Doc Holiday ist ein Trinker, aber auch ein gewitzter Zahnarzt. Seine Methode zur schmerzlosen Zahnziehung ist unkonventionell, aber wirksam. Lucky Luke macht die Bekanntschaft dieses Arztes, als er zusammen mit seinem Freund Tom Taylor durch das kleine Städtchen Tombstone kommt. Nach einem eher langweiligen Viehtrieb findet sich Lucky plötzlich in einem Wahlkampf wieder. Wyatt Earp, ein aufrechter gesetzestreuer Bürger, kandidiert gegen den alten Clanton, der schon seit Ewigkeiten in Tombstone zu bestimmen scheint, was Recht und Gesetz ist und was nicht. Dank seiner Söhne ist Clanton so mächtig wie nie zuvor.
Aber auch Wyatt Earp ist nicht allein. An seiner Seite versuchen ihm seine Brüder Virgil und Morgan zu helfen. Doch das ist viel leichter gesagt, als getan. Unterdessen hat auch Lucky Luke seine Begegnung mit den Clantons. Wie es die Art des einsamen Cowboys ist, will er sich nichts von diesen Halunken sagen lassen und verteilt Kinnhaken – und schießt auf seine unnachahmliche Weise auch die Pistolen aus den Händen des Gegners. Diese Fingerfertigkeit macht ihn auch nicht beliebter.
So findet er sich bald in einem Bündnis mit den Earps wieder, die es noch nicht aufgegeben haben durch einen ordentlichen Wahlkampf die Wende in Tombstone herbeizuführen.
Es war einmal vor langer Zeit, als ein kleiner Junge zwar noch keinen Colt richtig halten konnte, aber mit der Steinschleuder schon schneller als sein Schatten schoss. Der Ausflug nach Mushroom City könnte für den kleinen Lucky schön werden, gäbe es da nicht eine äußerst lästige Einrichtung namens Schule. Old Timer steckt den Lauser in die Lerneinrichtung, während der alte Mann seiner Leidenschaft für das Kartenspiel im örtlichen Saloon nachgeht.
Zu allem Überfluss ist Lucky auch noch der einzige Schüler, denn die anderen halten ar nichts vom Lernen. Kurz entschlossen macht sich Lucky auf, um die restlichen Kinder von Mushroom City zusammenzutreiben. – Darunter sind leider auch die Daltons. Diese vier Brüder sind bereits richtige Gauner.
Ein ehrbarer Dalton? Ja, das gibt es. Allerdings nur in der Schweiz: Marcel Dalton hat den weiten Weg in die neue Welt gewagt, nur um herauszufinden, dass seine entfernten amerikanischen Verwandten durchtriebene Halunken sind.
Das hätte Lucky Luke ihm auch gleich zu Beginn bescheinigen können, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zum Schluss. Und vielleicht schafft Marcel es doch seine Verwandten auf den Pfad der Tugend zurückzuführen. Wenn sie so gerne Banken ausrauben, könnten sie eigentlich auch eine leiten, oder?
Am O.K. Corral kam es zu einer der bekanntesten Schießereien des Wilden Westens. Grund genug für Xavier Fauche den bekanntesten Cowboy des Wilden Westens in diesen Abschnitt der amerikanischen Geschichte zu schicken. Ein Bösewicht, der eine Ortschaft oder ein bestimmtes Geschäft an sich reißen möchte, ist nichts Neues in der Welt von Lucky Luke, ein Familienclan ist allerdings eher selten – die Daltons zählen hier als Stammbesetzung nicht wirklich.
Familienähnlichkeit ist der gemeinsame Nenner, der die Earps und Clantons verbindet. Sind es bei den Clantons die Bärte, an denen man sie auseinander halten kann, sind es bei den Earps die Kleidungsstücke. Die Clantons treten dank Morris in roter Montur mit Hosenträgern auf, die Earps haben den buschigen Oberlippenbart kultiviert.
Aus historischer Sicht ist der Kampf am O.K. Corral etwas anders verlaufen. Doch Beistand hatte Wyatt Earp, nur nicht von Lucky Luke, und schon gar nicht in jener artistisch anmutenden Form, die einen Lucky Luke nun einmal auszeichnet. Nicht umsonst hat es ihn in der Vergangenheit auch in den Zirkus verschlagen.
In dieser Familienfehde ist Lucky eine Art Richtungsweiser. Er bringt die Situation ins Lot, so dass die Clantons am Ende die Gelackmeierten sind.
Deutlicher im Mittelpunkt der Geschichte ist Lucky Luke in Olahoma Jim, jener Handlung, die den Leser zum zweiten Mal in die Kindheitsjahre des einsamen Helden entführt und ein paar neue Facetten zutage fördert.
Die humoristischen Bomben zünden eine nach der anderen hervorragend – sehr schade, dass diese kleine Reihe innerhalb der Lucky Luke Welt nicht fortgesetzt werden konnte.
Die Lehrerin, bestürzt darüber, dass sie keine Schüler hat, wird später in noch größere Verzweiflung gestürzt, als weder Oklahoma Jim noch sonst irgendjemand sich mit ihr als weibliches Wesen abgeben will. Und obwohl sie geradezu darauf drängt, entehrt zu werden, bleibt sie letztlich unberührt.
Weniger unbescholten bleiben die Daltons, die dank Oklahoma Jim ihre ersten wahrhaftigen Stunden im Fach Raubüberfall haben. Und bereits hier werden sie übers Ohr gehauen. Der Humor ist dank der Zusammenarbeit von Jean Léturgie und Yann Le Pennetier, der hier unter dem Pseudonym Pearce auftritt, nicht nur gelungen, sondern auch sehr ausgewogen. Von spitzfindig, frech bis albern ist alles dabei und unterhält als Komödie einfach prächtig.
Ebenso verhält es sich mit der abschließenden Episode um Marcel Dalton, jenem Verwandten, der seinen amerikanischen Familienzweig auf den rechten Weg bringen will. Das schwarze Schäfli der Familie, Bruder von Ma Dalton, wird denn auch gleich bei der ersten Begegnung von Joe bestohlen – Familie zählt nicht, wenn es um Geld geht. Aber Marcel lässt sich nicht beirren. Wie er sich daran macht, seinen Plan umzusetzen, ist jedenfalls Gold wert. Running Gags um die Gangster, die ständig ihre Hosenträger verlieren, den Killer, der nur grunzen kann oder den ewig hungrigen Averell, sorgen dafür, dass kein Auge trocken bleibt – vor Lachen.
Wieder ein schöner Querschnitt aus den letzten Morris-Lucky-Jahren. Der Endspurt der Gesamtausgabe mit den Arbeiten von Morris ist eingeleitet. Dank guter Texter konnte die Qualität stets, so wie hier, beibehalten werden, hielten immer wieder neue Ideen Einzug, so dass über Lucky Luke stets aufs Neue gelacht werden konnte. Eine perfekte Western-Komödie. 😀
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