Mit Krieg wird Geld verdient. Darum geht es und sonst nichts. Wenn also eine gesamte Union einen neuen Militär-Etat zu vergeben hat, sind Rüstungsfirmen schon bereit, sich dafür so richtig ins Zeug zu legen. Im Klartext bedeutet das eine Auseinandersetzung, die sich vor und hinter den Kulissen abspielt. Ein abgelegener und unwirtlicher Planet wurde zum Schauplatz eines Wettkampfes auserkoren. Die beiden konkurrierenden Firmen schicken jeweils einen Trupp Soldaten mit dem Besten, was sie an Waffentechnik zu bieten haben, ins Rennen. Wer siegt, gewinnt den Etat. So einfach ist das.
So einfach? Nein, nicht, wenn eine vierte Macht ins Spiel kommt, deren Eingreifen niemand vorhersehen konnte.
Nachdem der Leser die Geschichte um die vierte Macht schon abgeschlossen glaubte, gibt es nun eine Fortsetzung. Gal Kennington, die aus einem Experiment hervorging, das entscheidend dazu beitragen sollte einen Krieg zu gewinnen, versucht sich immer noch den Fängen ihrer Häscher zu entziehen. Die Galaxis ist zwar groß, dennoch scheinen die Netze überall ausgebreitet zu sein, so auch auf dem Planeten Nebula Alpha.
Es ist ein hässlicher und öder Planet. Er hat nichts zu bieten und entsprechend gibt es auch keine Bewohner auf ihm – also ist er als Zufluchtsstätte wie gemacht. Keine Bewohner? So ganz richtig liegt Gal damit nicht. Außerdem hat sie die aktuellen Vorkommnisse nicht ins Auge gefasst. Da es ein großes Budget für Kriegswaffen zu vergeben gibt, wird ein Wettkampf zweier Waffenschmieden veranstaltet, der nicht nur aussieht wie ein kleiner Krieg, sondern sich auch für die beteiligten verurteilten Verbrecher so anfühlt.
Willkommen im Universum von Juan Gimenez, des Zeichners, der bei seinen Bildern keine Kompromisse eingeht und seinen Lesern ein ganz besonderes Leseerlebnis beschert.
Gal ist gereift. Sie ist eine starke Persönlichkeit, die Freunde hat, die ihr beistehen wollen, die Gal aber nicht in ihre Schwierigkeiten hineinziehen will. Ein Trümmerfeld und ein Minengürtel umgeben ihren Zufluchtsort. Am Boden ist es bitterkalt, von Wolken verhangen, eine endlose karge Fläche scheint sich stets bis zum Horizont auszubreiten. Eine trostlosere Umgebung dürfte Gimenez selten gestaltet haben, aber es macht deutlich, warum der Planet für diesen Wettstreit der Waffenkonzerne ausgewählt worden ist. Hier gibt es nichts, was zerstört werden könnte …
Außer einem großen Turm, an dem Gimenez innerlich wie äußerlich zeigen kann, welch gestalterisches Talent er ist. In Rückblicken wird die Geschichte der beiden Bewohner erzählt, einer jungen Frau in Stasis und eines kleinen Jungen, der mit seiner Mutter nur über Drohnen kommunizieren kann. Dass die Frau jemals wieder aus ihrem medizinischen Kokon heraus kann, ist zu diesem Zeitpunkt unwahrscheinlich. Allein diese Einzelheiten und die grafische Aufbereitung packen einen als SciFi-interessierten Leser. Wer außerdem noch einen Bezug Military-SF hat, kann sich auf einige sehr spannende Szenen freuen. Es flitzen schlanke, raketenförmige Kampfjäger vorüber, die der Leser, der am Genre interessiert ist, mit den Zeichnungen eines Don Lawrence vergleichen kann, der ein ähnliches Design von Fluggeräten auch in Trigan und Storm sehen ließ. Gimenez hingegen geht einige Schritte weiter, er ist eine Spur moderner, näher an der Realität, manchmal auch plastischer.
In der Welt des Krieges ist nichts bunt. Sie ist grau, braun, metallisch vielleicht. Wenn Farben zu sehen sind, stammen sie von Feuer und Blut. So könnten die Bilder übersetzt werden, ließe man als Leser den Text vollkommen außer Acht. Den Terror des Krieges zeigt Gimenez mit einer ausgefeilten Zerstörung, die besonders Gal mit ihren telekinetischen Fähigkeiten zu leisten vermag. Auf einer ganzseitigen Abbildung zerstört sie einen angreifenden Panzer, zerlegt ihn geradezu in seine Einzelteile, der zu einem metallenem Regen verkommt.
Gal zerstört aber nicht nur. In anderen höchst beeindruckenden Bildern heilt sie ihre neue Freundin. In sehr weichen Farbaufträgen, die den Eindruck von Zerbrechlichkeit hinterlassen, gestaltet Gimenez besonders mit der Krankenstation einige Szenenbilder, die wie von einem H.R. Giger inspiriert wirken.
Grafisch beeindruckend, schwankend zwischen hoffnungsvoll und düster, schreibt und zeichnet Juan Gimenez den Überlebens- und Freiheitskampf von Gal Kennington fort. Freunde von Military-SF kommen voll auf ihre Kosten. Wer außerdem einen Blick hinter die Kulissen werfen möchte, findet im Anhang einige tolle Entwurfs- und Produktionsskizzen. 🙂
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