In den USA herrscht Bürgerkrieg. Wie konnte es dazu kommen? Die Menschen im Mittleren Westen bäumten sich gegen die Politik der Ostküste auf. Langsam formierten sich bewaffnete Gruppen, die zu einer Armee anwuchsen. Die Regierung beorderte ihre Truppen aus aller Herren Länder zurück. In Manhattan schließlich konnten die Truppen der Freien Staaten aufgehalten werden – Manhattan wurde zur DMZ, zu demilitarisierten Zone mit 400000 Einwohnern, die täglich mit der Gewalt konfrontiert werden.
In dieser Zone befindet sich ein junger Mann namens Matty Roth. Eigentlich war er nur Praktikant, doch durch widrige Umstände wurde er zum Kriegsberichterstatter, eine Rolle, mit der Matty nicht sehr gut zurecht kommt.
Derjenige, der seine Arbeit in Wirklichkeit machen sollte, der Star-Nachrichtensprecher Viktor Ferguson, befindet sich in der Hand der Aufständischen. Ohne es zu wollen, wird Matty in ein Komplott hineingezogen, das letztlich nur dazu dienen soll, die neuen Freien Staaten in Misskredit zu bringen. Nur eines haben sich die Verantwortlichen ganz anders vorgestellt. Matty sollte eigentlich dabei sterben und eine schöne Leiche abgeben. Sein Tod sollte für Schlagzeilen sorgen.
Aber Matty ist nicht tot. Und somit fängt für Matty der ganze Ärger erst so richtig an.
DMZ – Zwischen den Fronten beschreibt ein aufregendes Szenario über den Niedergang einer Zivilisation, viel bewundert und verachtet, einer Zivilisation namens USA, gemeinhin Amerika genannt.
Brian Wood hat seine Horrorvision eines zweiten Bürgerkriegs in den Vereinigten Staaten niedergeschrieben. Zeitweilig gibt es solche Geschichten, die eine düstere Zukunft für das Land der unbegrenzten Möglichkeiten aufzeigen. Bei der Entwicklung in den letzten Jahren, in der sich die Stimmung gegen das Land immer weiter hochgeschaukelt hat und auch innerhalb des Landes diverse Ereignisse immer wieder für Erschütterungen sorgten, ist es nach den düsteren Weltuntergangs-70ern wieder soweit. Der Boden für ein Szenario wie DMZ ist geebnet.
Der Krieg, wie auch der Bürgerkrieg, trifft die Unerfahrenen am schlimmsten. Hier schlägt er bei Menschen zu, die niemals wieder – seit Pearl Harbor – glaubten, im eigenen Land und noch weniger von eigenen Landsleuten angegriffen zu werden. Wie in jedem Krieg sind die Motive der Kriegsparteien aus der Sicht des einfachen Bürgers undurchsichtig – und egal. Wenn es nur um das Überleben geht, um die Fragen nach Nahrung und Medikamenten, Versorgung im Allgemeinen, spielen Politik und Kriegsziele keine Rolle mehr.
Im Mittelpunkt der Erzählung um diesen ungewöhnlichen Kriegsschauplatz steht Matty, der plötzlich zu einem Symbol wird. Als Kriegsberichterstatter zu arbeiten ist bereits ein gehöriges Stück Arbeit und erfordert viel Mut, doch von einem jungen Mann zu verlangen, ein Symbol für Eigeninitiative und Widerstand zu werden, ist fast schon zu viel verlangt. Matty durchläuft verschiedene Phasen, Mutlosigkeit und Resignation gehören auch dazu. Brian Wood jagt seinen Helden durch einen realen Alptraum, durch Horrorszenarien, wie sie nur in gruseligen Science Fiction Filmen vorkommen sowie durch richtige Alpträume, von denen Matty immer wieder geplagt wird. Von Beginn an ist die Erzählung ein Hindernis-Parcours.
Wäre das alleine schon nicht spannend genug, erzählt Wood gleichzeitig vom Niedergang der führenden Zivilisation dieses Planeten. Würde nicht auch Freundschaft unter einigen Menschen eine wichtige Rolle spielen, würde es sich um eine durch und durch deprimierende Geschichte handeln. Aber so besteht Hoffnung, gibt es Keime des Vertrauens und vielleicht die Chance auf eine Änderung der Verhältnisse – wenn es auch vollkommen im Dunkeln liegt, welche Gestalt ein Neubeginn einmal haben wird.
Riccardo Burchielli gehört zu jenen Zeichnern, die sich abseits der ganz großen Verlage in Übersee zu etablieren. Bei Wildstorm oder hier im konkreten Beispiel Vertigo ist manNachwuchs an Projekte heran, die nichts mit den üblichen Verdächtigen, den Superhelden, zu tun haben.
Mit feinen Strichen zeichnet Burchielli alles, was nötig ist. Skizzenhaft, beinahe wie Momentaufnahmen vom Kriegsschauplatz entsteht so ein halbdokumentarischer Blick auf das Geschehen – mit ein klein wenig Karikatur.
Mit dieser Technik bleibt genug, um die Grauen dieses Krieges und die Absurditäten treffsicher darzustellen. Manchmal ist es sogar zuviel. Burchielli und Wood nehmen ihre Aufgabe sehr ernst. Gemäß der inländischen Kritik am eigenen Vorgehen der USA, die es immer wieder gibt, mal verhalten, mal sehr laut, wird hier mit einer Erzählung in Wort und Bild kräftig gerüttelt.
Kritiken diverser amerikanischer Magazine feiern die Serie. Die positive Reaktion erfolgt völlig zurecht. Die Geschichte ist mutig erzählt, ungewöhnlich dramatisch, ohne Pathos, ohne Melodramatik, nüchtern und doch mitreißend. Neben Matty ist New York der zweite Hauptdarsteller, zerrissen, aufmüpfig, nicht bereit, unterzugehen. So packend kann Comic sein. 🙂
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