Die Spannung in der Taurus-Region nehmen immer weiter zu. Die Tholianer und die Klingonen verwickeln einander immer häufiger in Gefechte. Die zunehmende Annektierung von Planetensystemen durch die Klingonen lässt die Angst bei der Tholianern immer weiter steigen. Längst haben sie auch erkannt, dass ein uraltes Wesen in der Taurus-Region erwacht ist, aber ihre Arroganz gegenüber anderen Völkern lässt sie dieses Wissen verheimlichen. Diese Spannungen haben Auswirkungen auf das Zusammenleben auf Vanguard. Commander Reyes und seine Geheimdienstoffizierin T’Prynn versuchen mehr Licht in dunklen Kulissen zu bringen. T’Prynn beauftragt den Transporter Quinn mit einer ganz besonderen Aufgabe: In einem engen Zeitrahmen soll es ihm gelingen, eine klingonische Sonde abzufangen und die gespeicherten Daten nicht nur zu entwenden, sondern auch auszutauschen.
Quinn, der, von seinem schlechten Gewissen getrieben, den ehemaligen Reporter Pennington auf seinem Schiff aufgenommen hat, muss sich aber nicht nur einem Herren, sondern gleich zweien beugen. Auch Ganz, der Gangsterboss, den man seltsamerweise auf Vanguard gewähren lässt, fordert einen weiteren Gefallen von Quinn ein.
Das sind jedoch alles Kleinigkeiten im Gegensatz zu den wirklichen Bedrohungen, die sich im vorliegenden zweiten Band der Vanguard-Saga mit einem Knall (im wahrsten Sinne des Wortes) bemerkbar machen.
Jede der aktiven Parteien in der Taurus-Region macht auf ihre Art Bekanntschaft mit jener geheimnisvollen Rasse aus der Vergangenheit, die auf verschiedensten Planeten ihre Spuren hinterlassen hat. Ganz gleich, ob es sich um Annektierung eines Planeten durch die Klingonen oder harmlose Forschung durch die Föderation handelt, die fremde Wesenheit geht mit der gleichen Aggressivität und Vernichtungsgewalt gegen die Eindringlinge vor.
Dayton Ward und Kevin Dilmore schildern die Begebenheiten in diesem Band und übernehmen den Staffelstab von ihrem Vorgänger David Mack. Es werden wieder einige Schritte in die Richtung einer Auflösung getan, aber dazu hinterlassen die beiden Autoren tiefe Abdrücke.
Der SciFi-Fan wird vielleicht Ähnlichkeiten zu anderen Szenarien oder Serien entdecken. Die Geschehnisse auf dem Planeten Erilon erinnern nicht nur an einen intergalaktischen Horrorfilm, sondern auch an das Auftauchen der Schatten, die der Leser aus Babylon 5 her kennen mag. Auch dort hatten es die Protagonisten plötzlich mit einer Macht (und einer Art von halb sichtbaren Soldaten) zu tun, gegen die es zunächst keinerlei wirksame Waffe gab.
Mit der gleichen Faszination, die der Zuschauer hatte, als er das erste Raumschiff mit einem Raubvogelanstrich auf dem Bildschirm sah und Spock unter Verdacht geriet. Man könnte das Erscheinen einer neuen Partei mit den Worten Wir sind wieder da! umschreiben, Worte, die auch der staunenden Brückenbesatzung der Enterprise D entgegenschallten, als sich die neu erstarkte Rasse nach langer Abwesenheit wieder der Föderation präsentiert.
Diese, wie auch alle übrigen Völker, können durch die sehr persönliche Sichtweise mit viel Wohlwollen und Mitgefühl betrachtet werden, mal mehr – wie bei den Menschen natürlich – mal etwas weniger – wie bei den Klingonen. Aber zu keiner Zeit ist die eine oder andere Fraktion gänzlich unsympathisch, sieht man einmal von den Gangstern ab, mit denen sich Quinn und Pennington herumschlagen müssen.
Fans der Serie können sich auf den Einsatz der U.S.S. Lovell, ein Schiff der Daedalus-Klasse freuen, deren unförmiger Schiffskörper auch auf dem Titelbild des Romans zu sehen ist. Das Schiff, dem die Grundkonzeption der Constitution-Klasse schon anzusehen ist, verfügt über einen Kugelkörper anstelle einer Untertassensektion. Dieser Vorläufer wurde als U.S.S. Horizon in der Originalserie angesprochen und war als Standmodell in Deep Space Nine zu sehen. Die Einbeziehung dieses Schiffes schafft – mindestens für Fans – viel Atmosphäre und lässt ein wenig träumen, vor allem auch im Hinblick auf den kommenden Star Trek-Film, der wieder back to the roots geht.
Wieder einmal steckt der Teufel (aber ein guter) im Detail. Die Beziehungen der einzelnen Charaktere zueinander sollte nahezu jedem Leser die Möglichkeit geben, die nötigen Sympathieanknüpfungspunkte zu finden. Sei es die raubeinige Kumpanei von Quinn und Pennington, die ein wildes Abenteuer zu bestehen haben, oder Commander Reyes und Stationsarzt Fish, die ein ähnlich freundschaftliches Verhältnis haben, wie es der Leser von Kirk und Pille her kennt.
Eine herausragend gute und immer interessanter werdende Figur ist Botschafter Jetanien, der eine ganz besondere Sitzung zur Vermittlung zwischen Klingonen und Tholianern anberaumt. Leider fällt die Szene insgesamt zu kurz aus – was wegen der politischen Entwicklung nicht weiter verwunderlich und deshalb entschuldbar ist.
Ein durchgehend hoher Spannungsfaktor, der durch die Bedrohung der fremden und überaus mächtigen Spezies enorm angeheizt wird. Die für Vanguard kreierten Charaktere wachsen zusehends ans Herz und faszinieren. Eine gelungene Fortsetzung des Geschehens im Taurus-Sektor, dessen dichte Erzählweise auch gestandene Fans vollkommen neu für dieses von Gene Roddenberry geschaffene Universum einzunehmen weiß. 🙂
Star Trek Vanguard 2 – Rufe den Donner: Bei Amazon bestellen