Dieses junge Mädchen ist so waghalsig, dass es selbst dem hartgesottenen Gamma die Sprache verschlägt. Der Leichtigkeit nach zu urteilen, mit der sie in lebensbedrohlichen Situationen immer noch die Ruhe bewahrt, ist Wolfina, so der Name der jungen Frau, ein Naturtalent. Ihre Leistungen haben ihr die Bewunderung der Gesetzeshüter eingebracht. In gerade einmal zwei Jahren, so heißt es, habe sie 68 Fälle aufgeklärt und 23 kriminelle Organisationen zerschlagen. Auch diese Information nötigt dem hartgesottenen Gamma äußersten Respekt ab – was jedoch nichts daran ändert, dass er erst einmal mächtig in Schwierigkeiten steckt.
Magst du vielleicht meine Brüste anfassen? Wolfina ist um keinen Spruch verlegen. Und Gamma Akutabi, der Haudrauf, derjenige, der sich niemals von Gangstern der übelsten Sorte abschrecken lässt, gerät bei der schlagfertigen Wolfina in arge Verlegenheit. Das ungleiche Paar rauft sich zusammen, nicht zuletzt, weil gemeinsame Feinde zur Kooperation zwingen. Mystic, ein Magier, der nicht nur selber kämpft, sondern auch kämpfen lässt, bringt die beiden in Schwierigkeiten.
Die zweite Episode von Zombiepowder mit dem klangvollen Untertitel Can’t kiss the ring (of the dead) präsentiert einen neuen Handlungsstrang, der sich mit dem Geheimnis der Ringe beschäftigt, die maßgeblich zur Entstehung des Zombiepowders beitragen. Nebenher muss sich Gamma Akutabi mit einem neuen Gegner auseinandersetzen, der auch auf der Jagd nach den Kleinoden der Macht ist.
Das Zombiepowder, genauer seine Entstehung könnte eine Idee aus einem alten Zombie-Film sein, aus jenen Tagen, als diese untoten Wesen noch keine Menschen fraßen und im Kern ein Teil des Voodoo-Glaubens waren. Diese Ringe, die das Zombiepowder erst ermöglichen, werden aus menschlicher Lebenskraft gespeist. So jedenfalls ließe es sich beschreiben. Bevor der Ring Kraft geben kann, muss er sie zuallerst einmal aufnehmen. Tite Kubo, der mit seiner Serie Bleach als Manga und Anime in aller Fan-Munde ist, hat hier eine Serie geschaffen, die vor allem eine gewisse apokalyptische Tendenz besitzt. Sie hat Ähnlichkeiten zur Realität, weicht aber auch von ihr ab. Wenn ein Zirkusbesitzer, auf dessen Konto über 20.000 Tote (!) gehen sollen, hinter den Zombieringen hinterjagt und skurrile Kampfszenen aufeinanderfolgen, kann man sich als Leser des Eindrucks nicht erwehren, es mit einer Art japanischem dunklen Turm zu tun zu haben.
Gammas Gegner ist ein freakiger männlicher Zatanna, vielleicht auch jemand, der wirkt, als sei er dem Psycho Circus entflohen. Hier hätte Tite Kubo noch ein wenig mehr Mut beweisen und mehr Zirkusinsassen zum Einsatz bringen sollen. Der Auftritt des … (überraschen lassen) kurz vor Schluss gibt einen Eindruck, mit welcher Wucht eine größere Gruppe regelrecht durch die Handlung gefetzt wäre.
Die Zeichnungen sind in jedem Fall weiterhin fetzig, mitunter rasend schnell in Szene gesetzt. Wenn es rund geht, geht es rund, aber so richtig. Da Gamma nicht mehr der einzige ist, der im Kampf seinen Mann steht (na, gut, Wolfina steht ihre Frau, um auch ganz korrekt zu sein). Wer Mangas optisch kennt und mag, wird keine Überraschungen erleben. Tite Kubos Bilder sind solide Arbeiten, die den Gesetzmäßigkeiten des Genres gehorchen – außerdem sind es frühe Arbeiten, inzwischen ist er noch besser geworden. Seine Charaktere sind gelungen und kommen besonders durch die Konstellation zur Geltung. Einzeln sind sie gut, zusammen noch besser.
Eine spannungsgeladene zweite Folge mit einem sehr guten neuen Charakter – Mangas bringen erfreulicherweise viele starke Frauenfiguren hervor. Tite Kubo hat eine Fortsetzung geschrieben, die man erst ganz zum Schluss erst wieder weglegen mag. 🙂
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