Zayne Carrick hat eigentlich andere Probleme, solche, die groß genug sind. Schließlich wird er wegen Mordes gesucht. Da liegt es nicht unbedingt nahe, sich in der Unterstadt herumzutreiben, wo an der Oberfläche ein Krieg tobt, wo es darunter dunkel ist, heimtückisch und schrecklich entstellte Monster Jagd auf alles machen, was sich auch nur im geringsten bewegt. Doch Zayne hatte schon häufiger eine Art Schutzengel oder Glück im Unglück, so streckt auch jetzt ein Lichtschwert die Angreifer nieder, von denen sich Zayne und sein Freund Gryph schon in Stücke gerissen sahen.
Celeste Morne, eine Jedi, ist nicht auf Taris gelandet, um Zayne für seine angeblichen Verbrechen zu jagen. Sie hat andere, wichtigere Dinge im Sinn, die ihre ganze Aufmerksamkeit erfordern. Sollte Zayne durch Zufall in der Unterstadt zu Tode kommen, ist es ihr gleich, sollte er überleben, es kümmert sie auch nicht. Viel wichtiger ist der Fund eines Gegenstands, den die Mandalorianer in ihre Gewalt gebracht haben: Der Muur-Talisman.
Wie lässt sich eine Crossover-Verbindung über einen Zeitraum von 4000 Jahren hinweg schaffen? Selbst für ein Star Wars-Universum voller Möglichkeiten ist dies kein einfaches Vorhaben. Die beiden Autoren John Jackson Miller und Mick Harrison haben das Unterfangen gewagt und ein Artefakt ins Spiel gebracht, das für die Sith von besonderer Bedeutung ist. Ähnlich wie früher – vor vielen Jahren – der Kaiburr-Kristall unterstützt der Muur-Talisman seinen Träger mit einigen erstaunlichen Fertigkeiten.
In der Galaxis grassiert eine Seuche, die aus den Infizierten monströse Gestalten macht, die alles und jeden angreifen. Geistlos attackieren sie ihre Opfer. Wer nicht gefressen, sondern nur gebissen wird, infiziert und verwandelt sich nach kurzer Zeit. Auch hier lässt sich eine Parallele zu anderen allseits bekannten Monstren herstellen, die sich ebenfalls gerne ungehemmt vermehren, besonders durch Bisse: Zombies, Vampire oder Werwölfe. Diese Star Wars-Variante, Rakghouls gerufen (der Name sagt eigentlich genug), kann vom Träger des Talismans beherrscht und kommandiert werden. Da die Seuche sich rasend schnell ausbreiten kann, stehen einem Träger binnen kürzester Zeit loyale Truppen zur Verfügung, deren Geistlosigkeit durch den Willen und die Intelligenz des Talisman-Trägers ersetzt werden.
So weit, so furchtbar für die alte Republik, wo der Leser diesen Wesen erstmalig begegnet. Eher sehr cartoony ist die Art der Bilder, die Scott Hepburn hier zeichnet. Das nimmt dem Szenario ein wenig die Bedrohlichkeit und hebt es auf das kinderverträgliche Niveau einer Nachmittagszeichentrickserie. – Das könnte der Leser jedenfalls anfänglich glauben. Die Handlung belehrt ihn sehr bald eines besseren. Denn die Aufbereitung der Optik und die Handlung widersprechen sich. Letztlich erreicht es nicht ganz die Action eines der Kinofilme, doch die Zuschauer der Clone Wars-Filme, der Zeichentrickvarianten wie auch der Animationsumsetzung, werden auf ihre Kosten kommen.
Nachdem der Leser Zayne Carrick und seinem Freund Gryph auf ihrem Abenteuer gefolgt ist, gelangt er wieder in Gefilde, die vertrauter sind und auch ein deutlich erwachseneres Erscheinungsbild haben. Doug Wheatley gehört zu den Star Wars-Stammzeichnern. Gerade in den Bereichen der Clone Wars hat er immer wieder mit seinen Bildern auf sich aufmerksam gemacht. Nach einem Zeitsprung, der den Leser von den Knights Of The Old Republik zu den Dark Times bringt, tritt endlich wieder Darth Vader auf den Plan.
In 4000 Jahren kann viel geschehen und es können sich viele neue Mythen entwickeln. Der Mythos um eine geheimnisvolle Truhe mit noch ungewissem Inhalt geistert seit vielen Jahren durch die Galaxis. Einige haben eine Ahnung, was sich dahinter verbergen könnte, darunter auch Vader, der es sich wünscht eine Waffe in die Hände zu bekommen, mit der er seinen Meister töten kann.
Die Szenerie ist nicht so geräumig wie noch im ersten Teil mit Zayne Carrick. Es ist eine Art Kammerspiel mit Sith, einer Jedi, künftigen Rebellen, einem Wissenschaftler und Klonkriegern. Die Inszenierung ist gruselig, düster, auch dank des Geistes eines Sith-Lords, der die in der Macht Starken am Ort dieses Geschehens für seine Zwecke zu umgarnen versucht.
Wheatley fängt die Atmosphäre dieser Szene toll ein, aber – auch das ist immer wichtig in diesem Zusammenhang – das Duo Dan Parsons (Tusche) und Dave McCaig (Farben) hat einen großen Anteil am Gelingen dieses Abschnitts.
Ein beinahe episches Crossover quer durch die Zeitzonen von Star Wars. Gut aufgebaut ist es eine grafisch tolle Jagd auf ein Artefakt, das einiges ändern könnte. Man darf richtig gespannt sein, wie das Kleinod seine Reise in die Zukunft des Sternenkrieges fortsetzen wird. 🙂
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