Kai Falke hat es geschafft. In Barcelona erfüllt sich für ihn der Traum so manches Spielers. Er ist der Neue bei Barca. Mannschaft und Trainer nehmen ihn herzlich auf. Alle? Nein, nicht alle. In seinem Mitspieler Stefan hat Kai mehr als nur einen Rivalen. Fast ist es ein Gegenspieler in der eigenen Mannschaft. Kai ist trotz der Aufregung über das neue Leben auch etwas bedrückt. Er ist allein in dieser großen weltoffenen Stadt. Bei einem Ausflug nach Tossa allerdings macht er die zufällige Bekanntschaft mit den Pablitos, einer Jungengruppe, die gerne Straßenfußball spielt und in der Mannschaft von Barca seine Helden hat. Der Profifußballer freundet sich mit den Jungen an. In dieser Umgebung, an einem familiären Tisch willkommen geheißen, hat er die Gelegenheit ein Stück Heimat zu finden.
Kai Falke ist wieder da. Ein Sport-, ein Fußballcomic, mit leichter Hand erzählt, freundlich, sehr ehrlich, einfach menschlich. Der Leser trifft mit Kai Falke einen Fußballspieler abseits aller Allüren und Werbeverträge. Hier sind Sport und Mensch im Mittelpunkt. Kai – im Original Eric Castel – bereitet sich hier auf eine Begegnung mit dem 1. FC Köln vor, eine Begegnung, die aus aktueller Sicht eher utopisch erscheint. Man könnte auch sagen, dass Barca sich um diesen Gegner nicht ganz so große Sorgen machen müsste, wie sie es in der Vergangenheit der 70er Jahre gemacht haben.
Als Kai kurz nach seiner Begegnung mit den Pablitos sein Debut als Barcelonista gibt, ist die Aufregung in Tossa natürlich groß. Raymond Reding und Francoise Hugues haben mit Kai eine Art großen Bruder erschaffen, ein Vorbild, sehr unaufdringlich und verantwortungsbewusst. Außerdem ist er ein Pechvogel, der sich das Los eines Kameraden sehr zu Herzen nimmt, besonders dann, wenn er glaubt, das Verschulden läge bei ihm.
Kai Falke fällt durch seine positive Erzählweise auf. Es ist ein Jugendcomic und mag hierzulande an Jugendtage mit Burg Schreckenstein, den Fünf Freunden, 3 Fragenzeichen und natürlich ZACK erinnern, in dem Kai Falke seinen Auftritt hatte. Nach all den vielen Jahren – oder besser Jahrzehnten – hat Kai Falke nichts von der Übertragung dieser positiven Lebenseinstellung und damit von seinem Charme verloren.
Grafisch lässt sich Kai Falke in Reihen wie Michel Vaillant oder Dan Cooper einordnen. Aus heutiger Sicht ist es die Zeit der alten Schule, die so nicht mehr umgesetzt wird und sich weiter entwickelt hat – nicht zuletzt wegen vieler neuer technischer Möglichkeiten. Die Bilder verpflichten sich dem Realismus, wirken ein wenig wie ein Fotoroman. Experimente gibt es nicht und braucht es auch nicht. Fußball lebt von Bewegung. Diese Bewegungen sind in Spiel und Training so gut umgesetzt, dass das Mitfiebern selbst beim Umblättern außerordentlich leicht fällt. Die Dramatik eines nervenaufreibenden Fußballspiels lässt sich hier ebenso ablesen wie in einem Sammelalbum, in dem Momentaufnahmen verschiedener Spiele abgebildet sind.
Eine einfache Kolorierung und präzise gesetzte Tuschestriche setzen nicht nur die Momentaufnahmen der Spiele perfekt in Szene, sondern beziehen auch Barcelona, diese prächtige und vor Leben strotzende Stadt, in die Geschichte mit ein.
Ist es zuviel verraten, wenn gesagt wird, dass alles gut ausgeht? Nein, aber bis es soweit ist, gelingt es Reding und Hugues ihre Hauptfigur höchst sympathisch werden zu lassen. Die Schnelligkeit, mit der das gelingt, trägt sehr zur dramatischen Erzählung um diesen Fußballhelden bei. Zusammen mit den Pablitos erlebt der Leser ein jung gebliebenes Fußballabenteuer – vielleicht aus besseren Fußballtagen – eines, das auch heute noch den Spaß und das Interesse am Fußball zu wecken vermag. 🙂
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