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Comic Blog


Dienstag, 24. Februar 2009

Silbermond über Providence 2 – Wiedergeburt

Filed under: Mystery — Michael um 21:34

Sildermond über Providence 2 - WiedergeburtAufpassen sollen sie, die beiden Männer. Sie haben keine Angst in der Dunkelheit. Warum auch? Sie sind bewaffnet. Sie haben einen gefährlichen Hund dabei. Ungeheuer sind doch nur Ammenmärchen. Oder Indianermärchen. In jedem Fall sind sie nichts, was einem gestandenen Mann, der im Westen aufgewachsen ist, Angst einjagen sollte. Alles läuft gut auf der Wache. Wenn nur dieser blöde Hund nicht so ziehen würde … Das treue Tier ist allerdings vollkommen unschuldig, denn es befindet sich in den Pranken eines riesenhaften Wesens mit gigantischen Hauern im aufgerissenen Maul. Trotzdem lassen sich die Männer nicht beirren und schießen.

Monster! Ein gutes Monster … Nein, nein, ein gutes Monster ist in diesem Fall kein totes Monster, sondern ein beeindruckendes Monster. Monster sind im Comic wie auch im Zeichentrick zu einer Art Königsdisziplin geworden. Ein gutes Monster muss gut gestaltet sein. Es muss dem Thema gut angepasst sein. Es muss gruselig, unheimlich sein, mysteriös vielleicht auch. Es muss aus dem Rahmen fallen, überraschen. Eric Herenguel war gezwungen, mit seinen Monstern eine Besonderheit zu schaffen. Monster und Western vertragen sich gewöhnlich schlecht, jedenfalls sind die Beispiele in dieser Hinsicht eher spärlich gesät.

Im zweiten und abschließenden Band der Geschehnisse während der Zeit des Silbermonds über Providence steigt der Leser bereits mit der Kenntnis um die seltsamen und furchtbaren Monster in den Wäldern rund um die kleine Westernstadt ein. Der Werwolf lässt sich gleich zu Beginn wieder blicken. Bei dieser Figur von einem Werwolf zu sprechen, ist nicht einfach, denn er ist sehr überproportioniert und stellt selbst solche Kreaturen aus einem Action-Kracher wie Van Helsing in den sprichwörtlichen Schatten. Herenguel zeichnet seinen Werwolf mit solchen Ausmaßen, dass die von ihm gezeichneten erwachsenen Männer gerade einmal die Höhe eines Beins dieser Kreatur erreichen. Mit den behaarten Muskelpaketen könnte das Monster gegen einen Hulk antreten.

Interessanterweise ist das rein gar nichts gegen die andere Kreatur, die sich Herenguel ausgedacht hat. Noch größer und wuchtiger wirkt sie, wie aus einem Alptraum entsprungen. Hat der Werwolf einen Schädel, der mehr einem mutierten Wildschweinschädel gleicht, so wartet das führende Monster mit einer Art Elchkopf auf, der allerdings im Vergleich zum Körper recht klein gerät, sieht man einmal von dem ausladenden Geweih ab – das nimmt jedoch nichts von seiner beängstigenden Wirkung. Außerdem wird es von einer Rotte rattenähnlicher Wesen umgeben, die eine verkleinerte Version der zombiefizierten Dobermänner aus Resident Evil sein könnten.

Monster sind Monster und sie tragen ihren Teil zur Atmosphäre der Geschichte bei. Geister können das Tüpfelchen auf dem I sein. Der Geist des kleinen Mädchens in dieser Geschichte erinnert an die Darstellungen in japanischen Gruselfilmen, wie überhaupt die gesamte Optik thematisch eine Art Grusel-Eastern trifft Action-Western sein könnte. Mit einer begrenzten, aber nichtsdestoweniger effektvollen Farbpalette schafft Herenguel ein wunderbar stimmiges und auch stilvolles Ambiente – sofern sich dieser Ausdruck auf einer sorgfältig inszenierte Optik anwenden lässt. Hinzu kommt, dass er mit den Farben täuscht. Die Dunkelheit verspricht nicht automatisch das Grauen und helles Licht bringt nicht gleichzeitig Trost und Hoffnung mit sich. Das Titelbild ist die regelrechte Überschrift für Herenguels Gestaltungstrick. Eine schöne Vegetation wirkt paradiesisch, doch der Blick der jungen Frau mit den Revolvern erzählt das genaue Gegenteil.

Eric Herenguel versteht sich ebenso gut auf die Gestaltung der Beziehung zwischen Sheriff Stuart und Cathy, der jungen zugereisten Frau, deren Motive einige Zeit schleierhaft waren. Die beiden bilden ein außergewöhnliches Ermittlungsduo, in dem die Frau die etwas gewitztere, vielleicht sogar diejenige mit dem besseren Durchblick ist. Daneben besteht die tragische Beziehung zweier Brüder und am Ende ein nicht unerhebliches Geheimnis, das auch einem Dan Brown zu Gesicht gestanden hätte – jedenfalls hätte er die Lösung sicherlich ähnlich aufgebaut.

Ein Genre-Mix, sehr wohltuend gemischt, hochgradig spannend erzählt und vom Autor in Personalunion auf sehr eigenständige wie auch sanfte Weise in Szene gesetzt. Ebenfalls ein großes Plus: Die Geschichte ist in diesen zwei Bänden abgeschlossen. 🙂

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