Herk Mondo ist ein Held. Er muss einer sein, wenn er sich derart heroisch auf die Aliens, – die Wanzen, wie er sie nennt – stürzt. Geld spielt zwar auch eine Rolle, denn ein Held muss auch leben können, aber der Spaß an der Sache darf nicht unterschätzt werden. Hätte Mondo allerdings gewusst, dass ihn auf dem Hinterwäldlerplaneten nicht nur Hinterwäldler, sondern auch mittellose Hinterwäldler erwarten, hätte er sich das mit der Landung noch einmal überlegt. So aber steckt er dank einer übermütig abgeschossenen Rakete mitten im Schlamassel und muss das Beste daraus machen.
Irgendwie hat Mondo auch ein Händchen für miese Aufträge. Nachdem er eher leidlich aus dieser Sache herausgekommen ist, sieht es beim nächsten Mal schon besser für ihn aus. Zwei Mädchen sind verschwunden. Wanzen sind im Spiel. Möglicherweise haben die Biester die beiden entführt. Mondo wirft sich ins Zeug und landet fürchterlich auf der Nase – genauer auf dem Gesicht, ist kurz bewusstlos. Die Mädchen sind schnell gefunden, aber damit geht auch das Schlamassel mal wieder so richtig los.
Herk Mondo zeigt dem Leser in zwei unmissverständlichen Einsätzen, wo der Action-Hammer hängt. Vergesst Arnie, Vin & Co, Herk Mondo ist der Held der Stunde. Mit den beiden Geschichten Mondo Pest und Mondo Heat schickt Autor Henry Gilroy einen Action-Helden ins Rennen, von dem man sich als Freund solcher großspuriger Macker direkt mehrere Fortsetzungen wünscht. Immerhin ist wenigstens eine entstanden.
Das Schöne ist, bei aller Großmäuligkeit, dass Mondo mit der gleichen Sympathie werden kann wie ein Last Action Hero. Man muss ihm einfach die große Klappe verzeihen, da er sich derart einsetzt und auch noch dieses Geheimnis hat. Wer ist Sally? Wer war diese Frau, wegen der sich Mondo das typische Herz mit Pfeil eintätowieren ließ? Er selber will nicht darüber sprechen. Vielleicht, so könnte der Leser vermuten, weil ihn die Erinnerung zu sehr trifft. Vielleicht hat es auch etwas mit den Wanzen zu tun?
Ronnie del Carmen zeichnet kräftig, etwas cartoony, aber nicht wie es ein Darwyn Cooke macht. Del Carmen geht aufwändiger vor. Man könnte es einen prallen, sehr beweglichen, organischen Zeichenstil nennen. Der Künstler versteht sich auf einen stets der Szene gut angepassten Seitenaufbau. Geschwindigkeit darzustellen ist eine Leichtigkeit für ihn, wie es ausschaut, denn gerade die zweite von ihm illustrierte Geschichte, die hauptsächlich aus einer Verfolgungsjagd besteht, ist Dynamik pur.
Während sich der Humor in den ersten beiden Episoden von Gilroy und Del Carmen in der ersten Reihe abspielt, kommt dieser in der dritten Episode Das Nest von Jerry Prosser (Text) und Kelley Jones (Zeichnungen) so gut wie gar nicht vor. Fans der Aliens werden die Geschichte in ähnlich erzählter Form als Roman unter dem Titel Blutige Ernte kennen.
Prosser schickt einen schwer kranken Wissenschaftler auf die Reise zum Planeten der Aliens, auf der Suche nach dem Gelee Royale, dem Stoff der Alien-Königin, der schon mehrmals in Alien-Geschichten vorkam. In diesem Fall hat man sich einen Roboter geschaffen, keinen menschlich aussehenden Androiden, sondern einen Alien-Nachbau, dem es gelingen soll, in den Bau einzudringen, das gewünschte Material beschaffen und wieder fliehen soll.
Die Handlung ist sehr düster, verloren. Beinahe gewinnt man den Eindruck eines Kammerspiels, der durch jeglichen Handlungsort in der Geschichte gefestigt wird. Die Enge der Raumschiffe, die karge Oberfläche des Alien-Planeten, das Innere des Baus und irgendwie auch die Enge der Figuren, ihre innere Verschlossenheit, ihr leicht dümpelnder Wahnsinn, all das trägt zur sehr morbiden – und gelungenen – Atmosphäre der Geschichte bei.
Fans schauriger Comics werden ihren Kelley Jones von Batman Knightfall her kennen, vielleicht auch von Der Hammer oder Zombie World. Jones kann die Gemüter spalten. Sein grafischer Stil ist kalt, eiskalt, emotionslos zu nennen. Er erinnert ein wenig an die Gestaltungsformen eines Paul Gulacy, der hierzulande mit dem James Bond Comic Serpent’s Tooth auffiel, wie auch mit einer Conan-Geschichte.
Andererseits scheint Jones auch nur an Stoffen zu arbeiten, die seinem grafischen Geschick entgegenkommen. Sandman, Zombies und Aliens sind nun einmal keine Gutenachtgeschichten. Jones schraffiert, pointiliert, rastert, arbeitet gerne mit Gegenlichtschatten und ist mit seinen Grafiken über die Maßen exakt in seinen Bildern. Wer mit der Kälte klar kommt – die Menschenverachtung, der Wahnsinn, den er in die Gesichter zu legen weiß, ist genial gut – findet mit Das Nest einen regelrechten Klassiker aus dem Aliens-Universum.
Eine tolle Mischung. Hier sollte für jeden Aliens-Fan etwas dabei sein. Nach der Humor-Kanonade der ersten beiden Episoden mit Zeichner Ronnie del Carmen, lässt Kelley Jones mit der dritten Episode das Lachen im Gesicht erfrieren. Top!
Aliens 3: Bei Amazon bestellen