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Comic Blog


Dienstag, 29. Januar 2008

The Darkness – Werkausgabe Band 1

Filed under: Mystery — Michael um 22:24

The Darkness - Werkausgabe Band 1Es war einmal ein böser junger Mann. Er arbeitete als Killer für die ehrenwerte Gesellschaft, die so ehrenwert nicht mehr war. Die einzige Frau, die er respektierte, war ein weiblicher Barkeeper namens Jenny. Ansonsten versuchte er jedes hübsche Ding herumzukriegen, das bei seinen Annäherungsversuchen nicht ins Grübeln kam.
Das Leben hätte für Jackie Estacado wundervoll sein können, hätte es da nicht einen dunklen Fleck auf seiner Herkunft gegeben. Jackie ist der Erbe der Darkness, einer uralten Macht mit furchtbaren Kräften: Eigentlich genau das Richtige für einen Killer. Aber will Jackie diese Macht überhaupt?

Der erste Schub seiner neuen Kräfte geht mit enormen Schmerzen einher. Eine unsichtbare Stimme klärt ihn darüber auf, dass er der Auserwählte ist. Die Stimmen verlangen von ihm, seine Kräfte frei zu lassen. Letztlich ist genau das zu seinem Schutz gedacht, denn mit der Macht eilen auch die Feinde herbei, die seit jeher auf der Jagd nach der Darkness sind. Die Angelus, eine Gestalt des Lichts, hat ihre Heerscharen ausgeschickt mit nur einem Ziel: Die Vernichtung der neu erwachten Darkness.

Doch Jackie Estacado ist nicht allein. Es gibt Anhänger seiner Macht, einen Kult, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Darkness zu schützen und den Auserwählten anzuleiten. Anleitung hat Jackie auch bitter nötig. Mit seinem Leben, so wie er es kannte, ist es endgültig vorbei. Nicht nur seine neuen Feinde bereiten ihm Sorgen, auch die neuen Widrigkeiten verbieten eine Menge Spaß in der Zukunft. Die Darkness darf niemals mit einer Frau verkehren, ansonsten würde der Same für die nächste Darkness weitergegeben. Der noch lebende Auserwählte wäre in einer Stunde tot.
Als der Kult erfährt, dass Jackie bei seinen Gewohnheiten geblieben ist und schon wieder eine junge Frau in einer Bar aufgerissen hat, geht es nicht mehr um ein Stelldichein, sondern um Leben und Tod.

The Darkness hatte einen ungewöhnlichen Beginn für eine Comic-Serie. Ein Killer wurde zur Hauptfigur eines Comics erkoren. Jackie ist nicht sehr sympathisch, er bringt Menschen um, besitzt kaum wertvolle Charaktereigenschaften und verbringt seine Zeit ziemlich nutzlos. Kurz, er ist schlichtweg ein Schwein.
Das muss den Leser nicht verwundern, weil der Autor dieses Serienauftakts Garth Ennis heißt. Bekanntermaßen hat Ennis eine Vorliebe für leicht durcheinander geratene Charaktere. Diese sind auch nicht immer liebenswert. An seiner Seite, zuständig für die grafische Umsetzung, steht Marc Silvestri als Garant für außergewöhnlich bombastische Menschen und ausdrucksstarke Bilder.

Jackie gehört zu den Menschen, die glauben, bereits alles in ihrem jungen Leben gesehen zu haben. Für jemanden, der mit Leuten wie Butcher zu tun hat, die hinter den Killern aufräumen, mag dies auch zutreffen. Deshalb wirft Garth Ennis seinen Helden, sinnbildlich gesprochen, aus großer Höhe herab, stößt ihn von seinem hohen Ross, vom mafiösen Alltag geradewegs hinein in eine magische Welt, in der dem Killer plötzlich Darklings zur Seite stehen, die er dank seiner neuen Fähigkeiten nur mit einem Gedanken erschaffen kann.
Der Mann, der zuvor noch immer Herr der Lage war, wird plötzlich unsicher. Er weiß anfangs nicht, wie er auf die Situation reagieren soll. Erste Versuche, seine Macht anzuwenden, erfolgen rein instinktiv. Diese Unsicherheit rennt offene Türen ein und wird völlig missgedeutet.

Als Leser kann man auch die Feinde missdeuten. Wesen aus Licht, mit Flügeln ausgestattet, könnten als Engel interpretiert werden. Wenn auch ihre Anführerin mit dem Namen Angelus daherkommt, ist das Engelhafte doch eher äußerlich. Die Angelus ist eine fliegende Furie. Sie ist das helle Gegenstück der Darkness. Wie auch ihr dunkles Gegenüber kann sie sich Gefährtinnen erschaffen, um nicht ein einsames Leben zu fristen. Beide Kontrahenten stehen sich mit einem unversöhnlichen Hass gegenüber, der zu ihrer Existenz dazu gehört.
Ennis lässt Estacado das Spiel ab einem gewissen Zeitpunkt genießen und übernehmen. Jene, die ihn vernichten wollen, werden ebenso mit seinem Killerinstinkt konfrontiert wie jene, die ihn gerne für ihre Zwecke lenken wollen.

Genießen darf der Leser auch die, wie angesprochen, bombastischen Wesen, toughe Männer und Frauen mit Model-Gesichtern und -Maßen. Darüber hinaus ist Zeichner Marc Silvestri ein Pedant, dessen Bilder durch das nicht weniger pedantische Tuschen von Batt, Livesay, Billy Tan, Danny Mikki und anderen erst richtig zur Geltung kommen. Die Kolorierung ist so aufgebaut, dass sie den Tuschestrichen nicht ihre Wirkung nimmt.

Der Auftakt einer langlebigen Horrorserie, mit Kultpotential dank Garth Ennis und Marc Silvestri, die absolute Profis auf ihrem Gebiet sind, mit dem Talent, auch neue Wege zu beschreiten. Wer den Beginn der Darkness-Saga verpasst hat und eine gehörigen Portion Action, Grusel und Horror etwas abgewinnen kann, bekommt hier Kino auf Comic-Seiten. 🙂

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