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Comic Blog


Freitag, 11. April 2008

Spirou + Fantasio – Die Sümpfe der Zeit

Filed under: Cartoon — Michael um 18:15

Spirou + Fantasio Spezial - Die Sümpfe der ZeitDas ist nicht ihr Paris. Dieses Paris ist ungeheuer schmutzig, düster, auch brutal. Die drei Freunde Spirou, Fantasio und Graf von Rummelsdorf fallen hier auf wie bunte Hunde. Leider sind sie nicht ganz freiwillig hier gelandet. Zyklotrop, der alte Gauner, hat wieder einmal alles vermasselt und schafft es nicht alleine, in die Gegenwart zurückzukommen.
Der erste Teil der Rettungsaktion gestaltet sich relativ einfach. Das Gerät zur Zeitreise ist schnell gefunden und die Apparatur wird auf einfache Weise in Gang gesetzt.

Aber leider sind nicht alle Teilnehmer der Expedition sehr vernunftbegabt – nein, das geht nicht gegen Fantasio. Pips ist der Schlingel, der sie alle in Schwierigkeiten bringt. Doch wie es sich für einen Freund gehört, selbst für ein Eichhörnchen, darf nichts unversucht bleiben, um zu helfen. Allerdings ist das für ein kleines Tier, das der menschlichen Sprache nicht mächtig ist, ungeheuer schwierig. Zumal es aussieht, als ob Pips für die drei verbliebenen Freunde (und Zyklotrop) die einzige Chance sei, damit sie wieder nach Hause zurückkehren können.

Eine Reise in die Vergangenheit. An der Seite von Graf von Rummelsdorf ist alles möglich. Mit Frank Le Gall hat sich hat sich ein Autor und Zeichner der beiden Comic-Freunde angenommen und sie durch Die Sümpfe der Zeit geschickt. Im Stile der Anfangstage der beiden Abenteurer, wie Jijé alias Joseph Gillain sie zeichnete, erleben sie eine spannende Zeitreise, in der ursprünglich auch Jack the Ripper hätte auftauchen können.

Vollkommen unerwartet erreicht die Freunde eine Nachricht aus der Vergangenheit. Eingemauert, stets beschützt durch die Generationen einer Gastronomenfamilie, gerät ein Buch ans Tageslicht, das verrät, was aus Zyklotrop geworden ist. Gefangen in der Vergangenheit harrt er auf seine Rettung – und erinnert so ein wenig an die Schlusssequenz aus Zurück in die Zukunft 2, in der Marty McFly eine Nachricht vom Doc aus der Zeit des Wilden Westens erhält.
Der Westen ist es nicht, den die Freunde bereisen werden, sondern das alte Paris. Optisch bekommt der Leser leider nicht soviel davon zu sehen, wie er gerne hätte, allerdings muss man auch zugute halten, dass das moderne Paris häufig genug zu sehen war und sehr viel alte Bausubstanz erhalten geblieben ist.
So wird das Altertümliche weniger aus der Umgebung als vielmehr aus dem Szenario und seinen Texten gewonnen.

Das Argot, eine Art Geheimsprache der ärmeren Schichten des alten Paris, findet seine Entsprechung im Rotwelschen in diesem Band. Dieser Jargon des Deutschen, der regional sehr unterschiedlich ausfallen kann, wird im Anhang auch als die Sprache der Ausgegrenzten bezeichnet, jener, die manchmal auch ein bißchen Dreck am Stecken haben. So trägt denn der Text, der Dialog zwischen den zwielichtigen Parisern – die nur im Spiel sind, weil Zyklotrop sich erneut mit den falschen Leuten eingelassen hat – dazu bei, eine gewisse Exotik, Fremdartigkeit aufkommen zu lassen.

Die Farben in den einfach gehaltenen Zeichnungen sind sehr gedeckt, wirken manchmal beinahe unbunt, aber sie tragen nur jenen alten Tagen Rechnung, in denen Paris (die Städte vielerorts) eher schmuddelig und ungepflegt waren, als Armut keine Ausnahme, sondern der Normalzustand war.
Wie eingangs erwähnt, folgt Le Gall dem Stile eines Jijé. Er nimmt sich jedoch ein wenig zu sehr zurück. Betrachtet man sich als Leser die beiden Bleistiftskizzen im Anhang, wird deutlich wie viel mehr Le Gall kann – besonders in der Skizze, in der Von Rummelsdorf und Zyklotrop zu sehen sind, wie sie gemeinsam an der Seine spazieren gehen. So aber ist ein nostalgisch schöner Comic-Band gelungen, der insbesondere atmosphärisch gut das alte Paris einfängt.

Ein kurzweiliges Zeitreiseabenteuer, anders im Zeichenstil als in der regulären Serie, aber mit dem gewohnten Humor zwischen feinem Witz und Slapstick. 🙂

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