Redhand will einfach nur untertauchen, nicht auffallen. Er möchte leben wie alle anderen auch. Aber ein Mann, den die Götter nicht erkennen, ein Mann, der unbeschreibliche Eigenschaften im Kampf aufweist, fällt früher oder später auf und dann bleibt ihm nur noch die Flucht. Bisher hat Redhand sich wieder einmal verstecken können. Als ganz gewöhnlicher Mann mit einer ganz gewöhnlichen Arbeit in der Hafenstadt Silacaea lebt er ein bescheidenes Leben. Bis eines Tages ein Gaunerduo versucht, ausgerechnet ihn auszurauben.
Die Diebin und der kleine Zauberer müssen feststellen, dass der Trick, mit dem sie alle anderen Tavernenbesucher außer Gefecht setzen, bei Redhand nicht funktioniert. Schlimmer noch für Redhand: Nicht die Gauner werden des Diebstahls verdächtigt, sondern er selbst. Dieser Eindruck wird noch durch dem Umstand verstärkt, dass er für Zauberei vor aller Augen unempfänglich ist und die magischen Blitze einfach an ihm abprallen. Glück im Unglück: Die Diebin erbarmt sich seiner und verhilft ihm zur Flucht vor dem wütenden Mob.
Zuerst sträubt sich Redhand über die unverhoffte Gesellschaft. Schließlich jedoch wird ihm die Gesellschaft – insbesondere von Mara, der Diebin – der beiden kleiner Gauner immer angenehmer.
Redhand wandelt nun seit einiger Zeit in dieser für ihn neuen Welt, aber gewöhnt hat er sich immer noch nicht an sie. Zu vieles ist einfach fremd und unbegreiflich.
In der 2. vorliegenden Geschichte von Redhand mit dem Titel Die Waffe der Götter lernt der Leser zusammen mit dem Helden eine Großstadt in dieser Welt kennen. Der optische Eindruck ist leicht venezianisch, ein wenig florentinisch, ein Eindruck der sich mit all seinen Kuppeln und Palästen auch in Star Wars – Episode 1 ergab und so ähnlich auch in Novotopia zu sehen war. Dieses Design ist weitaus schöner und für den Leser auch optisch eindrucksvoller als jene Gestaltungen, die mehr Mittelalter und Nachkriegsruinen zu tun haben und häufig derart in einem nachzivilisatorischen Szenario zu finden sind.
Aber Zeichner Mario Alberti geht noch weiter und belässt es nicht bei italienischen Einflüssen. Wer im weiteren Verlauf die Statuen oder die Oberflächengestaltung betrachtet, entdeckt indische oder auch kambodschanische Einflüsse wie in Angkor Wat, aber auch etwas byzantinisches an den Gebäudestrukturen. Alles ist in ein neutrales Weiß getaucht, zum Teil mit Spuren der Verwitterung. Die Stadt ist sehr organisch, sie fühlt sich optisch gut an, fremd, aber echt fremd.
Wenn Alberti in den zweiten Teil der Geschichte einschwenkt und ein Relikt aus der Vergangenheit der Erde in dieser Umgebung die Oberhand gewinnt, hat dies die Wirkung eines zweiten Weltuntergangs oder wenigstens einer neuerlichen Zeitenwende.
Diese erste Zeitenwende erzählt Autor Kurt Busiek, der allseits bekannte Comic-Veteran (Die Rächer u.a.) hier in einem Rückblick aus der Sicht von Mara, der Diebin. Aus dem Untergang der Welt ist eine Sagenmär geworden, verklärt durch Ideen über ein vergangenes Utopia und Götter.
Busiek beschreibt zuerst die Gegenwehr Redhands, den Versuch, sich zu entziehen. Redhand will nicht zum Werkzeug werden, er will niemandes Freund sein, keinen an sich heranlassen. Er muss erkennen, dass genau dieses Verhalten das Verderben für seine neuen Freunde bedeutet. Redhand glaubt nicht an die Götter, aber sie sind es, denen er schließlich die Schuld zuweist. Aus Rache beginnt er mit seiner Zerstörung.
Busiek erzählt sehr stimmig darüber, wie ein Mann mit seiner Zurückhaltung genau das bewirkt, was er vermeiden wollte. Je mehr er sich zu entziehen versucht, desto höher ist der Eindruck von Schwäche, die andere ausnutzen wollen. Redhand verhält sich wie ein Kriegsveteran, der den Frieden sucht und bei jeder Gelegenheit den Kampf auf dem Silbertablett serviert bekommt.
Mehr Informationen, mehr Geheimnisse. Einige Schleier werden von Kurt Busiek gelüftet, zugleich wird die Welt um Redhand vergrößert. Diese Zivilisation wird dank einer sehr guten Darstellung durch Mario Alberti immer interessanter, vielschichtiger. Redhand ist weiter auf der Flucht, verzweifelt und wütend. Das kann für die Fortsetzung alles bedeuten. Man darf gespannt sein. 🙂
Redhand 2 – Die Waffe der Götter: Bei Amazon bestellen