Dienstag, 22. Januar 2008
Bob Morane und sein Freund Bill Ballantine wollen sich eigentlich ein paar schöne Tage in der Nähe von Hongkong machen. Ein Angelausflug, bei dem Bill mehr an der flüssigen Verpflegung interessiert ist als an den Fischen, wird schnell zu einem Abenteuer. Überrascht sehen die beiden Freunde, wie eine Dschunke ein kleines Boot aufbringen will. Als die ersten Schüsse fallen, lassen sich Morane und Ballantine nicht lange bitten.
Ihr Motorboot macht den Piraten einen Strich durch die Rechnung. Sie retten den verletzten Mann und müssen auch noch feststellen, dass sie ihn kennen. Was macht ein Spezialagent von Scotland Yard so fern der Heimat?
Nachdem der Agent wegen seines Krankenhausaufenthaltes ausfällt, machen sich Morane und Ballantine daran, dessen Kontaktmann ausfindig zu machen. Kurze Zeit später machen sie sich schon in der örtlichen Glücksspielszene unbeliebt. Sie legen sich mit Madame Lung an, die ein eigenes Kasino betreibt, aber offensichtlich an ganz anderen Geschäften interessiert ist.
Bob Morane – Atome und Drachen vereint die drei Abenteuergeschichten Die Atomschmuggler, Die Söhne des Drachen und Operation Schwarzer Ritter.
Die in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts entstandenen Comics basieren auf einer sehr bekannten Roman-Reihe, die in Frankreich ähnlich erfolgreich ist wie bei uns John Sinclair, Jerry Cotton oder unser Mann im All Perry Rhodan. Bob Morane, ehemaliger Militär, erlebt zusammen mit seinem Freund Bill Ballantine Abenteuer, die in den weiten Bereich des Verbrechens führen. Atomschmuggel und Rauschgift sind Themen, die zu Auseinandersetzungen mit Banden führen, weil Morane und Ballatine sich gerne einmischen.
Ein wenig erinnern die beiden auch an James Bond, mit dem Unterschied, dass ihre Eigenschaften auf zwei Personen aufgeteilt sind. Die holde Weiblichkeit ist auch stets ein Thema, als Begleiterin und, eigentlich wichtiger, als Gegnerin. Die Emanzipation hat hier schon zugeschlagen. Während bei dem erwähnten Superagenten die Damenwelt eher noch bessere Handlanger sind, ziehen die Frauen hier im Hintergrund die Fäden. Durchtriebene Bandenchefinnen wie Miss Ylang-Ylang oder Madame Lung lassen die Männer nach ihrer Pfeife tanzen. Kaltblütig und sehr strategisch sorgen sie für die Abwicklung ihrer Geschäfte. Dabei lassen sie sich von kurzfristigen Rückschlägen – die sie von Morane beigebracht bekommen – nicht beirren.
Eine weitere Ähnlichkeit zum Superagenten aus England findet sich auch mit der Spionageorganisation SMOG, die doch sehr stark an SPECTRE erinnert, jene Verbrecher, die mit ihren durchnummerierten Gangstern allerhand Attacken auf die freie Welt durchführten.
Henri Vernes’ Welt ist auf Spannung und Unterhaltung ausgelegt. Er selber gibt zu, dass er nichts Neues erfunden hat und auch von den Geschichten seiner Jugend inspiriert wurde. Damit befindet er sich beispielsweise mit Steven Spielberg auf gleicher Augenhöhe, der ein ähnliches Geständnis zu Indiana Jones zum Besten gab.
Bei genauerem Hinsehen trifft dies auf viele Abenteuergeschichten zu. Nur die Frage nach dem Wie muss geklärt werden. Ist es anders erzählt? Ist es gut erzählt? Machen die Geschichten Spaß und unterhalten sie?
Die Antwort ist schlicht: Ja.
Die Geschichten sind nicht nur gut erzählt, sondern sie sind auch passend dargestellt durch das Zeichner-Urgestein William Vance. Seine Männer und Frauen sind in der Tradition anderer Abenteurer wie Dan Cooper, Michel Vaillant oder Buck Danny dargestellt. Kantige Typen und schöne Frauen in perfekt ausgestalteten Szenarien. Die Abenteuer von Vance sind bei genauer Betrachtung auch kleine Zeitreisen. In diesem Sammelband werden die 70er Jahre lebendig mit den alten Flugzeugen und Fahrzeugen, einem alten Hongkong (immerhin über 30 Jahre) und futuristischen Aussichten. Letztere sind immer bestaunenswert, da die Ideen einer möglichen Technik in der Zukunft rückblickend auch viel über diese Zeit aussagt.
Wenn sich die beiden Freunde nach den Thrillern plötzlich in einer Science Fiction Geschichte wieder finden, mag dies zunächst wie ein Stilbruch wirken. In Wirklichkeit folgen sie damit nur dem Motto von Vernes: Die Welt ist mein Reich. Die Technik der Hyperboräer ist schnörkellos, vielleicht ein wenig der Mode jener Zeit unterworfen. Man meint, man könnte das Plastik unter der Hand fühlen, wenn es nur möglich wäre, sie anzufassen.
Dieser Ausbruch der Möglichkeiten eröffnet für die Figur des Bob Morane Abenteuer, für die es keine Grenzen mehr gibt. Trotzdem bleibt er dabei aber auf dem Boden. Operation Schwarzer Ritter ist sehr bodenständig, aus heutiger Sicht ein beinahe konservativer Science Fiction Thriller. Es ist Vernes zu verdanken, dass er seine Mittel sparsam einsetzt, obwohl er es durchaus anders machen könnte – wie hoch das Maß seiner Phantasie ist, ist immer wieder spürbar. Vermutlich hat er sich bewusst gebremst. Die Mischung, der er dabei zusammenstellt, ist genau richtig bemessen und macht, wie ein Filmklassiker aus jener Zeit, immer noch richtig viel Spaß.
Starke, sehr sympathische Helden, rasante Abenteuer, aus einer Zeit, als Männer noch Männer waren, als die Gegenwart und Zukunft scheinbar alles für mutige Kerle bereithielten: Das ist die Welt von Bob Morane. Spannend von Anfang bis Ende, Haken schlagend, mit ständig neuen Wendungen. Der Erzähler Herni Vernes und der Zeichner William Vance sind ein tolles Team. Klasse! 😀
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Montag, 21. Januar 2008
Wer ist Mr. Graves? Ist er ein Wohltäter, der es nicht ansehen mag, wie Schuldige davonkommen? Gönnt er deshalb einigen besonderen Menschen diese Form der Rache?
Der Grundgedanke ist faszinierend. Brian Azzarello macht nicht nur seinen jeweiligen Hauptfiguren, sondern insgeheim auch dem Leser ein unmoralisches Angebot. Ein Unrecht ist geschehen, manchmal sogar eines, von dem der Betroffene zum ersten Mal erfährt. Eine Gelegenheit ergibt sich. Ein Koffer, eine unregistrierte Waffe, 100 Schuss Munition und unwiderlegbare Beweise. Sollte derjenige, dem dieser Koffer übergeben wird, sich dazu entschließen, seinen Inhalt in Racheabsicht zu benutzen, wird es keine Ermittlungen geben. Wie wird sich derjenige entscheiden, dem diese Gelegenheit zuteil wird?
Die Motive der einzelnen Personen, die einen Koffer überreicht bekommen, sind sehr unterschiedlich. Nur unter dem Strich steht immer ein Verlust. Der Verlust von Zeit, Verrat an der Freundschaft, Mord, Vergewaltigung, Missbrauch. Nicht jeder zieht sofort einen brutalen Schlussstrich. Vielmehr ergeben sich manche erst einmal ihrer Trauer. Es ist die Trauer über den Verlust in der Vergangenheit, aber auch die Trauer über den Verlust der letzten Unschuld, die noch verblieben ist.
Für Graves sind sie Marionetten. Irgendwie ahnt er den Ausgang der Handlung, wenn er ihn nicht sowieso bereits im Vorfeld weiß – so wie alles andere, von dem er bei der Kofferübergabe berichtet.
Brian Azzarello schildert besonders diese Übergabe sehr gruselig. Sehr gelungen ist hierbei eine Szene in einem Schnellimbiss zu nennen. Peinlichst genau und sehr süffisant reibt er einer Frau das Schicksal ihrer Tochter unter die Nase. Die Mutter hat sich bereits das Versagen ihres Mutterjobs vorgehalten, trauerte im verlassenen Zimmer ihrer Tochter, die im Alter von 12 Jahren aus ihrem Leben und aus der Familie verschwand. Das Ende der Tochter war schrecklich. Nun, vier Jahre nach ihrem Verschwinden, ist die Lösung zum Greifen nah und leider auch furchtbar.
Wer ist Agent Graves? Diese Frage stellen sich auch zwei vollkommen verschiedene Menschen, die beide mit dem Koffer konfrontiert wurden. Zu einer Antwort finden auch sie nicht.
Das Ambiente, das Flair, die Atmosphäre erinnert an X-Files (dt. Akte X). Hinter der Handlung läuft ein roter Faden entlang. Agent Graves ist hier der Kettenraucher, der geheimnisvolle Fremde, der über unglaubliche Macht zu verfügen scheint. Ihm zur Seite, noch geheimnisvoller, da seltener vertreten, Mr. Shepherd. Herr Gräber und Herr Hirte gehörten einmal zu einer gemeinsamen Gruppe, den Minute Men. Etwas ist geschehen, und die Gruppe wurde zerschlagen. Aber es gab Überlebende. Mr. Graves sorgt nach seinen Maßstäben dafür, dass sich neue Minute Men formieren. Dafür rekrutiert er auch solche Menschen, deren Gedächtnis kurzfristig umgeschrieben wurde. Minute Men sind ausgebildete Killer. So stellt sich in einer Episode der Eindruck einer Handlung von Robert Ludlum ein. Nur ist es hier nicht Jason Bourne, der sich erinnert. Auch kommt die Erinnerung mit dem Schlag einer geistigen Explosion daher. Aus Cole Burns wird im Handumdrehen ein Mörder, aus dem Eisverkäufer wird eine Kampfmaschine.
Ähnlich wie diese Explosion erfolgen stets die Schlussakkorde der Handlungen, die Brian Azzarello entwirft. Der Beginn ist schleichend, die Auflösung zumeist eine Überraschung und knallhart in jeder Hinsicht.
Azzarello lässt Spielraum für die Phantasie des Zuschauers, für das geistige Auge. Ein Schuss ist ein Schuss, wenn aber ein Stakkato von Schüssen mit seiner Lautmalerei das halbe Bild ausfüllt, lässt sich der Hass, der Zorn und die Verzweiflung hinter dieser Tat mehr als nur erahnen. Ähnlich ist der Kampf von Cole gestaltet, ähnlich sind auch die meisten Gewaltszenen aufgebaut. Eduardo Risso arbeitet hier sehr schön Hand in Hand mit Azzarello, versperrt mit Schatten die Sicht oder entwirft das Grauen außerhalb der Bilder. Allenfalls Blutspritzer lassen das Ausmaß der Brutalität erahnen. (Später findet sich zuweilen ein weit entfernter Blick auf das Endergebnis, doch so weit entfernt, dass man mit zusammengekniffenen Augen einen besseren Ausblick zu erhaschen versucht – in einem Film würde man sich das verkneifen, denn die Geräuschkulisse müsste bereits furchtbar genug gewesen sein.)
Eduardo Risso ist für seinen sehr einfach aussehenden Zeichenstil wohl schon oft kritisiert worden. Auch Howard Chaykin macht sich in seinem Vorwort nicht ganz davon frei.
Ich persönlich glaube, dass Risso seine stärksten Ergebnisse erzielt, wenn er völlig ohne Farbe auskommen muss und nur in Schwarzweiß arbeitet. Seine Figuren sind keine Karikaturen, wie es zunächst den Anschein haben mag. Sie sind reduzierte Abbilder. Einzig seine Frauen sind manchmal etwas eindimensional. Stilistisch hält er sich hinter der Geschichte zurück, und es passt. Er zeigt das, was gezeigt werden muss. Ein Gesicht liegt im Schatten. Nur die Augen und das Grinsen sind zu sehen. Dergleichen sagt genug aus.
Ein Thriller, der es in sich hat. Eine Mischung aus Akte X, Tarantino-Visionen und der guten alten Zeit, als Gangster und Detektive aus dem Dunkeln zuschlugen, mit einem gemeinen Grinsen im Gesicht. Langfristige Geheimnisse mischen sich mit kurzen Episoden, Gewaltakte, Rache und allesamt verlorene Seelen tanzen durch eine kraftvolle Erzählung. Für Thriller- und Krimi-Freunde findet sich hier ein tolles Konzept mit spannender Handlung. 😀
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Sonntag, 20. Januar 2008
Manchmal gibt es nicht nur Klassiker, die sehr langlebig sind, sondern die auch niemals unmodern werden. Mit Yoko Tsuno ist Autor und Zeichner Roger Leloup dieses Kunststück gelungen.
Im vorliegenden Sammelband um die ewig jung bleibende japanische Elektronikerin Yoko Tsuno sind die drei deutschen Abenteuer der jungen Frau versammelt. Wie immer bei Leloup wird aus dem selbst harmlosesten Auftakt nach und nach wenn nicht wenigstens eine schaurige, so doch eine allumfassend spannende Geschichte, die mit technischen Errungenschaften und vielen Ideen gewürzt ist.
Schaurig ist es gleich zu Beginn, wenn es um die Orgel des Teufels geht. Yoko reist nach Deutschland. In ihrem Beisein sorgen sich ihre Kollegen Vic und Knut während einer kleinen Schiffstour auf dem Rhein um gute Bilder für eine Reportage. Knut kann nicht anders. Das blonde Mädchen an der Reling hat es ihm angetan. Nicht immer, aber immer öfter schwenkt seine Kamera hinüber zu der jungen Frau, die zusehends in Tränen aufgelöst ist. Kurz darauf wird sie von einem Unbekannten über Bord gestoßen. Yoko springt hinterher, rettet die andere Frau und erhält zugleich eine Freundin fürs Leben.
Ingrid Hallberg, die Gerettete, ist nicht nur eine bekannte Organistin, sie hat erst vor wenigen Tagen ihren Vater bei einem furchtbaren Unfall verloren. Wie falsch sie mit dieser Annahme liegt, soll sich sehr bald herausstellen. Aus der Bekanntschaft der vier neuen Freunde wird sehr schnell ein Abenteuer, das tief unter die Burg Katz, nahe dem Lorelei-Felsen, führt. Dort wartet die Orgel des Teufels, ein Relikt aus der Vergangenheit. Ein spannender Fall und gleichzeitig eine Familientragödie nehmen ihren Lauf.
Und Deutschland ist für weitere Abenteuer gut. In Rothenburg ob der Tauber wird Yoko schon von Ingrid erwartet. Einmal mehr ist die junge Deutsche in Schwierigkeiten. Nichts weniger als Vampir scheint hinter den seltsamen Vorkommnissen zu stecken. Seither schwebt Ingrid Zwischen Leben und Tod. In der Tat ist ein ungebetener Gast alles andere erfreut über die Anwesenheit der Japanerin, die sogleich ihre eigenen Nachforschungen anstellt und Ingrid um jeden Preis beschützen will. In dunkelster Nacht kommt es zu einer ersten Verfolgungsjagd durch das beschauliche Städtchen.
Das ist nicht alles. Yokos Nachforschungen lassen die Elektronikerin bald hinter die mittelalterlichen Kulissen blicken. Diese neuen Informationen hätte sie am allerwenigsten erwartet und versetzen selbst sie in Staunen.
Wotans Feuer droht im Anschluss ihr Verhängnis zu werden, denn gegen die geballte Kraft der Natur, einen Blitz, hat ein Mensch keine Chance. Eine Erfindung könnte in der Hand von Terroristen zu einer immensen Bedrohung für die Menschen im allgemeinen und die Natur im besonderen werden. Jemandem ist es tatsächlich gelungen, die Kraft der Blitze zu speichern und nach Belieben wieder zu entladen. Für diese Waffe sind dunkle Elemente bereit, alles zu riskieren.
Yoko macht ihnen einen Strich durch die Rechnung, doch diesmal muss sie ziemlich an ihre Grenzen gehen, um mit dem Leben davonzukommen.
Roger Leloup und seine von ihm erfundene Figur Yoko Tsuno wurde mir in der Vergangenheit in der Topix-Reihe zugänglich. Das liegt schon ein paar Tage zurück. Und auch Yoko, so jugendlich sie ausschaut, ist eine feste Größe als Comic-Heldin geworden. Yoko war bereits eine emanzipierte Dame lange bevor Frauen wie Lara Croft in das Gedächtnis der Comic-Leser Einzug hielten.
Wie ist Yoko denn eigentlich so? Durchsetzungsfreudig, willensstark, sehr sportlich, intelligent, von eher sanftem Humor, rücksichtsvoll, lieb, manchmal mit dem Kopf durch die Wand wollend, gut aussehend sicherlich auch. Sie nimmt Hilfe an, wo sie sie brauchen kann. Sie ist keine Einzelgängerin und besitzt wohl einen ausgeprägten Beschützerinstinkt. Allerdings ist sie auch die geborene Spürnase. Ihre Abstammung bringt stets eine Spur Exotik in die Geschichten mit ein, die – wenn sie nicht gerade in Deutschland spielen – häufig schon durch exotische Gegenden der Welt bestechen können. Yoko ist wohl eine der sympathischsten Heldinnen des Comic-Abenteuers.
Wer meint, in Deutschland könnten keine spannenden Abenteuer handeln, sieht sich durch die drei vorliegenden Beispiele in diesem Sammelband gewaltig getäuscht. Leloup sieht auf unsere beschauliche Heimat mit dem Blick des Außenstehenden, der die Perlenschnüre dieses Landes mit einem sehr guten Instinkt aufspürt und sehr gut für seine Geschichten nutzt.
Burg Katz und die Loreley, romantisch und landschaftlich beeindruckend gelegen, hätten (und haben) die Kulisse für andere Abenteuer abgeben können als in Die Orgel des Teufels. Wie Leloup vor diesem Hintergrund den leichten Grusel wie auch die technische Komponente einfügt, ist nicht nur als Comic lesenswert, sondern insgesamt ein Paradebeispiel für eine Erzähltechnik mit unerwarteten Wendungen und Schauplätzen.
Zugleich sind die Verfolgungsjagden durch Rothenburg und der anschließende Weg zur Auflösung in Zwischen Leben und Tod ein gutes Beispiel wie eine Schauermär in eine Art medizinischen Krimi münden kann.
Wotans Feuer greift ähnliche Techniken auf, wie Yoko sie bereits in außerirdischen Abenteuern erleben konnte. Sie kommt dabei sogar durch Wuppertal. Hier dürfen Ansichten der Schwebebahn nicht fehlen.
Wer diese drei Abenteuer liest (wie auch alle anderen), dem fallen unwillkürlich die Akribie und die technische Versiertheit auf, mit der Leloup ans Werk geht. Zahlreiche Fotos von Originalumgebungen, von Leloup eigens vor Ort aufgenommen, und Skizzen künftiger Szenen, zeugen von seiner sorgsamen Vorbereitung auf sein nächstes Werk. Meisterhaft vermischt er echte Welt mit seinen Ideen. Wer wollte, könnte die Jagd von Yoko durch das nächtliche Rothenburg nachstellen, müsste dann aber an den gezeigten Katakomben scheitern, denn diese existieren so nicht. – Leloup nahm in seinem Comic sogar ein Modell des mittelalterlichen Rothenburg vorweg. Die Stadt selbst stellte er erst Jahre später ein solches Modell für Touristen zur Ansicht bereit.
Es ist richtig, Yoko Tsuno einen Klassiker zu nennen. Und es ist auch nicht völlig korrekt, denn Yoko ist so jung wie eh und je. Ihre Abenteuer sind dank der technischen Finessen immer noch aktuell und wurden noch nicht von der Zukunft eingeholt. Yoko ist dank ihres Schöpfers Leloup beste Comic-Kunst! Von dieser seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts existierenden Serie kann sich manche Neuerscheinung eine dicke Scheibe abschneiden. 😀
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Freitag, 18. Januar 2008
Der kleine Milorad hatte keine leichte Kindheit. Aufgewachsen und erzogen in einem Kloster von orthodoxen Priestern wurde er wegen kindlicher Verfehlungen ausgepeitscht. Milorads Kindheit war die reinste Qual. Als Erwachsener hat er nur einen Gedanken: An Bord eines Schlachtschiffes zurückkehren und dieses ganze verdammte Land in Grund und Boden bomben.
Aber dies ist die Vergangenheit. In der Gegenwart hat Milorad Probleme, die viel gewaltiger sind und alles, was jemals in seinem Leben geschehen ist, in den Schatten stellen.
Kalish, Kate, June und Mario können sich in gewissem Sinne dieser Lebenslage anschließen. Eben waren sie noch in der Nähe der Erde und kurz darauf hat sich alles geändert. Ihr kleines Shuttle schwebt irgendwo im Nirgendwo. Von der Erde existiert keine Spur. Was ist geschehen? Bald ist eine Lösung gefunden, doch lässt sich dieses Malheur auch wieder rückgängig machen?
In der Gegenwart hat die ICC den Krieg, diesen merkwürdigen und auch erbarmungslosen Krieg gewonnen – sofern man die Zerstörung des Planeten Erde als Sieg werten kann. Die Überlebenden wie auch die Nachkommen jener Katastrophe scheinen allerdings dieser Meinung zu sein. In einer Raumstation verwalten sie den Friedhof Erde, schaurig glühende Reste im All aus Asche und Gas. Durch den faschistoiden Aufbau der ICC ist die Menschheit vollkommen verarmt, an Geist, an Kultur, an Menschlichkeit.
Einer, der es genau wissen muss, Milorad, ist der Kommandant der Station über dem Trümmerfeld. Sein Leben ist ein schlichtes Abarbeiten geworden. In seinem Rollstuhl sitzend hat er die Aussicht auf ein besseres Leben endgültig eingebüßt. Da geschieht es: Ein kleines Shuttle gerät in die Anziehung der Station, und vier Menschen kehren in Milorads Leben zurück. Vier Menschen, die er seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen hat und von denen er annahm, dass sie längst gestorben wären.
Mag der Alptraum nicht zu Ende gehen, sondern nur noch schlimmer werden? Es hat den Anschein, dass Autor und Zeichner Denis Bajram seinen Helden die Hölle im Weltall zugedacht hat – denn von einer Hölle auf Erden kann man nicht mehr reden.
In der Tat ist es keine leichte Geschichte, die Bajram seinen Lesern zumutet. Sie ist unbequem, sie ist sehr intelligent erzählt, sie ist ein modernes Kriegsepos, das jegliche Grenzen überschreitet. Die Frage nach einem atomaren Fallout ist in dieser Geschichte so zweitrangig wie ein Kropf, denn auch die Frage nach einer neuen Besiedlungsmöglichkeit der Welt nach einem positiven Rückgang von Radioaktivität stellt sich nicht mehr. Die Erde ist ganz einfach weg.
Vier Menschen, vier Hauptcharaktere sind noch übrig, die erwähnten Kalish, Kate, June und Mario. Jeder einzelne hat sein besonderes Schicksal, welches Bajram ausführlich vorstellt, einerseits in der Vergangenheit wie auch in der Gegenwart.
Kalish der Stratege, der Wissenschaftler, Heißsporn und kühler Kopf in einer Person. Dachte man bisher er würde es schaffen, auch weiterhin die Anführerposition ohne jede Probleme inne behalten zu können, tun sich in der fünften Episode des Universal War One Risse auf. Anziehung und Lust sind menschlich, zu diesem Zeitpunkt aber total fehl am Platz. Kalish ringt zeitweise um seine Selbstbeherrschung.
Mario trifft es am härtesten, der Mann, dem sowieso vom Leser die größte Sympathie entgegengebracht werden sollte. Inmitten des Chaos hat Mario, der Verlierer, das Liebesglück gefunden.
Wie sehr das Glück eines einzelnen auch Motivation für andere sein kann, zeigt Bajram perfekt inszeniert. Gleichermaßen deutet er auch die riesige Verzweiflung, die man mit einem respektierten und geliebten Menschen teilen kann.
Kalish und Mario, die gegensätzlicher kaum sein könnten, umreißen diesen Handlungsabschnitt, von dem sich seitens des Leser unmöglich sagen lässt, wie diese Geschichte in einer weiteren abschließenden Episode noch weitererzählt werden soll. Gedankenspiele gibt es viele. Bajram hat das Spiel mit den zeitlichen Abläufen genial in seine Geschichte eingewoben, trotzdem scheint eine Hintertür für eine Fortsetzung nirgends mehr versteckt zu sein.
Ein gruselig an die Nieren gehender Schluss, der wohl das größte Rätsel für den Leser in der bisherigen Reihe hinterlässt.
Ebenso wie erzählerisch keine Wünsche offen bleiben, gibt es auch grafisch wieder einmal nichts zu mäkeln. Ganz im Gegenteil möchte ich sagen. Diese Weltuntergangsstimmung, die hier in Szene gesetzt wird, findet man nicht häufig derart treffend umgesetzt.
Herzlich willkommen in einem Universum voll Scheiße. Mit dieser sehr treffenden Bemerkung einer der Hauptfiguren der Station lässt sich es sich wirklich gut umschreiben, wie die Wirkung der Bilder ist. Leider gelingt es einem nicht zur Gänze (sofern man sich darauf einlässt natürlich), sich aus dieser Trostlosigkeit zu entziehen. In einer Welt voller Trümmer gibt es keinen Halt mehr.
Perfekte Weltuntergangsstimmung in einem Szenario, das jeden seiner Vorgänger in diesem Genre in vielen Teilen weit hinter sich lässt. Es werden immer weniger. Eine Rettung scheint nicht mehr in Sicht. Selten wird Science Fiction so voller Details, so durchdacht und gleichzeitig so abgrundtief traurig erzählt. Denis Bajram hat es noch einmal geschafft, sich mit seiner Erzählung zu steigern. 😀
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Donnerstag, 17. Januar 2008
Das Imperium ist klug genug, wichtige Einrichtungen nicht dort zu platzieren, wo sie jeder rebellische Kämpfer sie vermuten könnte. Aber es ist auch klug genug, um jeden Funken eines Widerstands auf diesen abseitigen Welten im Keim zu ersticken. Und dennoch: Es unterschätzt seine Feinde mitunter.
Es ist für das Imperium von großem Vorteil, dass die Rebellen, oder besser die Untergrundbewegung, nicht so geeint sind, wie es nützlich wäre. Zu verschieden sind die Ansichten. Während die einen das große Ganze im Blick haben, schauen die anderen nur auf die nähere Umgebung die zu retten sie sich geschworen haben.
Wie überwacht man ein riesiges Netz von Routen quer durch den Weltraum? Diese Aufgabe ist selbst für die technisch fortgeschrittenen Möglichkeiten des Imperiums nicht leicht zu bewältigen. Es gehen die Gerüchte um, dass der Imperator höchstpersönlich die Entwicklung entsprechend leistungsstarker Computer überwacht hat. Aber niemand wäre so töricht, einen solchen Computer, einen so genannten Knoten auf der Zentralwelt Coruscant unterzubringen. Diese Maschine wäre ein zu offensichtliches Angriffsziel. Deshalb wird ausgerechnet ein Planet namens Ahakista als Standort gewählt, auf dem sowieso ein kleiner Bürgerkrieg im Gange ist.
Doch das ist wohl nichts, mit dem ein Darth Vader nicht fertig werden würde.
Vader ist gerne bereit, sich an die vorderste Front zu stellen, nur um jene, die ihm sowieso unterlegen sind, gnadenlos niederzumetzeln. Bei der Erfüllung seiner Pflichten für den Imperator lässt er keine Schandtat aus. Der Verlust bei der Schlacht um Yavin muss gerächt werden. Und es ist gut, dass Vader diesen Auftrag übernahm, denn so wartet auf den Sith eine Überraschung.
Im dritten Teil um die Abenteuer von Wyl Tarson darf der Leser gewalttätige Übergriffe des Imperiums auf einen hinterwäldlerischen Planeten erleben. Derartige Vorgehensweisen der imperialen Truppen wurden auch schon in den Romanen immer wieder thematisiert, ganz besonders in den Zeiten der neuen Republik, als es für das Imperium scheinbar nichts mehr zu verlieren gibt und sich Warlords die Reste untereinander aufteilen.
Hier ist es Darth Vader, der dieser erbarmungslosen Tradition vorangeht. Die Autoren Rob Williams und Brandon Badeaux präsentieren uns einen Lord der Sith, wie ihn die Kinofreunde bereits als dunklen Helden kennen und lieben gelernt haben. Das Wesen hinter der undurchdringlichen Maske ist nur zu Hass, taktischem Vorgehen und blanker Gewalt fähig. Wer im Wege ist, wird aus dem Wege geräumt. Gegner werden in einem regelrechten Kampftanz, der an Akrobatik seinesgleichen sucht, vernichtet.
Es ist bezeichnend für die Erzählung, dass der Leser diese Gewaltakte stets vor Augen hat, während die eigentlichen Protagonisten noch überhaupt nicht erfassen können, welche Gefahr ihnen plötzlich mit der Anwesenheit von Darth Vader droht.
Mit dieser Technik, den Leser mehr wissen zu lassen als den Helden, lassen sich immer noch wirkungsvolle Effekte schaffen. Ganz automatisch muss man mit dem Aufständler Dunlan mitfiebern, der sich den Rebellen wider das Imperium verweigert, weil er sich nur um sein Volk sorgt.
Dabei vergessen beide Seiten, dass das Imperium sich um solche Feinheiten – wer geht aus welchen Beweggründen gegen sie vor – nicht schert. Als Dunlan sich zu einer Entscheidung durchringen kann, ist es beinahe zu spät.
Williams und Badeaux liefern mit dieser Episode die dichteste, menschlichste und die perfekt aufgebauteste der bisherigen Folgen ab. Die spannende Handlung, Kämpfe und Auseinandersetzungen sind nicht unerheblich am Fortgang der Geschichte beteiligt, aber die eindringliche Schilderung der Charaktere macht diesen Teil zu einem Zückerchen.
Grafisch kann ich mich nicht immer mit den Bildern von Michael Lacombe anfreunden. Sie sind toll, technisch versiert ausgeführt, gar keine Frage, aber sie sind auch so glatt wie eine technische Zeichnung. Das ist Design pur, dem ein bißchen das Organische fehlt. Wer über einen sehr geradlinigen Realismus in den Bildern freut, liegt genau richtig. Wer weichere Bilder mag, der wird vielleicht nicht sofort den richtigen Zugang finden.
Sehr gut geschilderte Handlung innerhalb der Fortsetzungsgeschichte, hervorragend beschriebene Charaktere in einem gnadenlosen Feldzug von Darth Vader gegen aussichtslos unterlegene Aufständische.
Dienstag, 15. Januar 2008
Wagst du den Blick in die Tür des Grauens? In einer fernen Zukunft wird eine Fernsehserie die Menschen fesseln: Die Tür des Grauens. Dahinter verbergen sich die furchtbarsten Geschichten, eine andere Welt, in der die Ironie die beherrschende Kraft ist. Was als schöner Abend für Fry, Leela und Bender beginnt, wird bald zu einem Abenteuer jenseits aller Vorstellungskraft. Sie überschreiten die Schwelle der Tür des Grauens.
Der Übergang ist weniger dramatisch, als die drei zunächst befürchten. Vielmehr sieht zu Beginn alles eher furchtbar normal aus. Erst ganz langsam beginnt jeder der drei Reisenden auf seine ganz persönliche Art festzustellen, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt. Leela begegnet dem Tod, der sie sogar heiraten will. Bender tauscht seine Beine gegen Hühnerschenkel ein – er kann zwar darauf stehen, aber stehen tun sie ihm nicht wirklich. Und Fry? Nun, Fry hat es in die Hölle verschlagen, die alles andere als furchtbar ist. Das ist die Ironie.
Und gerade als es wirklich anfängt, unterhaltsam zu werden, zieht eine höhere Instanz die beiden Teufelchen, die Fry zugeteilt wurden, ab.
Futurama ist Futurama, Witz, Humor und eine Menge Anspielungen auf alte, bestehende, aktuelle und vielleicht zukünftige SciFi-Schmankerl. Wohl niemand hätte vor vielen Jahren geglaubt, dass kleine gelbe Knubbelfiguren wie die Simpsons ein Erfolg werden könnten. Heute sind sie ein real existierender Klassiker. Futurama wurde der nächste Erfolg, so anders als die Simpsons, und doch mit einem ähnlichen anarchischen Humor ausgestattet.
Willkommen hinter der Tür des Grauens, mit der das Team um Matt Groening die gute alte Twilight Zone auf die Schippe nimmt.
Gemäß des Humors von Futurama erfährt der Leser sehr bald, dass die furchtbaren Geschichten aus der Fernsehserie der Tür des Grauens nicht erfunden sind. Vielmehr kann ein Mensch dieser Dimension in die Dimension voller Ironie blicken und schreibt die Geschehnisse einfach nur auf.
Wer baut den größten Unsinn in Futurama? Nach Fry natürlich? Bender, na, klar. Seiner Hilfe ist wieder einmal zu verdanken, dass das Trio in die andere Welt gelangt – und läuft in der richtigen Dimension schon nicht alles schief, ist diese andere Welt geradezu prädestiniert, verrückt zu spielen.
Ian Boothby jagt seine Helden denn auch gleich von einem Schlamassel zum nächsten Missverständnis und von dort gleich zum nächsten Verhören.
Was soll man als begeisterter Leser von wunderbar albernem Humor sagen? Die Handlung ist ein Treffer nach dem anderen. Eigentlich können die besten Stellen für jeden einzelnen nur nach persönlichen Vorlieben und geliebten Charakteren eingeteilt werden. Bender, der jegliche ethische Grundsätze über Bord schmeißt, nur um einen riesigen Gewinn einzuheimsen. Fry, der sich in der Hölle de Simpsons anschaut und von Abraham Lincoln bedient wird. Leela, die es sich wohl überlegen will, ob sie den Tod heiratet oder nicht.
Aber erstens kommt es anders und zweitens …
Das könnte ganz bestimmt ein Grundmotto dieser Comedy sein. Im Prinzip ist der Comic ebenso lustig wie das Original des Fernsehens. Wer die Stimmen kennt, kann sie sich dazu vorstellen. Wer sie nicht kennt, wird trotzdem seinen Spaß haben, denn neben aller Albernheit besitzt Futurama Comics auch einen ziemlich trockenen Humor, von der Art, dass der Leser sich auf nahezu jeder Seite fragen kann: Das meinen die jetzt nicht ernst, oder?
Doch, das tun sie! Und Spaß macht es auch noch! 😀
Montag, 14. Januar 2008
Die neue Republik steht auf wackeligen Beinen. Noch immer gibt es genügend versprengte imperiale Truppen, die den ehemaligen Rebellen das Leben schwer machen. Unter diesen Warlords ist einer ganz besonders gefährlich: Großadmiral Thrawn. Ebenso intelligent wie der Imperator, nicht weniger tückisch und bereit, sich langsam an ein neues Imperium heranzutasten.
Der Mann auf dem Kommandostuhl schaut aus roten Augen durchdringend auf seine Untergebenen herab. Schwarzes Haar und blaue Haut zeichnen ihn als einen Nichtmenschen aus. Es scheint seltsam, dass unter dem Imperator ein Nichtmensch in eine solch machtvolle Position aufsteigen konnte. Großadmiral Thrawn ist ein begnadeter Taktiker. Mittels Informationen, die anderen noch so nichtig erscheinen mögen, ist er in der Lage, den Feind elegant auszumanövrieren. Er erhebt sich über die Arroganz anderer Befehlshaber und hört sich auch Meinungen und Ratschläge Untergebener an. Thrawn macht vieles anders – und, wie es zunächst aussieht, auch besser.
Es war einmal eine Zeit, in der die Fans nach weiterem Material aus dem Star Wars Universum dürsteten.
Die Wartezeit nach der Veröffentlichung um Luke Skywalkers neueste Abenteuer von Alan Dean Foster war schon recht lang geraten, als die ersten Gerüchte um einen neuen Roman aufkommen – derlei Gerüchte verbreiteten sich natürlich in der internetlosen Vergangenheit nicht so schnell wie heute. Timothy Zahn hieß der Autor, der es wagte Luke, Han und Leia einen neuen Weg nach dem Krieg der Sterne aufzuzeigen. Die Erben des Imperiums bildeten den ersten Teil einer Trilogie, dem noch die Teile Die dunkle Seite der Macht und Das letzte Kommando folgen sollten.
Autor Mike Baron adaptierte die Romanvorlage von Timothy Zahn für das Comic-Genre. So konnten unter der Federführung von Olivier Vatine und Fred Blanchard Figuren wie Großadmiral Thrawn, der seltsame Jedi C’Baoth oder die sehr gewissenhaften Leibwächter vom Volke der Noghri ein Gesicht bekommen. Diese Trilogie legte den Grundstein für so manche spätere Entwicklung. So ist auch Lukes Begegnung mit Mara Jade sehr wichtig.
Für die damalige Zeit ergaben sich auch interessante Aspekte. Der Hintergrund des seltsamen Jedi-Meisters, der sich zu seinem eigenen Wohl auf die Seite Thrawns stellt, weil er die Skywalker-Geschwister als Schüler will. Oder die kleinen Kreaturen, Ysalmiri genannt, die im wahrsten Sinne des Wortes ein Macht-Vakuum um sich herum erzeugen, in dem die Tricks und Fähigkeiten eines Jedi nicht anwendbar sind.
Wer die Bücher der Trilogie gelesen hat, mag sich über die Darstellung im Comic streiten. Verglichen auch mit heutigen Zeichnungen, sind die Bilder auf europäischem Alben-Niveau. Zur genauen Vorstellung mögen aktuelle SciFi-Sagas wie Sillage herangezogen werden. Die Zeichnungen sind eingängig, ziehen den Leser an, ziehen ihn mit und halten sich nicht mit unnötigen Details auf.
Entgegen der vereinfachten menschlichen und außerirdischen Gestalten sind die technischen Ansichten von Raumschiffen, Waffen, Gebäuden und vielem mehr sehr exakt und ausgefeilt zu Papier gebracht. Hier muss der Fan also nichts vermissen. Die vereinfachte Darstellung der Figuren, die eher Zeichentrickcharakter hat, ist passend. Sie ist nicht ganz so vereinfacht, wie der Leser es von den Clone Wars her kennen mag. Aber sie ist deutlich einfacher gehalten, als es in den aktuellen Heftserien der Fall ist.
Irgendwie ist diese Umsetzung auch erfrischend zu nennen, ohne die Nostalgiedrüse zu bedienen. Sie kommt in ihrer Darstellung dem phantastischen Geist dieses Kosmos näher, ist schlicht märchenhafter.
Wer es realistischer haben mag, kann sich die Cover-Galerie genauer betrachten. Hier findet sich bereits ein grafisches und technisches Niveau, wie es heute noch hoch gehalten wird. All jene, die (wie ich) nach Schauspielervorlagen von Comic-Figuren suchen, sollten die Rückseite des Bandes einer genaueren Betrachtung unterziehen. Clint Eastwood wäre ein guter Großadmiral Thrawn geworden, kann man da nur sagen.
Zur Geschichte selber lässt sich nur sagen, dass Timothy Zahn die Geschichte sehr ausführlich geschrieben hat und die Adaption von Mike Baron so viel wie möglich davon umsetzen will. Das kann natürlich nicht in letzter Konsequenz gelingen. Zweifellos aber ist die Adaption bemüht und schafft es auch, dieses Neubelebungsgefühl dieses Universums auf den Comic zu übertragen.
Thrawn ist hier wie dort faszinierend, die sich ergebenen Möglichkeiten, so zum Beispiel Leia, die in eine Rolle als Vaders Tochter gedrängt wird, sind vielfältig neu und haben eine Reihe von Steilvorlagen für spätere Veröffentlichungen geschaffen. Die Noghri, die Kämpferrasse, die es sogar mit Wookies aufzunehmen vermag, als Leibwächter einzuführen, ist eine sehr gute Idee gewesen. In den Romanen, so mein persönlicher Eindruck, war ihre Schilderung aber noch bedrohlicher.
Insgesamt ist der Auftakt der Trilogie mehr als nur gelungen. Er bezeichnet einen Neustart, den kein Fan verpasst haben sollte. Und er legte den Grundstein für einige Entwicklungen, wie auch die nächste Generation der Jedi, die heute noch eine Rolle spielen. Grafisch prima und solide dank Olivier Vatine und Fred Blanchard, gut und ohne Längen neu erzählt von Mike Baron. Die Erben des Imperiums zeigt deutlich, wie die Faszination für Star Wars erzeugt werden kann. Wer sich nach den Filmen scheut, mit irgendwelchen Büchern oder Comics weiterzumachen, sollte es mit diesem Band versuchen, denn er markiert einen Wendepunkt in der klassischen Saga.
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Samstag, 12. Januar 2008
Bevor es zum Judgment Day und dem jüngsten dritten Teil der Terminator-Saga kam, fanden auch die Comics Gefallen am Thema des Killer-Cyborgs aus der Zukunft. In dem Zweiteiler mit den treffenden Episoden-Titeln Hardware und Software fanden gleich drei Terminatoren (davon damals schon einer weiblich) den Weg in die Gegenwart. Ihnen folgten gleich mehrere Kämpfer der Resistance. Ein weiblicher Terminator trat auch als Gegner in der Doppelfolge Ausweichziele auf (beide Geschichten damals bei Hethke). Auch diese Episoden erschienen vor der dritten Verfilmung. Ein weiblicher Terminator wird nun auch in der Fox Mini-Serie Terminator – The Sarah Connor Chronicles herangezogen.
Gespielt wird diese Kampfmaschine, zeitlich angesiedelt in den verlorenen Jahren zwischen Kinofilm 2 und 3, von Summer Glau, die bereits in der Serie Firefly von Joss Whedon und der Kinofortsetzung Serenity ihren Einstand als kämpfende Amazone gab. Man darf gespannt sein, ob diese kleine Serie den Weg auf deutsche Bildschirme finden wird. (Wie schwer es ein TV-Serienableger haben kann, zeigte unlängst Blade und lieferte ein eher mäßiges Beispiel, das zumindest den ersten beiden Kinofilmen nicht gerecht wurde.)
Mehr zum TV-Spektakel Terminator – The Sarah Connor Chronicles:
Offizielle Homepage von FOX
Bilder auf TerminatorSite.com
Wer es in diesen Tagen nicht bis zur offiziellen Verfilmung des Eisernen erwarten kann, erhält mit diesem zweiminütigen Fan-Film über Tony Stark und sein Alter Ego einen guten Vorgeschmack, wie eine Comic-Verfilmung (wenigstens auf TV-Niveau und -Budget) aussehen kann. Ganz in der Tradition der sehr guten Fan-Filme wie World’s Finest oder Grayson, die sich wie eine Vorschau präsentieren, oder eines in sich geschlossenen Fan-Films wie Batman – Dead End wird hier eine wirklich gelungene Vorstellung gegeben.
Der Comic-Fan wird viele Charaktere wiedererkennen wie Nick Fury oder Ms. Marvel. Action-Szenen sorgen für eine ziemliche Rasanz des Films. Marvel-Fan-Filme sind nicht sehr dicht gesät, gute Beispiele darunter zu finden, ist ebenfalls nicht leicht. Eine Daredevil- sowie eine Blade-Variante konnten überzeugen – letztere war aber eindeutig von den Kinofilmen inspiriert. Deshalb ist dieser Iron Man eine sehr positive Überraschung.
Unter screenrant.com lässt sich der Film bequem anschauen.
Nach diesem Start wäre es auch schön, wenn Macher David Guivant ähnlich wie Sandy Corolla (Batman – Dead End, World’s Finest) wieder etwas von sich hören bzw. sehen lässt.
Zum Film: The Invincible Iron Man
Donnerstag, 10. Januar 2008
Seit langer Zeit bekämpfen sich Engel und Drachen auf der Erde. Entgegen der landläufigen Meinung sind die Engel nicht die Guten! Nach ihrem ersten Tod muss die junge Moréa erfahren, dass sie zu den Drachen gehört, jener Gruppe, die die Menschheit in eine bessere Zukunft lenken will. Wir schreiben das Jahr 2082. Ort der Handlung: Kuba und die Vereinigten Staaten.
Es hat sich einiges getan in den letzten Jahrzehnten. Gegen jede Erwartung ist Kuba zu einem mächtigen Wirtschaftsstandort aufgestiegen. Und wider alle Erwartung ist das einstige gelobte Land der USA zu einem Dritte-Welt-Land verkommen, in dem alles streng überwacht wird und Puritaner die Oberhand gewonnen haben.
Durch das Attentat, das die Spitze des Superkonzerns der Doloniacs auslöschte, rückte ausgerechnet Moréa ganz nach vorne als Erbin der riesigen Firma. Eben noch unter ferner Liefen in der Nachfolgekette, regiert sie nun nicht nur sprichwörtlich über ein Imperium. Ein solcher Sprung bringt bereits genug Probleme mit sich, leider gehört Moréa auch noch zu den Auserwählten der Drachen. An ihrer Seite steht als Lehrer wie als Verbündeter Terkio, ebenfalls ein unsterblicher Drache, ein Mentor, der sie in die Geheimnisse der Unsterblichen und ihrer ungeschriebenen Gesetze einführen soll.
Moréa wird zwischen ihrer Bestimmung und ihrer Verantwortung hin- und hergerissen, denn ein neuerlicher Zwischenfall wirft ihr altes Leben noch weiter aus der Bahn.
Industriespionage gehört auch in der Zukunft zu sehr einträglichen wie auch sehr kriminellen Geschäften. Eine der neuesten Entwicklungen findet ihren Weg in die Vereinigten Staaten, in die jeder Gast zuallerst nackt einreist – Paranoia wird im amerikanischen Polizeistaat groß geschrieben.
Moréa und Terkio beschließen auf eigene Faust, den Geheimnissen auf den Grund zu gehen. Eine illegale Einreise in die Vereinigten Staaten gestaltet sich allerdings alles andere als einfach. Getarnt als Urlauber steuern sie die fremde Küste an, nur um sehr bald schon wieder in die wildesten Abenteuer und Verfolgungsjagden verwickelt zu sein.
Wer Moréa auf dem Cover betrachtet, könnte der Auffassung sein, jemand wolle hier Angelina Jolies nächste Action-Rolle in die Wege leiten.
Die Serie Moréa verheimlicht seine Anleihen und seine Vorbilder nicht. Das macht es für den Leser aber auch sehr leicht, sich sehr schnell zurecht zu finden.
Nach einer Einfindungsphase in ihr neues Schicksal hat sich Moréa hier in der zweiten Folge mit ihrer neuen Rolle arrangiert. Sie genießt ihr neues Leben, liebt die ungeheure Abwechslung, aber sie ist auch genervt von der Aufmerksamkeit um sie herum. Wie es sich für eine hochgestellte Persönlichkeit gehört, die es leid ist, ständig mit Leibwächtern umgeben zu sein, geht sie auch bald eigene Wege und taucht unter – sehr zum Leidwesen der Sicherheitsleute, die nun alle Hebel in Bewegung setzen, um ihre Schutzbefohlene wiederzufinden.
Wie gefährlich das Leben sein kann, zeigen auch erneute Attentatsversuche, denen es mit Leichtigkeit gelingt, bestehenden Sicherheitseinrichtungen zu umgehen – jedenfalls scheint es so zunächst.
Terkio hat seine eigenen Auffassungen, seinen Schützling zu testen. So reiht er sich nicht nur optisch hinter sein Vorbild Sean Connery ein, sondern erinnert einmal mehr an den spanischen Pfau, der bereits dem Highlander zeigte, wie es um das Leben der Unsterblichen bestellt ist.
Kuba, das neue Mekka der Schönen und Reichen, erinnert in seiner Konzeption an das Hong Kong vor der Rückkehr in den chinesischen Schoss. Dekadent, modern und traditionell gleichermaßen, aufstrebend, in die Höhe wachsend, exotisch, schnelllebig, rasant. Demgegenüber steht das wenig freundliche Amerika. Streng, metallisch glänzend, martialisch, voller Fremdenhass, zurückgeblieben. Aus den Vereinigten Staaten ist die Sowjetunion des neuen Jahrtausends geworden. Willkür lautet die Grundregel des Gesetzes. Paragraphen sind ebensolche Witzfiguren wie jene Anwälte, die später zur Hilfe von Moréa einreisen.
Neben all der Aktion (engl.: Action – kleiner Scherz) beweist Texter und Autor Christohpe Arleston mit diversen Nebenschauplätzen und Figuren auch seinen Humor. Die Anwälte der Doloniacs, zu dritt, gleich dick, gleich aussehend, nur durch ihre Größe zu unterscheiden, wirken wie von aktuellen humoristischen Anwaltserien inspiriert. In den Vereinigten, Verzeihung, in den Christlichen Staaten von Amerika, wie sie sich jetzt nennen, besitzen Anwälte kein großes Ansehen. Das gesamte Verhalten ist irgendwie klingonisch geworden. Wer vor Gericht gestellt wird, ist eigentlich schon verurteilt, eine Verteidigung hat keinerlei Auswirkung – auch wenn sie erlaubt scheint.
Arleston karikiert gegenwärtige Zustände und überspitzt sie mit leisem Humor. Es ist gerade ausreichend, um der die Geschichte die Härte zu nehmen, sie amüsant zu gestalten, ohne sie durch zu viel Witz zu verunstalten. So zünden die kleinen Scherze umso mehr, bleiben die Situationen realistisch genug und packend.
Thierry Labrosse hat sich ebenfalls der realistischen Darstellung verschrieben. Eine Welt, die sich an der Grenze zur Überfüllung befindet, wie sie in Genre-Filmen wie Das fünfte Element Ausdruck fand, verlangt einem Zeichner eine außerordentliches handwerkliches Können ab, das Labrosse aber immer wieder unter Beweis stellt. Technik und Architektur sind wieder einmal sehr gelungen, lebensnah und bieten die beste Kulisse für dieses SciFi-Märchen, das für beste Unterhaltung steht.
Neue Informationen erweitern die Welt um Moréa deutlich, machen sie plastischer, unterhaltsamer. Arleston und Labrosse navigieren ihre Heldin in eine scheinbar aussichtslose Situation und beenden diese Episode mit einem sehr gemeinen Cliffhanger, wie ihn die Urväter dieser Erzähltechnik nicht besser hätten schreiben können. Spaß, Spannung und eine hohe Erzählfreudigkeit machen Moréa zu einer klasse SciFi-Geschichte.
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