Ein sicheres Versteck? Das ist doch für Bill gar kein Problem. Was dieser liebe Cocker Spaniel vergräbt, findet garantiert niemand. Allerdings auch garantiert niemand wieder. Pech, wenn es sich dabei ausgerechnet um die Perlenkette der Frau des Chefs seines Herrchens handelt.
So einen Hund wünscht sich jeder kleine Junge. Bill kann einfach alles sein. Er tanzt mit Boule im Regen, kann sich pantomimisch ausdrücken, aber er hat auch manchmal Probleme damit, zu unterscheiden, was seine Herrchen ernst meinen und was nicht. Ganz sicher würden sie ihn nicht auf den Mond schießen. – Was er jedoch ernsthaft annimmt.
Überhaupt nehmen Papa und Boule den kleinen Bill ganz gerne mal auf den Arm. Das ist diese Platte mit dem Hundegebell. Da muss ein Cocker Spaniel doch ganz verrückt werden, wenn es überall bellt und heult und dann ist trotzdem nirgends ein Hund zu finden. Aber Bill wäre nicht Bill, wenn er es nicht selbst faustdick hinter den langen Ohren hätte. Am Strand, beim Einkaufen, bei einer Militärparade, im Auto oder einfach als Streichgehilfe von Boule macht er allerhand Unsinn.
Die zweite Folge von Boule & Bill ist nicht nur eine Aneinanderreihung von schönen kleinen Gags, sondern – je nach Leseralter – auch eine Zeitreise in die eigene Jugend, wenn nicht sogar Kindheit.
Bereits als Kind konnte ich die Scherze der beiden unter dem Namen Schnieff und Schnuff verfolgen und sie haben bis heute nichts von ihrem Charme und Witz verloren. Da sie sich jedem Zeitgeist verweigern, zündet es auch nach beinahe 50 Jahren noch.
Außerdem können die Abenteuer der beiden jeden Cartoon-Zeichner als Vorbild dienen. Man kann es nicht klassisch nennen, auch nicht europäisch, eher ausgetüftelt, stimmig. Die Figuren Papa, Mama, Boule und Bill ergänzen sich, wobei Jean Roba ein verstärktes Augenmerk auf die Außenseiter legt. Das sind in diesem Fall eben nicht Papa, Mama und Boule, sondern Bill, Boules Freund mit dem gelben Käppi, Pit, wie auch Nelly, der Jäger im Wald, der Hausarzt …
Erst ihre Aufgabe als Zuspieler gibt der kleinen Familie als ganz normale Gemeinschaft ein optisches Format.
In der Episode Die Geheimwaffe wird diese Abgrenzung ganz besonders deutlich. Boule hat sich eine Strahlenwaffe aus zwei Konservendosen gebastelt. Ein Schupo nimmt ihm die Waffe ab und zielt dabei zum Beweis der Funktionalität auf ein vorbei fliegendes Jagdflugzeug. Schade nur, dass es ausgerechnet in diesem Moment Triebwerksschwierigkeiten hat …
Begeisterte Zuschauer alter französischer Komödien, in denen sich Louis de Funès und Jean Gabin die Klinke in die Hand geben, können sich vorstellen, woher die Inspiration so mancher Gestalt in einer Nebenrolle gekommen ist (Vielleicht auch ein bißchen von Obelix, wenn ich mir den Bauern in der Episode Blitzschlag so ansehe.).
Man muss hier nicht weinen und dabei schnieffen und schnuffen wie Papa – und falls doch, dann sind es Freudentränen. Die Einfälle sind stets anders, erfrischend und auch immer noch gelungen. Wer diesen Band vor der letzten Seite weglegt, ist selbst Schuld. 😀
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