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Comic Blog


Montag, 25. Februar 2008

Andrax 2 – Im Labyrinth der Zeit

Filed under: SciFi — Michael um 21:10

Andrax 2 - Im Labyrinth der ZeitDie Reise geht weiter. König Holernes, Andrax’ treuer Freund, begleitet den Abenteurer aus Vergangenheit. Alles ist ihm lieber als der eigene Palast, wo die Königin die Staatsgeschäfte auch ohne bewerkstelligt. Als König, so Holernes Einsicht, ist es nicht nur langweilig. Er ist überflüssig geworden.
An Andrax’ Seite ist das ganz anders. Gefahren lauern an jeder Ecke. So ist es auch diesmal. Eine vermeintlich harmlose Schiffsüberfahrt wird plötzlich höchst gefährlich. Mitten im Meer öffnet ein Strudel seinen Schlund und droht das Schiff zu verschlingen.

Dank einer riesigen Meeresschildkröte kann Andrax dem Untergang entkommen, doch seine Freunde, allen voran Holernes, bleiben vorerst verschwunden. Sicher gelandet scheint das Glück für Andrax doch zu schwinden, denn urzeitlich anmutenden Menschen fallen über ihn her. Nicht für lange allerdings. Bald schon lässt eine neue Gefahr den versammelten Kämpfern das Blut in den Adern gefrieren. Andrax ergreift die Initiative und rettet einen seiner Gegner vor der Bestie. Die Dankbarkeit lässt ebenfalls nicht lange auch sich warten. Die Fremden wollen den Drachentöter als neuen König. Damit ist der Amtsinhaber Corax jedoch nicht einverstanden. Wieder muss sich Andrax etwas einfallen lassen.

Auch andere Landstriche bieten keinen Frieden. In grüneren Gefilden angelangt bringt die Rettung einer holden Maid Andrax und Holernes in die nächsten Schwierigkeiten. Damit nicht genug. Ein stählerner Gott wacht über diese Menschen, die von einem Götzenkult streng und unnachgiebig regiert werden. Diese Mönche sind nur auf ihren Vorteil bedacht. Was sie haben wollen, nehmen sie sich. Wer nicht kooperiert oder widerspricht, hat mit empfindlichen Strafen, wenn nicht sogar mit dem Tod zu rechnen.
Aber der Tod kann einen Kämpfer überall und aus den unterschiedlichsten Gründen treffen. Und manchmal ist es simple Eifersucht, wie Andrax später bei den Germanen miterleben muss.

Vier Abenteuer nehmen den Leser mit auf Andrax’ lange Reise durch eine irdische Welt in ferner Zukunft, in der alles möglich zu sein scheint und höchste technische Errungenschaften neben blanker Barbarei existieren können.
Es ist die Gedankenwelt von Peter Wiechmann und Jordie Bernet, aus einer Zeit, als Comic-Magazine keine Seltenheit waren, als erzählt wurde um der Erzählung willen und sich die Leser von diesen fernen Welten gerne mitreißen ließen.

Andrax, der Sportler, den es wegen eines Experimentes in diese Zukunft verschlug, ist bereits in dieser Rolle gereift. Der Schrecken über diese neue Zeit ist einer furchtlosen Neugier gewichen. Andrax ist getrieben, auf der Suche nach Antworten auf seine Fragen. Das gestaltet sich allzu schwer, denn vielerorts ist die Kultur zurück geschritten auf ein mittelalterliches Niveau, manchmal sogar noch weiter zurück. In einigen Fällen haben sich die Technik der Vergangenheit und die neue Barbarei der Zukunft sogar vermischt.

Sklaven für die Königin lautet der Auftakt dieses Bandes, der drei längere und ein etwas kürzeres Abenteuer umfasst. Aus den urzeitlichen Feinden in dieser Geschichte werden schnell Freunde. Als sie überfallen werden, weil sie als Sklaven verschleppt werden sollen, steht ihnen Andrax mit Ruhe und Taktik zur Seite. Gegen eine Übermacht und skrupellose Erpresser ist er aber auch machtlos.
Andrax ist edelmütig. Dies gehört zu seinen Haupteigenschaften. Er setzt sich bedingungslos für andere, selbst Fremde oder einstweilige Feinde, ein.
Schon der Versuch wäre tollkühn, denkt er kurz vor dem Angriff auf einen riesigen Dinosaurier. Dennoch wagt er es, weil er das Leben eines Menschen in Gefahr sieht. Andrax ist der Ur-Typ eines Helden, mit dem einfach mitgefiebert werden muss. Sein sympathischer Charakter lässt einfach keine andere Wahl.

So sind Sagen entstanden. Andrax als Siegfried.
Er nimmt sich selbst nicht allzu ernst, wie auch die Erzähler ihre Geschichten nicht allzu ernst nehmen. Viele Anspielungen, wie die Nibelungen, finden sich in diesem Band. Einiges wirkt ähnlich, auch parodiert und ist doch auf allen Seiten spannend. Andrax’ Abenteuer werden stets mit einem Augenzwinkern erzählt. In Der stählerne Gott wird ein Roboter verehrt, der ein wenig an Archie, den Mann aus Stahl erinnert. Dank Jordie Bernet sind die Mönche, die ihm huldigen gruselig biestig und gemein und wenigstens ebenso bösartig wie es in späteren Jahren jene aus 300 sein sollten, die Leonidas den Feldzug verweigerten.
Das Schöne ist wieder einmal, dass alles passieren kann. Selbst wenn der Leser glaubt, alle Bestandteile der Geschichte zu kennen, ist es trotzdem absolut ungewiss, wie die Handlung ihren Lauf nehmen wird.
Nur eines ist gewiss. Andrax wird als Sieger hervorgehen. – Und das ist gut so.

Über Bernets gestalterische Qualitäten lässt sich nicht streiten, im Gegenteil. In diesen Geschichten ist er gezwungen, alles aufzubieten, was die Historie, die Natur, Science Fiction und einiges mehr aufzubieten haben. Rüstungen, Schiffe, Muskeln, Monster, Landschaften und mechanische Giganten setzt Bernet mit diesem unnachahmlich leicht ausschauenden Pinselstrich in Szene. Wegen Bernet wird aus dieser Pulp Fiction noch etwas mehr.
Wer erinnert sich nicht an die Jugend, an die Kindheit, als die Phantasie noch Abenteuer beschwor, die im Geiste oder im Spiel ausgelebt wurden. Andrax schwebt auf diesen phantastischen Ideen, in denen alles möglich war und wo hinter der nächsten Biegung schon der nächste Feind lauert.

Ein gelungener zweiter Band der Andrax-Reihe. Spaß, Grusel, Spannung und noch mehr. Hier darf ein Held noch ein Held ohne eigene Abgründe sein, sympathisch, aufopfernd, herzlich. Dabei noch humorvoll und trotz der vielen Lebensjährchen auf dem Buckel erfrischend unverbraucht. Toll. 🙂

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