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Comic Blog


Montag, 29. September 2008

Sinbad 1 – Der Krater von Alexandria

Filed under: Abenteuer — Michael um 11:27

Sinbad 1 - Der Krater von AlexandriaHüte dich vor dem, was du dir von einem Djinn wünschst! Aladin fand einst die Lampe, die sein Leben verändern sollte. Vieles hat sie ihm eingebracht. Nun ist er sogar der geliebte Kalif, dessen Geschichte sich das Volk auf den Straßen erzählt. Die Wahrheit jedoch ist vielschichtig. Aladin hat den Djinn aus der Lampe nicht so unter Kontrolle, wie er gerne hätte. Eine Frage bringt sein ganzes Leben durcheinander – um es vorsichtig auszudrücken. Aladin möchte seine Zukunft kennen. Die Antwort, sein Sohn werde ihn dereinst töten, gefällt ihm ganz und gar nicht. Leider hat der Djinn eine Lösung parat.

Viele Jahre später möchte ein inzwischen erwachsener junger Mann mehr über seine Herkunft herausfinden. Merkes, ein Seemann, hat ihn wie einen Sohn aufgezogen, nun zieht es Sinbad hinaus in die Welt. Nur ausgerüstet mit dem, was er am Leibe trägt und einem Beutel, in dem allerlei Zauberwerk versammelt ist, macht er sich auf die Suche nach einem Krater von Alexandria. Doch das ist viel leichter gedacht, als getan. Denn der Krater will nicht nur gefunden, sondern auch gefüllt werden, damit er seiner Bestimmung nachkommen kann.

Willkommen im Orient! Sinbad ist wieder da. Nicht wenige werden mit der putzigen Zeichentrickserie um den Seefahrer aufgewachsen sein. Manche werden sich an das Auge des Tigers erinnern und ein paar weniger kennen vielleicht noch Douglas Fairbanks jr. in der Rolle des dreisten und sympathischen Abenteurers. Sinbad – wie er hier genannt wird und nicht Sindbad – nimmt sich, was er braucht. Überleben ist auf den Straßen, zwischen den Basaren, Häfen und Händlern das A und O. Manchmal gilt es auch, sich eines zornigen Bruders zu erwehren, dessen Schwester Sinbad entehrt hat.

Christophe Arleston, der als Comic-Autor mittlerweile auf eine beachtlich große Anzahl von Alben zurückblicken kann, zeigt an besagter Szene sehr schön, dass Sinbad nicht nur ein kleiner Schaumschläger ist, sondern auch einer, der sich seiner Haut zu erwehren weiß. Im Kampf heiligt der Zweck, das Überleben, die Mittel.
Man wird als Leser schnell warm mit diesem Halunken, der nicht nur eine scharfe Klinge führt, denn mit Worten, spitz wie auch charmant, ist er ebenso gut.

Durch die Augen eines ehemaligen Disneyaners, Pierre Alary, erlebt er der Leser diese wundersame Märchenwelt. Äußerst interessant sind seine Entwicklungsstudien, die zuerst noch einen älteren reiferen Sinbad zeigen. Angekommen in der Endversion ist er ein junger Mann mit Bart, jemand, der seine Jugend hinter Barthaaren versteckt.

Obwohl Alary zehn Jahre als Animateur bei Disney verbracht hat, ist sein Zeichenstil sehr von der zuckersüßen Ausdrucksform der Disneyschen Welten entfernt. Und dort, wo man als Leser glauben könnte, dass er sich dieser Form annähert, führt er dieses Vorurteil ad absurdum. Denn je putziger hier jemand ausschaut, desto gefährlicher ist es, er oder sie. Der Leser sieht dies am Beispiel der Zauberin Turabah, die wie die minderjährige Schwester von Pocahontas wirkt. Auch der Djinn kann eine optische Verwandtschaft zum Djinni aus Aladdin, der Disney-Produktion von 1992, nicht leugnen. Sein Verhalten indes ist alles andere als komisch.

Es entsteht zuweilen der Eindruck, als zerpflücke Alary alte Vorbilder mit großem Genuss. Dafür arbeitet er aber auch sehr klassisch – und sehr gut – mit Vorzeichnung und Tusche. Die daraus entstehenden Grafiken haben zwangsläufig etwas weiches, abgerundetes, sehr lebendiges. Da schwingen die Linien, laufen sanft aus. Das Hinsehen macht hier richtig Spaß.

Die Kolorierung von Jean-Paul Fernandez verwendet alles, was das Grafikprogramm hergibt. Aber Fernandez passt sich auch den Zeichnungen an, arbeitet zurückhaltend und färbt den Grafiken von Alary nicht den Rang ab.

Ein sehr flüssiges Leseerlebnis, sehr gut von Arleston erzählt – das wird langsam zur Gewohnheit – dank der Abweichungen von bisherigen Erzählungen auch völlig unvorhersehbar. Alary und Fernandez liefern stimmige märchenhafte Grafiken, deren manchmal im Gegensatz zu der sehr erwachsenen Erzählweise steht. Für Freunde gepflegter Abenteuer sicher empfehlenswert. 🙂

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