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Comic Blog


Samstag, 30. August 2008

Criminal 2 – Blutsbande

Filed under: Thriller — Michael um 13:03

Criminal 2 - BlutsbandeTracy Lawless ist zurück. Sein Leben bei der Armee ist vorüber. Zurück in der Stadt will er nur noch eines wissen. Wer hat seinen Bruder Ricky umgelegt? Seine Rückkehr weckt keine guten Erinnerungen. Nach und nach wird immer deutlicher, warum er dieses Kaff hinter sich gelassen hat. Andererseits hatte Tracy auch beim Militär kein besonders tolles Leben. Nur die Erfüllung seiner Aufgabe hat er dort gelernt und die nötige Disziplin. Tracy ist gelassen, kühl, sichert sich ab. Er kann die Menschen einschätzen, weil er Disziplin hat und sie nicht – so glaubt er jedenfalls.

Die alte Gang seines Bruders hat nicht die äußerliche Professionalität, die er von der Army her gewöhnt ist. Ohne ihr Gehirn, Simon, sind sie nur die Hälfte wert. Sie sind gut in der Ausführung, das Planen und Ausbaldowern liegt ihnen keineswegs. Simon sitzt leider im Gefängnis und sogar der Plan für seine Befreiung stammt von ihm selbst. Und bevor es an den eigentlichen Job gehen kann, muss Simon erst einmal aus dem Kittchen geholt werden.

Ed Brubaker schickt seine Leser zurück in diese verkommene Stadt. Dort begegnet man nicht nur Tracy als neuem Gesicht, sondern auch alten Bekannten in Nebenrollen wie auch als Auslöser für die gesamte Geschichte. Wer gut aufgepasst hat – oder den ersten Band noch einmal hervorholt – wird feststellen, dass Tracys Bruder Ricky, der hier die Wurzel der Geschichte ist, einst mit Leo zusammenarbeitete, dem Hauptcharakter der ersten Handlungslinie. Aus diesem Grund begegnen wir Leo auch kurz im Gefängnis wieder, genau an jenem Ort, wo Leo niemals hinwollte. Diese Art des Verwebens bringt Criminal natürlich in die Nähe eines Thriller-Werkes wie Sin City – kein Wunder also, dass Frank Miller, Autor von besagtem Thriller-Werk, hier das Vorwort geschrieben hat.

Manchmal muss ein Mann eben tun, was ein Mann tun muss.

Wie in ersten Handlungslinie stimmt auch hier dieses allseits bekannte Zitat, mit dem sich schon Woody Harrelson in Doc Hollywood zum Narren machte. Tracy hat sich selbst eine Aufgabe gestellt, ohne alle Fakten zu kennen. Er wusste rein gar nichts über die Gang, mit der sein Bruder auf Tour war. Außerdem wusste er so gut wie nichts darüber, was in den letzten 20 Jahren aus seinem Bruder geworden war. Letzteres ist der Knochen, den Ed Brubaker seiner Hauptfigur hinwirft und an dem Tracy am meisten zu knabbern hat.

Der Knacks, den Tracy durch seinen Vater erhielt und der durch die Armee auch nicht geheilt werden konnte, steht ihm immer noch im Weg. Freunde hat er so gut wie keine. Eine Beziehung zu einer Frau scheint eine Sache der Unmöglichkeit zu sein. So steuert denn auch die Beziehung zur einzigen Frau in der Gang geradewegs in eine Katastrophe hinein. Brubaker bringt auf sehr geschickte Weise Charaktere zueinander, die zusammengehören, ohne es zu wissen. Da ist ein Gespür, eine Ahnung, wie bei Geschwistern, die einander bislang nicht kannten und sich dann ineinander verlieben – nein, hier sind es keine Geschwister, aber der Drang ist ähnlich.

Nach und nach werden zwei Coups und ein paar Nebenhandlung miteinander verwoben. Tracy, eine vollkommen anders gelagerte Figur als Leo in der vorherigen Handlungslinie, wird dabei Stück für Stück von seinem hohen Ross geholt. Schließlich steht auch eine Begegnung mit dem heimlichen König der Stadt an, Sebastian Hyde. Schlussendlich bestätigt Brubaker, den Leitfaden, den er für seine Geschichte vorangestellt hat: Familie ist eine Falle. – Wenigstens für amerikanische Gangster mag das zutreffen.

Sean Phillips wirft die Bilder in diesem Band viel stärker hin als in der ersten Ausgabe. Insgesamt ist die Umsetzung düsterer – obwohl es in der Handlung auf Weihnachten zugeht und der Weihnachtsmann eine wichtige Rolle spielt. Schatten sind fette schwarze Pinselstriche, leicht ausgefranst. Wie es sich für eine Gangstergeschichte gehört, in der einer den Fluchtfahrer mimt, nimmt auch ein entsprechendes Fahrzeug, ein Dodge Charger teil.
Rasanz auf der Straße, Action in dunklen Ecken, ein wenig Liebe und nur ein einziges Mal kann sich Tracy ein Lächeln – kein besonders echtes – abringen.

Darüber hinaus gibt Val Staples den Bildern ein derart düsteres und dunkles Farbspiel mit, dass die Vorgängerausgabe wie der reinste Sonnenaufgang im Vergleich wirkt. Dunkles und kaltes Grau, Blau, verwaschenes Lila, es schneit einen Schnee, der an Ascheflocken erinnert und wenn ein knalliges Rot ins Spiel kommt, handelt es sich nicht um Blut, sondern um die Signallichter der Cops.

Realistisch, besser noch als die Vorgänger-Geschichte. Rache und Familie sind das zentrale Thema. No way out – eine klassische Konstellation vieler amerikanischer Krimikracher wird hier von Brubaker auf das Feinste neu arrangiert. Phillips-Fans werden diesen Knaller mögen, Thriller-Fans sollten einen Blick riskieren. 🙂

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