Homer hat das Problem vieler amerikanischer Hobby-Griller: Er hat keine Ahnung davon. Spätestens wenn Homer Grillanzünder auf einen Gasgrill schüttet, sollte jedem Betrachter klar sein, dass Amerika in Not ist. Oder dass Opa Feuer fängt. Oder die Simpsons hungrig bleiben. Wie gut, dass es den Frittierenden Holländer gibt! Hier warten Thunfisch-Rollen, gebackene Walschwanzflosse und natürlich der Fang des Tages. Leider befördert der Fang an diesem Tag eine Leiche mit Zementschuhen an die Oberfläche. Nach diesem auf Mafia-Art gemordeten Mann ist logisch, was der Fang des Tages auf der Karte ist: Italienisch gefüllte Krabben.
So weit, so makaber. Captain Horatio McCallister hat es aus den Weiten des Meeres an den Hafen verschlagen, wo er sein kleines Restaurant betreibt. Und wie so oft bei weit gereisten Personen gibt es auch bei ihm einen kleinen dunklen Fleck auf seiner Weste, der ihn nun einzuholen droht. Kaum sitzen die Simpsons bei ihm zu Tisch – wie ein böses Omen möchte man meinen – läuft ein Seelenverkäufer namens Lisa Marie im Hafen ein.
McCallisters alter Bootsmann Chowder Jackson ist zurück. Sein Herz ist voll von Rache. Sein Ziel ist es, seinen alten Skipper zu ruinieren.
Friss-Bis-Du-Platzt-Büffett – so oder ähnlich muss Homers Name für das Paradies sein. Oder für die Hölle. Einerlei, Homer scheint endlich seine Berufung gefunden zu haben. Der Leser errät es – das ist keine Kunst: Homer in der Nähe von Nahrungsmitteln, das kann nicht lange gut gehen. Homer, der ein Geschäft retten soll: Das kann erst recht nicht gut gehen. Aber Homer und seine Familie spielen hier eher die Nebenrolle. Das Raubein McCallister, ein verhinderter Seewolf – ebenso mies, aber irgendwie hysterisch – muss sich mit den Geistern seiner Vergangenheit auseinandersetzen – die ebenso mies und nicht weniger hysterisch sind.
Chuck Dixon entführt den Simpsons-Fan hier in die endlosen Weiten der Gastronomie, in die Konkurrenzkämpfe, die Feinschmeckerrestaurants, hin zu den Tricks der Gourmetköche … Machen wir uns nichts vor. Das perfekte Dinner sieht anders aus. Bereits zu Beginn veranstaltet Homer in bester Al Bundy– (immer die Asche vom letzten Jahr) und Doug Heffernan-Tradition (der brennt ein eigenes Logo ins Fleisch) ein Barbecue. Unter der Überschrift Koch der Karibik verbrennt Homer nicht nur sein Fleisch, sondern zündet eine mittlere Bombe in der Nachbarschaft. Dixon hätte sich genauso gut mit dem Kauf eines neuen Grills – oder einer kosmetischen Operation von Marge – beschäftigen können, aber er schickte seine Helden auf ein Hausboot, um Fisch zu essen.
Kapitän McCallister, der ein wenig an eine amerikanische Cartoon-Variante unseres allseits beliebten Karl Dall erinnert und dessen ARR vor jedem zweiten Satz sehr gut von dem Komödianten und Moderator interpretiert werden könnte, erzählt ein Seemannsgarn, mit dem er sich nicht hinter Größen wie Käpt’n Blaubär zu verstecken braucht. Allein die Hamster, die sich hier wie wild gewordene Tribbles verhalten, sind für die Geschichte Gold wert.
Die Zeichnungen – kommen wir zum gewohnten Teil – sind so gut wie immer. Keine Ausrutscher sind in der Ausführung erkennbar. Phil Ortiz liefert eine prima Arbeit im Rahmen der Vorgaben ab, die von Mike Decarlo (Tusche) und Art Villanueva (Farben) perfekt fortgeführt werden.
Wer sich für Figuren abseits der Simpsons-Familie interessiert, kann diesmal dem Schicksal von Kapitä McCallister folgen, der sich in einer gastronomischen Schlacht ohnegleichen bewähren muss. Aber was ein echter Seebär ist … 🙂