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Comic Blog


Freitag, 06. Juni 2008

Spirou + Fantasio – Die Gruft derer von Rummelsdorf

Filed under: Cartoon — Michael um 18:49

Spirou + Fantasio Spezial - Die Gruft derer von RummelsdorfDas muss ja wohl wieder ein Fehlalarm sein. Sicher wird sich der Graf wieder bei Spirou und Fantasio (und auch Pips) entschuldigen und ihnen zum Trost ein Gläschen Himbeerlikör anbieten. – Mit letzterem behält Fantasio sogar Recht. Aber ein Fehlalarm ist es nicht.
Ein verschwundener Pips führt sie auf die Spur eines uralten Geheimnisses, in die Gruft derer von Rummelsdorf. Eine kleine Spieluhr gibt Rätsel auf und natürlich bringen leuchtende Pilze wieder Licht ins Dunkel. Und so findet sich in den Memoiren von Kratius von Rummelsdorf auch die einzige Fotografie von Napoleon Bonaparte. – Aber das ist eher nebensächlich.

Auf den Spuren der Klassiker: Das Team Yann und Fabrice Tarrin schicken Spirou und Fantasio in bester Tradition auf ein wahnwitziges Abenteuer.
Alles beginnt vergleichsweise harmlos. Eine überstürzte Fahrt nach Rummelsdorf dürfte dem Spirou-Fan sehr bekannt sein. Und mit einer Träne im Augenwinkel kann er sich auch über dieses wunderbare Auto der beiden Helden freuen, das schon auf dem Cover zu sehen. Auch das Zyklomobil darf nicht fehlen. Spätestens an dieser Stelle sollte es allen Lesern klar sein – solchen, die Spirou und Fantasio kennen – es wird ein absolut klassisches Abenteuer mit vielen kuriosen Einlagen, die an alte Zeiten erinnern und natürlich eine Reise um die halbe Welt.

Yann lässt sich denn auch nicht lumpen. Die in Co-Produktion mit Fabrice Tarrin ausgedachte Geschichte bringt nicht nur Spirou und Fantasio auf den Plan. Auch das Fräulein Steffani, die jenen schicksalsträchtigen Vortrag über das Marsupilami hielt. Wie damals ist Steffani immer noch bereit, für einen guten Artikel ein entsprechend hohes Risiko einzugehen. Mit der Selbstverständlichkeit dieses Verhaltens sind auch alle anderen Figuren wieder in ihren spezifischen Rollen. An Zyklotrop wird durch diverse Spielereien wie Zyklomobil oder Zyklostrahler erinnert – ja, und das Marsupilami?

Das ist nicht dabei. Leider. Es kann nicht. Aber dafür haben sich Yann und Tarrin einen Ersatz einfallen lassen, der nicht ganz so sympathisch, doch nicht weniger geheimnisvoll ist. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn bei dem Ersatztier handelt es sich um eine kleine Sphinx. Die schlägt denn auch nicht mit ihrem langen Schwanz die Leute um, aber hypnotisiert sie und macht sie ihrem Willen Untertan.
Die Figuren sind in Stellung gebracht und sogleich schlagen die beiden Macher auch zu.

Bereits die Reise der vier Freunde (+ Pips) ist ein gehöriges Tohuwabohu, dessen Rasanz wunderbar vergleichbar ist mit Geschichten wie Schnuller und Zyklostrahlen. Der Graf von Rummelsdorf ist abgedrehter als jemals zuvor, was auch die riesige Angst der Anwohner in seiner Umgebung trefflich zu erklären vermag.
Und wo es schon von der Erzählstruktur an André Franquin zu erinnern vermag, tun es die Bilder erst recht. Das slapstickhafte Verdrehte in den Gliedmaßen und Gelenken, in den Mimiken der Figuren, das leichte Verknautschen von Fahrzeugen wie auch Landschaften wird der Fan wieder erkennen.
Nur wirken die Figuren insgesamt nicht so gedrungen, nicht so putzig, wie es einmal war. Man könnte sagen, die Figuren sind eine Mischung aus frühem Franquin und spätem Franquin.

Fabrice Tarrin ist ein ziemlicher Witzbold, im besten Sinne freilich. Im Anhang hat er sich selbst gezeichnet (als Lemur), wie er beim guten alten Tischerücken versucht, den verstorbenen Franquin dazuzubewegen, ein neues Spirou-Album zu zeichnen. Das misslingt, deshalb muss Tarrin selbst ran. In sehr humorvoller Weise inszeniert Tarrin die Inszenierung eines Comics – und er lässt auch nicht aus, dass er sich mit Yann nicht immer einig ist.
Seine DinA5-Skizzen, die er zur Festlegung einer Seitenstruktur anlegt, würden anderen Zeichnern schon zur Veröffentlichung gereichen. Aber dann geht die Feinarbeit erst los. Insgesamt entsteht so die humorvollste Erläuterung zur Entstehung eines Comic-Bandes seit langem.

Klassisch, humorvoll, überdreht. Yann und Tarrin nehmen den Staffelstab von Franquin beinahe nahtlos auf. Jene Fans, die wieder zurück zur Natur der Serie wollen, sollten bei dieser Spezial-Ausgabe zugreifen. 🙂

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