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Comic Blog


Donnerstag, 18. September 2008

Torpedo 5

Filed under: Thriller — Michael um 18:01

Torpedo 5Ein Killer macht überall seine Arbeit. Nichts kann ihn aufhalten, nichts kann ihn ablenken oder schockieren. Luca Torelli ist auf Kuba. Zusammen mit seinem treuen Partner Rascal macht er sich ans Werk. Nackte Frauen und kubanische Stürme, nichts hält den Auftragsmörder von seinem Job ab … Na, etwas erschweren sie seine Arbeit schon. Ein bißchen. Aber nicht sehr. Denn so richtig wütend wird Torpedo doch nur, wenn ihm jemand sein Geld vorenthalten will. – Meistens jedenfalls.

Letzte Runde! Torpedo darf sich zum Abschluss der fünfteiligen Reihe noch einmal so richtig austoben. – Und nutzt jede Gelegenheit dazu. Mehr noch: Die Zeit für mancherlei Abrechnung scheint gekommen. Titel wie Geheiligte Vendetta oder Der Tag der Boshaftigkeit erzählen darüber Bände. Manchmal, ja, manchmal schlägt Torpedo sogar für seine Verhältnisse über die Stränge und das Grinsen im Gesicht des Lesers über seine Untaten versteinert schlagartig.

Zuallererst jedoch geht es für Torpedo ins Ausland, nach Kuba, zu jener Zeit, als die Stimmung zwischen den USA und Kuba noch in Ordnung war. Als Kuba nur die Bedeutung von Zuckerrohrschnaps, heißen Rhythmen und noch heißeren Bräuten hatte. Torpedo ist aber nicht zum Tanzen und Saufen nach Kuba gekommen, noch weniger zum Vergewaltigen, was er hin und wieder auch ganz gerne praktiziert, nein, er hat einen Job: Er soll jemanden umlegen.

Trotz aller Gewalt zelebrieren Jordi Bernet und Enrique Sánchez Abulí ein Spaßfest, das jedes noch so kleine Klischee über Latinos, Latinas, Kuba, Südamerika, südamerikanische Gangster, Revolución, Salsapartys ausgräbt. Daneben finden sich kleine Anleihen, Seitenhiebe und Verbeugungen vor den kleinen und großen Vorbildern. Einen großen Spaßfaktor bedeutet hier auch das Auftreten von Gangster-Drillingen, schön abgestuft groß, mit gleich geschnittenen Gesicht und mit den Namen Joe, Jack und Averell gesegnet. Die drei eifern einem Cartoon-Quartett nach und benehmen sich ein wenig wie eine Mischung aus den drei Stooges und den Marx Brothers.

Adieu Schönling heißt die Überschrift über das Ende eines Mannes, der sie alle haben kann. Mit alle sind natürlich die Frauen gemeint. Dieser Umstand lässt den unbändigen Jähzorn in Torpedo hoch kochen, ebenso wie in der Geschichte Pietro, einer Episode aus Torpedos Jugendjahren.
Letztere Geschichte gehört zu denen, die es ganz besonders in sich haben und nicht so recht zu begreifen sind. Mag die Geheiligte Vendetta besonders aus italienischer Sicht begreiflich sein, der Gewaltausbruch zur Normalität gehören, ist dies in der erwähnten Geschichte, in der Torpedo ein Ehepaar mit einem Bügeleisen zu Krüppeln schlägt nicht verständlich. – Na ja, einen schlechten Tag hat jeder mal, oder? So Torpedos abschließender Kommentar dieser Episode. Nur das Glucksen eines Säuglings, dem er bereits vor seiner Wiege mit erhobenen Bügeleisen gegenüber steht, hält ihn von einer weiteren unseligen Tat ab.

Spätestens jetzt sollte jedem Leser klar sein, dass Torpedo niemand ist, den man sonderlich leiden kann, der des Mitleids in irgendeiner Form würdig ist. Luca Torelli, so Torpedos bürgerlicher Name, kennt seit seiner Geburt nichts anderes als die Gewalt. Die verschiedenen Altersstationen, von denen auch hier wieder etwas zu bestaunen sind, werden von Jordi Bernet mit einem unglaublichen Geschick zu Papier gebracht.

Da ist der ständig strenge Blick Torpedos (ganz wie Clint Eastwood), das wahnhafte Gesicht, der ohnmächtige Zorn, das freche Grinsen und der relativ harmlose Großkotz. Hier ist alles auf dem richtigen Punkt. Da sitzt nichts schief, da passt die Perspektive, die Schatten betonen, was besonders gesehen werden soll. Bei merkwürdigen Gestalten wie den Drillingen (oder drei Brüdern) und den Jackson-Brüdern Chuck und Jock kann Bernet so richtig aufdrehen. Letzteren gönnt der den disneyschen Bösewicht-Look aus den frühen Zeichentricktagen, ein Aussehen, das manche Szene umso pikanter macht.

Gewalt, Sex und Abartigkeit sind noch einmal eine Stufe höher gestiegen in dieser letzten Ausgabe. Der Beigeschmack ist bitterer, sicherlich kann man lachen, sogar herausprusten, doch dafür muss man auch die verdammt bittere Pille in Kauf nehmen, die es zu schlucken gilt. So leicht lassen Bernet und Abulí den Leser diesmal nicht davon kommen. Glänzende Unterhaltung ist es trotzdem, da Abulí tolle Szenarien verfasst und diesen riskanten Gang über das Drahtseil gewagt hat. Wenn man auf der anderen Seite ankommt, muss man erst einmal tief durchatmen. 🙂

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