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Comic Blog


Donnerstag, 31. Januar 2008

Cyberforce 2

Filed under: SciFi — Michael um 20:27

Cyberforce 2Der Astronaut ist schockiert, beeindruckt, erschüttert. Das Spiegelbild eines riesigen Raumschiffs unbekannter Herkunft füllt das Sichtglas seines Helms aus. Weit draußen im Orbit des Mars, bei einer für Menschen denkwürdigen Expedition, kommt es zur Begegnung zwischen Menschen und einer anderen Zivilisation.
Das Treffen ist nur von kurzer Dauer und mitleidslos.

Auf der Erde macht sich Velocity keine Gedanken über ein geschichtsträchtiges Zusammentreffen zwischen Menschen und Außerirdischen. Überleben ist im Augenblick viel wichtiger für sie. Bis vor einigen Sekunden stand ihr Leben noch auf des Messers Schneide. Der Mann, von dem sie annahm, er wolle sie töten, rettete ihr gerade das Leben. Plötzlich sind zwei Ripclaws mit ihr im Zimmer. Aber wer ist der echte?

Während Velocity ihre Freundinnen Cyblade und Ballistic aus der Gefahrenzone bringt, geht im Gebäude der Kampf zwischen den beiden Ripclaws erst so richtig los.

Die Fähigkeiten, die Ripclaw an den Tag legt, machen aus ihm eine lebende Waffe. Sein Kampf gegen dieses Ungeheuer, das versucht hat, seine Identität anzunehmen, ist ein ziemliches Gemetzel. Alsbald gibt das Wesen auch seine menschliche Gestalt auf und greift ihn mit noch größerer Gewalt an, als sich kein schneller Sieg einstellt.

Ron Marz stellt Ripclaw in den Mittelpunkt des zweiten Teils. Glaubte man zu Beginn, der ehemalige Freund von Velocity habe sich vollkommen gewandelt und sei nur noch eine mörderische Kampfmaschine, tritt nun eine Änderung ein. Marz lässt zwei Ripclaws gegeneinander aufmarschieren, ein jeder im Kampf um seine Identität. Und wieder sieht es zu Beginn nach einer leichten Angelegenheit aus. Der fremde Gegner fällt ein ums andere Mal, nur um wie ein Stehaufmännchen wieder hoch zu kommen und Ripclaw erneut anzugehen.
Die wenigen Sätze, die zwischen den einzelnen Gefechten fallen können, liefern weitere Rätsel. Velocity will helfen, muss aber einsehen, dass sie nichts tun kann.
Die Metamorphose des fremden Organismus erinnert ein wenig an die Verwandlung des Tordenkakerlakk im Kampf der Hexenmeister, als es Spider-Man in eine andere Dimension verschlägt.

Viel Zeit bleibt Marz nicht für seine Erzählung, aber er setzt sämtliche Mittel ein, die er nutzen kann, um Spannung zu erzeugen und die Neugier auf die nächste Folge anzuheizen. Zwar weiß der Leser mehr als die Hauptakteure, aber er kann sich auch nicht sicher sein, was er da eigentlich weiß.

Pat Lee teilt sich die zeichnerische Arbeit mit Alex Milne, der für die Hintergründe verantwortlich ist. Hierbei ist es manchmal irritierend, dass die Figuren zwar Schatten aufweisen, die Flächen, auf denen sie stehen, allerdings nicht. Das ist ein kleines Missgeschick, welches den Genuss dieses SciFi-Superhelden-Abenteuers aber nur unwesentlich stört.
Der Beginn und das Ende der Geschichte weisen auf den kommenden Handlungsstrang hin. Außerdem lässt Ripclaw einige bedeutungsschwere Sätze fallen, die auch zu interessanten Bildern beitragen könnten. Denn eine außerirdische Rasse ist auf dem Weg zur Erde. Das könnte so schlimm nicht sein, hätten sie nicht mit den Mitgliedern der Cyberforce ein Hühnchen zu rupfen.

Action und Rätsel, Helden, die sich bald einer Übermacht gegenüber sehen werden. Gerade vereint und bald schon … Ron Marz spielt mit dem Leser und gibt Pat Lee viel Spielraum für seine Phantasie (die er bereits mit Warlands unter Beweis stellen konnte). 🙂

Batman – The Musical

Filed under: Meldungen — Michael um 20:14

Als ich einen Hinweis auf radiobremen.de zu Batman – The Musical fand, wurde ich neugierig. (Vielleicht meinten sie eher das Bat Out Of Hell Musical, das 2008 kommen soll.) Denn der Eintrag zum Musical von Jim Steinman wurde mit 2008 datiert. Dabei fand ich bisher nur Informationen, dass das Projekt gestorben sei, sehr frühzeitig schon.
Trotzdem finden sich immer noch Infos zum alten Projektstand, einerseits unter Jim Steinmans Blog, aber auch, und das ist besser, unter THE UNOFFICIAL MEMORIAL TO BATMAN: THE MUSICAL finden sich Texte und Mustermusikstücke zu Gotham, Catwoman und den Joker.
Nett ist es auf jeden Fall, sich die Musik anzuhören (die so unbenutzt ja auch nicht blieb, nur eben nicht für Batman). 🙂

Mittwoch, 30. Januar 2008

Ex Machina – Fakt vs. Fiktion

Filed under: Superhelden — Michael um 19:20

Ex Machina 3 - Fakt vs. FiktionMitchell Hundred folgt den abstürzenden Menschen in die Tiefe. Er rast hinter ihnen her, versucht sie zu erreichen, aber selbst ein Superheld hat seine Grenzen. Jetzt, da er Bürgermeister ist, verfolgen ihn diese Alpträume immer noch.
Wohin soll die Reise gehen? Hundred hat ein echtes Problem mit der Gegenwart, eigentlich auch mit der Vergangenheit und Zukunft. Als er auf eine Angestellte namens Ellen Shu trifft und diese ihn wegen des Wahrsager-Problems anspricht, gegen das er in seiner Funktion als Bürgermeister vorgehen will, möchte er sich zunächst dem Gespräch entziehen. Wider besseres Wissen lässt er sich dennoch auf einen Besuch bei einer jungen Dame dieser Zunft ein.

Die rührselige Geschichte über die Arbeit der Wahrsagerin prallt an Hundred ab, doch alleine das Gespräch reißt Wunden und Erinnerungen an den 11. September 2001 auf. Hundred ist erschüttert. Die Vorhersage allerdings, dass er noch einmal zu seiner Geheimidentität zurückkehren werde, glaubt er keinen Augenblick.
Es ist diese Zeit, da ein anderer Held plötzlich in New York auftaucht und das Gesetz in die eigenen Hände nimmt. Automaton fliegt mit einem Raketenpack auf dem Rücken, spricht mechanisch und sieht insgesamt eher technisch als menschlich aus. Doch irgendetwas scheint mit diesem merkwürdigen Wesen nicht zu stimmen.

Zu allem Überfluss hat Hundred noch ein anderes Problem. Er wird als Geschworener berufen. Was sich normalerweise ein ganz einfacher Vorgang ist, ufert zu einem Fiasko aus. Einer der Geschworenen ist Kriegsveteran. Seither lebt er im Glauben, dass ein Teil von ihm krank ist. Ausgerechnet Hundred soll ihn mit seinen Kräften heilen. Hundred muss sich beeilen, denn der Mann nimmt eine Geisel.

Ex Machina beschreibt mit seiner dritten Folge die Alltäglichkeiten eines Mannes, der mit einer ungewöhnlichen Fähigkeit ausgestattet ist und trotzdem lieber den Weg in die Politik gewählt hat. Fakt vs. Fiktion betitelt Autor Brian K. Vaughan diese Episode, in der sich tatsächlich Realität und Wahn einander gegenüber stehen.

Am Beispiel von Mitchell Hundred zeigt Vaughan die Hilflosigkeit auf, die den einzelnen Bürger von New York in seinen Erinnerungen immer noch befallen können, selbst nach so vielen Jahren. Mitchell, der in seiner zweiten Rolle bemüht war, Leben zu retten, versagte. Sein Pech ist es, dass er sich nicht mit seiner ganzen Energie auf seine Rolle als Bürgermeister konzentrieren kann. Zu vieles hängt ihm aus seiner Vergangenheit nach, es gibt Leute, die ihn gerade deshalb gewählt haben. Und es gibt Leute, die ihn genau deshalb immer wieder in Schwierigkeiten bringen.
Platt ausgedrückt sind es gerade die Letztgenannten, die entweder verzweifelt oder krank sind – oder beides.

Vaughan versetzt seine Charaktere über das Klischee und gibt ihnen Tiefe, was in der Kürze der Zeit nicht einfach ist. So ist es erklärbar, dass man als Leser auch Mitleid für den Geiselnehmer empfinden kann – auf jeden Fall ist es nachvollziehbar, warum Hundred dieses Gefühl aufbringt.
Vaughan schreibt seine Geschichten, so auch diese, auf sehr hohem Thriller- und Unterhaltungsniveau, während im Hintergrund immer noch das Superhelden-Thema schwebt und beständig präsent ist.
Über zeitweilige Umwege gelingt es dem Leser, sich immer weiter dem Charakter von Hundred anzunähern. Selbst die Beeinflussung, die von ihm ausgeht, damit solch ein Ableger wie Animaton entstehen konnte, wird so erklärt und schlüssig.

Ein Held wird immer ganz besonders interessant, wenn die Familie ins Spiel kommt. Wir lernen, dass Hundreds Mutter in einem ziemlichen Schlamassel lebt, das viel ärger ist, als man es von der Mutter eines Bürgermeisters von New York erwarten würde.
Nach all den Auseinandersetzungen und Konflikten, die Hundred zu bestehen hat, gehört diese zu den lustigsten – vielleicht, weil Hundred hier auftritt, als habe er nichts zu verlieren oder zu fürchten.

Der Zeichenstil von Tony Harris gefällt mir immer besser. Zwischen Cover-Ausarbeitung und Innenseiten gibt es qualitativ keinerlei Unterschied. Harris’ Bilder sind einfach schön zu nennen. Zeitweilig erinnern sie Jugendstil-Techniken, wie sie z.B. Alfons Mucha in seinen Bildern angewandt hat. Nur wurde diese Technik durch Tom Feister und Karl Story (beide: Tusche) sowie JD Mettler (Farbe) in die Gegenwart übertragen. Besonders das Cover steht für diese Theorie. So geben die Bilder der Geschichte etwas Altertümliches, Handfestes, zuweilen sogar etwas Klinisches. Der Eindruck, den sie hinterlassen, gefällt mir ausnehmend gut – hier vielleicht auch, weil die Gestaltung in dieser Form auch eine Ausnahme ist.

Ex Machina ist noch ein Stück menschlicher geworden. Hundred ist weiter auf der Suche nach sich selbst, belastet von seiner Vergangenheit. Gute Charakterschilderungen und dramatische Situationen ergeben eine tolle Unterhaltung eines etwas anderen Superhelden. 😀

Dienstag, 29. Januar 2008

The Darkness – Werkausgabe Band 1

Filed under: Mystery — Michael um 22:24

The Darkness - Werkausgabe Band 1Es war einmal ein böser junger Mann. Er arbeitete als Killer für die ehrenwerte Gesellschaft, die so ehrenwert nicht mehr war. Die einzige Frau, die er respektierte, war ein weiblicher Barkeeper namens Jenny. Ansonsten versuchte er jedes hübsche Ding herumzukriegen, das bei seinen Annäherungsversuchen nicht ins Grübeln kam.
Das Leben hätte für Jackie Estacado wundervoll sein können, hätte es da nicht einen dunklen Fleck auf seiner Herkunft gegeben. Jackie ist der Erbe der Darkness, einer uralten Macht mit furchtbaren Kräften: Eigentlich genau das Richtige für einen Killer. Aber will Jackie diese Macht überhaupt?

Der erste Schub seiner neuen Kräfte geht mit enormen Schmerzen einher. Eine unsichtbare Stimme klärt ihn darüber auf, dass er der Auserwählte ist. Die Stimmen verlangen von ihm, seine Kräfte frei zu lassen. Letztlich ist genau das zu seinem Schutz gedacht, denn mit der Macht eilen auch die Feinde herbei, die seit jeher auf der Jagd nach der Darkness sind. Die Angelus, eine Gestalt des Lichts, hat ihre Heerscharen ausgeschickt mit nur einem Ziel: Die Vernichtung der neu erwachten Darkness.

Doch Jackie Estacado ist nicht allein. Es gibt Anhänger seiner Macht, einen Kult, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Darkness zu schützen und den Auserwählten anzuleiten. Anleitung hat Jackie auch bitter nötig. Mit seinem Leben, so wie er es kannte, ist es endgültig vorbei. Nicht nur seine neuen Feinde bereiten ihm Sorgen, auch die neuen Widrigkeiten verbieten eine Menge Spaß in der Zukunft. Die Darkness darf niemals mit einer Frau verkehren, ansonsten würde der Same für die nächste Darkness weitergegeben. Der noch lebende Auserwählte wäre in einer Stunde tot.
Als der Kult erfährt, dass Jackie bei seinen Gewohnheiten geblieben ist und schon wieder eine junge Frau in einer Bar aufgerissen hat, geht es nicht mehr um ein Stelldichein, sondern um Leben und Tod.

The Darkness hatte einen ungewöhnlichen Beginn für eine Comic-Serie. Ein Killer wurde zur Hauptfigur eines Comics erkoren. Jackie ist nicht sehr sympathisch, er bringt Menschen um, besitzt kaum wertvolle Charaktereigenschaften und verbringt seine Zeit ziemlich nutzlos. Kurz, er ist schlichtweg ein Schwein.
Das muss den Leser nicht verwundern, weil der Autor dieses Serienauftakts Garth Ennis heißt. Bekanntermaßen hat Ennis eine Vorliebe für leicht durcheinander geratene Charaktere. Diese sind auch nicht immer liebenswert. An seiner Seite, zuständig für die grafische Umsetzung, steht Marc Silvestri als Garant für außergewöhnlich bombastische Menschen und ausdrucksstarke Bilder.

Jackie gehört zu den Menschen, die glauben, bereits alles in ihrem jungen Leben gesehen zu haben. Für jemanden, der mit Leuten wie Butcher zu tun hat, die hinter den Killern aufräumen, mag dies auch zutreffen. Deshalb wirft Garth Ennis seinen Helden, sinnbildlich gesprochen, aus großer Höhe herab, stößt ihn von seinem hohen Ross, vom mafiösen Alltag geradewegs hinein in eine magische Welt, in der dem Killer plötzlich Darklings zur Seite stehen, die er dank seiner neuen Fähigkeiten nur mit einem Gedanken erschaffen kann.
Der Mann, der zuvor noch immer Herr der Lage war, wird plötzlich unsicher. Er weiß anfangs nicht, wie er auf die Situation reagieren soll. Erste Versuche, seine Macht anzuwenden, erfolgen rein instinktiv. Diese Unsicherheit rennt offene Türen ein und wird völlig missgedeutet.

Als Leser kann man auch die Feinde missdeuten. Wesen aus Licht, mit Flügeln ausgestattet, könnten als Engel interpretiert werden. Wenn auch ihre Anführerin mit dem Namen Angelus daherkommt, ist das Engelhafte doch eher äußerlich. Die Angelus ist eine fliegende Furie. Sie ist das helle Gegenstück der Darkness. Wie auch ihr dunkles Gegenüber kann sie sich Gefährtinnen erschaffen, um nicht ein einsames Leben zu fristen. Beide Kontrahenten stehen sich mit einem unversöhnlichen Hass gegenüber, der zu ihrer Existenz dazu gehört.
Ennis lässt Estacado das Spiel ab einem gewissen Zeitpunkt genießen und übernehmen. Jene, die ihn vernichten wollen, werden ebenso mit seinem Killerinstinkt konfrontiert wie jene, die ihn gerne für ihre Zwecke lenken wollen.

Genießen darf der Leser auch die, wie angesprochen, bombastischen Wesen, toughe Männer und Frauen mit Model-Gesichtern und -Maßen. Darüber hinaus ist Zeichner Marc Silvestri ein Pedant, dessen Bilder durch das nicht weniger pedantische Tuschen von Batt, Livesay, Billy Tan, Danny Mikki und anderen erst richtig zur Geltung kommen. Die Kolorierung ist so aufgebaut, dass sie den Tuschestrichen nicht ihre Wirkung nimmt.

Der Auftakt einer langlebigen Horrorserie, mit Kultpotential dank Garth Ennis und Marc Silvestri, die absolute Profis auf ihrem Gebiet sind, mit dem Talent, auch neue Wege zu beschreiten. Wer den Beginn der Darkness-Saga verpasst hat und eine gehörigen Portion Action, Grusel und Horror etwas abgewinnen kann, bekommt hier Kino auf Comic-Seiten. 🙂

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DMZ – Zwischen den Fronten

Filed under: Abenteuer — Michael um 14:29

DMZ - Zwischen den FrontenIn den USA herrscht Bürgerkrieg. Wie konnte es dazu kommen? Die Menschen im Mittleren Westen bäumten sich gegen die Politik der Ostküste auf. Langsam formierten sich bewaffnete Gruppen, die zu einer Armee anwuchsen. Die Regierung beorderte ihre Truppen aus aller Herren Länder zurück. In Manhattan schließlich konnten die Truppen der Freien Staaten aufgehalten werden – Manhattan wurde zur DMZ, zu demilitarisierten Zone mit 400000 Einwohnern, die täglich mit der Gewalt konfrontiert werden.
In dieser Zone befindet sich ein junger Mann namens Matty Roth. Eigentlich war er nur Praktikant, doch durch widrige Umstände wurde er zum Kriegsberichterstatter, eine Rolle, mit der Matty nicht sehr gut zurecht kommt.

Derjenige, der seine Arbeit in Wirklichkeit machen sollte, der Star-Nachrichtensprecher Viktor Ferguson, befindet sich in der Hand der Aufständischen. Ohne es zu wollen, wird Matty in ein Komplott hineingezogen, das letztlich nur dazu dienen soll, die neuen Freien Staaten in Misskredit zu bringen. Nur eines haben sich die Verantwortlichen ganz anders vorgestellt. Matty sollte eigentlich dabei sterben und eine schöne Leiche abgeben. Sein Tod sollte für Schlagzeilen sorgen.

Aber Matty ist nicht tot. Und somit fängt für Matty der ganze Ärger erst so richtig an.
DMZ – Zwischen den Fronten beschreibt ein aufregendes Szenario über den Niedergang einer Zivilisation, viel bewundert und verachtet, einer Zivilisation namens USA, gemeinhin Amerika genannt.
Brian Wood hat seine Horrorvision eines zweiten Bürgerkriegs in den Vereinigten Staaten niedergeschrieben. Zeitweilig gibt es solche Geschichten, die eine düstere Zukunft für das Land der unbegrenzten Möglichkeiten aufzeigen. Bei der Entwicklung in den letzten Jahren, in der sich die Stimmung gegen das Land immer weiter hochgeschaukelt hat und auch innerhalb des Landes diverse Ereignisse immer wieder für Erschütterungen sorgten, ist es nach den düsteren Weltuntergangs-70ern wieder soweit. Der Boden für ein Szenario wie DMZ ist geebnet.

Der Krieg, wie auch der Bürgerkrieg, trifft die Unerfahrenen am schlimmsten. Hier schlägt er bei Menschen zu, die niemals wieder – seit Pearl Harbor – glaubten, im eigenen Land und noch weniger von eigenen Landsleuten angegriffen zu werden. Wie in jedem Krieg sind die Motive der Kriegsparteien aus der Sicht des einfachen Bürgers undurchsichtig – und egal. Wenn es nur um das Überleben geht, um die Fragen nach Nahrung und Medikamenten, Versorgung im Allgemeinen, spielen Politik und Kriegsziele keine Rolle mehr.

Im Mittelpunkt der Erzählung um diesen ungewöhnlichen Kriegsschauplatz steht Matty, der plötzlich zu einem Symbol wird. Als Kriegsberichterstatter zu arbeiten ist bereits ein gehöriges Stück Arbeit und erfordert viel Mut, doch von einem jungen Mann zu verlangen, ein Symbol für Eigeninitiative und Widerstand zu werden, ist fast schon zu viel verlangt. Matty durchläuft verschiedene Phasen, Mutlosigkeit und Resignation gehören auch dazu. Brian Wood jagt seinen Helden durch einen realen Alptraum, durch Horrorszenarien, wie sie nur in gruseligen Science Fiction Filmen vorkommen sowie durch richtige Alpträume, von denen Matty immer wieder geplagt wird. Von Beginn an ist die Erzählung ein Hindernis-Parcours.
Wäre das alleine schon nicht spannend genug, erzählt Wood gleichzeitig vom Niedergang der führenden Zivilisation dieses Planeten. Würde nicht auch Freundschaft unter einigen Menschen eine wichtige Rolle spielen, würde es sich um eine durch und durch deprimierende Geschichte handeln. Aber so besteht Hoffnung, gibt es Keime des Vertrauens und vielleicht die Chance auf eine Änderung der Verhältnisse – wenn es auch vollkommen im Dunkeln liegt, welche Gestalt ein Neubeginn einmal haben wird.

Riccardo Burchielli gehört zu jenen Zeichnern, die sich abseits der ganz großen Verlage in Übersee zu etablieren. Bei Wildstorm oder hier im konkreten Beispiel Vertigo ist manNachwuchs an Projekte heran, die nichts mit den üblichen Verdächtigen, den Superhelden, zu tun haben.
Mit feinen Strichen zeichnet Burchielli alles, was nötig ist. Skizzenhaft, beinahe wie Momentaufnahmen vom Kriegsschauplatz entsteht so ein halbdokumentarischer Blick auf das Geschehen – mit ein klein wenig Karikatur.
Mit dieser Technik bleibt genug, um die Grauen dieses Krieges und die Absurditäten treffsicher darzustellen. Manchmal ist es sogar zuviel. Burchielli und Wood nehmen ihre Aufgabe sehr ernst. Gemäß der inländischen Kritik am eigenen Vorgehen der USA, die es immer wieder gibt, mal verhalten, mal sehr laut, wird hier mit einer Erzählung in Wort und Bild kräftig gerüttelt.

Kritiken diverser amerikanischer Magazine feiern die Serie. Die positive Reaktion erfolgt völlig zurecht. Die Geschichte ist mutig erzählt, ungewöhnlich dramatisch, ohne Pathos, ohne Melodramatik, nüchtern und doch mitreißend. Neben Matty ist New York der zweite Hauptdarsteller, zerrissen, aufmüpfig, nicht bereit, unterzugehen. So packend kann Comic sein. 🙂

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Sonntag, 27. Januar 2008

Das Nest – Serge

Filed under: Klassiker — Michael um 19:36

Das Nest - SergeEin Mann lebt unter Maries Dach, ein fremder Mann! In der kleinen Ortschaft Notre-Dame, wo jeder jeden kennt, ist dieser ungewöhnliche Gast das Gesprächsthema. Bei den Damen des Ortes, besonders bei den tugendhaften Damen, erzeugt dieser Fremde allerhand Gift und Galle. Da muss der Pfarrer her!
Der gute Pfarrer kann sich sehr bald schon vom guten Geist des Neuankömmlings überzeugen. Serge, so sein Name, ist ein weit gereister Mann, der einen Hauch von Welt in die Wälder Kanadas bringt – aber auch viel Wärme und Menschlichkeit.

Serge hat viel gesehen von der Welt. Europa, den großen Krieg, das zivilisierte Kanada, aber eine solche Idylle ist ihm noch nie begegnet. In einer solch eingeschworenen Gemeinschaft jedoch hat es ein Neuling schwer. Seine große Stunde naht, als es ein Schwein zu schlachten gibt und der verantwortliche Metzger die Arbeit nicht erledigen kann. Serge, von Beruf her Tierarzt, bietet sich an, die Lücke kurzzeitig zu schließen.
Das Schlachten des Schweins wird seine erste Bewährungsprobe, denn ein derartiges Ereignis lockt das gesamte Dorf an. Und wie es sich herausstellt, ist die Schlachtung eines solchen Kolosses nicht leicht. Spätestens als die Sau mit dem Pfarrer auf dem Rücken durchgeht, wird allen Beteiligten klar, dass die Prozedur alles andere als einfach wird.

Weihnachten naht. Marie und Serge laden zum gemeinsamen Weihnachtsschmaus ein. Nicht nur Liebe geht durch den Magen, sondern auch Nächstenliebe. Serge beweist, dass er von seinem Aufenthalt in Paris sehr viel Wissen um eine gute Küche mitgebracht hat. Sehr bald ist es dann so weit. Das erste Restaurant eröffnet in kleinem Rahmen in Notre-Dame. Serge kocht sich regelrecht in die Herzen der Menschen.

Das Nest von Regis Loisel und Jean-Louis Tripp geht in die zweite Runde. Nachdem die Charaktere vorgestellt wurden und der Alltag im Nest bekannt ist, bringen Loisel und Tripp einen Unruheherd in das kleine Dörfchen Notre-Dame – und dieser Begriff passt gar nicht einmal schlecht als Umschreibung von Serge, dem Neuen.

Marie, die Witwe und Betreiberin des einzigen Ladens im Ort, steht natürlich auch im Mittelpunkt eines gewissen Interesses. Zuerst ist es Mitleid mit der noch recht jungen Frau, die nun allein ihr Leben fristen muss. Im Ort selber sollte es für jedermann einsichtig sein, dass aus dem Dorf selbst kein neuer Gefährte kommen kann. Ausgerechnet ein Mann, der eigentlich auf der Durchreise war, beginnt in Notre-Dame Wurzeln zu schlagen – wegen Marie einerseits, wegen der Menschen im Dorf andererseits.

Sehr liebevoll lernt der Leser diese kleine Welt durch die Augen von Serge kennen. Dabei schadet es nicht, den ersten Teil nicht gelesen zu haben. Durch Serge ist alles neu. Für den Leser, der bereits eingeweiht ist, tun sich viele neue Aspekte auf.
Es ist tiefer Winter. Der Schnee liegt knöcheltief, nächtens fallen weitere Flocken zur Erde. Der Winter lässt die Menschen noch enger zusammenrücken. Neben dem Schnee gibt es noch einen Grund zum Zusammenrücken: Neugier. Da kommt ein Fremder gerade recht. Serge jedoch gibt zwar Anlass zu Spekulationen, aber er gibt (eigentlich) keinen Anlass zum Unmut. – Sieht man einmal von den zornigen Blicken der tugendhaften Drei ab, die nur einem männlichen Wesen Respekt zollen: Dem Pfarrer.

Die Beziehungen in dieser Gemeinschaft sind fein ausgearbeitet. Langsam werden die unsichtbaren Geflechte und Grenzen abgesteckt, wird sichtbar, wer welche Rolle im Dorf spielt. Aber die Beziehungen sind locker. Jeder lehnt sich nicht zu weit aus dem Fenster, lässt Freiraum, kurzum ein einigendes Element fehlt. Maries Laden im Zentrum ist ein Treffpunkt, den alle brauchen, doch ein Kern lässt sich nicht ausmachen. Mit Serge ändert sich das.

Wirklich, Serge, das war … Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass man so gut essen kann.
Der Genuss hält Einzug in Notre-Dame und mit ihm werden gepflegte kleine Einladungen ausgesprochen, bei denen der Reihe nach alle Einwohner zum Essen zu Marie und ihrem Gast kommen, der sich zunehmend heimischer fühlt. Es ist den beiden Autoren und Zeichnern in Personalunion zu verdanken, dass sich dieses zelebrierte Kennenlernen beinahe greifen lässt. In jeden Fall greift die Stimmung auf den Leser über. Es ist warm, beschaulich und jene, die schon seit einer halben Ewigkeit in Notre-Dame zu leben scheinen, kommen sich noch einmal näher.

Die Bilder von Loisel und Tripp geben diese Stimmungen perfekt wieder, erinnern ein wenig an naive Kunst, Alltagsstillleben, Szenen des Miteinanders in einer anderen Zeit, weitab von stetig wachsender Zivilisation. Wie gut die beiden aufeinander abgestimmt sind, zeigt sich gleich im Vorfeld der Geschichte. Die Arbeitsphasen der beiden werden einander gegenüber gestellt, zuerst Loisel, dann Tripp, der die Feinarbeit übernimmt. Für die Kolorierung ist Francois Lapierre zuständig. So ergeben sich spannende Mixturen aus Bleistiftvorzeichnung und schönen Farben, in denen die Lichter diesmal eine große Rolle spielen.
Lichter auf den Gesichtern, in der Dunkelheit, zu Weihnachten Wärme ausstrahlend. So entsteht eine perfekte Inszenierung dieser kleinen Welt.

Am Ende, nach einer trefflichen Episode über menschliches Zueinanderfinden, steht der Ausblick auf die weitere Entwicklung. Wenn die Katzen aus dem Haus sind, tanzt die Maus auf dem Tisch. Was mag sein, wenn die Katzen zurückkehren? So liegt über einer heiteren Geschichte auch ein Spannungselement. Erzählungen der Einwohner deuten an, was alles in Notre-Dame passieren kann. Wunderbar gezeichnet und geschrieben, so erzählen sich Loisel und Tripp direkt in das Herz des Lesers. Toll. 😀

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Samstag, 26. Januar 2008

House of M

Filed under: Superhelden — Michael um 17:14

House of MIn dieser Welt sind die Mutanten die beherrschende Kraft. Der Homo Superior hat es geschafft. Aber wie? In den vergangenen Jahren sind die Kämpfe und Auseinandersetzungen unzählbar geworden. Die Veränderung kommt so schnell wie ein Filmriss. Für alle ist dieser neue Zustand die normalste Sache der Welt. Für alle? Nein, nicht für alle!
Die, oder besser der Unbekannte in der Gleichung ist ein wölfischer Mutant namens Wolverine. Vor seinem geistigen Auge tauchen plötzlich Bilder auf, die nichts mit der aktuellen Realität gemein haben. Als er erwacht, hat er nicht nur eine rothaarige Frau in seinem Bett, die sich kurz darauf als Mystique entpuppt, er befindet sich außerdem an Bord des Shield Carriers – jedenfalls erinnert das riesige Transportvehikel vage daran.

Mein Leben. Ich weiß alles. Alles.
Kurzerhand lässt sich Wolverine von der Landefläche des Carriers in die Tiefe fallen. Was er hörte, hat ihn zutiefst schockiert. Lord Magnus? Sapiensschweine wurden bei einer Operation in der letzten Nacht getötet? Nein, hier stimmt gar nichts mehr, aber Wolverine ist bereit, herauszufinden, was hier geschehen ist.

Das House of M gehört zu einer Reihe von Umwälzungen im Marvel-Universum während der letzten Jahre. Für meine Begriffe gehört es auch zu den einfallsreichsten und hat zeitweise noch mehr zu bieten als das alternative Ultimative Universum.
Die Scarlett Witch hatte ihre Kräfte nicht mehr unter Kontrolle, was zum Ende der Rächer führte. Doch diese Katastrophe war nichts im Vergleich zu den Ausmaßen der neuen Kraftanstrengung der Witch. Die ganze Welt wird durch ihre Chaosmagie vollkommen umgekrempelt. Ihr Vater, Magneto, hat endlich das, was er sich sehnlichst wünschte: Die Herrschaft über die Welt. – Fast, jedenfalls. Niemand würde es zu diesem Zeitpunkt wagen, sich ihm zu widersetzen. Ein paar Unbelehrbare wie Dr. Doom gibt es zwar immer, allerdings kann Magneto an ihm eindrucksvoll beweisen, wie stark seine Kräfte wirklich sind.

House of M war als kurzes Marvel-Ereignis eine ziemliche Überraschung – eine sehr positive wohlgemerkt. Denn in dieser alternativen Realität, in der einige Menschen, Mutanten eingeschlossen, über ihre alte Vergangenheit Bescheid wussten, ergaben sich für Star-Autor Brian Michael Bendis zahlreiche Möglichkeiten, seine Haken schlagende Phantasie anzuwenden und den Leser auf eine rasante Tour mitzunehmen. Auch die übrigen Geschichten, die sich ereigneten, so beispielsweise ein Hulk, der in Australien eine Heimat gefunden hat, hatten es in sich und konnten neue Seiten altbekannter Helden und Schurken aufzeigen.

Bildlich ist hier Olivier Coipel am Werk. Technisch vielleicht eine Spur besser als ein Frank Cho, aber ebenso gut wie ein David Finch. Kurzum, die Zeichnungen sind wirklich Aufsehen erregend gut, oder leidenschaftlicher gesprochen: Allererste Sahne!
Die Sentinels, ehemals dazu gedacht, Mutanten zu jagen und zu exekutieren, gehören nun zu den Wachen des Hauses von Magnus. Ihr Aussehen ist durch die fein ziselierten Helme fast schon mittelalterlich, ritterlich zu nennen. Sie wirken skelettartiger und gruseliger als ihre originalen Ebenbilder.
Die Männer sind breit und wuchtig, ihre Stiernacken nicht zu übersehen. Die Frauen sind wunderschön und so manche, die immer schon wundervoll dargestellt wurde, hat nun, wie eine Storm, noch einmal zugelegt. Dies sogar im wahrsten Sinne des Wortes.
Kleine Finessen finden sich in der Darstellung des Captain America, der von der Gedankenwelt der Scarlett Witch nicht bedacht wurde und nach dem Zweiten Weltkrieg in Würde alterte.

Nun, vielleicht nicht ganz in Würde, denn die Vereinigten Staaten haben ihren Kriegshelden offensichtlich vergessen. Nun lebt er in einem heruntergekommenen Gebäude in der Bronx.
An anderer Stelle gibt Bendis den Helden eine sehr dramatische Note, so wie bei Spider-Man, der mit Gwen Stacy verheiratet ist und nun feststellen muss, dass alles, was er an diesem Leben lieben gelernt hat, eine fürchterliche Farce ist.
Auch Hawkeye, von dem der Leser annehmen musste, dass er tot sei, ist wieder da. Über seinen Tod in der wirklichen Welt ist er alles andere als begeistert. Dieser Held wird zum Zünglein an der Waage, zum Überraschungselement.

Genosha, der Staat, der in der Realität ein schreckliches Schicksal erfuhr, ist hier zu einem Zentrum der Macht geworden. Glanzvoll und königlich steht es im Gegensatz zu den Erweckungen der einzelnen Recken, die einem Mutanten zu verdanken sind, der eine besondere Fähigkeit besitzt, die in der Realität nicht diesen Nutzen hat. Fast wirkt es wie eine Rückversicherung der Scarlett Witch.

Ein gelungener Alptraum, den die Helden, Mutanten wie Menschen, hier durchleben müssen. Nach einem Filmriss ist alles anders. Dramatisch, tragisch, spannend, Brian Michael Bendis stellt unter Beweis, warum er zu einem der bevorzugten Marvel-Autoren gehört. Durch Zeichner Olivier Coipel und der tollen Kolorierung von Frank D’Armata hat der Leser mit diesem Sammelband ein tolles Comic-Erlebnis. 😀

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Freitag, 25. Januar 2008

Die ruhmreichen Rächer

Filed under: Superhelden — Michael um 21:16

Die ruhmreichen Rächer 1Die ruhmreichen Rächer sind zurück. Die Menschen brauchen sie. Ob sie sie auch in dieser Formation wollten, kann niemand beantworten. Iron Man und Ms. Marvel gehen bei der Zusammenstellung nach einem bewährten Schema vor: Intelligenz, Taktik, Technik, besondere Fähigkeiten, pure und göttliche Kraft. Einige sind Rächer-Veteranen, alle haben schlimme Zeiten hinter sich. Es ist an der Zeit für einen Neubeginn.

Es geht schon wieder los! Um es mit einem alten Schlager zu sagen. Der Ruf Rächer, sammeln! dürfte im Comic-Genre allerdings weit bekannter sein. Nachdem die alten Rächer sich auflösten, die Rächer um Spider-Man den Civil War auch nicht überlebten, bildet sich nun ein neues Team.

Ms. Marvel, Sentry, Iron Man, Wonder Man, Wasp, Black Widow und Ares bestehen in dieser Formation nur einige Minuten, als sie sogleich ihren ersten Einsatz zu bestreiten haben. In den Straßen von New York treibt sich ein alter Bekannter der Fantastischen Vier mit seinen Kreaturen herum. Da die Vier gerade nicht zur Hand sind, greifen die (nagel)neuen Rächer ein. Entgegen aller Erwartungen ist nicht Iron Man der Chef der Gruppe, sondern Ms. Marvel.
Damit schlägt Autor Brian Michael Bendis, einer der Stars der Marvel-Szene, den Leser schon ein Schnippchen. Vermutlich hatten viele vorher anders spekuliert – völlig zu Recht nach Betrachtung der vorhergehenden Ereignisse.

Bis auf Ares sind die Recken keine Unbekannten. Ares, der Kriegsgott der griechischen Mythologie, ist eine Art Mischung aus Wolverine und Thor. In dieser Form wird er sogar von den Organisatoren des Teams, Ms. Marvel und Iron Man, ausgewählt. Die restlichen Helden sind alte Rächer-Veteranen. Die Wasp führte das Team sogar schon. Weniger versiert in diesem Job, aber immerhin talentiert, führt nun Ms. Marvel das Team an.
Nach einer ordentlichen Klopperei wendet sich das Blatt alsbald. Den Auftakt vermischt Bendis mit Rückblicken auf die Auswahl der neuen Helden und der zugehörigen Ereignisse. Neueinsteiger erhalten auf diese geschickte Art sofort einen ordentlichen Überblick.

Wenig später wird die neue Technologie, die Iron Man so favorisiert auch gleichzeitig sein Verhängnis. Niemals ist ein Charakter im Comic so richtig tot, aber das ausgerechnet Ultron noch einmal wiederkehrt, hat wohl niemand so recht erwartet – schon gar nicht so.
Der alte Ultron, der einem immer ein wenig wie eine Mischung aus C-3PO und Dosenöffner ausgesehen hat, begegnet uns hier wie die Inkarnation einer aktuellen Werbefigur, metallisch glänzend und nackt. Dank Zeichner Frank Cho, der sich mit seinen Fähigkeiten zur Oberliga der Zeichnerriege zählen darf, findet der Leser hier nicht nur grafisch beeindruckende Action vor, sondern auch Figuren, die optisch sehr gut wirken. Cho besitzt eine Zeichentechnik, bei der jeder Strich an der richtigen Stelle sein muss. Bei Männern hat er genügend Spielraum zur Unterscheidung der einzelnen Charaktere (von der Bekleidung einmal abgesehen), bei Frauen wird es schon schwieriger. Haare und Bekleidung sind die Unterscheidungsmerkmale, aber dann wird es bereits schwer. – Aber gut, daran kranken viele Superheldenzeichner und dieser kleine Schnitzer wird sich wohl nie ändern lassen. – Alles in allem ändert dieser kleine Makel nichts an Chos wirklich begnadetem Talent.

Dank der Vorgaben von Bendis kann sich Cho entsprechend austoben. Wenn Sentry und Ms. Marvel den Shield-Helicarrier vor dem Absturz bewahren, fühlt man sich als Leser unwillkürlich an die Rettungsaktion aus Superman Returns erinnert.
Auch in Sachen Ähnlichkeit kann er, wie um mit dem kleinen üblichen Makel zu spielen, sich austoben: Indem die Wasp ihrem Ebenbild gegenüber steht, das darüber hinaus auch eine ganz eindeutige Forderung hat.
Wenn Roboter oder künstliche Intelligenzen mit Gefühlen ausgestattet werden, kann das – wie so oft – nur zu Problemen führen. Jeder Recke misst sich mit dieser fehlgeleiteten Maschine und selbst der Sentry beißt, wie man so schön sagt, auf Granit und stößt an seine Grenzen. Ein Wesen mit derartigen Kräften, das dringend therapiert werden müsste, in seinem Wahn darzustellen, gelingt Cho auf tolle Art und Weise. In diesen Momenten wird der Sentry zu einem geistigen Hulk.

Ein guter Auftakt, mitreißend geschrieben, toll gezeichnet und dank Jason Keith auch versiert koloriert. Die Rächer sind wieder da. Der Anfang ist viel versprechend, ein alter Feind erscheint im neuen Gewand (vielmehr ohne) und wegen einer neuen Taktik schafft es Brian Michael Bendis die Spannung gekonnt zu steigern. 🙂

Arthur – Myrddin, der Verrückte

Filed under: Abenteuer — Michael um 19:25

Arthur - Myrddin, der VerrückteIn alter Zeit trägt sich in der verschneiten Winterlandschaft Britanniens eine merkwürdige Begebenheit zu. Ein Kind ohne Vater wird geboren. Noch verängstigt über diesen Zustand erlebt die junge Mutter wenig später, wie der Säugling sie tröstet und mit klarer Stimme zu ihr spricht.
Myrddin, so der Name, den sich der Junge selbst gegeben hat, ist außergewöhnlich. Er kann in die Zukunft blicken, kennt die Menschen besser, als sie sich selbst. Er liebt die Natur und spricht zu den Tieren. Myrddn wird für das Schicksal Britanniens im Laufe seiner Lebensalter immer wieder wichtig werden.

Es ist keine ruhige Zeit. Einige Kriegsherren versuchen die Häuptlinge landauf und landab unter ihre Herrschaft zu zwingen. Verschiedene Volksstämme liegen beständig miteinander im Streit. Dazwischen erreichen immer wieder neue Eroberer oder Plünderer die Küsten. Trotzdem findet unter den einheimischen Stämmen keine Vereinigung gegen die äußeren Feinde statt.
Vortigern hat mit frechen Winkelzügen und ungehemmter Brutalität an die Macht gelangen können, hat sich dabei jedoch den Zorn der Pikten zugezogen. Ein Verrat jagt den nächsten und so ist das nächste Massaker auch nicht mehr fern. Hengist sucht offensichtlich den Frieden seines Volkes, der Lloegrier, mit den Kymry. 300 friedfertige Häuptlinge folgen seiner Einladung, den Frieden mit einer Feier zu besiegeln, doch Hengist führt Arges im Schilde. Auf dem Höhepunkt fallen seine Lloegrier über die Kymry her und töten sie. Nur ein Häuptling kann entkommen.

Immer noch fürchtet Vortigern die Rache seiner Feinde. Die Festung, die er bauen lassen will, stürzt jede Nacht aufs Neue ein. Das Blut eines Kindes, das keinen Vater hat, soll die Götter milde stimmen, damit der Bau abgeschlossen werden kann. Myrddin, inzwischen zu einem Jugendlichen herangereift, folgt den beiden Männern, die ihn zu Vortigern bringen sollen. Als Myrddin die Baustelle erreicht, entwickelt es sich ganz anders, als von den Weisen um Vortigern vorhergesehen.

Arthur – Ein keltisches Heldenepos entführt den Leser mit dem ersten Teil Myrddin, der Verrückte in jene mythologische Heldensage um Arthur, den berühmten König von Britannien. Anders als die bereits bekannten Neuerzählungen setzt diese auf viel mehr Einzelheiten, bleibt näher am Kern der tatsächlichen Historie und entwirft einen Myrddin, der ansonsten gemeinhin als Merlin bekannt ist.

Myrddin ist gänzlich anders als jenes Bild, welches über die Jahrzehnte in den Köpfen der Leser und Zuschauer entstanden ist. Die Ritter der Tafelrunde im Film, Prinz Eisenherz in Comic und (erster) Verfilmung oder auch der Kampf der Hexenmeister von Walt Disney, in dem Merlin gegen Madame Mim kämpft, zeigen einen in Ehren ergrauten Merlin, weise, jedoch uralt. Die jüngeren Verfilmungen mit Sam Neill zeigen zwar die Lebensgeschichte des Merlin, aber von dieser hier gezeigten Form ist er weit entfernt.
Denn die Geschichte um Myrddin nimmt sich auch der Nebencharaktere mit außerordentlicher Sorgfalt an. Mutter und Schwester Gwendydd, Gywon Bach alias Taliesin, Rydderch (Gwendydds Ehemann und guter Freund Myrddins), Hengist, König Emryn und viele mehr.
Das Geheimnis um den Steinring von Stonehenge und seine Entstehung wird gelüftet – wenigstens teilweise, da Myrddin nicht alles preisgibt.

Bereits von Kindesbeinen an wird Myrddin von David Chauvel gemäß seiner keltischen Vorlage geschildert. Er ist von Beginn an weise, hat das zweite Gesicht und besitzt eine große Macht für Zaubertricks, die die Menschen um ihn herum verblüffen. Und er ist ein großes Kind. Einerseits frech und vorlaut, andererseits liegt in ihm auch ein starker Sinn für die Wunder um ihn herum.
Kurz gesagt, David Chauvel gelingt es, seinen Myrddin sehr sympathisch wirken zu lassen. Das Leid, das ihn in der Folge überfällt, sein Zorn, sein Wahn und sein Hass, lassen ihn mehr zu einem Menschen werden, der dank seiner Freunde auch wieder genesen kann – was seine Taten, die er im Wahn beging, nicht mindert.

Jerome Lereculey gibt die keltische Welt als Zeichner wider. Dies macht er mit äußerster Akribie. Seine Männer tragen keltische Kleidung mit schönen Verzierungen, gewaltigen Bärten, behaarten Unterarmen. Sie sind harte Männer, für die der Krieg zum Alltag gehört. Sie gehen optisch in ihrer Umgebung auf, in den Festungen und Hütten, im Glanze der Lager- und Herdfeuer, auf den weiten Wiesen und den hohen Felsen wie auch in den Schlacht- und Kampfesszenen.
Lereculey zeichnet sehr fein und aussagekräftig. Derbes wie auch feingliedriges Aussehen der Menschen macht die Charaktere zu jeder Zeit wieder erkennbar.
Die Mythologie wird nur angeritzt, doch dies ist bereits ein Schauspiel für sich. Kern dieser Szenen ist der Ausbruch der kämpfenden Drachen aus der Erde, ein Schauspiel, mit dem Lereculey zeigt, wie viel Wert er auf Einzelheiten legt.

Häufig aus dem so genannten Off erzählt, dürfte der Auftakt zur berühmten Arthur-Sage zu den schönsten Versionen dieser Umsetzungen allgemein gehören. Liebevoll und voller Details in Erzählung und Zeichnung umgesetzt, dürfte diese Reihe für Leser interessant sein, die Tiefgang und Sorgfalt in einem Comic zu schätzen wissen. Sehr gut. 🙂

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Donnerstag, 24. Januar 2008

Y – The Last Man 6 – Girl on Girl

Filed under: SciFi — Michael um 17:31

Y - The Last Man 6 - Girl on GirlDie Überfahrt sollte eigentlich ein Kinderspiel werden. In normalen Zeiten wäre sie das auch sicher gewesen, aber in Zeiten, in denen nur noch Frauen auf der Erde wandeln, ist nichts mehr normal.
Agent 355, die Yorick Brown aus seinem Versteck befreien will, wird leider von zweien der Matrosinnen erwischt. Ein Mann, kein Testosteron-Junkie, ein echter Mann erregt sofort die Aufmerksamkeit des weiblichen Kapitäns. Völlig uneigennützig erklärt sie sich bereit, Yorick in ihrer Kajüte zu verstecken.

Was hat es mit diesem Schiff auf sich? Tatsache ist, dass auf diesem umfunktionierten Kreuzfahrtschiff nicht alles so ist, wie es den Anschein hat oder wie so mancher behauptet. 355, der Doc und Yorick haben sich einfach eine Passage erhofft. Wahrhaftig jedoch finden sie sich mitten in einem Schmugglerszenario wieder. Die australische Marine hat bereits jemand in die Mannschaft eingeschleust, um das Geschäft zu beenden. Schlimmer noch für Yorick und seine Begleitung: Ein U-Boot befindet sich auf Abfangkurs.

Zuneigung und Liebe ist ein nicht gerade einfaches Unterfangen geworden in einer Welt, in der nur Frauen leben. Welche Bedeutung hat das Wort Hetero in dieser Welt noch? In einer Welt, deren Ende sich mangels Nachwuchs hochrechnen lässt?
355 ist nicht nur im Kampf ausgebildet, sie kann auch noch stricken. Ganz besonders dann muss sie stricken, wenn sie ein sehr triebhaftes Gefühl befällt. Der Doc hat von Yorick erfahren, was es mit dieser Strickerei auf sich hat. Ein drei Meter langer Schal steht für einen sehr großen Zeitraum der Triebunterdrückung. Es geschieht aus Zufall, unbeabsichtigt. 355 und der Doc landen zusammen im Bett. Der nächste Tag bringt nicht erst die Ernüchterung, sondern bereits die Nacht, denn sie werden von Yorick erwischt.

Aufgewühlte Gefühle und internationale Verwicklungen sind ein Klacks gegen das, was den drei Reisenden noch bevorsteht. Bald scheint alles in einem Inferno unterzugehen – im wahrsten Sinne des Wortes.
Und Beth, Yoricks Verlobte auf der anderen Seite des Erdballs? Dank der Ureinwohner hat sie eine Vision und plötzlich ein Ziel. Es gibt Hoffnung.

Die Erzählung von Y- The Last Man weiß gleich von Beginn an zu packen. Mit dieser Serie findet sich eine leise, aber auch hintergründige Science Fiction Serie, wie sie in einer Heft-Reihe sehr selten ist.
Yorick ist auf der Reise. Nachdem sein Affe Ampersand, das einzige andere männliche Wesen auf dem Planeten, gestohlen wurde, bemühen sich er und die beiden Frauen 355, seine Leibwächterin, und Dr. Mann, nach Japan zu gelangen, wo sie den Affen wiederzufinden hoffen. Wie mühselig eine Reise werden kann, in der technische Errungenschaften wie auch Personal ausgefallen sind, zeigt sich hier auf drastische Weise.

Alles hat sich verändert. Es ist nicht einmal ein direkter Rückschritt, es ist ein Andersschritt. Vieles mag noch so aussehen wie vor der Katastrophe, dennoch fühlt es sich anders an. Notbehelfe sind an der Tagesordnung. Die Imitation einer vergangenen Zeit gehört zum Alltag. Wut und Hoffnung gehen Hand in Hand. Dank Brian K. Vaughan ist sein Hauptcharakter Yorick Brown vielen Frauen begegnet. Einige flüchteten sich in irre Sekten-Phantasien oder rasteten auf andere Art aus. Ein paar versuchten einfach ihren Job zu machen, so wie Yoricks Mutter, die an einem funktionierenden Land arbeitet. Andere improvisierten, nahmen Stellen ein, die früher ein Mann innehatte.

So verhält es sich auch an Bord der Whale, jenem Schiff, das Yorick und seine Freunde nach Asien bringen soll.
Kapitän Kilina hat nicht nur aus der Not eine Tugend gemacht, sie hat auch für sich einen Weg gefunden, um die Handelsbeziehungen wieder anzukurbeln. Neuer Handel bringt neue Konflikte. Territorien sind kein Freiwild. Im Gegenteil, denn Australien versucht sich gegen das, was an seine Küste schwemmt zu wehren: Drogen.
Auch dies gehört zum neuen Alltag dieser Welt. Wer es nicht anders schafft, setzt auf die Flucht in den Rausch. Das berühmte Opernhaus in Sydney ist zu einer Opium-Höhle verkommen.

Vaughan balanciert auf dem Grad zwischen einer Spannung, die sich nicht nur innerhalb eines Kapitels unaufhörlich steigert. Allein diese Welt ohne Männer, in der alles irgendwie neu geregelt werden muss, bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, die Vaughan sich Stück für Stück zueigen macht und trefflich nutzt.
Die Stimmen der Washington Post umschreiben es auch als Gesellschaftskritik, was hier geboten wird. Es ist selten genug, dass dies auch von einem Comic behauptet werden kann – überhaupt läuft Y – The Last Man schon durch seine Thematik konkurrenzlos. Vaughan hat hier ein sehr glückliches Händchen bewiesen, indem er ein Thema wählte, die sich nicht vergleichen lässt. Allenfalls könnte man behaupten, es mit einem Science Fiction Road Movie zu tun zu haben, nur nicht von Küste zu Küste, sondern einmal um die ganze Welt.

Pia Guerra hat sich inzwischen bewährt. Am Start der Reihe tat sie sich noch ein wenig schwer, aber jetzt ist Routine und Versiertheit eingekehrt. Die Zeichnungen sind geradeheraus, ein wenig kühl vielleicht, aber ansehnlich. Man mag kritisieren, dass all die überlebenden Frauen eine Spur zu hübsch geraten sind. Vielleicht haben sie in Folge mangelnder Mahlzeiten aber auch (fast) alle auf Model-Masse abgenommen.
Zweifellos sind die Gesichter unterscheidbarer geworden und weisen mehr Charakter auf. Im Gesamtergebnis gibt es einfach nichts zu bemäkeln, weshalb die Geschichte nur genossen werden sollte.

Ein Wort noch zu den Covern von Massimo Carnevale: Top! Ein Posterkalender oder eine kleine Ausstellung seiner Werke würde ich gerne einmal sehen.

Ein tolles Science Fiction Szenario im Stile der Weltuntergänge der 70er Jahre. Ein Männertraum wird zum Alptraum, bestens inszeniert von Brian K. Vaughan und Pia Guerra. 😀

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