Iron Man, Black Bolt, Dr. Strange, Reed Richards, Prinz Namor und Professor X alias Charles Francis Xavier beschützen aus dem Hintergrund die Erde vor Gefahren. Sechs der mächtigsten und intelligensten Menschen der Welt haben sich vereint, damit Katastrophen gar nicht erst entstehen. Diese sechs Menschen, so machtvoll sie auch sein mögen, sind doch nicht so schlau, wie sie es gerne hätten. Selbst mit ihren Kräften ist die Herausforderung eines ganzen Imperiums zu ehrgeizig – um es vorsichtig zu formulieren. Eigentlich ist es waghalsig und dumm. Die selbsternannten Illuminati geraten hierbei gefährlich an ihre Grenzen und bekommen dies ziemlich drastisch vor Augen geführt.
Diese mittlere Katastrophe, die sie erledigt glauben, hält die Illuminati nicht davon ab, sich noch gefährlicheren Dingen zuzuwenden: den Machtsteinen. Sechs gibt es an der Zahl und Schwierigkeiten haben sie bereits gemacht. Während des Infinity Gauntlet nutzte Thanos genau diese Machtsteine, um das Universum ins Chaos zu stürzen. Sechs Steine, sechs Illuminati, allesamt menschlich. Auch hier nehmen sie sich wieder allzu viel vor. Reed Richards glaubt – entgegen der Einwände seiner Mitverschwörer – die Steine beherrschen zu können. Wie es sich bald herausstellt, sind all die bisherigen Probleme nur Geplänkel, ein Vorspiel zu den wirklich großen Schwierigkeiten, die nicht nur die Illuminati, sondern die ganze Welt bedrohen.
Wenn Brian Michael Bendis sich eine Geschichte vornimmt, dann kleckert er nicht, nein, er klotzt. (Natürlich darf auch die Mitarbeit von Brian Reed in diesem Zusammenhang nicht geschmälert werden.) In den letzten Großereignissen haben diverse Charaktere stets eine große Rolle gespielt. Der Civil War und der World War Hulk haben das Image der Helden ziemlich angekratzt. Es findet eine Drehung im Kreis statt. Jede Initiative scheint dazu angetan, diesen Kreislauf nur zu beschleunigen, denn am Ende jeder Verbesserungsmaßnahme steht eine noch größere Herausforderung oder es kündigt sich eine Katastrophe unbekannten Ausmaßes an.
Secret Invasion lautet das Zauberwort. Wer ist echt? Wer ist ein Skrull? Seit wann wird die Menschheit unterwandert? Seit wann werden sie manipuliert? Wer ist für all die Desaster und die daraus folgende Instabilität wirklich verantwortlich?
Diese Fragen werden auch hier noch nicht beantwortet. Das hieße auch, einem neuerlichen Großereignis die Luft herauszulassen. Bis dahin sind die Abenteuer der sechs Helden eher klassisch. Natürlich widmen sie sich keinen leichten Aufgaben. Das Zusammentreffen mit dem Beyonder, einem Inhuman mit beinahe göttlicher Macht, die selbst die Stimmgewalt eines Black Bolt in den Schatten stellt, wird eher beiläufig gelöst. Die kleine Überredungsprozedur des Kree, der die Nachfolge von Captain Marvel antreten könnte, ist ungewöhnlich inszeniert und auf ihre Art sehr spannend.
Was dann kommt …
Darf hier noch nicht verraten werden.
Grafisch werden die losen Episoden von Jim Cheung miteinander verknüpft. Cheung zeichnet meisterlich und gehört sicherlich zu den ganz Großen seines Fachs. Er rangiert sicher auf einer Ebene mit Yanick Paquette (Die Ultimativen X-Men) oder auch Ausnahmekünstlern wie Bryan Hitch (Die Ultimativen) und Jim Lee (All Star Batman). Die sehr fein ausgeführten Zeichnungen werden von Mark Morales geradezu zerbrechlich getuscht.
Wenn sich Cheung einseitig, mit einem großartigen Namor-Bild, oder auch doppelseitig, mit einem Auftritt einer großen Ansammlung von Marvel-Helden, austoben kann, wünscht man sich eine Zoom-Funktion.
Die Plastizität der Bilder ist Justin Ponsor zu verdanken, der genau die richtigen Abstimmungen hinbekommt und einen außerordentlichen Sinn für Farbkompositionen zu besitzen scheint.
Ein in sich geschlossenes Marvel-Erlebnis, gleichzeitig das Fundament für ein weiteres Marvel-Ereignis. Spannend, auch am goldenen Sockel der erwähnten Helden sägend, grafisch beeindruckend – so hat man diese Helden noch nicht gesehen. Top. 🙂