Noch sind die Flugteufel mit sich selbst beschäftigt. Das Verhalten dieser Greifvögel ändert sich schlagartig, als sie das seltsame Fluggerät entdecken, das rasend schnell in ihr Revier eindringt. Diese Flugteufel kennen keine Angst. Sie attackieren die Insassen des Fluggeräts. Storm wehrt sich, aber er kann nicht verhindern, dass er die Balance verliert. Er fällt über Bord, mitten hinein in die grüne Hölle unter ihm. Allein auf sich gestellt versucht Rothaar das Fahrzeug unter Kontrolle zu bekommen. Dies gelingt ihr kurz, bevor sie Storm in die Tiefe folgt.
Als Storm die neue alte Welt betrat, verschlug es ihn in die Restbestände der alten Zivilisation wie auch in verschiedene klimatische Zonen, bis … … das Geheimnis gelüftet wurde. Einige Zeit hätte der Leser annehmen können, es mit einer endlosen Reise ohne jeglichen Hintergrund zu tun zu haben. Derlei Szenarien existierten immer wieder einmal, nicht zwangsläufig mit dem Genre Science Fiction verbunden.
Bevor es an die Lüftung des Geheimnisses geht, steht aber erst einmal eine Region auf dem Programm, die wahrlich den Titel Die grüne Hölle verdient. Vor lauter Bäumen sieht der Betrachter hier den Wald nicht. Der Boden ist von knorrigen Wurzeln überwuchert. Zwischen den Stämmen hängt ein undurchsichtiger Nebel, große Blätter bedecken Lücken im Astwerk, Lianen zwischen den Bäumen machen ein Manövrieren mit Fluggeräten so gut wie unmöglich. Man stelle sich ein verwunschenes Amazonasgebiet vor, in dem alles eine gewisse Superlative erreicht und schon ist der Ort für ein außergewöhnliches Abenteuer geschaffen.
Fast jedenfalls. Denn die grüne Hölle hat noch mehr zu bieten. Tief unten am Boden hausen Mutanten, die sich von dem ernähren, was von denen da oben so herunterfällt. Das kann Abfall sein, das können auch Leichen sein. Wenn jemand wie Storm und Rothaar als lebendige Menschen solchen Wesen vor die Krallen kommen, ist das Horror pur. Autor Dick Matena spielt mit dem Gruselfaktor des Kannibalismus ähnlich wie schon H.G. Wells in seiner Zeitmaschine machte, unnachahmlich umgesetzt in der ersten Verfilmung des Themas. Sind derlei Wesen noch vernunftbegabt und können sich durch Worte verständigen, wird der Horror noch eine Stufe höher angesetzt.
Dick Matena belässt es aber nicht dabei. Die Affenmenschen, die in diesem Dschungel leben, wirken wie eine Hommage an den Planeten der Affen, ganz besonders durch den Umstand, dass einer dieser Primaten durch einen im Dschungel lebenden Einsiedler groß gezogen wurde und das Sprechen erlernte. Endzeit- und Westernatmosphäre geben sich in der Folge ein Stelldichein, bis die Geschichte eine Wende nimmt, die an diesem Punkt nicht zu erwarten war. Damit dürfte Matena dem Leser das wohl größte Schnippchen schlagen – indem er einen Haken schlägt, der nicht nur der Geschichte wie auch der gesamten Reihe eine völlig neue Richtung gibt.
Es soll nicht verraten werden, obwohl die Handlung bereits einige Jährchen auf dem Buckel hat. Doch die ganzseitige – und toll gestaltete – Ansicht eines Raumschifffriedhofs am Grunde der grünen Hölle gibt einen kleinen Ausblick darauf, was in Storms Zukunft eine immer größere Rolle spielen wird.
Don Lawrence kann hier mit seinem Können richtig wuchern. Neben einer realistischen Ansicht von Pflanzenwerk wollen auch Flammen, Wasserfontänen, Hautoberflächen, Felle und vieles andere gemeistert ein. Matena macht es seinem Zeichner zunächst nicht so leicht, indem er Gegner in schlichte Uniformen steckt. Der Aufwand dieser Ausgabe ist immens – und doch nur ein Vorgeschmack auf das, was Don Lawrence später noch alles leisten wird. Das Cover zeigt ansatzweise, wie sehr Lawrence später seine Bilder perfektionieren wird. Dann werden jegliche Bilder Cover-Qualität haben.
Zuvor jedoch finden sich noch kleine Mängel – es ist eigentlich eine Frechheit bei solchem Können von Mängeln zu reden. Aber da Lawrence zeigt, dass er es später besser kann, mag man diese Meinung nachsehen. Kleine Mängel sind beispielsweise die weiblichen Gesichter, die sich durch Kuhaugen, Froschmünder und eine durchgängig dreieckige Gesichtsform auszeichnen. Bei diesen duckfaces war Lawrence bei weitem noch nicht so differenziert, wie es alsbald während der Chroniken von Pandarve gelingen sollte. Alles andere ist schon so vorhanden, wie es der Fan bereits kennt, allerdings noch in der Entwicklung – deren Stand hier so manch anderer Comic-Künstler nie erreichen wird.
Ein tolles Abenteuer aus den alten Tagen Storms. Hier zeichnet sich eine Wende zu einem größer angelegten Zyklus ab. Don Lawrence’ Talent zu bewundern, ist immer wieder ein Genuss und ganz besonders in diesem Band mehr als einen Blick wert. Wer lernen möchte, wie’s gemacht wird, sollte die Grafiken in diesem Band genau unter die Lupe nehmen – im wahrsten Sinne des Wortes. 🙂
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