist ein Mittel gefunden, dass die Wirkung des Meteoriten aufhebt und die Menschen wieder wachsen lässt. Aber die Kleinen wollen nicht mehr zurück!

Seron entwickelt mit Ministadt 2 (oder auch Eslapion 2) ein im wahrsten Sinne des Wortes kleines Utopia. Hier läuft zwar nicht alles rund, aber die Erfolgsquote eines ruhigen Zusammenlebens ist in dieser Gemeinschaft außerordentlich hoch. Es ist neben dem Humor die mitschwingende Heiterkeit, die Kameradschaft und der Optimismus, der die Minimenschen zu einem unschuldigen (eine tolle Angelegenheit in der weiten Comic-Landschaft) Spaß macht, der uneingeschränkt von Kindern gelesen werden kann.

Die Zeichnungen sind auf mutig schmissige Art von Seron auf das Papier aufgebracht worden. Diesen Zeichenstil findet der Leser zwar auch heute noch im Cartoon-Bereich, aber selten wirkt er noch so ungezwungen, so unangestrengt wie hier. Ebenso wie bei den ganz Großen aus der Funny-Ecke, bei Uderzo, Morris oder Franquin, sind die Zeichnungen leicht, knuffig, putzig und auch liebevoll zu nennen. Wenn ein Zeichner in seinem Projekt aufgeht, so meine Einschätzung, dann merkt man das als Leser auch, wie hier bei Seron.

Eine uneingeschränkt spaßige Unterhaltung, dank eines komisch futuristischen Szenarios immer noch der zeit voraus, mit einem Humor, der zeitlos ist und einem Finale, das sich zum Thriller auswächst, in dem Seron so richtig mit allem spielen kann, was er für die Minimenschen erfunden hat. Top. 🙂

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Montag, 27. April 2009

Die Waffen des Meta-Barons

Filed under: SciFi — Michael um 20:37

Die Waffen des Meta-BaronsDie acht Intra-Schläfer erwarten den Meta-Baron bereits sehnsüchtig. Das Meta-Schiff nimmt Kurs auf das Herz des Universums. Der Meta-Baron kann sich nicht erklären, was er dort soll. Weder Krähe noch Onko, die treuen Begleiter des Meta-Barons, können sich das fehlende Gedächtnis ihres Herren erklären. Onko, der kleine Roboter, erläutert seinem Meister, dass die Intra-Schläfer auf den Omnigraal warten. Damit kann der Meta-Baron noch weniger anfangen. Die nicht minder kleinen Mönche wollen indes gerne dafür sorgen, dass der Meta-Baron sein Gedächtnis zurückerhält. Denn es ging um nichts anderes, als um die Beschaffung einer Waffe.

Namenlos. So wird der Meta-Baron auch gerufen. Doch bevor er der Krieger war, der sich mit Schläue, Geschick und unfassbarer Macht gegen seine Feinde stemmte und sie besiegte, war er ein Knabe, der in der Ausbildung seines Vaters alles lernte, was ihm später zum Rüstzeug wurde. Ein Leodactylus wird zum lebenden Übungsobjekt. Diesem gigantischen fliegenden Raubtier, stärker als eine Armee, stellen sich Vater und Sohn nur mit jeweils einem Dolch bewaffnet. Kurz nach dieser Aufgabe steht die letzte Prüfung an, jene, der sich alle Meta-Barone stellen müssen.

Vier heilige Waffen werden den Meta-Baron zum mächtigsten Krieger des Universums machen. Und zwei großartige Künstler werden die Geschichte von Alexandro Jodorowsky umsetzen. So könnte man es als Leser denken, nachdem die letzte Seite gelesen und angeschaut wurde und man erst einmal tief durchatmen muss, da man doch glaubte, die Liste der Spitzenkünstler, die sich mit dem von Jodorowsky geschaffenen Universum beschäftigen können, sei endlich und sehr kurz.

Mit Travis Charest und Zoran Janjetov wird diese Liste nun verlängert und beide bieten auf ihre Art Einblicke in dieses Universum, unterschiedlich, in gewisser Weise gegensätzlich, aber jeder auf seine Art sehr gut.

Travis Charest ist Hyperrealist, auf seine Art mit Schnörkeln und Beiwerk auch ein wenig dem Jugendstil zugetan. Bei aller Dramatik, bei allem Perfektionismus, auch in düsteren Szenen haftet seinen Bildern stets etwas Heiteres an. Das mag mit dem leicht glatten und puppenhaften Aussehen zu tun, mit dem der Meta-Baron visualisiert wird. Die weitaus älteren Schläfer sind einer Versammlung alter Zauberer nicht unähnlich. Mit seinen Cover-Arbeiten zu Star Wars bewegte sich er sich auch auf dem Gebiet der phantastischen Science Fiction. (Und natürlich mit seinen Arbeiten zu WildC.A.T.S. und X-Men.)

Hier wie dort ist sein Hang zum Photorealismus unübersehbar. Was er aus den Grafikprogrammen herauszuholen vermag, ist vergleichbar mit den Arbeiten von Vukasin Gajic, der mit seinen Bildern in Experiment Alpha unbestritten Maßstäbe setzte. Allerdings sind Bilder dieser Art auch zeitaufwendig. Das Ergebnis hingegen ist von unglaublicher Qualität. Der Kampf des Meta-Barons mit den Echsenwesen ist dergestalt, dass er drei-, vier- oder fünfmal so groß abgebildet werden könnte, ohne optisch an Qualität zu verlieren.

Leider konnte Cherest seine Arbeit am vorliegenden Album nicht beenden. Der Zeitaufwand stand irgendwann nicht mehr in Relation zu einer Fertigstellung. Also sprang Zoran Janjetov in die Bresche, ebenfalls ein Nacheiferer von Moebius wie Charest, aber mit einem deutlich schnelleren Strich und auch einem Moebius optisch zugewandter, aber auch eigenständig. Mit seinen Bildern könnte er auch sehr gut die X-Men umsetzen. Seine Bilder haben ein wenig Ähnlichkeit zu den Werken von Steve Dillon (Preacher, Wolverine). Im Meta-Baron-Universum konnte Janjetov ausreichend Erfahrungen mit seinen Arbeiten an den Techno-Vätern und der Vorgeschichte zum Incal sammeln. Janjetovs Bilder wirken anders, sind anders, doch durch die szenische Umklammerung der Bilder von Cherest wird aus dieser Konstellation ein künstlerisches Konstrukt und bewährt sich sehr gut, da es neue Spannung erzeugt.

Ein feiner Ausflug in das Leben des Meta-Barons, mit einer Optik, die sich im wahrsten Sinne des Wortes sehen lassen kann und ein ganz besonderer Höhepunkt innerhalb der kompletten Saga ist. Toll. 🙂

Die Waffen des Meta-Barons: Bei Amazon bestellen

MangaMagie VIII – Nachwuchszeichenwettbewerb

Filed under: Meldungen — Michael um 18:54

MangaMagie 2009Mitmachen beim Nachwuchszeichenwettbewerb!
Auch 2009 rufen die Buchhandlungen Ludwig – gemeinsam mit den großen Mangaverlagen, der Stadt Köln, dem Fachmagazin AnimaniA, dem Verband der Deutschen Bahnhofsbuchhändler und DB Station&Service AG – junge Nachwuchstalente bundesweit auf, einen eigenen Manga zu zeichnen.

Teilnahmebedingungen
Jeder zwischen 12 und 26 Jahren kann mitmachen.
Es gibt zwei Altersgruppen (Stichtag der Alterszuordnung: 31.8.2009): AGI (Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren) und AG II (junge Erwachsene zwischen 18 und 26 Jahren).
Der selbst gezeichnete Manga darf acht DIN A4 Seiten (inkl. Titel!) nicht überschreiten. Jeder Beitrag ist mit einem Titel zu versehen und in japanischer Leserichtung anzufertigen. Name und Anschrift sind auf den Rückseiten zu vermerken.

Bitte die Altersgruppe angeben, Ausweiskopie beilegen (Schülerausweis o.ä.)! Die Seiten sind durchzunummerieren. Der Zeichner bestätigt mit der Einreichung, den Manga selbst angefertigt zu haben und stimmt einer kostenfreien Veröffentlichung ganz oder in Auszügen zu (Rückporto sichert Rücksendung!). Die inhaltliche Bewertung findet durch eine Jury statt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Einsendeschluss: 31. August 2009 (Poststempel!)
Einsendung an: Buchhandlungen LUDWIG, „MangaMagie VIII“, Hauptbahnhof, 50667 Köln
Preise
Altersgruppe I (12-17 J.):
1. Platz: 500 Euro
2.-10. Pl.: Manga-Pakete
Altersgruppe II (18-26 J.):
1. Platz: 1.000 Euro (+ Sitz in Jury 2010)
2.-10. Pl.: Manga-Pakete

Preisverleihung und Bekanntgabe der Gewinner: Voraussichtl. am Samstag, 7. November 2009, 16.00 Uhr Piazzetta Historisches Rathaus zu Köln, (Teilnahme für Erstplatzierte Pflicht, Reisekosten für diese trägt Veranstalter).
Weitere Infos
Homepage: www.mangamagie.com
Forum: www.animania.de

Quelle: Pressemitteilung MangaMagie VIII, 27. April 2009

Sonntag, 26. April 2009

Wolverine 1

Filed under: Superhelden — Michael um 16:56

Wolverine 1Das kleine Neugeborene ist für das kinderlose Paar ein Geschenk des Himmels. Doch ein Mischling ist in Japan nicht gerne gesehen, obwohl es in japanischer Tradition aufwächst. Und es kommt der Tag, da die Wut sich nicht mehr unterdrücken lässt, da sich eine Macht ihren Weg bahnt, die das Kind nicht zu steuern vermag. An diesem Tag nimmt sich jemand anderes des Kindes an.

Zeitgleich zum Start des Wolverine-Kinofilms erwacht auch die Serie zu neuem Leben. Im Gegensatz zu mancher anderen Comic-Figur gehört Wolverine zu einer der langlebigsten auf dem deutschen Comic-Markt. Wolverine ist der Rächer, der bärbeißige Mutant, oft ein wenig im Schatten anderer Superhelden und doch hat er es geschafft, sich in die Herzen der Fans zu agieren.

Seine Langlebigkeit, infolge seiner Selbstheilungskräfte, bietet genügend Möglichkeiten immer neue Geschichten aus der Vergangenheit einzuflechten. Dabei enstehen und entstanden nicht unbedingt Geschichten, die Wolverine sympathischer machen, im Gegenteil. So ist auch dieser Blick in die Vergangenheit Wolverines nicht von Mitgefühl geprägt. 1943 sind mehrere japanische Familien in Kalifornien interniert worden. Wolverine ist hier nicht der große Befreier, er ist ein Peiniger, der über die Leichen von Frauen und Kindern geht.

Also sollte der Fan tunlichst den smarten Hugh Jackman vergessen und sich wieder zurückbesinnen auf die kleine, haarige, muskelbepackte und wölfische Figur, die Wolverine einmal war und von der Autor Daniel Way hier einiges zurückgebracht hat. In der Gegenwart weiß Wolverine um seine Fehler aus der Vergangenheit, aber er kann sie nicht wieder gut machen. Einzig kann er versuchen aufzuräumen. Sofern es ihn nicht vorher aufräumt. Wolverine wird hier von den Geistern der Vergangenheit einmal mehr eingeholt, ein beliebtes Thema bei Wolverine (erst jüngst geschehen mit Wolverine: Logan).

Aber es sind nicht nur die Opfer unmenschlicher Experimente, die Daniel Way hier beschwört, es ist auch ein Sohn, der Wolverine hier Schwierigkeiten macht. Nach X 23 gibt sich nun eine weitere wölfische Kreatur mit Klingen die Ehre. Daniel Way lässt den ebenfalls wölfischen und sehr geheimnisvollen Romulus im Hintergrund agieren. Wie ein Dr. Mabuse< zieht ein scheinbar Unsterblicher im Hintergrund die Fäden. Auch Parallelen zur Highlander-Serie sind spürbar. Way geht nicht den geraden Weg, er lässt Wolverine Hürden überwinden, bevor der Leser endlich die Zusammenkunft von Vater und Sohn bewundern darf. Cut! Fortsetzung folgt.

Bis zu diesem Punkt war es allerdings sehr spannend. Es wird gekämpft, doch in den meisten Fällen bleiben die Ergebnisse von Gewalt diffus. Da ist es erstaunlich, wenn Zeichner Stephen Segovia plötzlich die Zügel fahren lässt und zeigt, wie jemandem der Kopf zertrümmert wird, weil er seinen sadistischen Ausbilder böse angeschaut hat. (Natürlich muss er die textliche Vorlage Ways befolgen, doch diese Darstellung wirkt irritierend.) Segovia arbeitet ähnlich wie ein Leinil Francis Yu, etwas weniger zerbrechlich, aber seine Figuren sind ähnlich gestreckt und sehr statuenhaft. Die metallisch ausschauende Kolorierung von Matt Milla verstärkt diesen Eindruck noch. Interessant ist Segovias Nasentick, wenn man es so nennen möchte. Gerne schraffiert er den Nasenbereich, obwohl es von den Schattenrichtungen her unnötig erscheint.

Ein anderes zeichnerisches Kaliber ist Marcelo Frusin. Sehr viel reduzierter, mehr ein Pat Lee (Wolverine/Punisher) oder ein Sean Phillips. Betrachtet man die Zeichnungen wird auch sehr schnell deutlich, wie Frusin einen Wolverine im Film besetzt hätte: mit einem jungen Clint Eastwood. Unter der Maske fällt es freilich nicht mehr so auf. Autor Gregg Hurwitz, der hier eine abgeschlossene Geschichte abliefert, schreibt über einen Rachefeldzug Wolverines. Auch schon Thor empörte sich auf seine Art über den Tod einer alten Frau, die von Verbrechern eher zufällig getötet wurde. Aber Thor gab seiner Wut nicht dadurch Ausdruck, indem er die Gangster massakrierte. Wolverine kennt keine Grenzen. Ein Auge für ein Auge nimmt er wörtlich.

Wolverine trägt zwar immer noch eine Variante des klassischen X-Men-Kostüms, doch die klassischen Zeiten sind lange vorbei. Längst ist er Richter und Henker in einer Person geworden. Es mag seine Fans haben, es nimmt der Figur aber auch die Tiefe, wenn sie auf Dauer auf diese Eigenschaften reduziert wird. Spannend bleibt es dank guter Autoren und ebensolcher Zeichner. 🙂

The Umbrella Academy – Weltuntergangs-Suite

Filed under: Superhelden — Michael um 15:15

The Umbrella Company - Weltuntergangs-SuiteSie waren einmal Kinder. Äußerlich, kurz nach der Geburt, sahen sie aus wie andere Kinder. Die Umstände ihrer Geburt hingegen waren mysteriös. 43 von ihnen wurden zwar geboren, doch waren bis kurz vor diesem dramatischen Zeitpunkt ihre Mütter überhaupt nicht schwanger. Sir Reginald Hargreeves nahm sich einiger dieser Kinder an. Er erzog sie (oder ließ sie erziehen) und sehr bald schon greifen die Kinder in das Weltgeschehen ein. Einer ihrer ersten Fälle führt sie nach Paris. Als der Eiffelturm Amok lief heißt es somit zu Beginn. Ein Amoklauf ist es zwar nicht, eher eine Art Diebstahl, aber letztlich ist Paris um einen Eiffelturm ärmer, denn dieses stählerne Konstrukt ist kein einfacher Turm.

Überhaupt ist hier nichts, wie es scheint. Die Spannungen unter den Kindern sind am Anfang unübersehbar. Eigentlich soll eine gewisse Hierarchie vorherrschen, aber bei Zehnjährigen gehen schon einmal die Pferde durch. Es sind eben Kinder, wenn auch ganz besondere. Weitere zwanzig Jahre später ist das Projekt einer kleinen Gemeinschaft, bestehend aus ungewöhnlichen Menschen mit Superkräften, gescheitert. Die ehemalige Nummer Eins ist lieber im Weltraum, nicht zuletzt, da sie nun den Körper eines Gorillas hat und nur noch ihr Kopf an einen Menschen erinnert.

Die Umbrella Company muss sich wieder zusammen finden, nicht zur Begeisterung aller Beteiligten, doch Sir Reginald ist verstorben und besondere Umstände zwingen die Mitglieder dazu, wieder aktiv zu werden.

Modern und ohne Ballast von Vorbildern präsentiert sich die Geschichte von Gerard Way, gezeichnet von Gabriel Bá. Dort, wo sich Parallelen zu anderen Superhelden-Geschichten ergeben könnten, reißen Way und Bá immer rechtzeitig das Steuer herum. Instinktiv oder absichtlich, das vermag wohl niemand zu sagen.

Hier ist ein wenig Anarchie im Spiel. Nicht alles wird gleich erzählt. Die laufende Erzählung, miteinander verschmelzende Rückblenden und Nebenerzählstränge wirken wie überraschende Hackentricks. Ein Zeitsprung von 20 Jahren lässt viel Raum, um diesen zu füllen und mit geheimnisvollen Andeutungen zu spielen und unerwartete Wendungen einzubauen. Wer nach dem Anblick von Nummer Eins‘ Gorillakörper dachte Das kann ja heiter werden, wird nicht weniger erstaunt sein, wenn Nummer Fünf nach zwanzig Jahren immer noch so aussieht wie vor zwanzig Jahren.

Verwirrend? Ja, das ist es auch zunächst. Die Erzählweise von Gerard Way lässt es nicht zu, dass mal eine Seite locker flockig übersprungen werden kann. Hier gilt es aufzupassen. Aber, und das muss fett und doppelt unterstrichen werden, wegen ihrer unkonventionellen Art macht die Erzählung auch in hohem Maße Spaß. Deshalb will man keine Seite überblättern. Ganz im Gegenteil ist es eher interessant, jede Seite nach erstmaligem Lesen noch einmal abzuklopfen. Das ist nicht ganz so düster wie die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen, aber wenigstens ebenso spannend wie der erste Teil jener Saga.

Gabriel Bá gehört einer äußerst modernen Art der Comic-Zeichner an. Er ist stilistisch vergleichbar mit Kevin O‘Neill (League of extraordinary gentlemen), Guy Davis (B.U.A.P., Als die Zombies …) oder Jamie Hewlett, dem Zeichner, der den Gorillaz zu ihrem Äußeren verhalf. Ähnlichkeiten zu Bildern von Guy Davis? Das mag auch daran liegen, dass diese MTV-Clip-Optik oder auch Cartoon-Network-Optik nicht nur wegen ihrer geradlinigen Ausführung und Kantigkeit vergleichbar ist, sondern auch wegen ihrer Kolorierung, die einen großen Anteil an den Bildern hat. Dave Stewart, Haus- und Hof-Kolorist für Davis in Sachen B.U.A.P., folgt der kantigen Vorgabe der Grafiken und macht aus diesem Abenteuer ein kunterbuntes Action-Vergnügen.

In der Endausführung von Bá mögen die Zeichnungen leicht wirken, hingeworfen, dennoch geht ihnen eine Entwicklung voraus, die sich im Anhang in Auszügen ablesen lässt. (Man würde sich als Fan einmal eine schöne Sammlung solcher Entwicklungszeichnungen zu verschiedenen Serien in einem Band wünschen. Ich jedenfalls tu‘s.) Besonders faszinierend ist Nummer Eins oder auch Space Boy. Doch nicht nur die Figuren sind erwähnenswert, vielmehr hat die gesamte Gestaltung nicht nur Charme sondern auch einen gewissen Vorbildcharakter. Ist der Leser beim Endspurt angelangt, vermag er nicht mehr zu sagen, was ihn so vorantrieb. War es die Erzählung? Oder die Bilder, die deutlich eine Geschwindigkeit vermitteln und das Tempo zu dosieren verstehen?

Was zuerst wie ein Experiment wirkt, ist teilweise innovativ, nervenaufreibend, lustig, dramatisch, äußerst unterhaltend. Es geht seinen eigenen Weg, möglicherweise nicht für jedermann etwas, aber wer sich abseits bekannter SciFi- und Superhelden-Geschichten orientieren möchte, findet hier vielleicht Abwechslung. Einen Blick sollte man auf alle Fälle riskieren. 🙂

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Freitag, 24. April 2009

India Dreams

Filed under: Abenteuer — Michael um 17:05

India Dreams1944. Es herrscht Krieg in Europa. Nach der Luftschlacht über England sind es nun die deutschen Raketen, die den Briten das Leben schwer machen und die Zivilbevölkerung peinigen. Emilys schmales Haus steht unberührt inmitten der Trümmer. An einem grauen Tag erhält sie Besuch von einem gewissen Jarawal aus Kalapur. Er fragt, ob sie sich an ihn und Kalapur erinnere. Aber Emily will sich an nichts erinnern. Sie hat die Erlebnisse aus ihrer Kindheit weit hinter sich zurückgelassen. Mehr noch, sie will mit Indien und ihren Erinnerungen daran nichts mehr zu tun haben.

Ende 1927 machte sich Amelia Harryson mit ihrer kleinen Tochter Emy auf die beschwerliche Reise in das ferne Indien. Sie folgt ihrem Mann, Captain Harryson, der dort bei der britischen Armee stationiert ist. Die Ankunft ist ein Kulturschock. Indien hat gar nichts von der britischen Unnahbarkeit und Aufgeräumtheit. Die Kastenlosen leben auf den Straßen und verdeutlichen die Armut. Wenig später zeigt das Erscheinen von Dharma Singh, des Maharadschas von Kalapur, die andere, die prunkvolle Seite von Indien.

Indien erhitzt die Gemüter im wahrsten Sinne des Wortes. Auch Amelia ist nicht davor gefeit, während ihr Mann Thomas ganz der Alte zu bleiben scheint. Gefangen in britischer Manierlichkeit und Pflichterfüllung bemerkt er nicht das aufkeimende Verlangen seiner Frau angesichts des Maharadschas, den er als Offizier beschützen soll. Emy, die kleine Tochter, wird ebenfalls von diesem Land eingefangen. Eines Tages erblickt sie die Inkarnation von Ganesha in Form einer nackten jungen Frau, die auf einem Elefanten reitet. Und nur sehr alte Seelen, so heißt es, können die Avatara, die göttlichen Erscheinungen sehen.

Indien. Selbst in der heutigen Zeit erscheint es immer noch geheimnisvoll. Obwohl Armut, Atomraketen und Terroranschläge offenkundig nichts von der Romantik in der Welt verbreitet, die ein Westler bei der Namensnennung Indiens empfinden möchte, ist die Faszination an diesem Land ungebrochen. So ist denn das gemeinschaftliche Werk von Maryse und J.F. Charles eine Liebeserklärung an dieses aus unserer Sicht so ferne Land.

Auffällig ist die Gestaltung, der auf 200 Seiten erzählten Geschichte. Ohne auch nur die Handlung gelesen zu haben, nur durch das Durchblättern, faszinieren die wunderbar gemalten Bilder, die J.F. Charles ohne Umweg koloriert hat. Die Aquarelltechnik macht aus der gesamten Atmosphäre etwas Zauberhaftes, Anziehendes und macht aus der gesamten dargestellten Welt, selbst aus den Grafiken eines von Bomben zerstörten Londons etwas Magisches.

India Dreams ist mehr als nur Magie und Liebe (obwohl das schon ausreichend wäre), es ist auch ein Epochen- und ein Sittengemälde. Beginnend mit der zweiten Hälfte der Zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts folgt der Leser einer Familiengeschichte bis in die Sechziger Jahre hinein. Die Geschichte ist um Ernsthaftigkeit bemüht. Exotik bleibt nicht aus, doch ein Abenteuer im Stile eines Kali Yug: Aufruhr in Indien oder eines Der Tiger von Eschnapur sucht der Leser hier vergebens. Doch ganz ohne Kämpfe geht es auch hier nicht. Kolonialisierung bedeutet zwangsläufig auch Gegenwehr. Die Engländer sind Fremde in diesem Land. Ihre Lebensart und ihr Auftreten sind fehl am Platz. Zwar empfangen Freundlichkeit und Entgegenkommen, doch zu verschieden sind die beiden Kulturen. Erst viel später erfolgt am Beispiel der Enkelkinder eine Annäherung, aber nur, weil der indische Teil ihrer Beziehung, Jay, eine englische Erziehung und Ausbildung genossen hat.

Während besagte Enkelkinder ein logischer Schritt der Erzählung sind, können sie den Leser nicht mehr ganz so in ihren Bann schlagen, wie es noch die Großeltern und Eltern vermögen. Die Kluft der Kulturen, die Intrigen, auch die nationalen Spannungen erzeugen auf ungezwungene, aber nachdrückliche Art eine ungeheure Anziehung, die eine Unterbrechung des Lesens nur schwer möglich macht.

Und ist es nicht die Handlung, die den Leser voranzieht, sind es die Bilder, die India Dreams so unwiderstehlich machen. Eine Fotografie kann auch von vergangenen Zeiten und fremden Ländern zeugen, doch J.F. Charles fängt die Augenblicke mit großer und auch zarter Intensität ein, so dass dieser geschichtliche Abschnitt weitaus mehr Gefühl ausstrahlt, als es eine Fotografie je könnte.

Ein kleines Erlebnis, ein schöner Blick in eine Familiengeschichte, beinahe leise zu nennen, aber sehr intensiv erzählt. Die grafische Gestaltung macht India Dreams zu einem Sahnehäubchen. 🙂

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Final Crisis 1

Filed under: Superhelden — Michael um 11:31

Final Crisis 1Ein Gott fällt. Orion, der Jäger, einer der Götter von New Genesis, der Welt, die in der Vergangenheit den Machenschaften von Darkseid immer wieder Einhalt gebot, ist tot. Der ehemals mächtige Krieger liegt auf einem Müllhaufen. Ein irdischer Polizist findet ihn und gerät dadurch in einen Strudel von Ereignissen, die er sich im Traum nicht vorgestellt hätte. Hinter den Kulissen, von den Helden unbemerkt, pirscht sich jemand an die Schurken heran und versucht sie zu einen. Libra, so nennt sich der Maskierte, will das Gleichgewicht wieder herstellen. So verspricht er es jedenfalls. Aber die Schurken sind misstrauisch. Vielen geht es um die alleinige Macht.

Unterweltsgrößen wie Lex Luthor fällt es schwer, sich einem großen Ziel unterzuordnen, wenn dafür die Belange anderer berücksichtigt werden müssen. Dennoch zeigen Libras Bemühungen bald die ersten Erfolge. Die Helden der Erde müssen sich unterdessen wie Schulkinder vorführen lassen. Zur Untersuchung des Todes von Orion wurden von den Wächtern von OA Alpha Lanterns entsandt. Mit aller zur Verfügung stehenden Überheblichkeit machen sich die Alpha Lanterns an die Arbeit.

Geheimnisvoll ist die Atmosphäre gleich zu Beginn des Auftakts zur Final Crisis. Bislang hat sich vieles verändert im DC-Universum und der Fan wusste zeitweise nicht mehr, wo ihm der Kopf steht. Mit den neuesten Ereignissen tritt etwas Ruhe ein. Einige kleine Erzählschnippsel zu Beginn sorgen für ein klein wenig Verwirrung, doch schon bald erfolgt die Erzählung höchst strukturiert, ein wenig wie in einer Soap Opera, aber überhaupt nicht vorhersehbar.

Wer ist Libra? Diese Frage kann an dieser Stelle nicht beantwortet werden, doch es ist eine Frage, mit der sich auch die hier versammelten Superschurken auseinandersetzen. Da ist ein neuer Outlaw in der Stadt, den niemand jemals zuvor gesehen hat und will ihnen Befehle erteilen. Das ist ungewöhnlich genug. Ungewöhnlicher noch wird der Umstand, wenn dieses Wesen (die Frage des Geschlechts ist auch ungeklärt) seine Macht demonstriert und vor den Augen der versammelten Schurken einen Helden tötet (wenn auch nur einen relativ unbekannten). Und als wäre das nicht außergewöhnlich genug, ermitteln nicht nur Alpha Lanterns in einem Gottesmord, sondern auch noch ein ganz normaler Polizist.

Der Auftakt der Final Crisis bedeutet auch ein Wiedersehen. Ein paar alte Bekannte wie Doktor Light oder Mirror Master feiern hier ihren Kurzauftritt. Gegen passablere Helden wie den Flash ist es um sie nicht so gut bestellt, doch diese Kleinhelden von der League of titans … Irgendwie scheinen die noch nicht ganz trocken hinter den Ohren zu sein. Es sind diese kleinen Episoden am Rande, die auch die Schurken menschlicher erscheinen lassen und damit mehr Volumen geben.

Grafisch kann sich der Fan hier nicht beschweren. Den Auftakt macht der langjährige Rächer-Zeichner George Perez, der auch das Zusammentreffen von JLA und Rächern in Szene setzte. Weitere eindrucksvolle Gastarbeiten, vielleicht noch einen Hauch realistischer (aber nur einen Hauch) werden von Tony Daniel, Aaron Lopresti, Ivan Reis und Philip Tan abgeliefert. Weitere Top-Zeichner geben sich in der Haupthandlung die Ehre. Ed Benes bereicherte mit seinen Arbeiten die Welt von Superman, JLA oder auch der Birds of prey. Carlos Pacheco schuf mit seinen Bildern zu den Episoden um einen bösen Batman und einen bösen Superman ein wunderschön gezeichnetes Comic-Erlebnis. Für den Großteil der Umsetzung ist schließlich J.G. Jones verantwortlich. Insgesamt, und das betrifft auch das ungleich größere Team für Tusche und Farbe, hat sich DC nicht lumpen lassen, um aus der ersten Episode der Final Crisis ein Fest für die Augen werden zu lassen.

Ein sehr guter Gesamteindruck, optisch wie erzählerisch. Der Autor Grant Morrison bereitet seine Geschichte so gut auf, dass man am liebsten gleich alles lesen möchte. Leider muss man sich bis zur Fortsetzung gedulden. Das ist aber auch der einzige Nachteil am Auftakt der Final Crisis. 🙂

Dienstag, 21. April 2009

Conan 9 – Auf dem Schlachtfeld geboren

Filed under: Abenteuer — Michael um 18:14

Conan 9 - Auf dem Schlachtfeld geborenEs ist Conan. So sagen die Menschen um ihm herum, wenn sie keine andere Begründung für sein Verhalten finden können. Es ist Conan. Conan ist so und nicht anders. Doch anders ist er, anders als sie. Er wurde auf dem Schlachtfeld geboren und stählt sich bereits als Knabe in Kämpfen und erringt früh die Anerkennung der Erwachsenen und den Neid anderer Jungen. Er lernt den Hass von seinesgleichen kennen. Neugierig beobachtet er ein Mädchen, dass sich mit ihrem Vater, einem geächteten Zauberer in ihre Berge geflüchtet hat. Ein kurzer Moment wie von Liebe stiehlt sich in sein Leben. Bis zu jenem Tag, als ein Befreiungskampf alles verändert.

Wie konnte aus der Figur Conan jener Eroberer, überragende Barbar und Zerstörer werden, wie er in Kurzgeschichten und Romanen, auch in Filmen zu erkennen ist? Der Autor Kurt Busiek, Erzähler unzähliger Abenteuer verschiedenster Reihen und Charaktere, hat sich der Aufgabe angenommen, Conan eine Kindheit und eine Jugend zu geben, bis zu jenem einschneidenden Ereignis, der Schlacht um Venarium, in der Conan endgültig zum Mann reift.

Auf dem Schlachtfeld geboren: Vom ersten Augenblick an wird die Härte Cimmerias deutlich. Die Eltern kämpfen auf dem Schlachtfeld. Gerade noch hat die hochschwangere Frau ihrem Mann das Leben gerettet, kommt auch schon der Sohn zur Welt: Conan. Auf dem Schlachtfeld inmitten der getöteten Feinde geboren, wird es von seinen Stammesbrüdern als Zeichen angesehen. Und in der Tat ist Conan anders, obwohl er sich lange bemüht einer von ihnen zu sein. Bereits sehr früh besitzt er einen ausgeprägten Willen, ein großes Durchsetzungsvermögen und würde sich eher töten lassen, als sich einem Gefühl der Angst zu ergeben, denn Aufgabe kennt dieses Kind nicht. Wenn jemand die stärksten Eigenschaften der Cimmerier in sich vereinigt, dann isr es Conan.

Wenn es um das Überleben geht, wählt Conan das Leben, es sei denn, er sieht sich vor die Aufgabe gestellt, jemanden zu beschützen. Conan ist noch ein Kind, als er den ersten Menschen tötet. Einer seiner Spielgefährten wird zum tödlichen Feind. Genährt durch die Erzählungen von Vätern und Großvätern kennen diese Kinder den Kampf. Der Tod ist in diesem kargen Land sowieso allgegenwärtig. Busiek berichtet, er erzählt nicht nur, von einem bis in den letzten Winkel stimmigen Land, von Menschen, die der Erde um sich herum das Nötige zum Leben abtrotzen. Eigentlich könnten sie gehen. Raubzüge in ferne Länder zeigen, dass sie sich eine neue Heimat suchen könnten. Aber die Cimmerier sind nicht bloß eine Bevölkerung, sie sind dieses Land und gehen eine Einheit mit ihm ein.

Es ist Conan.

Busiek beschreibt Conan als Menschen, der stets um diese Einheit bemüht ist, aber zu anders ist, um jemals dazuzugehören. Als Junge rettet er einem Mann das Leben, indem er einem Wolf im Zweikampf die Kehle mit den Zähnen herausreißt. Wenig später bekämpft er eine Raubkatze ebenso unnachgiebig. Auf einem verwunschenen Schlachtfeld muss er sich gar mit einem Kannibalen auseinandersetzen. Diese und andere Erlebnisse, der Drang, diese auch vollkommen allein zu bewältigen, lassen Conan ins Abseits geraten. Die wenigen schönen Erlebnisse Conans (obwohl der Junge sicherlich seine ganz eigene Definition davon hat) sind leicht zählbar, aber keine Einzelheit in seinem jungen Leben kommt ohne große Intensität daher. Busiek lässt nicht nur Conan, sondern gleich alle Cimmerier am Rande des sprichwörtlichen Abgrunds balancieren.

Diese Intensität wird nicht nur allein durch die Erzählung, sondern auch durch die grafische Darstellung erreicht, die Greg Ruth hier in Perfektion abliefert. Seine Bilder erinnern an Momentaufnahmen, wirken stets ein wenig ruhelos, selbst wenn es sich um Momente der Pause und des Innehaltens handelt. Das Gesicht des kleinen Conan lächelt nur selten. Im Rausch, als Belohnung an der Seite der Männer lacht er aus vollem Halse. Verzückung und Verwunderung sind gleichfalls selten. Man könnte sagen: Conan gehört nicht zu den Menschen, die etwas zu lachen haben. Es herrscht kraftstrotzende, explodierende Gewalt. Blut spritzt wie Gischt, Köpfe und Gedärm fallen auf den Schlachtfeldern. Das wird nicht beschönigt, vielmehr von Greg Ruth wie ein unzensiertes Kriegsgemälde dargestellt. Kämpfe zwischen Cimmeriern und Aquiloniern oder Vanir und Aesir sind nicht jene geschönten Schlachtengemälde, auf denen die Kämpfe hoch her gehen, aber niemand blutet. Ein wenig hat man das Gefühl einer Dokumentation. Der Tod, wie er hier eintritt, gehört so dazu.

Betrachtet man einzelne Geschehnisse, mag es auch sein, dass sie unter dem Einfluss von Werken wie 300 entstanden sind. Die Kämpfe stehen sich in ihrer harten Darstellung in nichts nach. Conans Kampf gegen den Wolf erinnert an den Initiationsritus von König Leonidas. Die Schlacht um Venarium könnte auch der Enge der Thermophylen entrissen worden sein. Die aquarellartige Zeichentechnik von Greg Ruth erhöht allerdings den Realismus der Geschehnisse im Gegensatz zu den Bildern von Frank Miller.

Ein grandiose Beschreibung von Conans Kindheit, kompromisslos, hart, realistisch, vielleicht ganz im Sinne von Robert E. Howard, der, hält man seine Conan-Geschichten zugrunde, sicherlich zufrieden gewesen wäre mit dem Ergebnis. 🙂

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Montag, 20. April 2009

X-Men Sonderband – Young X-Men 1

Filed under: Superhelden — Michael um 19:29

X-Men Sonderband - Young X-Men 1Die X-Men sind tot. Es leben die X-Men! Cyclops kann nach der großen Katastrophe und der Minimierung aller Mutanten weltweit nicht von den X-Men lassen. Jemand muss weiterhin für das Gute, für ein wenig Gerechtigkeit oder wenigstens für Sicherheit einstehen. Ein paar wenige Mutanten könnten den Traum von Charles X. Xavier neu erstehen lassen. Aber sie sind allesamt blutjung und unerfahren, obwohl ihre Kräfte es in sich haben. Blindfold besitzt zwar keine Augen, sehen kann sie dennoch. Ink kann Kräfte über die Art und Platzierung von Tätowierungen auf seinem Körper erlangen. Wolf Cub ist ein Werwolf, Rockslide ist ein unzerstörbarer Gigant, der mächtig hinlangen kann. Dust kann sich in eine tödliche Sandwolke verwandeln.

Die ersten Trainingseinheiten fallen ernüchternd aus. Gemeinsames Kämpfen ist ihnen fremd. Gegen ihre virtuellen Gegner, eine frühere Gruppe junger X-Men, haben sie durch ihre schlechte Koordination keine Chance. Cyclops hingegen treibt sie an, drängt sie. Die Zeit spielt gegen sie. Den Anschein vermittelt er jedenfalls und schickt seine Schutzbefohlenen alsbald in den Kampf. Aber etwas stimmt nicht. Blindfold kann auch in die Zukunft sehen. Was sie in ihren Visionen entdeckt, gefällt ihr nicht. Leider sieht sie immer nur Bruchstücke und schon gar nicht das, was sie auch wissen will.

Eine neue Generation macht sich startbereit. Gefangene werden keine mehr gemacht. Kein Witz, denn Cyclops macht den neuen Anwärtern klar, dass ihre Feinde keinen Moment zögern werden, sie zu töten. Deshalb sollen sie, wenn ihnen ihr Leben lieb ist, zuerst töten und zwar gnadenlos. Das sollte den neuen Mitgliedern etwas merkwürdig vorkommen. Zunächst jedoch glauben sie ihrem Lehrer, der die Aufgabe diverser anderer X-Men übernommen hat, allen voran Charles Xavier.

Marc Guggenheim inszeniert einen Neustart mit blutjungen Mutanten, die auf gewissen Weise kämpfen können, aber noch nicht wissen wissen, was es bedeutet, ein X-Men zu sein. Sie starten in einer Zeit, in der viele ihre Fähigkeiten verloren haben und eine deutliche Hoffnungslosigkeit und Weltuntergangsstimmung in der Luft liegt. Andererseits können normale Menschen aufatmen, denn die großen Schlachtfelder von Helden und Bösewichtern sind seltener geworden. Aber eben nur selten. Als Leser muss man sich fragen, wer sich an all die Aufräumarbeiten macht, die Schäden bezahlt und und und. Kaum hat Guggenheim die neuen Jungs und Nädels auf die Welt losgelassen, machen sie auch schon Kleinholz. Immerhin bleibt das in den Nachrichten nicht unerwähnt.

Die neuen X-Men lassen sich leichter überreden mitzumachen, als es in der Vergangenheit mitunter der Fall war. Guggenheim gibt den Kids eine Aufgabe. Wie falsch sie in jeglicher Hinsicht liegen, ist eine positive Überraschung (für den Leser, nicht für die Akteure). Das ist ohne Unterbrechung spannend und wartet sogar mit einem Ende auf, dass der Leser als besonderen Schluss erwarten würde, aber nicht als Überleitung zu einem zweiten Teil.

Yanick Paquette ist ein Minimalist. Zarte, schmale Striche und keiner zuviel, das scheint seine Devise zu sein. Bekannt durch seine Arbeiten an den Ultimativen X-Men ist er nun in das erste Universum zurückgekehrt. Schatten und Schraffuren werden von Paquette nur eingesetzt, wenn es notwendig ist. Das betrifft dunkle Flächen, Halbschatten, Trenner zwischen Hell und Dunkel. Darüber hinaus überlässt er den Hauptteil der Arbeit, um einen voluminöseren Effekt zu erzielen, dem Koloristen. Paquette abstrahiert auch ein wenig. Bei Charakteren wie Rockslide fällt das nicht weiter auf, je menschlicher die Figuren werden allerdings schon. Da Terry Dodson einige Cover für diese kleine Reihe zeichnete, fällt der Unterschied zwischen möglichst hohem (idealisiertem) Realismus und Abstraktion verstärkt auf. Durch die sehr dünnen Tuschestriche zu Beginn wirken auch die Zeichnungen etwas dünn, durch eine fettere Linienführung im zweiten Teil gibt sich das.

Ein gelungener geheimnisvoller Auftakt: Für Neulinge auf dem X-Men-Parkett ist dies auch ein guter Einstieg, ein Schnupperkurs, da die Geschichte keinerlei Vorkenntnisse braucht. Der Schluss ist gemein und lässt für den zweiten Teil einiges erwarten. Man darf richtig gespannt sein.

Samstag, 18. April 2009

Dungeons and Dragons 1

Filed under: Abenteuer — Michael um 11:38

Das Beste aus den Welten von Dungeons And Dragons 1In den vergessenen Reichen streift der Dunkelelf Drizzt Do’Urden umher, nirgends richtig daheim, oft angefeindet und nur mit wenigen Freunden in dieser großen und gefährlichen Welt gesegnet. Eines Tages verschlägt es ihn an die Seite einer kleinen Gruppe von Menschen, die einer Bande Orks und Ogern hinterherjagen. Drizzt schließt sich ihnen an. In einer kleinen Geschichte erzählt R.A. Salvatore, aufbereitet von Nick Schley, wie Drizzt ein wenig mehr Menschlichkeit gewinnt, indem er einen folgenschweren Fehler begeht. Ausgerechnet ein Goblin wird zum Stein des Anstosses, damit in Drizzts Herzen eine neue Saite angeschlagen wird.

Dieser Goblin (der äußerlich an die Hauselfen aus Harry Potter erinnert) ist ein Sklave. Drizzt wird die Schuld an seinem Tod zu tragen haben. Diese vermeintlich schlichte Geschichte, aus der eine Tragödie wird, ist von Zeichner Rafael Kayanan mit höchst realistischem Zeichenstil in Szene gesetzt worden. Es ergibt sich ein Blick in eine Fantasy-Welt, in der die einzelnen Volksgruppen nicht nur echt, sondern wie aus der Realität abgezeichnet wirken. Hier wurde beste Arbeit im Sinne großer phantastischer Ausstattungen wie HdR oder Star Wars geleistet. Eine verhaltene und düstere Kolorierung unterstreicht den halb dokumentarischen Charakter der Bilder, die Techniken einer Gerichtszeichnung aufweisen.

Das Gegengewicht, die letzte Geschichte in diesem Band, ist deutlich phantastischer angelegt. Im Reiche Eberron, immer noch dem Spielprinzip der Dungeons and Dragons angehörend, ticken die Uhren etwas anders als in den Vergessenen Reichen. Ein wenig erinnert die Atmosphäre an ein Warhammer. Es wirkt kälter, gnadenloser, aber nicht weniger fantasievoll. Graukell, ihres Zeichens Hauptmann, hat eine Geschichte zu erzählen. Sie handelt von einem Krieg gegen Untote und der Verlagerung einer Schlacht auf ein Gebiet, in dem höhere Mächte am Werk sind. Nach einem großen Gemetzel sind zwar die Untoten endgültig tot, dafür stehen den Soldaten Gnolle gegenüber, die ebenso wenig Federlesen um ein Menschenleben machen. Nur Graukell und ihr Getreuer, ein Kriegsgeschmiedeter namens Knüppel, erfahren, was der Feind eigentlich in dieser Gegend wollte. Doch das macht es nicht besser.

Chris Lie gehört als Zeichner eher in die Tradition eines Pat Lee, der mit seiner inzwischen am Randes des Kults kratzenden Reihe Warlands zu einem der Wegbereiter auf dem Feld der Fantasy-Comics gehört. Zeichenstile aus Mangas finden sich hier von Chris Lie weiterentwickelt wieder. Hier wird Farbe als Gestaltungsmittel erwartet. Lie arbeitet ausschweifend, mit vielen Details. Er breitet sich gerne aus, entflieht kleineren Bildern in groß angelegte Ansichten der Landschaft oder auch des Krieges zwischen den Fantasy-Völkern.

Neben einem Ausflug in die Vergessenen Reiche und Eberron dürfen auch die Abenteuer um die Drachenlanze von Margaret Weis und Tracy Hickman nicht vergessen werden. Das Vermächtnis erzählt von einer Initiation, die einen jungen Mann einer schweren Prüfung unterzieht. Optisch von Javier Aranda in Szene gesetzt, wird Seite auf Seite recht kühl, obwohl die Farben von Chris Summers versuchen, eine Art Zeichentrickeffekt herzustellen, was aber nicht immer gelingt.

Ein insgesamt guter Einblick in die Welten von Dungeons and Dragons, mehr noch, vielleicht eine Entscheidungshilfe für eine dieser Rollenspielwelten. Die schönen zeichnerischen Umsetzungen mögen einen zusätzlichen Anreiz bieten. Und wer einfach nur eine rollenspielfreie Zeit überbrücken möchte, liegt hier goldrichtig. 🙂

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