Das Dritte Reich sieht seinem Ende entgegen. Aber aufgeben will es nicht. Zu diesem Zweck hat Rasputin dem Führer ein Wunder versprochen. Auf einer kleinen Insel startet das Experiment, für das unglaubliche Energien benötigt werden. Schließlich ist es soweit, es passiert – nichts. So glauben es jedenfalls die anwesenden deutschen Soldaten. Für die später eintreffende amerikanische Spezialeinheit ergibt sich ein völlig anderes Bild. Professor Broom, den alliierten Soldaten als Berater zugeteilt, versucht das Vertrauen des roten Jungen zu gewinnen. Und es gelingt: Broom wird für Hellboy zum Vater.
Als Hellboy seinen Vater viele Jahre später wieder trifft, ist er zutiefst erschüttert. Der alte Mann ist nicht mehr er selbst. Die Expedition, mit der er lange unterwegs war und während derer er sogar als verschollen galt, hat einen verwirrten, ängstlichen Menschen aus ihm gemacht. Kurz darauf greift eine unheimliche Kreatur an. Hellboy verteidigt seinen menschlichen Mentor, aber zu spät.
Pünktlich zum Kinostart des zweiten Hellboy-Films startet die Reihe der Hörspielumsetzungen zu den weltbekannten Comics von Mike Mignola um den paranormalen Ermittler der besonderen Art. Hier sind die Jäger selber Freaks, die sich jedoch für die gute Seite entschieden haben. Wie es sich gehört, startet die Reihe mit der ersten Erzählung über Hellboy, genauer über seine Entstehung und seinen ersten großen Einsatz. Aufgeteilt in zwei Folgen ist die Saat der Zerstörung …
Wer es noch nicht weiß, dem soll die Spannung nicht verdorben werden.
Bekannte Sprecher – natürlich auch aus der Verfilmung – machen das Hörspiel zu einem Hör-Comic-Erlebnis. Besonders dominierend wegen seiner markanten Röhre ist natürlich Hellboy selbst, gesprochen von Tilo Schmitz, der Synchronstimme von Ron Perlman (Hellboy) oder auch Ving Rhames. Kernig, tief, brummig, kurz, als hätte er ein Reibeisen verschluckt, erzählt Hellboy hier aus der Vergangenheit, von seiner Ankunft. Nach diversen einstimmenden Szenen – so der deutschen und alliierten Soldaten und des sympathischen Professor Broom – ist er also da, der kleine rote Junge, auf den zunächst geschossen wird, obwohl gerade einmal 40 Zentimeter groß ist.
Professor Broom, gesprochen von Gerd Samariter, gibt einen akustisch knuffigen Professor ab, der leider viel zu schnell das Zeitliche segnet. So kommt denn zügig das komplette Team zum Einsatz, denn Brooms Tod steht in Verbindung zu einer missglückten Expedition der Cavendish-Brüder. Neben Hellboy greifen nun auch Abe Sapien und Liz Sherman ins Geschehen ein. Star Wars Fans dürfen sich auf Joachim Tennstedt freuen, der Anthony Daniels die Stimme lieh (oder auch Billy Crystal, John Malkovich oder …) und auch für die Figur des Abe Sapien zur Verfügung stand. Neben dem alten Synchronexperten steht eine nicht minder erfahrene Expertin für die Figur der Liz Sherman zur Verfügung. Genre-Fans kennen sie als Stimme von Shannon Doherty (Charmed), ein breiteres Publikum brachte sie als Stimme von Renee Zellweger in Bridget Jones 1 +2 zum Lachen.
Michael Prelle sorgt mit seiner russisch eingefärbten Stimme für einen sehr gruselig klingenden Rasputin, der sich stimmlich auf dem gleich hohen Niveau seiner Kollegen befindet. Doch nicht nur die Stimmen sorgen für die dringend benötigte Atmosphäre eines gruseligen und abenteuerlichen Hörspiels. Effektreich und mit schönen musikalischen Einspielern entsteht hier ein feines Kino im Kopf, ganz so wie es sich der Hörspiel-Fan generell wünscht und der Fan von Hellboy es selbstverständlich verlangt.
Robert Schlunze, Autor der Hörspieladaption, outet sich selbst als Hellboy-Fan, beste Voraussetzungen für ein gelungenes Spielbuch, dem hier eine besondere Aufgabe zukommt, nämlich, die Augen zu ersetzen. Jenen, die bislang die Comics nicht gelesen haben, wird nichts fehlen, jene, die sie gelesen haben, werden ihre eigenen Bilder automatisch ergänzen. Der Aufbau, mit diversen Rückblenden, Einschüben und Erinnerungsstücken, im Comic leicht lös- und einfügbar, da Mignola weiß, dass seine Leser auch einmal zurückblättern können, ist im Hörspiel schwieriger umsetzbar, gerade bei Passagen, die sich durch erhöhte Aktion ausweisen. Schlunze beschränkt sich auf das Nötigste, um im gegenwärtigen Handlungsstrom den Fluss aufrecht zu erhalten. Das Ergebnis ist ein in seiner Dramatik immer weiter steigendes Hörvergnügen.
Eine Fan-Umsetzung, was will der Comic-Leser mehr. Dank originaler Stimmen, einer kinoähnlichen Atmosphäre hat Hellboy nun einen weiteren Weg gefunden, um neue Fans zu gewinnen – angesichts dieser tollen Umsetzung kann das nicht ausbleiben. 🙂
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