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Comic Blog


Samstag, 31. Januar 2009

The Spirit – Die besten Geschichten

Filed under: Thriller — Michael um 19:17

The Spirit - Die besten GeschichtenEin Mann steht im Schatten. Obwohl er dazu aufgefordert wird, tritt er nicht ins Licht. Seine Abschiedsworte: Nennen Sie mich doch einfach … Spirit.

In 22 Episoden wurde wichtige Abschnitte aus dem fiktiven Leben des Spirit zusammengestellt. Das Phänomen Spirit, seit 1940 erschienen und von Will Eisner geschrieben und gezeichnet, zieht nach der Zeitspanne eines ganzen Menschenlebens immer noch Leser in seinen Bann. Wenn sich dann noch Hollywood an diesem Stoff bedient und eine weitere Comic-Größe wie Frank Miller dieses Projekt in die Hand nimmt, ist dies für den sowieso hoch gelobten Eisner wie ein posthumer Ritterschlag.

Wie wurde aus Denny Colt der Spirit? Diese Ursprungsgeschichte, die dem Leser hier präsentiert wird, zeigt sehr gut, dass auch Will Eisner klein angefangen hat, bevor die Welt und die Figuren um den Spirit herum zu Hochtouren aufliefen.
Die Zeichnungen sind in der ersten Episode noch sehr auf Realismus bedacht. Die Auseinandersetzung zwischen Denny und dem gefährlichen Dr. Cobra (ich liebe diese Namen) erinnert ein wenig an die Entstehung des Jokers. Hier wie dort gibt es eine Figur, die für tot gehalten wird und zurückkehrt. In diesem Fall ist es allerdings der Gute. Aus Denny Colt wird der Spirit.

Bereits 1939 machte eine Comic-Figur auf sich aufmerksam: Batman. In den Detective Comics trat der maskierte Detektiv, später als dunkler Ritter namentlich in den Köpfen der Leser verankert, erstmalig auf. Es gibt Parallelen zum Spirit, aber auch deutliche Unterschiede. Wichtigstes Merkmal zur Unterscheidung dürfte ein viel höherer humoristischer wie sezierender Blick auf Menschen und die damalige Gesellschaft sein.

Dennys Ansprechpartner Commisioner Dolan hat zu Beginn schon leicht karikierte Züge, diese werden im Verlauf der Geschichten aber immer comic-hafter. Bald schon erinnert sein Äußeres an den 1929 erstmals aufgetretenen Popeye. Sie teilen sich den schiefen Mund, den verkniffenen Zug im Gesicht, sie tragen sogar beide eine Pfeife im Mund. Und beiden ist eine etwas knötterige Mentalität zueigen. Doch Commisioner Dolan ist bei weitem nicht eine derart wichtige Figur für den Spirit, wie es ein Commisioner Gordon für Batman ist. Weit aus wichtiger sind die Frauen. – Ein Umstand, den wieder beide Figuren gemeinsam haben, aber die Frauen um den Spirit sind eindeutig mit einer größeren kriminellen Energie ausgestattet.

Silk Satin, eine toughe, äußerst zwielichtige Frau, mit einer für heutige Verhältnisse modernen Kurzhaarfrisur, steckt schon mal eine Kugel weg – und holt sie sich selber aus dem Arm – während ihre Kumpanen beim bloßen Anblick der Verletzung bereits der kalte Schweiß auf der Stirn steht. Dulcet Tone gehört zu der Sorte Frauen, die sich ohne mit der Wimper zu zucken mit der Axt zur Wehr setzen, wenn es sein muss. P’Gell ist ein die Männer mordender Vamp. Wild Rice wird leider nicht alt genug, um größere kriminelle Energie zu entwickeln. Lorelei Rox verzaubert die Männer mit ihrem goldenen Haar. Und Sand Saref erschüttert unseren maskierten Helden ganz besonders. Das Mädchen, mit dem Denny Colt aufwuchs, hat sich zu einer raffinierten Verbrecherin entwickelt. Dennoch hat er es sich zur Aufgabe gemacht, die Frau, für die er immer noch so viel empfindet, zu fassen und dem Gesetz zu überstellen.

Für diese Sammlung hat sich der US-amerikanische Comic-Verlag DC die Mühe gemacht, die Bilder farblich zu überarbeiten, allerdings angepasst an die Originale. Darüber hinaus lässt sich grafisch nicht eine Entwicklung, sondern auch die Bandbreite der Bilder von Will Eisner ablesen.
Unterschiedliche Geschichten erfordern eine unterschiedliche Umsetzung. Zwischen ernsthaft melodramatisch, gruselig und komödiantisch ist alles vertreten. Eisner versucht bereits auf der ersten Seite einer Geschichte durch eine stimmungsvolle Einleitung mit einem jeweils anderen Seitenaufbau Rechnung zu tragen. Dabei sind über die Jahre hinweg viele Kleinode entstanden, die in ihrer Art richtungsweisend auch für andere Künstler wurden.

Über die Machart der Bilder – bei aller Entwicklung, die in ihnen steckt – kann man sich als Leser streiten. Aus heutiger Sicht lässt sich nicht einfach sagen, dass sie altbacken wären, da es mittlerweile ein Gewirr an Stilen und Richtungen in der Comic-Kunst gibt, in denen auch grafische Eigenarten, wie Eisner sie pflegte, wiedergekehrt sind. Manchmal findet sich eine Bilderbuchoptik, die der Leser und Comic-Fan vielleicht aus ganz alten grafischen Geschichten wie Vater und Sohn her kennt. Manchmal sind die Bilder dergestalt, wie sie sich verbreitet in Comics der 80er Jahre noch finden lassen. Die Geschichten, denen immer etwas einer Boulevardkomödie anhaftet, ganz gleich mit welchem Thema sie sich befassen, wirken frisch und jung.

Würde Will Eisner noch leben, oder hätte er die Möglichkeit besessen, noch viele Jahre weiter seine Techniken zu entwickeln, so würde er heute auf seinem Weg regelmäßig Vorgaben gemacht haben, die richtungsweisend sind. So hat sich besonders der Spirit in das Kulturgut eingegraben – zeitlos gut und unterhaltend. 🙂

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