Der Dämon, ganz in Rosa, macht es nicht mehr lange. Er weiß es nur noch nicht. Sheriff Roy Powell macht seinen Job seit Jahrzehnten. Ihm macht keiner mehr was vor. Und so einer schon gar nicht. Wenig später ist Powell um einen Abschuss reicher und um einen Partner ärmer.
Powell konnte es nicht verhindern. Aber zum Trauern bleibt in diesem Police Department keine Zeit. Wer hier arbeitet, ist bereits tot. Herzlich willkommen im R.I.P.D.. Sie wollen eine Chance und ihren eigenen Mörder fassen? Gut, aber dafür schenken Sie uns bitte einhundert Jahre Ihrer jenseitigen Zeit. Und sagen Sie bitte hinterher nicht, Sie hätten das Kleingedruckte nicht gelesen.
Sie haben das Recht, tot zu bleiben.
Nicholas Cruz bleibt nicht sehr viel Zeit, sich auf seine neue Situation einzustellen. An der Seite seines neuen Partners Powell, der froh ist, endlich an seinem letzten Fall arbeiten zu können, fördert ein Besuch in Cruz’ alter Wohnung sofort ein Problem zutage. Denn die Mom hat ein Baby und einen Ehemann, die aus den Besuchern gerne Hackfleisch oder Kleinholz machen würden. Oder beides.
R.I.P.D., die Polizeistation, in der die Toten ihren Dienst leisten und Hellraiser jagen, jene, die glaubten, sie könnten auf der Erde ihr Unwesen treiben. Die Grundkonstellation der von Peter M. Lenkov geschriebenen Geschichte erinnert an Geheimorganisationen, wie der Leser sie von den M.I.B. (Men In Black) oder Special Unit 2 (Die Monsterjäger) her kennt. Letztere kommen dem Thema im vorliegenden Band schon recht nahe und sind in den USA ungefähr zeitgleich entstanden.
Im grafisch ähnlichen Stil eines Humberto Ramos und dem Spaß der erwähnten Filme zeichnet Lucas Marangon den Leser geradewegs in ein Abenteuer, das weitere bekannte Details aufgreift, neu mischt und mit eigenen Ideen würzt. Die Zeichnungen mögen mitunter sehr funny sein, der Inhalt weiß auch durchaus mit dem so genannten Splatter-Genre zu spielen.
Wer glaubt, es sei alles ganz harmlos angesichts der putzigen Monster, der täuscht sich.
Mit Speck ist ein Dämon in die Handlung integriert, der äußerlich an einen Gremlin erinnert und auch ähnlich brutal zu Werke gehen kann, wenn ihm danach ist – meistens ist ihm danach. Durch widrige Umstände gelangt er an das Schwert des Erzengels Michael, die einzige Waffe, die dem Fürsten der Unterwelt gefährlich werden kann. Als Speck die Waffe in die Hände, Klauen oder Spinnenfinger bekommt, muss er sie natürlich direkt ausprobieren. Der Priester, der den Fundort verriet, lebt nicht mehr lange. Die Besucher eines Gottesdienst nur unwesentlich länger. Lucas Marangon legt über die Szene den Schleier des Schattenrisses, den Rest kann sich der Leser anhand der Lautmalereien selber zusammenreimen.
R.I.P.D. spart auch nicht mit Anspielungen. Die beiden Cops aus dem Department, die sich mit der Ladehemmung einer Waffe beschäftigen, Cat und Cochise, könnten mit ihren trendigen 80er Jahre Klamotten eine Comic-Kopie der allseits bekannten Sonny Crockett und Rico Tubbs sein.
Der Teufel, gegen den der kleine Dämon Speck im Verlauf antreten wird, könnte eine gestalterische Verbeugung vor Legende sein, des kleinen Märchenepos von Ridley Scott. Andere könnten in dieser optischen Aufbereitung den nicht weniger legendären Dungeon Keeper aus dem gleichnamigen Spiel wiederentdecken.
Die Höllenbeschreibung nimmt auch ein wenig die göttliche Komödie von Dante auf den Arm. Nicht nur, dass wir Cerberus, den Höllenhund als dreiköpfige Riesenbulldogge treffen, auch der Minotaurus, ein weiterer Wächter der Hölle, stellt sich den Beamten des R.I.P.D. entgegen.
Selbst, wer all die Parallelen nicht herstellen kann, wird seinen Spaß an der schnellen Handlung haben, die keine Anlehnung leugnet und einfach nur einen Heidenspaß machen will, denn schließlich endet hier jeder getötete Dämon in einer grünen Slime-Lache.
Ein wenig cartoony, ein wenig funny, ein wenig Mystery. Von der Straße ab in die Hölle. Wer in einer ziemlich Höllenjägerarmen Zeit Abwechslung benötigt, kann sich dieses besondere Police Department gönnen. 🙂
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