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Comic Blog


Dienstag, 27. November 2007

Andrax – Experiment des Grauens

Filed under: SciFi — Michael um 23:16

Andrax - Experiment des Grauens In den frühen 70er Jahren des letzten Jahrhunderts entstand Andrax. In der Comic-Zeitschrift Primo ist er ein Vorreiter vieler anderen Serien und Ideen. In diesen Tagen sind seine Abenteuer neu belebt worden – und sie sind ebenso gut wie vor über 30 Jahren.

In den 70er Jahren herrschte ein wenig Weltuntergangsstimmung, um es vorsichtig auszudrücken. Ölkrise, Terrorismus, Vietnam und vieles mehr prägten dieses ansonsten sehr bunte Jahrzehnt äußerst negativ. In den Kinos herrschte Endzeitstimmung mit Jahr 2022 – die überleben wollen, Der Omega-Mann oder Zardoz. Barbarisch wurde es auch in den Comics wie Conan, Kronan oder auch Rahan. Eine Verbindung von Fantasy und Science Fiction fand sich mit Andrax, einer Endzeitgeschichte, die ihre Erben noch heute in Serien wie Maddrax oder Axa findet.

Michael Rush hat das Pech einem wahnsinnigen Experiment, dem Experiment des Grauens, zum Opfer zu fallen. Einem Wissenschaftler gelingt es, den professionellen Zehnkämpfer einzufrieren und nach 2000 Jahren wieder zum Leben zu erwecken. Das ungewollte Testobjekt findet jedoch keine ideale Menschheit vor, sondern die Trümmer einer zerstörten Zivilisation. An unterschiedlichen Orten hat es Rück- und Fortschritte, aber auch ein hohes Maß der Degeneration gegeben. Rush, der nun den Namen Andrax trägt, schlägt sich in dieser Welt mühevoll durch, erntet aber auch Respekt dank seines ungeheuren Mutes. Holernes, ein König, ihm zunächst feindlich gesinnt, begleitet ihn später auf seinen Reisen.
Zusammen erkunden sie eine Welt, in der nicht nur neue und verschüttete Techniken auf ihre Entdeckung warten. Auch der Horror von fremden und außerirdischen Kreaturen, Monstren, aber auch von Untoten ist allgegenwärtig.

In den Abenteuern von Andrax finden sich die unterschiedlichsten Genres, die so gerne in Endzeitgeschichten zusammengebracht werden. Die Barbarengeschichte ist vertreten, eine Art historische Schlacht findet sich auch. Die merkwürdige Zukunftsstadt ist ganz eindeutig degeneriert und lässt einen Stil, wie er von Vertretern des Genres wie Barbarella her bekannt scheint, erkennen, allerdings ohne Erotik. Zu den Verrücktheiten, zu denen die seltsamen Bewohner in der Lage sind, reicht es aber allemal. Darüber hinaus mag der aufmerksame Leser, der sich in den Genres ein wenig auskennt, immer Ähnlichkeiten entdecken. Angesichts des Alters mag eine Produktion wie Andrax Themen und Szenen vorweg nehmen, die sich sogar in Serien wie Star Trek wieder finden. Man kann nicht von Vorlagen sprechen, als vielmehr von einer weit reichenden Phantasie der Macher, die ihrer Zeit um Jahre voraus war.

Dennoch finden sich auch Anleihen, die mit der Geschichte rund um die Horror-Hölle ihren Ausdruck findet. Die Paradefigur des Horrors, Dracula, hat es ebenfalls in die Zukunft geschafft und hat sich auch mit den Gegebenheiten arrangiert. Eine kleine Armee seiner untoten Ghoule terrorisiert die Umgegend mit Feuer und Schwert. Jeder Angriff scheint sinnlos, da die Feinde schon sehr bald wieder auferstehen. Wie es sich bald herausstellt, wirken Kreuz und Pflock in dieser Zeitperiode immer noch.
Diese Episode ist eher ein Ausreißer, da sich Andrax darüber hinaus klassisch an sein Genre hält.

Wie es sich gehört, ist die Erforschung von Geheimnissen ein zentrales Merkmal. Sehr schön sind die unterschiedlichen außerirdischen Einflüsse. Einmal taugen die Menschen nur als Vorrat und müssen sich gegen die Knute von unbarmherzigen Robotern anstemmen. In der Superstadt ist es ebenfalls ein außerirdisches Raumschiff, das zur Erschaffung einer perfekten Gesellschaft dient. Hier wird weitaus undurchsichtiger zu Werke gegangen. Mit der Aufdeckung des Geheimnisses geht auch der Untergang und Wahnsinn einher.

All diese Geschichten sind überaus unterhaltsam und spannend in bester Pulp-Tradition. Die Monster sind grausig, die Frauen wunderschön. Die Männer sind stark, muskulös, aber auch alt und weise, manchmal verkrüppelt, durchtrieben, brutal. Bleiben die Frauen eher eindimensional, sind die Männer in allen Bandbreiten vorhanden.
Andrax, die Titelfigur, ist dabei kein Übermensch. Als solcher würde er auch nicht zum Mitfiebern taugen. Andrax, der ehemalige Wettkampfsportler, kann es nicht alleine schaffen. Deshalb wird ihm schnell ein Freund zur Seite gestellt. Anfänglich ist Holernes ein Barbar, aber Holernes lernt schnell und wird dank seines intuitiven Verhaltens ein wichtiger Begleiter – und jemand, der den Hochmut von Andrax manchesmal bremsen kann.

Andrax nimmt es für sich Anspruch, eine realistisch anmutende Comic-Serie zu sein. Dafür wurde mit dem Zeichner Jordi Bernet der perfekte Zeichner gesucht und gefunden. Die Führung des Tuschestrichs ist exzellent. Mit Licht und Schatten, feinen und groben Strichen vermittelt Bernet eine gute Sicht auf Vorder- und Hintergründe und schafft eine plastische Ansicht, einen filmischen Effekt. Fast entsteht eine Sicht wie auf eine alte Fernsehserie – die damals wie heute immer noch fesselt.

Fans des Endzeit-Genres aufgepasst: Andrax ist wieder da! In guter Aufmachung, aufregend erzählt, mit tollen Zeichnungen, die immer noch modern zu nennen sind, so präsentiert sich Andrax im neuen Jahrtausend nach jahrzehntelanger Abwesenheit und ist noch so gut, als sei er nie weg gewesen. 😀

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