Die Zeiten haben sich geändert. In diesen Tagen fällt ein Mensch auf wie ein bunter Hund. Überall sind Mutanten auf den Straßen. Sie fürchten nicht mehr angefeindet zu werden. Jetzt sind sie an der Macht, genauer, das Haus von Magnus ist es. Unter Magneto ist der Homo Sapiens zum Aussterben verurteilt. Doch es gibt Menschen, die sich nicht einschüchtern lassen, auch solche, die sich verbessern ließen. Einer von ihnen ist Luke Cage. Äußerlich normal anzuschauen, hat er schon so manchen Angreifer durch seine Stärke überrascht.
Luke Cage, von schwarzer Hautfarbe, muss bald feststellen, dass auch die Gleichberechtigung der Hautfarben keinerlei Wert mehr besitzt. Neben einem Mutanten sind Menschen gleich welcher Hautfarbe so viel Wert wie Dreck. Langsam entwickeln sich Enklaven oder Ghettos, in denen sich die Sapiens zusammenrotten. Das ehemalige Hell’ Kitchen in New York wird zu Sapien Town. Luke fasst einen Entschluss. Dank seiner Kräfte gelingt es ihm Stück für Stück ein Territorium zu erobern, in dem Mutanten nichts zu sagen haben. Immer mehr Sapiens mit besonderen Fähigkeiten versammeln sich um Luke.
Moon Knight, Hawkeye, Iron Fist, Tigra und andere werden zu einer schlagkräftigen kleinen Gruppe im Untergrund. Sie fallen auf. In einer Zeit, in der sich die Fronten immer weiter verhärten, wird von offizieller Seite beschlossen, Feuer mit Feuer zu bekämpfen. Eine andere Gruppe wird gegen die Leute um Luke Cage ins Feld geschickt. Da draußen in den Straßen herrscht plötzlich Krieg.
Als das House of M regierte, jene Verirrung, die durch die fehlgeleiteten Kräfte der Scarlett Witch zustande kam, entwickelte sich vieles anders als – für den Marvel-Leser – bekannt. Unter der Feder von Autor Christos N. Gage folgt der Leser Luke Cage, einer im Marvel-Universum nicht unwichtigen Figur, die aber Mitläufer als Hauptfigur ist. Nachdem allerdings ein Held wie Captain America in dieser alternativen Realität inzwischen ein alter Mann ist, der nie eingefroren wurde, müssen andere Figuren an die vorderste Front.
Luke Cage wird zum Anführer einer Gruppierung namens Rächer. Bis dahin ist es allerdings ein weiter Weg, auf dem sich nicht nur die verschiedensten Menschen zusammenfinden, sondern auch Veränderungen unterschiedlichster Art durchlaufen werden. Lukes Gruppe steht ein echtes Lumpenpack (des normalen Marvel-Universums) gegenüber, das jedoch offiziell und ungestraft agieren darf unter der Führung von Thunderbird, der, amerikanischer Ureinwohner hin oder her, nichts auf die Solidarität der Hautfarben hält. Hier geht es um Kämpfe auf Leben und Tod. Blob, Taskmaster, Avalanche und selbst der Punisher schenken Lukes Mannen und Frauen keinen Millimeter Boden.
Gage zeigt dem Leser, wie aus einer Gangsterbande – denn nichts anderes sind sie in dieser Welt – eine kleine Streitmacht wird, ein Fanal für den Homo Sapiens, sich nicht alles gefallen zu lassen. Aus der Unterdrückung des Homo Sapiens wird bald eine Rassenfrage, die in die Nähe vergangener Untaten gegen Minderheiten gerückt wird, ein Umstand, dem sich auch Magneto stellen muss, der selber im Zweiten Weltkrieg den Rassenwahn erlebte und dessen Tochter (Scarlett Witch) keine Mutantin, sondern eine Sapien ist, wie diese Minderheit nur noch genannt wird.
Als Zeichner wurde Mike Perkins verpflichtet. Perkins ist ein Vertreter des realistischen Zeichnens. Besonders zu Beginn sind die Bilder außergewöhnlich gut. Im späteren Verlauf kann dieser spektakuläre Auftakt nicht mehr ganz gehalten werden, bleibt aber immer noch auf einem sehr hohen Niveau. Es lässt sich schwer sagen, welcher Künstler die Tuschearbeiten ausführte, Andrew Hennessy oder Mike Perkins, aber gerade hier liegen vermutlich die Unterschiede in der Bildqualität begraben, die mal äußerst fein ist und optisch auf dem Punkt und mal gröber wirkt.
Farblich schenken sich die beiden Koloristen Laura Martin und Raul Trevino beide nichts. In ihrem Auftrag, ein möglichst düsteres Ambiente zu schaffen, haben bei brilliert.
Ein dunkles Kapitel Marvel-Geschichte, exzellent erzählt und grafisch dargestellt. Für all jene Marvel-Fans, die eine gute Alternativrealität mit vielen Überraschungen zu schätzen wissen, sind diese Rächer ein gutes Ausflugsziel. 🙂