Hellboy steckt in Schwierigkeiten – und das ist noch ziemlich untertrieben. Lange Zeit wusste er nicht genau, wie er in diese Welt gekommen war, noch warum es ihn zu den Menschen verschlagen hatte. Nun steht ein Mann vor ihm, der Antworten auf viele Fragen über Hellboys Existenz hat. Aber will Hellboy diese Antworten überhaupt wissen? Zu erfahren, man sei einzig zu dem Zweck des Weltuntergangs, für Ragnarök, aus einer anderen Dimension hergebracht worden, kann nicht jedermanns Sache sein. Auch Hellboy gefällt diese Vorstellung überhaupt nicht. Ein Freak zu sein, gut, das sind seine Freunde auch. Aber Weltuntergangshelfer, das ist, um es mit Hellboys Worten zu sagen: Kacke!
Michael Prelle hat als Rasputin einen recht langen Monolog, der seine Lebensgeschichte wiedergibt, eine Lebensgeschichte, die Hellboy nur Langeweile entlockt, der man als Hörer allerdings noch länger zuhören möchte. Prelle erzeugt allein mit seiner Stimme ungeheuer viel Atmosphäre.
Etwas störend hierbei, weil ablenkend, wirken die akustischen Rückblicke, die der Hörer bereits aus dem ersten Teil von Saat der Zerstörung kennt.
Interessant sind die Stellungnahmen Hellboys, der sich wie der Zuhörer auch an den Erklärungen Rasputins weiden soll. Mike Mignola, Erfinder von Hellboy, veralbert hier all jene Mörder, Unholde und sonstige Monströsitäten, die vor der Tötung eines Opfers erst ihre gesamte Lebensgeschichte und ihre Motivation über das Opfer ergießen müssen – als sei die Situation schon nicht schlimm genug.
Im Gegensatz zu Hellboy, der sich äußerst gelangweilt zeigt, fasziniert Rasputin mit seinem Vortrag den Hörer. Es fällt schwer, sich diesem leicht hypnotischen Unterton zu entziehen. Der Wechsel zur bedächtigen Beschreibung von Joachim Tennstedt, nicht weniger spannend, ist auffällig, so auffällig, dass man tatsächlich durchatmen muss. Tennstedt beruhigt, obwohl die Ereignisse, mit denen er befasst ist, später zum großen Finale hinführen.
Ein wenig seltsam – und daraus kann dem Hörspiel kein Vorwurf gemacht werden, denn Mike Mignola persönlich hat es in der Vorlage so angelegt – ist die Szene an Bord des Raumschiffs. So verwirrend es sich für jene anhören mag, die Hellboy gar nicht kennen und es für eine reine Horror-Show gehalten haben, so merkwürdig hört es sich selbst für die Fans an. Der Einschub kommt überraschend, wie aus der Luft gegriffen. Er erklärt zwar ein wenig, erläutert die Konsequenzen von Rasputins Handeln – aber das wäre dem Leser oder hier dem Zuhörer sowieso klar gewesen, denn ohne den kompletten Weltuntergang – oder wenigstens der Planung hierfür – gehen solche Szenarien selten ab.
Das Finale ist sehr dramatisch geworden und die Wirkung ist deutlich stärker als in der ursprünglichen Comic-Version. Die Geräuschkulisse – oder besser die Soundeffekte – und der Klang zusammen mit den Stimmen, ganz besonders in jenem Augenblick, als Abe Sapien doch noch eingreift, erzeugen perfektes Kino im Kopf. Die Art und Weise, wie der Hörer durch vertonte Akteneinträge – die gut platziert sind – die Akteure nahegebracht bekommt, ist sehr stimmig und fügt sich gut in die fortlaufende Handlung ein, ohne einen Bruch zu erzeugen.
Ein sehr guter zweiter Teil, in dem alles zusammenpasst und wie aus einem Guss wirkt. Der Gegensatz zwischen den Stimmen von Hellboy (Tilo Schmitz) und Rasputin (Michael Prelle) macht aus der Saat der Zerstörung ein tolles Horror-Hörerlebnis. 🙂
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