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Comic Blog


Samstag, 24. Mai 2008

Yiu 4 – Der Schwur der Söhne

Filed under: SciFi — Michael um 11:23

Yiu 4 - Der Schwur der SöhneYiu will den kleinen Ji-A um jeden Preis beschützen. Sie lässt sich auch nicht durch die Gewehre abschrecken, die samt und sonders auf sie gerichtet sind. Sie hat die Wahl sich zu ergeben, aber Yiu wählt den Kampf. Schüsse krachen in dem rötlich beleuchteten Raum. Kurz darauf ist alles vorbei.
Sie lässt ihren Bruder in der Obhut des Mannes zurück, der sie zuvor noch verhaften wollte. Ihm bleibt keine Wahl, denn ein Kragen aus Spritzen, die Yiu aus der Ferne auslösen kann – so sagt sie. Die Warnung wirkt. Der Mann bleibt bei dem Jungen.

Fortan hat Yiu nur drei Ziele. Beschütze den Jungen. Bring den Eindringling zur Strecke. Bleibe lange genug am Leben, um die ersten beiden Ziele zu erreichen.

Der Schwur der Söhne stürzt den Aufbewahrungsort wertvoller genetischer Ressourcen der Menschheit in ein heilloses Chaos. Die Stellung einer einzelnen Frau, die nichts weiter im Sinn hat, als ihren Bruder zu retten, ist wichtiger als die Rettung den gesamten Genpools.

Kein Geplänkel! Der vierte Band von Yiu ist ein Wettrennen mit der Zeit. Gegner auf unterschiedlichsten Niveau machen ihr das Leben schwer. Selbst Neueinsteiger können an ihrem Aufeinandertreffen mit gewöhnlichen Sicherheitskräften erkennen, wie hoch ihre Professionalität in ihrem Beruf ist: Attentäter.
Bislang zeigte sie stets einen gewissen Ehrgeiz bei der Erfüllung ihrer Aufträge. Nun, da noch viel mehr davon abhängt, nämlich das Leben eines Verwandten, wird sie zur Furie.

Das komplexe Konstrukt von Yius Welt greift in kleinen Zahnrädchen ineinander. Nichts scheint dem Zufall überlassen worden zu sein – und falls doch, merkt man es nicht. Das spricht für Téhy, Vax und J.M. Vee, die sich die Arbeit an diesem Projekt teilen. Téhy und insbesondere Vax hatten mit den Zeichnungen sehr viel Arbeit zu bewältigen, deren Wirkung sich aber erst durch die Farbgebung von Oxom FX und Daniel Ballin vollends entfaltet und einen Bilderrausch freisetzt.

Die technisierte Welt äußert sich hier besonders in verschiedenen Konstrukten und Szenen. Zuallererst ist die merkwürdige Maschine zu nennen, die den Genpool für sich vereinnahmt. Ein Gerät, das an eine mutierte Hummel erinnert, mit glosenden Augen, deren Bestandteile sie abfeuern kann … Das ist Technikhorror pur.
Infiltrationseinheiten bekommen mit den Shoot To Kill-Teams eine ganz neue Bedeutung. Man schießt sie mitsamt ihrer Kapsel geradewegs durch die Mauer. Die gruselige Krönung ist der Stachelfüßler, eine intelligente Maschine zur Heilung, aber mit einer sehr schmerzhaften Prozedur.
J.M. Vee, der für die technologische Ausarbeitung der Reihe zuständig ist, hat ganze Arbeit geleistet.

Die Wirkung von technischen Apparaturen, eigentlich medizinischer Natur, die in einem Kampf eingesetzt verfehlt auch den richtigen Effekt nicht. Kompliziert ineinander verschachteltes Gestänge mit skalpellartigen Schneiden oder Greifern am Ende haben schon in Judge Dredd – Das Buch der Toten gute Dienste geleistet. Berni Wrightson setzte auf ähnliche Art einen Roboter in Szene. Ein feingliedriges Angriffskonstrukt hat etwas von einer mechanischen Gottesanbeterin. Und tatsächlich ist das Ende, das einen Gegner durch ein solches Konstrukt erwartet, ähnlich brutal.

Zum guten Schluss sei noch das Cover hervorgehoben. Nicht nur, dass eine toll choreographierte Action-Szene ist, sie verdeutlicht auch den Charakter von Yiu vortrefflich.
Zwei ihr ebenbürtige Gegner malträtieren sie, aber sie ist weit davon entfernt, aufgeben zu wollen. Es ist außerdem eines jener Bilder, das auf dem Kopf steht. Ich wusste, ihr würdet mich umdrehen sollte eigentlich klein gedruckt irgendwo zu finden sein. Doch nicht nur das Umdrehen lohnt sich, sondern auch ein näherer Blick. Für das Cover zeichnet sich Kolorist Nicolas Guénet verantwortlich, der hier einen beinahe vollkommen natürlichen Farbauftrag erreicht.

Ein SciFi-Action-Abenteuer in einer hochtechnisierten, aber auch tieftraurigen, verlorenen Welt. Yiu überschreitet ihre eigenen Grenzen einmal mehr, diesmal aus Liebe zu ihrem Bruder. Grafisch opulent nehmen Vee, Téhy und Vax den Leser mit auf die Reise in einen spannenden Alptraum. Top! 😀

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