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Comic Blog


Samstag, 30. August 2008

Die Blueberry Chroniken 10 – Am Ende des Weges

Filed under: Abenteuer — Michael um 18:06

Die Blueberry Chroniken 10 - Leutnant Blueberry - Am Ende des WegesBlueberry und seine Freunde, Red Neck und Mac Clure reiten am späten Abend in die Stadt ein. Allen ist nicht so recht wohl, aber in diesem Gewühl werden sie, so glaubt Blueberry, nicht weiter auffallen. Während er ein Bad im Sinn hat, da er schon nicht mehr weiß, wie sich so etwas anfühlt, wollen Red Neck und Mac Clure lieber ihre Kehlen befeuchten. – Blueberry lässt sie gehen, wider besseres Wissen. Und tatsächlich, Red und Jimmy werden erkannt, der Alkohol tut sein Übriges, um die Häscher auf die Spur von Blueberry zu bringen. So war das nicht gedacht!

Vom Bad führt der Weg direkt ins Gefängnis. Jimmy schwört wieder einmal, dass er nie wieder einen Tropfen Alkohol anrühren werde. – Der Leser weiß, dass dieser Schwur nicht gehalten werden wird, denn das wurde er noch nie. – Der Schreiner kommt und nimmt bei den Gefangenen die Maße für die Särge. Am nächsten Tag sollen die Hinrichtungen sein. Es sieht so aus, als habe Blueberrys letztes Stündlein geschlagen, doch da …

Am Ende des Weges beschreibt einen Abschluss, eine Abrechnung und eine fehlgeschlagene Zusammenführung. Vor langer Zeit wurde Blueberry auf eine Mission geschickt, die sein Leben radikal veränderte. Als Dieb und Verräter, später sogar als Attentäter gebrandmarkt stand er lange Zeit auf der falschen Seite des Gesetzes. Nur seine engsten Freunde – Red Neck und Jimmy Mac Clure – halten während des gesamten Zeitraums zu ihm.

Nun wird abgerechnet. Endlich bekommt Blueberry die Chance dazu. Allerdings ist auch dieses Unterfangen halsbrecherisch und risikoreich wie jedes andere Unternehmen, das der Leser in einer langen Reihe begleiten durfte.
1983 begab sich Blueberry in Die letzte Karte auf die Suche nach dem Mann, der ihn entlasten konnte – nur um eine Gefangenenbefreiung in Gang zu setzen. Denn ausgerechnet der Mann, der ihn außerdem abgrundtief hasst, wird bei einem Regimewechsel in Mexiko festgesetzt und soll am nächsten Tag erschossen werden.

Jean Giraud begegnet dem Leser mit sehr glatten, moebius-artigen Linien, stark vereinfacht im Vergleich zu älteren Bluberry-Zeichnungen, aber immer noch zu komplex im Vergleich zu echten Moebius-Arbeiten. In Bonbon-Farben entsteht ein leicht entrückter Eindruck des Wilden Westens. Diese Trickfilm-Eleganz – und elegant sind die Zeichnungen zweifellos – stört ein wenig die Spannung, die ansonsten durch den erhöhten Realismus der Bilder aufkam. Mit einem Spaghetti-Western hat das optisch nicht mehr sehr viel zu tun. – Und mehr auf der letzten Seite genau hinschaut, mag in dem halb ertrinkenden Blueberry ein wenig von John Difool entdecken. Darüber hinaus sollte man aber auch als Leser nicht zu streng richten, denn ein Giraud, der sich selbst nicht so recht treu ist, ist immer noch ein begnadeter Künstler.

1986, als die Fortsetzung Der Weg in die Freiheit erschien, machte Giraud wieder einen Schritt zurück, gönnte seinem Blueberry wieder dicke kraftvolle Striche, weg von der architektonisch sterilen Art der vorherigen Bilder. Hier ist Blueberry wieder so, wie man(n) ihn kennt. Die Details sind wieder zahlreicher, die Tiefe der Bilder gerät wieder größer. Die Farben sind viel erdiger gestaltet als zuvor.
Die Schurken sind in diesem Band noch schurkischer, denn endlich enthüllt sich der Macher hinter den Anschlagsversuchen auf den Präsidenten. Blueberry hätte vieles vermutet, aber das nicht – und der Leser hätte es auch nicht vermutet. Die Auflösung ist jedoch nicht übel, denn es macht Sinn. Wesentlich interessanter ist das Auftauchen eines Handlangers, der Blueberry seine fürchterliche Entstellung anlastet. Hier findet sich alles. Das große Finale, die Rache aus niederen Motiven, eine lückenlose Aufklärung der Ereignisse.

1991 gibt es in Arizona Love noch ein weiteres Hühnchen zu rupfen. Mike Blueberry hat Chihuahua Pearl nicht vergessen. Wie einst in der Reifeprüfung platzt Blueberry in eine Hochzeit und entführt die Braut, bevor sie verheiratet werden kann. Die Optik ist wieder etwas exakter, gestriegelter, aber auch der Humor ist stärker vertreten. Mit dem Titelbild der Geschichte hält auch eine Mischung aus Postkartenkitsch, Jugendstil und Westernromantik in Blueberry Einzug – etwas, was sich immer auf einschlägigen Romanen findet, in denen ein Pirat oder Highlander eine wilde Braut entführt.

Ein langer Abschluss einer langen Handlungslinie, die einen großen Teil von Blueberrys Leben bestimmt hat. Am Ende ist unser Held wieder bereit für neue Abenteuer, nachdem alle Fäden zusammengeführt wurden. Jene, die mit den Vorgängerabenteuern vertraut sind, werden ihre Freude haben. Jene, die darüber nicht so viel wissen, werden zumindest – ein grundsätzliches Geheimnis der gesamten Reihe – spannend unterhalten. 🙂

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