Möhren sorgen für gute Laune. Wer Möhren isst, verhält sich besser und ist netter zu seinen Mitmenschen. Isnogud, der Großwesir, sollte einmal Möhren essen. Aber wo bekommt man im Orient so etwas wie Möhren? Und wie sehen Möhren überhaupt aus? Harun al-Pussah, der Kalif von Bagdad, wagt sich auf die Suche nach diesem sagenhaften Gemüse. Oder ist es Obst? Die Gutmütigkeit und die Unwissenheit des Kalifen wird mitunter ausgenutzt, so in dem Fall, als ein Händler dem Kalifen Bananen anstelle von Möhren anbietet. Die Wirkung dieser Möhren ist allerdings gleich Null, weshalb der Schwindel schnell auffliegt.
Isnogud gut? Bestimmt nicht. Mag sich der Kalif noch so sehr bemühen, sein Großwesir sinnt weiterhin auf den ganz großen Plan, um seinen unliebsamen Vorgesetzten endlich loszuwerden. In Bagdad selber hat Isnogud schon ziemlich viele Möglichkeiten ausgeschöpft. Neue Ideen ergeben sich hier selten. Da trifft es sich, dass eines Tages eine Landefähre aus dem All in der Wüste niedergeht, außerirdische Forscher dem Landemodul entsteigen und neugierig auf die unbekannte Umgebung schauen. Nachdem sie ergebnislos versucht haben, mit einem Kamel Kontakt aufzunehmen, entdeckt Isnogud etwas sehr interessantes bei ihnen: Eine Waffe, die denjenigen, der von ihrem Blitzstrahl getroffen wird, auflöst. – Und schon hat der Großwesir eine neue Idee, wie er den Kalifen loswerden kann.
Es ist eher die Ausnahme, dass Kalif Harun al-Pussah eine Episode ganz für sich alleine hat. Die Suche nach den Möhrchen für Isnogud ist von René Goscinny ganz besonders liebevoll und mit viel Herz geschrieben worden. Außerdem kann sich der Leser auf einen Gastauftritt einiger Kameraden freuen, die in den Gewässern des Orients ganz bestimmt keine ’öme’ und auch keine Gallier finden werden – so kommen sie wenigstens einmal relativ heil davon.
Nach einigen Abenteuern, in denen auch ein Plan mit einer Tse-Tse-Fliege misslingt, scheint endlich der große Tag gekommen zu sein: Der Narrentag. Endlich herrscht Rollentausch, die Kleinen können groß sein, die Großen lernen das untere Ende der Leiter kennen. Pantoffelhelden haben plötzlich das Sagen, Sklaven lassen sich bedienen und Großwesire? Es ist absolut herrlich, wie Isnogud seine eintägige Machtposition zu nutzen versucht, damit aus einem Tag als Herrscher viele werden.
Goscinny lässt seinen Helden auch nach diesem Debakel nicht aufgeben. Das muss man dem kleinen Mann als Leser lassen: Hartnäckig ist er. Alte Gesetze wie das der Herausforderung sind nur Anlass zu einem Zwischenspiel. Aufwändiger wird es, wenn Wahlen in Bagdad anstehen und plötzlich nicht mehr nur einer, der Kalif nämlich, zur Wahl steht, sondern viele. Plötzlich läuft in Bagdad alles kunterbunt durcheinander.
Goscinny ist ein Meister des kleinen feinen Humors wie auch des knallenden Wortwitzes und der Situationskomik. Derlei kann nicht zur Gänze gelernt werden, sondern es muss auch ein gewisses Grundtalent vorhanden sein, denn einen Menschen zum Lachen zu bringen, ist so leicht auch wieder nicht. Auch wird hier von Goscinny ein besonderes Werkzeug orientalischer Märchen aufgegriffen, das der Leser später in einer anderen Reihe neu entdecken wird – auch nicht ganz bezuglos zu Isnogud.
Asterix im Morgenland heißt dieses Abenteuer, in Indien angesiedelt, in dem der Bösewicht eine nicht unwesentliche Ähnlichkeit mit Isnogud besitzt. Nun sind die Teppiche in dieser besonderen Episode von Isnogud mit dem Titel Der Zauberteppich ganz besonders gestrickt … gewebt natürlich. Sie lassen einen Menschen verschwinden, indem sie ihn nach Peking transportieren und dann einfach nicht zurückfliegen. – Warum Goscinny ausgerechnet dieses Ziel für seinen Teppich wählte, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben. Die ausbleibende Verwunderung der Chinesen über die seltsamen Neuankömmlinge, die das Pech haben auf einem solchen Teppich zu sitzen, ist jedoch für mehrere Lacher gut. Es ist halt das Land des Lächelns.
Jean Tabary vertieft sich wieder in einen herrlich cholerischen Isnogud, der die ideale Rolle für Louis de Funès gewesen wäre. Wer den frankobelgischen Humor zu schätzen weiß, in einer glänzenden Farbenpracht übrigens, der wird mit einer guten Mixtur aus längeren und kürzeren Geschichten bestens unterhalten. 🙂
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