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Comic Blog


Montag, 30. Juni 2008

Moebius – Die hermetische Garage

Filed under: SciFi — Michael um 19:15

Moebius - Die hermetische GarageDie hermetische Garage des Jerry Cornelius, also, diese Geschichte beginnt mit einem kleinen Malheur. Ein Kabelverleger segnet während einer Überprüfung das Zeitliche, was er eigentlich nicht hätte tun sollen. Ist da vielleicht Sabotage im Spiel?

Major Grubert unterdessen ist höchst besorgt. Seine geheime Basis wurde entdeckt und gestürmt. Um nähere Kenntnisse über den Hergang und den Feind zu gewinnen, schickt er einen Spion im Star Billard, einem riesigen humanoiden Roboter. Star Billard rennt über die weiten endlosen Ebenen (und erinnert äußerlich an das Phantom). Neben einer Pyramide entdeckt er einen Grabräuber, einen Mumienfresser, der unter einem Schirm in der Sonne sitzt. Es kommt zu einem brutalen Kampf.

Star Billard gewinnt, doch in der kleinen Stadt Mrhu hat er weniger Glück, aber seine Insassen können entkommen. Wenig später sitzen sie in einem Zug. Seit Stunden ist das Paar unterwegs. Die Einfahrt in die fremdartige Stadt mit der großartigen Architektur ist atemberaubend für die Reisenden. Kurz darauf wird es sogar extrem spannend, denn der Zug wird von einem kleinen Flugzeug bombardiert.

Ganz so geradlinig erzählt, wie es jetzt den Anschein haben mag, ist es dann doch nicht. Moebius hat sich hier auf Experiment eingelassen, dass vom Leser nicht nur Geduld verlangt – und Mut zum experimentellen Lesen – sondern auch Mut zum Unverständnis. Belohnt wird die Geduld mit teilweise wunderschönen Schwarzweißbildern (ja, liebe Freunde von Moebius: keine Farbe!).

Die Bilder sind von unterschiedlicher Machart. Mal wählt Moebius den extrem einfachen Strich, der schon fast einen Gag-Cartoon-Stil erinnert. Aber irgendwie wählt er diesen Stil auch bewusst, denn wenn ein Unbekannter Major Grubert einen Eimer mit einer undefinierbaren Gülle über dem Kopf ausschüttet und dieser englisch mannhaft weiterreitet, erinnert das an die komische Charakterstärke eines Inspektor Clouseau.
Man überlegt noch, ob man Moebius diesen grafischen und erzählerischen Ausrutscher verzeihen soll, da präsentiert er einem schon wieder Bilder, in denen auf das Feinste schraffiert und punktiert wird. Moebius tobt sich gerne in Formen aus. Das kann ein Gesicht mit einem markanten Kinn ebenso sein wie ein zartes Frauengesicht. Besonders scheint er auch Gebäude- und Stadtansichten, aber auch Geländeformationen zu lieben. Wenn dann alles zusammenkommt und noch ein Sternenkreuzer über dieser Szenerie schwebt oder dahinrast, ja, dann ist die Bühne für eine phantastische Geschichte perfekt.

Zum Ausgleich, als humoriges Objekt, treten skurrile Gestalten auf wie der halbaquatische Freund von Major Grubert – der auch einer Augsburger Puppenkiste entsprungen sein könnte.
Der Leser dieser Zeilen merkt sicherlich: Wer Die hermetische Garage liest, muss für alles offen sein und die Überraschung lieben. Sie funktioniert nicht nach den Prinzipien von Dramaturgie. Hier wird erzählt um des Erzählens willen. Der Erzähler weiß nicht, was später kommen mag oder kann. Jederzeit kann eine neue Figur hinzukommen, kann sich eine neue Ebene der hermetischen Garage, dieser vollkommen eigenständigen Welt dem Leser erschließen – oder auch ratzfatz wieder genommen werden. Hier, das ist das wirklich besondere, kann alles passieren – muss aber nicht.

So ist es für jeden Leser das Beste, sich treiben zu lassen, einfach mit der Geschichte zu gehen, schauen, wohin es führt und niemals mit der Erwartung an diese Handlung heranzugehen und für sich selber festzustellen, dass man sie verstehen will – oder gegenüber jemand anderem zu behaupten, dass man sie verstanden hat, weil – so bin ich der festen Überzeugung – das eine glatte Lüge wäre.

Also … ist das ein Spiel?
Ja. Nur so lässt sich die Frage einer der Figuren der Geschichte beantworten. Nur ein Spiel. Eine Rückkehr zur Phantasie. Was passieren kann, passiert und falls nicht, so besteht doch wenigstens zu jeder Zeit die Möglichkeit, dass es passiert. Ganz gleich und völlig unabhängig davon, was vorher passiert ist oder hinterher geschehen wird.
Das ist natürlich vollkommen unbequem und geht absolut gegen jede erzählerischen Kriterien. Jede? Fast jede, denn Kinder, denen eine Dramaturgie fremd ist, die spannendes, lustiges, trauriges, ja auch idiotisches in ihrer Geschichte wollen, würden so erzählen. Moebius hat sich ganz einfach die Freiheit genommen, einmal wieder so erzählen wie als Kind.

Perfekt! … Alles geschieht exakt so, wie ich es vorhergesehen habe.
Nun ist Major Grubert nicht der Imperator, aber eine besondere Macht scheint trotzdem irgendwie mit ihm zu sein. Am Ende scheint es wirklich so zu laufen, wie es soll. Enthusiasten mögen sogar behaupten, Moebius habe ein wenig die Matrix vorhergesehen.

Ungewöhnlich, anstrengend, grafisch wundervoll – mit der hermetischen Garage unterstreicht Moebius seinen ebenso ungewöhnlichen Künstlernamen und gibt ihm erst so richtig Bedeutung. Wer eine leichte Erzählung nach allen Regeln mag: Finger weg. Wer sich auf einen Traum einlassen möchte: Zugreifen. 🙂

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Freitag, 27. Juni 2008

Astro City – Local Heroes

Filed under: Superhelden — Michael um 20:24

Astro City - Local HeroesWie ist das eigentlich, wenn man in einer Stadt lebt, in der es von Helden und Schurken nur so wimmelt? Wenn man selber dem Tod von der Schippe springt, so gerade noch, weil wieder ein Haus explodiert oder ein Automobil durch die Luft segelt, um dann mit lautem Knall neben dir auf dem Asphalt zu landen? Wie das ist? – Anstrengend.
Aus der Sicht ganz normaler Menschen, die nichts mit Geheimidentitäten, Fliegen und Blitzen, die aus den Augen verschossen werden, zu tun haben, kann Astro City sehr anstrengend sein. Aber es kann auch der Ort sein, an dem man sein will, weil es nur dort lebenswert ist – obwohl es auch sehr kurz sein kann.

Kurt Busiek wirft einen Blick auf diese normalen Menschen und beginnt sogleich mit dem Türsteher eines noblen Hotels, einem Menschen, der jeden Tag Fremde kommen und gehen sieht. Aus irgendeinem Grund mag man glauben, dass Menschen, die nur am Eingang eines Gebäudes stehen, keine eigene Geschichte haben, doch das genaue Gegenteil ist der Fall. Langsam blättert Busiek in der ersten Episode das Leben eines Mannes auf, der genau an den Platz gekommen ist, der zu ihm passt.
Vor vielen Jahren hatte Mr. Donacek seine ganz eigenen Erfahrungen mit Superhelden und Schurken. Eigentlich wollte er die Stadt verlassen, aber dann …
In diesen Momenten gibt es häufig ein Aber dann ….

Da ist Manny Monkton, der Comic-Verleger, der die Geschichten der Helden besser erzählen will, lesertauglicher. Manny ist ein alter Hase im Geschäft. Alte Hasen sind nur nicht immer sehr beliebt. Auch Manny nicht, denn er schert sich einen Dreck um die wahren Helden – noch weniger um die wahren Schurken – und so macht sich der alte Fuchs eine Menge Feinde, noch dazu welche, für die es ein Klacks ist, jemanden wie Manny zu beseitigen. Als Sally Twinings bei Bulldog Comics anfängt, hätte sie nicht gedacht, welche Erlebnisse ihr das einmal einbringen wird.
Kurt Busiek beschreibt den Alltag einer Comic-Autorin in Astro City mit einem Augenzwinkern und sicherlich nicht ohne einen Blick zurück (ohne Zorn). Und wie in jeder der vorliegenden Geschichten bringt er eine große Erzählfreude ein – und eine große Portion Gemeinheit.

Es fällt schwer, für sich selbst, als Leser, eine Abstufung zu treffen. Nicht immer verwendet Busiek diesen gnadenlosen Humor, manchmal nimmt er auch nur tragische Zutaten. Ein Schauspieler, der den Helden spielt, versagt völlig, obwohl er es wirklich nur gut meint. Ein Anwalt wird erpresst. Eine falsche Handlung würde den Tod seiner Familie zur Folge haben.
Hier sind die Local Heroes die wahren Helden, die, die eigentlich keine Chance haben, die, die wirklich Mut beweisen müssen. Das bezieht sich nicht nur auf die Normalos, sondern auch auf jene, die bereits ausgedient haben, im wahrsten Sinne des Wortes.
Aber Busiek erinnert sich auch an die klassischen Helden, diejenigen, die einmal vom Lande kamen.

Wenn man wahnsinnig viele Helden gewöhnt ist, dann kann doch so ein Landheld doch nur ein Landei sein, oder?
Hier setzt der Humor wieder ein, so dass Busieks Taktik deutlich wird. Er liebt die Berg- und Talfahrt der Emotionen. So gelingt es ihm, nicht alle Facetten des Superhelden-Genres einzufangen, aber wenigstens sehr viele, vor allem solche, die sich in den klassischen Serien oder Universen eher selten finden, weil die Helden sich nur um sich selber drehen.

Brent Anderson zeichnet die einzelnen Episoden. In zwei Kapiteln wird ihm die Tuschearbeit von Will Blyberg abgenommen, doch am besten sind die Bilder dort, wo Anderson diese Arbeit auch selber macht. Ein sehr schönes Beispiel ist die im 50er Jahre Stil gezeichnete Episode Die schimmernde Rüstung, die gleichzeitig eine Hommage an die alten Zeiten des Comics ist, als die Helden tatsächlich noch einen schimmernden Charakter hatten und nicht in die Schlüpfrigkeit abdrifteten, wie es in der Episode Wo die Action ist angedeutet wird.

Atomicus wird aus einem Atomreaktor geboren und wird gleichfalls zum Zielobjekt einer ehrgeizigen Frau, die sich nichts sehnlicher wünscht, als die Frau eines echten Helden zu werden. Das ist in manchen Teilen nicht nur traurig, sondern auch kitschig, weil der Leser der Erzählerin folgt und schließlich bei ihrer Resignation landet – und einer Zeit, die sie nicht versteht, da ihre Tochter ihre Homosexualität gestanden und so gar nichts mit glänzenden Helden am Hut hat. (Außer, dass sie selber einer ist.)
Das ist nicht nur feinfühlig gezeichnet, auch ebenso erzählt, weshalb sich hier ganz besonders zeigt, warum Busiek und Anderson ein gutes Team sind (fast so gut wie Busiek und Pérez).

Kleine Episoden formen ein großes Ganzes. Ernsthafter als die normalen Universen, immer mit einem kleinen Seitenhieb, mal herzlich, mal ironisch in einer schönen Aufmachung und tollen Covern von Alex Ross, dem Meister der Strumpfhosenhelden.

Rising Stars – 3. Akt – Teil 1

Filed under: Superhelden — Michael um 16:44

Rising Stars - 3. Akt - Teil 1Jerry hat seinen Beitrag geleistet. Er hat mit seinen Kräften als lebende Fackel alle Kokainfelder abgebrannt. Ein Neuanbau kommt für die Kartelle einfach nicht mehr in Frage. Es ist zu kostspielig geworden.
Und doch wagt es wieder mal einer. Bloß weil sie denken, er würde es sich nun an Swimming Pools in der Wüste von Nevada gut gehen lassen, sollten sie nicht glauben, der alte Mann hätte es nicht mehr drauf. Es ist nur ein Gefallen, ein kleiner Rachefeldzug. Aber das, was Jerry im Dschungel von Bolivien erwartet, sind keine übermütigen Drogenbarone. Es ist eine Falle.

Eine große Traurigkeit durchzieht den gesamten 1. Teil des 3. Akts von J. Michael Straczynskis Saga um die Specials. Der letzte Akt nimmt seinen Lauf. Die Geschichte ist sehr ansprechend erzählt, aber sie ist nichts für jene Comic-Leser, die von einer Superhelden-Geschichte ein heiteres Superschurken-Verkloppen erwarten.

Wieder sind einige Jahre vergangen und die einzelnen Specials, die Menschen mit besonderen Kräften, haben ihre Aufgaben zur Verbesserung der allgemeinen Situation der Menschheit sehr ernst genommen. Atomare Abrüstung, Verbrechensbekämpfung, Drogenbekämpfung, verbesserte Techniken, Heilmethoden, Sammlung von Geldern zur Linderung von Nöten. Die Specials waren fleißig. Trotzdem werden sie nicht von allen geliebt. Ganz im Gegenteil.

In aller Ruhe erzählt Jason dem im Koma liegenden Freund die Geschichte der verbliebenen Specials, die allesamt gelitten haben. J. Michael Straczynski lässt den Leser dabei sehen, was Jason seinem Freund verschweigt oder auch schön redet. Das ist sehr elegant geschildert und in Comics nicht der Normalfall. Rising Stars ist nichts für nebenbei, dafür ist es nicht nur von seiner Erzählstruktur her angelegt, auch ist es unbequem.
2002 entstanden, gehört diese Geschichte mit zu den ernsthafteren Auseinandersetzungen mit dem Superhelden-Genre. Hier sind Menschen am Werk, die zufällig besondere Kräfte haben. Und es werden immer weniger.

Allerdings bringt die zahlenmäßige Verringerung der Specials auch den Nebeneffekt mit sich, dass die Kräfte der anderen im gleichen Maß steigen. Dies einmal mehr hier herauszufinden, ist traurig, der Nutzen daraus äußert sich im weiteren Verlauf in schlichter Rache. Einige Mächte, gar nicht einmal die so genannten Kriminellen, wollen es nicht zulassen, dass es einigen wenigen gegeben ist, selbsternannte Sheriffs zu spielen Darunter auch ein gewisser amerikanischer Präsident namens George W. Bush junior, der hier nur allzu gut, dank der zeichnerischen Fähigkeiten von Brent Anderson erkennbar ist.

Dieser Mann lügt. Und ich kann es beweisen.
Es gehört sicherlich einiges dazu, diese Worte dem mächtigsten Mann der Welt entgegenzuschleudern, noch dazu mit dem eigenen toten Freund auf dem Arm, spiegelt aber auch ein Zeichen der amerikanischen Zeit wider, in der das Volk seiner Regierung nicht mehr jedes Wort blind abkauft.
Brent Anderson, Zeichner und Tuscher in Personalunion, ist es zu verdanken, dass dieses Szenario auch optisch so gut gelingt. Jüngere Arbeiten von ihm finden sich auch in Reihe Astro City. Weitere Beispiele seiner Arbeit sind auch online einsehbar unter www.brentandersonart.com.

Es ist ein rauer Zeichenstil, sehr exakt, aber auch mit schnellen Strichen getuscht, fast skizziert. Die Menschen sind alle sehr individuell, fast als habe man mit realen Vorbildern gearbeitet. Brent Anderson, Jahrgang 1955, gehört zur alten Schule. Seine Bilder stehen in der Tradition eines John Buscema, Alan Davis oder Bruce Jones.
Seine Zusammenarbeit mit Chris Claremont gilt immer noch als ein Höhepunkt der Mutanten-Saga um die X-Men. Aber im Vergleich zu dieser älteren Arbeit hat er sich weiter gesteigert, ist er präziser geworden.

Einfach richtig gute und niveauvolle Superhelden-Unterhaltung von zwei Profis am Schreib- wie auch am Zeichentisch erzählt. In dieser komprimierten Komplexität ist es erstaunlich, dass sich noch kein Produzent für eine Verfilmung gefunden hat.

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Hellgate London 1 – London Falling

Filed under: Mystery — Michael um 13:05

Hellgate London 1 – London FallingJohn Fowler hat es eilig, weil er wieder mal zu spät zum College kommt. Heute sind Ausgrabungen auf dem Campusgelände angesetzt. Daran wäre nichts außergewöhnliches, würden diese Grabungen nicht auch ein uraltes Skelett zutage fördern.
Der Fund weckt in John wahnsinnige Kopfschmerzen. Seinen Freunden bereitet das Skelett weniger Kopfzerbrechen, allenfalls brüten sie darüber, wie sie Professor Hawkins, der die Grabungen überwachte, wieder einmal einen Streich spielen können. Die Lösung ist einfach: Man nehme das alte Skelett und setze es auf Hawkins’ Bürostuhl.

Das ist ein Spaß! – Jedenfalls, solange man nicht dabei erwischt wird. Und John wird erwischt. Für Professor Hawkins ist diese Untat der willkommene Vorwand, um diesen Fowler endlich loszuwerden. Aber ganz so einfach wird es dann doch nicht. John erhält unerwartete Unterstützung, über die er sich zunächst wundert. Nach einer Weile lichten sich die Schleier – keiner der Schüler, auch nicht Johns Schwester, ist auf das vorbereitet, was sich bald in ihrer aller Leben verändern wird. Ein altes Erbe wirft seine dunklen Schatten und Albträume voraus.

Jugendliche Charaktere werden in dieser Fassung der Ereignisse um das Aufbrechen des Höllentores in den Mittelpunkt des Geschehens gerückt. In bester Manga-Manier von J.M gezeichnet, aber in europäischer Lesefolge inszeniert, entsteht hier in schwarzweißer Bilderfolge eine Geschichte, die den anderen Abenteuern des Hellgate London von Ian Edginton und Steve Pugh in Sachen Spannung nicht nachsteht, sich aber an ein jüngeres Publikum richtet.

Wie in einem Jugendbuch entschlüsseln sich die Geheimnisse um die Familie Fowler. Die drei Kinder, John, Lindsey und der kleine Tyler erhalten nach dem Fund des unbekannten Skeletts schließlich einen Hinweis, der sie auf den Dachboden ihrer Wohnung führt und dort …
Es ist interessant, wie Arvid Nelson, der Autor, die Geschichte konzipiert. Diese Kids gehören zur Computerspielgeneration. Wenn ein Monster sich ihnen in den Weg stellt oder eine seltsame Kreatur aus einem Wolkenwirbel nach ihnen greift, rennen sie nicht automatisch fort. Irgendwie haben sie das alles schon einmal gesehen. Und deshalb kassiert so ein Monster dann auch eine saftige Abreibung.

Nelson nimmt die Geschichte nicht allzu ernst. Er will unterhalten. Er kennt seine Leser und weiß, was sie mögen. So wird der kleine Tyler auch einmal mit seiner Lieblingsserie abgelenkt: Mighty Ninja Magical Cyber Assault Team Dangar.
Auf einen Blick in die Serie müssen wir leider verzichten (obwohl der Titel verdammt neugierig macht), aber auf die guten alten nimmersatten Wiedergänger müssen wir nicht verzichten.
In einem anderen Kontext würd ich sagen, sie sähen cool aus. So viel Zeit bleibt Lindsey noch zur Analyse, bevor Hellgate London seinen Jugendbuchcharakter endgültig hinter sich lässt und John mit seinem Dachbodenfund zeigt, was er so alles kann.

Die Spannung schaukelt sich immer weiter auf. Am Ende …
Das soll natürlich nicht verraten werden, aber J.M legt mit seinen Zeichnungen, mit denen er qualitativ auf Augenhöhe eines Hiroki Endo rangiert, recht drastische Bilder vor, die auch auf diese Weise denen von Endo in nichts nachstehen.

Man gewöhne sich nicht zu sehr an die Charaktere, denn nicht alle werden es bis zum Ende schaffen. Die Konstellation, die Arvid Nelson schafft, lässt einige weitere unerwartete Wendungen für die nächsten Abenteuer erwarten. Ein gelungenes Horror-Abenteuer mit Bildern von J.M, dass keine Spielevorlage nötig hätte. 🙂

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Donnerstag, 26. Juni 2008

Lucky Luke – Die Gesamtausgabe 2003 – 2006

Filed under: Cartoon — Michael um 18:29

Lucky Luke - Die Gesamtausgabe 2003 - 2006Für Häftlinge mit hohen Haftstrafen ist kein Geld mehr da. Vor allem für jene nicht, die sowieso das Ende ihrer Haftzeit nicht mehr erleben werden. Es sei denn natürlich, sie brechen aus. So wie die Daltons immer wieder. Aber derzeit sitzen sie leider und so …
So sollen sie eben aufgehängt werden. Das spart Zeit und Geld. – Na, ganz so einfach ist das auch wieder nicht. Diesmal ist es nicht der Schläue der Daltons zu verdanken, dass die vier Gauner auf freien Fuß kommen. Eine Gesetzeslücke lässt sie das Todesurteil umgehen und direkt in den Hafen der Ehe einlaufen.

Lucky Luke, der seine ganz eigenen Erfahrungen mit den Frauen gesammelt, behält die Daltons im Auge. Die vier Banditen hatten es sich so einfach vorgestellt. Pustekuchen! Ihre Squaws, denn diese Indianerinnen waren die einzigen, die sie nehmen wollten, nehmen ihre Männer ziemlich ran – bis auf Averell. Der hat es nicht nur ziemlich gut erwischt, den hat es auch erwischt.

Bevor Lucky Luke jedoch zum Aufpasser von entnervten Ehemännern wird, gibt es noch ganz andere Abenteuer zu bestehen. Eben ist er noch bei der Entstehung des in Amerika allseits beliebten Burgers dabei, da führt ihn sein Weg auf die andere Seite der Grenze, nach Kanada, ins schöne Quebec. Und obwohl er den nordamerikanischen Kontinent gar nicht verlassen hat, ist hier alles ein wenig anders.

Nach Morris ging das Leben für den Cowboy, der schneller zieht als sein Schatten, weiter. Ein französischer Koch diente als Experiment, ob die Leser etwas mit einem neuen Zeichner anfangen konnten. Achdé (Hervé Darmenton mit bürgerlichem Namen) hatte nach eigener Aussage schon als Kind den Wunsch Lucky Luke Zeichner zu werden. Aber, wie seine Mutter so treffend bemerkte, der hatte mit Morris schon einen Zeichner. Nach dem viel zu frühen Tod von Morris wurde der inzwischen erfahrene Zeichner gefragt, ob Lucky Luke zeichnen wolle.
Er wollte. Der Rest ist, um es so auszudrücken, Geschichte.

Als Nachfolger muss er sich einen direkten Vergleich gefallen lassen – und dieser fällt optisch außerordentlich überraschend aus. Im Seitenvergleich lässt sich kein Unterschied erkennen. Achdé übernimmt das Erbe von Morris mit sehr viel Feingefühl und Respekt vor Serie, der Figur und dem langjährigen Macher.
Und so bleibt auch der Humor erhalten.
Ähnlich wie sich Goscinny und Uderzo mit europäischen Nachbarn auseinandersetzten, nehmen sich Achdé und Laurent Gerra nun die nordamerikanischen Nachbarn der Vereinigten Staaten vor: Kanada.

In einer episodenhaften Erzählung erfährt der Leser, wie Kanada entstand und besiedelt wurde, welche Kriege und Auseinandersetzungen eine Rolle spielten und wie die Französisch-Kanadier endlich begreifen, dass sie ihren Stolz nicht klaglos herunterschlucken, sondern auch behaupten müssen.
Im Grunde aben uns die verfluckten Franzosen den Engländern ausgeliefert.
Hier teert man(n) nicht mit Teer, sondern mit Ahornsirup. Und man(n) serviert leichte Äppchen mit französischen Fritten und geriebenem Käse. Ansonsten … Betrachtet der Leser die Schlägereien im Saloon wird klar, dass nicht alles anders ist im Norden. Und es wird klar, dass Laurent Gerra nicht nur den Humor eines französischen Szenaristen besitzt, sondern sich auch perfekt in die Serie einfindet.

So wird Jolly Jumper mit der bezaubernden Province endlich eine Freundin zuteil – wenn auch nur kurz, schließlich ist er ein einsamer amerikanischer Mustang! Nach vielen Abenteuern wird sogar noch – nachdem es zuvor der Burger war – der Hot Dog erfunden. Kein geringerer als der sonst eher nichtsnutzige Rantanplan steht für dieses Lebensmittel … na, so etwas wie Modell.

Eine kleine Schwachstelle hat Achdé jedoch. Im Bereich der Karikatur war Morris ganz eindeutig besser. Eine Celine Dion ist in Schikane in Quebec nicht erkennbar, allenfalls erahnbar. Aber der Zeichner arbeitet an sich. Im Band Die Daltons in der Schlinge findet eine kleine Hommage einen Western mit John Wayne und Kirk Douglas statt. Selbst ohne die redaktionellen Erläuterungen im Vorfeld – die wie immer sehr gut sind – sind die beiden zu erkennen und sorgen sogleich für eine gehörige Portion Slapstick und Wortwitz.

Es geht nach Morris weiter. Das großartige Comic-Urgestein muss sich keine Sorgen machen. Lucky Luke ist in gute Hände gekommen, die mit viel Gespür für den Geist der Serie und die Figuren die Reihe rundum gelungen fortführen. 😀

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Dienstag, 24. Juni 2008

Der Schimpansenkomplex 1 – Paradoxon

Filed under: SciFi — Michael um 20:53

Der Schimpansenkomplex 1 - ParadoxonWährend einer Abenddämmerung im Februar des Jahres 2035 erscheinen plötzlich unerwartete Radarechos auf den Schirmen einer kleiner amerikanischen Flotte mitten im Indischen Ozean.
Die Schiffe erhalten den Befehl, sich um das im Meer niedergehende Objekt zu kümmern. Als die Mannschaften eine Raumkapsel bergen, ist die Verwunderung noch nicht allzu groß. Als die Besatzung der Kapsel auf das Deck des Flugzeugträgers klettert, herrscht bald Alarmstufe Rot und höchste Geheimhaltungsstufe.

Helen Freeman grämt sich noch einen Moment darüber, dass die bevorstehende Mars-Mission abgesagt wurde und ihr nun die Möglichkeit einer Reise zum roten Planeten verwehrt bleibt. Sofia, ihre Tochter, erkennt sofort, was los war. Ihre Mutter hat sie angelogen. Niemals hatte sie auch nur in Erwägung gezogen, ihren Beruf an den Nagel zu hängen, um mehr Zeit für ihre Tochter zu haben.
In diese Familienstreitigkeiten platzt ein neuer Auftrag. Helen wird wegen ihrer Erfahrung angefordert. Bei der ersten Begegnung mit der Besatzung der Raumkapsel ist sie zunächst erstaunt, dann erschüttert und schließlich weiß sie nicht mehr, was sie glauben soll.

Mehrere große Kriegsschiffe, darunter drei Flugzeugträger und mehrere unterstützende Kreuzer, fahren im Eingangsbild vor einer untergehenden Sonne auf den Betrachter zu.
Als Bild funktioniert es hervorragend, aber es ist auch gleichzeitig der größte – wie auch einzige Fehler – der den beiden Machern Richard Marazano und Jean-Michel Ponzio passiert. Kein Flottenkommandant der bei gesundem Verstand ist, würde einen Trägerverband so eng zusammen ziehen, schon gar nicht einen Verband, der gleich drei Träger schützen muss. Auch aus Gründen der Flugsicherheit ist diese Enge nicht sinnvoll. Die Landung auf einem Träger ist für die Piloten schon schwierig genug, wenn sich dann drei dieser schwimmenden Landeplattformen auch noch in die Quere kommen, ist ein Desaster beinahe vorprogrammiert.

Diese Kritik müssen sich Richard Marazano und Jean-Michel Ponzio gefallen lassen, die ansonsten einer akribischen Erzählspur folgen, die auch ein Veteran des populären SciFi-Abenteuers wie Michael Crichton hätte legen können. So wirkt dieser Auftakt wie eine Mixtur aus Andromeda – Tödlicher Staub aus dem All, Apollo 13 und Sphere.

Seit Jahren glaubte also die Menschheit mit den Ausflügen zum Mond abgeschlossen zu haben. In dieser Geschichte – wie auch in der Realität – wird dieses Thema wieder überaus interessant.
Der grafische Effekt, mit dem Jean-Michel Ponzio hier zu Werke geht, erinnert an überzeichnete Fotografien. Das wirkt kühl, technisch, wissenschaftlich und erleichtert den Zugang zur Geschichte und ihrer anschließenden zugrunde liegenden Hypothese. Den Zugang zu den Figuren erschwert es etwas. Hinzu kommt eine reduzierte, eher dunkel angelegte Farbpalette, die gut zu einem Wissenschaftsthriller mit Science Fiction-Elementen passt.

Wie es sich für einen (modernen) Thriller gehört, beginnt die Handlung mit einem Kracher. Das ist optisch ebenso zu verstehen wie von der Erzählstruktur her. In diesem Zusammenhang verstehe ich das Vorwort überhaupt nicht. Verfolgt man moderne Wissenschaftsthriller in Roman und Film, so ist der Band stark an derlei Strukturen wie Andromeda – Tödlicher Staub aus dem All oder auch Phase IV angelehnt. Einzig für den Comic mag es gelten, dass erstens die Thematik und zweitens die Erzählstruktur in dieser Mischung nicht so oft angewendet werden. Dies mag damit zusammenhängen, dass der Comic-Leser als solcher eher anspruchsloser behandelt werden soll, weil seine Erwartungen nicht so hoch sind. (Was ein absoluter Trugschluss ist!)

Zurück zum Schimpansenkomplex, der gleichzeitig der Titel dieser Reihe ist. Unter dem Strich bedeutet dieser Komplex, sich seiner Funktion als Spielball eines Experiments bewusst zu sein, ohne bedeutend in dieses Experiment eingreifen zu können. Gegen diese erzwungene Schicksalsergebenheit lehnt sich der Verstand bis zum Wahnsinn auf.
Der Wahnsinn lauert hier nicht nur hinter dem oberflächlichen Paradoxon, das sich letztlich als etwas ganz anderes herausstellt. Er lauert in einer Vermutung, die der Leser selber herausfinden muss. Richard Marazano baut eine verschachtelte aber schlüssige Geschichte auf, die sich jedoch hütet, bereits alle offenen Fragen in diesem Band zu klären.
Und er hat mit Sofia, Helens Tochter, eine Figur am Start, die als Sinnbild der Menschlichkeit verstanden werden kann, die zugunsten eines großen Rätsels mit Füßen getreten wird.

Grafisch kann sich Jean-Michel Ponzio wenigstens einen kleinen Scherz nicht verkneifen. Wenn der gezeigte amerikanische Präsident nicht dem Duke nachempfunden ist, weiß ich es nicht. In einigen Bildern passt es perfekt von Gesicht und Haltung her.

Ein wirklich toller Auftakt. Für Freunde des Wissenschaftsthrillers und –abenteuers, jene, die den großen Erzählwerken eines Michael Crichton hinterher trauern, ist der Schimpansenkomplex genau das richtige Album. Grafisch sehr gut und von einem hohen Spannungsgrad, der mit erhöhter Rätseldichte rapide zunimmt.

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Montag, 23. Juni 2008

Asterix in Amerika

Filed under: Comics im Film — Michael um 18:59

Asterix in AmerikaDer Zaubertrank geht zur Neige! Schuld daran hat mal wieder eine kleine Rauferei der Dörfler aus der kleinen Bastion unbeugsamer Gallier – die allerdings ohne Zaubertrank nicht mehr ganz so unbeugsam sind.
Aber ein großes Problem stellt auch dies nicht dar, schließlich ist Miraculix, der Druide, jederzeit in der Lage, einen neuen Trank zu brauen. Dazu braucht es nur einige Zutaten aus dem Wald und ein wenig frischen Fisch. Für letzteres sollen Asterix und Obelix sorgen.

Während die beiden auf dem Meer sind, braut sich ein Sturm zusammen. Ein echter ebenso wie ein sinnbildlicher. Denn im Wald wird Miraculix gefangen genommen und entführt. Den Druiden zu töten, trauen sich die Römer nicht, aber es gibt auch noch andere Mittel, um den gefährlichen Gallier loszuwerden: Man schmeißt ihn über den Rand der Welt.

So finden sich Asterix und Obelix nicht nur auf einer großen Überfahrt wieder, sondern auch auf einer Verfolgungsjagd, die sie in ein äußerst merkwürdiges Land führt, mit seltsam sprechenden dunkelhäutigen Menschen, komischen Dorfgegenständen wie Marterpfahle und vielem mehr.

Nach Motiven aus dem 22. Asterix-Band Die große Überfahrt kam 1994 Asterix in Amerika auf die Kinoleinwand.
Peer Augustinski, Comedy-Urgestein aus der Zeit der Klimbim-Familie, spricht Asterix. Für Obelix ist Ottfried Fischer zuständig. Fischer, als Synchronstimme eher selten vertreten, spricht einen gemütlichen Obelix und dies ganz ohne bayerischen Dialekt in der Stimme. Augustinski hingegen verkörpert einen ernsthaften Asterix, eben ganz so, wie er sein sollte, denn Asterix ist und bleibt ein richtiger Krieger, ganz gleich wie klein er ist.

Im Gegensatz zur großen Überfahrt ist auch Miraculix mit von der Partie. Im Comic nur am Anfang und Ende zu sehen, gehört der Druide hier zum Trio, das nach Amerika verschlagen wird. Ralf Wolter (der Sam Hawkens aus Winnetou) spricht einen ehrenvollen und furchtlosen Miraculix. Neu in dieser Geschichte sind die römischen Erzfeinde Julius Caesar und Lucullus. Letzterer wird bitterböse von Michael Habeck angelegt. Comic-Fans werden ihn auch als die Stimme des Clowns in Spawn in Erinnerung haben. Ha-Tschi, die Indianerin, der Obelix das Leben vor den Bisons rettet, erhält ihre Stimme durch Kristiane Backer, deren Zeit bei MTV beinahe schon vergessen ist.
Als Erzähler kommt der im Zeichentrickfilm erfahrene Harald Juhnke zum Einsatz.

Stimmlich passt es also und optisch wurden mit diesem Film für Asterix-Filme neue Maßstäbe gesetzt. Gleich zu Beginn befinden wir uns im Anflug auf die Pizza Erde. Einer Scheibe gleich (aber ohne Schildkröte und Elefanten) schwebt sie durch das All, während sich an ihren Rändern die Ozeane ins Nichts ergießen.
Aber entgegen der lucullischen gemeinen Planung fliegt der Druide nicht über den Rand, sondern an Land. Im Comic wie im Film erinnern diese Indianer sehr an die frühen Wildwest-Ausflüge von Uderzo und Goscinny, wie sie uns schon in Umpah-Pah gezeigt wurden. Die gesamte Szenerie macht in Amerika einfach nur Spaß beim Anschauen, während die kleinen Seitenblicke in die Heimat beinahe stören – natürlich nur beinahe, denn den Rest der unbeugsamen Gallier mag man auch nicht missen.

Im bedrohten und von den Römern umzingelten Dorf ist das Szenario viel bekannter, aber auch komisch. Noch haben die Gallier Zaubertrank und die armen Römer, die zum Testen vorgeschickt werden können einem schon Leid tun.
Optisch sind die Übersichten des Dorfes wie auch in Amerika wunderbar gelungen und würden sich bestimmt auch gut als Poster machen. Die große Überfahrt selbst, der große Sturm, wurde per Computer realisiert, eine Neuerung in der Asterix-Reihe, die angesichts der Achterbahnfahrt auch nötig war.

Eine gelungenes Leinwand-Abenteuer, nicht ganz mit dem Charme der Comic-Vorlage behaftet, aber insgesamt eine vergnügliche Umsetzung eines der ungewöhnlichsten Asterix-Abenteuer mit vielen eigenen Einfällen.

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Samstag, 21. Juni 2008

JLA / Cyberforce

Filed under: Superhelden — Michael um 18:27

JLA / CyberforceBudapest. Zombies mit Cyborg-Implataten greifen Armeeangehörige an und verursachen ein Blutbad, bevor die echten Helden eingreifen und den Tag retten können. Aber die Cyberforce ist nicht allein. Bald treffen auch Helden der alarmierten JLA ein.
Man braucht etwas, um sich zusammenzuraufen und das Problem gemeinsam anzugehen. Das ist auch dringend nötig, denn für jede Gruppe allein könnte das Problem etwas zu groß sein – und das wieder einmal im wahrsten Sinne des Wortes.

Die JLA bestreitet ein weiteres Crossover. Nach heldenhaften Begegnungen mit den Rächern oder der Witchblade trifft sie nun auf die Cyberforce – und siehe da: Es passt.
Nun erinnert die Cyberforce ein wenig an die X-Men oder die Rächer. Die Konstellation eines mit Klauen bewehrten Ripclaw (der Name sagt alles und erinnert an eine Mischung aus Wolverine aus dem einen und Lobo aus dem anderen Universum), einer Velocity (ein weiblicher Quicksilver), einer Cyblade (ein Pendant zu Psylocke), eines Stryker (könnte ein Bruder von Cable sein) und Ballistic (wäre eine passende Schwester zu Hawkeye) erinnert stark an das Marvel-Universum – allerdings ist die Herkunft dieser Helden eine andere. Eine Herkunft, die hier eine besondere Rolle spielt.

Es beginnt in Budapest, einer eher seltenen Begegnungsstätte von Helden. Der Feind tritt zuerst durch eine Art Energieband in Erscheinung, bevor die Kulisse der alten Bauten in der ungarischen Stadt technisch verstärkte Zombies in die Freiheit entlässt.
Zuvor hatte Autor Joe Kelly noch einen Blick in die Wunschträume von Martian Manhunter geworfen. Gegensätzlicher könnten die Szenarien nicht sein, die sich dem Leser hier gleich zu Beginn präsentieren.

Cyberforce ist in Budapest zur Stelle, denn sie wissen, dass einer der ihren in diese Sache verwickelt ist – na, fast jedenfalls. Joe Kelly verwendet das Rezept des Helden, der seinen Freunden nicht alles erzählt. In diesem Fall hat es sogar mit der Entstehung der Gruppe zu tun.
In diese Rezeptur kommt noch eine gesunde Rivalität zwischen den beiden Gruppen. Etwas Attraktivität und Großmäuligkeit, wie auch eine Spur Ignoranz. – Die ist immer gut und bringt den Leser gegen den jeweiligen Protagonisten auf. Man weiß es schließlich besser und wurde auf die Art perfekt vom Autoren eingefangen. Denn natürlich gibt es auch einen Helden, der es besser weiß und dem nun die Sympathien gehören. Joe Kelly treibt dieses Spiel aber wechselhaft, indem er diese Sympathien mal diesem, mal jenem gönnt.

Die gemeinsame Bedrohung schweißt zusammen. Hier begegnen sich die beiden führenden Helden, Superman und Stryker, auf Augenhöhe. Stryker ist ganz eindeutig für den Humor zuständig – aber seien wir ehrlich, besonders komisch war Supie noch nie, abgesehen davon, dass er sich in früheren Zeiten in Telefonzellen und Abstellräumen des Daily Planet umzog.
Neben einer ordentlichen Portion Action konzentriert sich Kelly auf die Charaktere selber. Batmans alter Ego Bruce Wayne darf ein wenig den Charmeur herauskehren, was keine Selbstverständlichkeit ist und auch nur geschieht, wenn Frauen ihm auf gleicher Augenhöhe begegnen.
Und Kelly verblüfft den Leser auch – lässt hier aber Fragen unbeantwortet – indem er Supie eine blutende (!) Wunde verpasst. Und, ja, der Stählerne hat sogar Schmerzen.

Und wie es sich gehört, serviert Joe Kelly einen abschließenden Gegner, damit beide Teams zusammen so richtig zu tun haben.
Zwei verschiedene Welten zu verbinden, ist in Crossovers nie leicht. Warum dies nicht nur durch die Erzählung gelingt, sondern auch durch die Bilder, ist Doug Mahnke zu verdanken, der zumeist mit sehr gutem Blick und Händchen für Formen und Perspektiven bei der Sache ist. Manchmal funktioniert es nicht so gut, aber das könnte durchaus auf nicht ganz so gelungene Tuschearbeit zurückzuführen sein. Ausrutscher von Norm Rapmund sind aber hier doch sehr selten und unter dem Strich zu vernachlässigen.

Ein sattes Helden-Action-Crossover, so wie es ein soll und mit einigen Überraschungen, da dieses Abenteuer nicht wie manche Crossover vollkommen losgelöst von der Geschichte einer der beiden Gruppen, hier die Cyberforce, zu sehen ist.

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Fathom – Neue Serie 14

Filed under: SciFi — Michael um 13:11

Fathom - Neue Serie 14Die Hülle des U-Bootes platzt. Das Unterseeboot hat den Kräften von Aspen nichts entgegenzusetzen. Die Besatzung des nahenden Flugzeugträgers glaubt sich in einer besseren und stärkeren Position. Welch ein Trugschluss! Als Aspen die Reserven ihrer Kräfte mobilisiert, muss selbst Kiani, die ein wenig auf Aspen herabsah, sich eingestehen, welche Macht der anderen Frau gegeben ist.
Schließlich ist es gut, dass Aspen nicht alles verloren hat, dass es Freunde gibt, die zu ihr halten und sie auch zu stoppen verstehen, wenn ihre letzten Barrieren fallen. Cannon ist solch ein Freund, aber kann er auch rechtzeitig zur Stelle sein?

Ein Knaller! Ein aufwendiges Finale in Top-Qualität!
Hier geht es um eine gut erzählte Action– und SciFi-Geschichte, die in jedem Punkt ihren eigenen Anspruch und den eines SciFi-Lesers erfüllt. Hinzu kommt, dass Cover-Qualität hier der durchgängigen Bildqualität entspricht, was nichts anderes bedeutet, als dass das Finale dieses Handlungsabschnitts ein richtiger Kracher geworden ist – nach einer sowieso schon sehr hochwertig gezeichneten Serie.

Aber zum Anfang. Aspen, die bisher vieles erdulden musste, gejagt und mit der Geiselnahme ihrer Liebsten erpresst wurde, greift nun in den Schlusskonflikt der Menschen und der ozeanisch lebenden Wesen ein. Waylander, der befehlshabende Marineoffizier hinter all den Attacken und dem Hass, hat sein Spiel zu weit getrieben. Selbst Aspen, die ihre Kräfte zwar nutzte, aber nicht bis zur letzten Konsequenz forderte, hält sich nicht mehr zurück.

Herauskommen dank einem herausragenden Grafik-Team richtig tolle Action-Bilder. Koi Turnbull, der es nicht leugnen kann, dass seine Figuren ein wenig an Disney erinnern (z.B. Atlantis oder ähnlich gelagerte Produktionen anderer Zeichentrickstudios), schafft Seitenkompositionen, in denen es zwar wild zur Sache geht, die aber bei aller Actionlast trotzdem übersichtlich bleiben. Das Auge verliert sich nie in einem Wust, sondern kann den einzelnen Bildern wie auf einer unsichtbaren Schnur aufgereiht folgen.

Das Tusche-Team weiß mit Sal Regla und Don Ho zwei sehr gute Profis zu vereinen, aber mit David Moran ist ein Kolorist am Werk, dessen Leistung noch deutlicher gelobt werden muss. Einerseits sind alle Farbkomponenten sehr gut aufeinander abgestimmt, andererseits sitzen die Details auch alle da, wo sie hingehören. So finden sich Wasserspritzer und Explosionen in den Szenen, in denen Aspen ein U-Boot wie auch einen Flugzeugträger angreift, vergessen werden aber auch nicht die blonden Bartstoppeln von Brande, bevor er zu seiner Selbstmordmission aufbricht.

Wenn in einem ersten Epilog, wenn man es so nennen mag, der Satz fällt: Die Schwarzen kommen – und ein erster Ausblick darauf gegeben wird, welcher Feind nun in die Auseinandersetzungen zwischen Menschen und Meeresvölkern eingreifen wird, dann ist klar, dass die Autoren J.T. Krul wie auch Michael Turner ihren Job mehr als nur gut gemacht haben.

Besser geht es nicht für eine SciFi-Heftserie. Jeder Abschnitt der Geschichte hat sich kontinuierlich gesteigert. Das letzte Kapitel in diesem Band ist schlicht eine herrliche Bilderexplosion, so dass man auf jeder Seite verweilen muss, um all die Momentaufnahmen gebührlich zu genießen. 😀

Donnerstag, 19. Juni 2008

Djinn 1 – Die Favoritin

Filed under: Abenteuer — Michael um 17:33

Djinn 1 - Die FavoritinIstanbul. Das Juwel am Bosporus. Eine junge Frau ist auf der Suche nach ihrer Vergangenheit, ihrer Herkunft, aber es ist die Jagd auf einen Djinn, einen bösen Geist. Diese Vergangenheit entzieht sich ihr, ist stets etwas diffus. Noch immer scheint es Kräfte zu geben, die eine bestimmte Zeitperiode lieber verschleiern wollen.
Vor vielen Jahren, vor dem Ersten Weltkrieg, kamen die Vorboten einer Veränderung auch in der Türkei an. Veränderungen, die es so nicht geben sollte. In jenen Tagen war man an Veränderungen nicht interessiert. Man glaubte noch an die Macht der Intrige und der Verführung. Und manchmal geht beides Hand in Hand.

Jade, sie wird die neue Favoritin des Sultans. Sie weiß, dass sie ein Werkzeug ist, aber sie weiß auch, dass an sie an ihrer Position Macht ausüben kann, Macht, die nicht einmal der Sultan selbst besitzt. Macht, mit der sie selbst den Sultan beherrschen kann – wenigstens für eine Weile.
Jade erhält einen Auftrag. Ein Feind wird den Sultan besuchen. Ein Feind, über den der Sultan Macht erlangen will. Der Feind soll sich in Jade verlieben. Und Jade macht sich ans Werk. Auf ihre sehr effiziente Art.

Von all diesen Vorkommnissen weiß Kim Nelson nichts, als sie Istanbul besucht, um mehr über ihre Wurzeln zu erfahren. Aber schnell wird klar, dass ihre Neugier und ihre Suche einen Stein ins Rollen gebracht haben, dessen Auswirkungen sie nicht einmal erahnen konnte.

An der Grenze zum Orient ist alles anders. Dort, wo sich die Neuzeit mit den alten Traditionen trifft, wo Fortschritt und Geheimnisse regelrecht aufeinanderprallen, ist viel Platz für Geschichte und Geschichten.
Dieses Umfeld, Istanbul, machen sich Jean Dufaux und Ana Miralles zunutze, um eine düstere Handlung vor dem Leser zu entfalten, in der heutigen Zeit, wie auch damals vor beinahe 100 Jahren.

Der Leser – Kim Nelson, die junge Frau und Hauptfigur weiß es noch nicht – bemerkt, wie sehr sich beide Epochen in ihrer Gefährlichkeit ähneln. Teilweise wird noch auf ähnliche Methoden zurückgegriffen – Gewalt ist und bleibt Gewalt zu jeder Zeit – aber dennoch lässt sich eine gewisse Eleganz an den Machenschaften von Jade und dem Sultan nicht abstreiten. Wer in ihre Fänge gerät, fällt mit Leidenschaft herein, stürzt in einen wahrhaftigen Abgrund der Gefühle.

Wo einst die Verlockungen des Harems blühten und eine verheiratete Engländerin in die Umarmung von Jade trieb, sind es heutzutage die Bordelle, die, eine verblasste Tradition vortäuschend, die letzte Bastion für den Mann sind, der die Frauen im besten Fall als Spielzeug betrachtet.
Jean Dufaux fasziniert den Leser mit kleinen erotischen Netzen, die auch die Jahrzehnte überdauert haben, nur um ihm am Ende zu zeigen, dass es bei all den Machtspielchen und Erniedrigungen nur wieder um die größte aller Verlockungen geht: Geld.

Keine rasante Aktion – bis auf wenige Ausnahmen – stößt die Handlung, sondern es sind die Verwirrspiele, die jedoch für den Leser stets durchschaubar sind und ihn so in eine übergeordnete Rolle versetzen. Einen Beobachter, der es vor lauter Spannung nicht wagen wird, diesen Prozess zu stoppen. Ana Miralles malt in warmen Farben eine gefühlskalte Welt und stellt so wunderbar Aussage und Optik gegeneinander. Sexualität sollte heißblütig, wenigstens gewollt leidenschaftlich sein, aber selten blieb sie so kühl wie hier, wo das Bett nur ein vorgezogenes Schlachtfeld ist, in dem es den anderen zu besiegen gilt. Sehr einfühlsam in Bild und Wort entsteht so ein Rückblick, in dem Dekadenz ein Lebenswert ist und somit zum Stolperstein wird – für die Engländer wie auch für die Türken.

Manchmal könnte man als Leser die Bedrohung vergessen. Jean Dufaux schafft es hier den Leser ebenso einzulullen wie Jade ihr Opfer Lady Nelson. Die Bilder von Ana Miralles fangen die Atmosphäre gekonnt ein – endlich einmal eine Grafikerin in dieser ansonsten doch sehr von Männern dominierten Domäne. Aber vielleicht gelingt es dank einer Künstlerin erst richtig den Gegensatz von Erotik und Gefahr einzufangen. Wer weiß, ob ein Mann dazu in der Lage wäre?

Eine faszinierende Geschichte auf zwei Zeitebenen, in der Vergangenheit eindeutig leiser, ein wenig gruseliger, aber auch erotischer, in der Gegenwart lauter, kühler, beinahe auf den Ruinen der Vergangenheit tanzend, sehr schön erzählt und noch schöner gemalt. 🙂

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