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Comic Blog


Montag, 26. November 2007

Thunderbolts

Filed under: Superhelden — Michael um 18:09

ThunderboltsDas Böse ist unter uns. Besser kann es der Klappentext nicht beschreiben. Die neue Gruppierung die zum Fang von nicht registrierten Helden benutzt wird hat einige Schurken des übelsten Abschaums versammelt, den es im Marvel-Universum gibt.
Norman Osborn, besser bekannt als Grüner Kobold, Venom, Radioactive Man, Swordsman, Moonstone, Songbird, Pennance und Bullseye bilden die neuen Thunderbolts, jenes Team, das schon immer eine Berg- und Talfahrt mitmachte.
Jetzt sind sie die offizielle Eingreiftruppe. Wer da draußen auf eigene Faust Verbrecher dingfest machen will, verhält sich gesetzeswidrig und kann verhaftet werden.

Doch Warren Ellis, Comic-Autor für die eher düsteren und härteren Themen, führt dem Leser vor Augen, was geschehen kann, wenn eine Horde von Irren eine Art Polizeigewalt erhält.
Der ganze Einsatz dieser Wahnsinnigen ist äußerst unlogisch und widerspricht vollkommen den Grundgedanken, die Iron Man zu seiner Kampagne getrieben haben. Auch die Rolle des überaus intelligenten Reed Richards alias Mr Fantastic erscheint merkwürdig, da er einer der Mitinitiatoren dieses seltsamen Programms ist. Wie jemand wie Norman Osborn ausgerechnet zum Anführer dieses Teams auserkoren werden konnte, erscheint ebenso schleierhaft.

Natürlich ist diese Gruppe durch vielfältige Überwachungsmaßnahmen gesichert. Auf mikroskopischer Basis wurden die Verbrecher mit Naniten versehen. Diese Miniroboter treten in Aktion, wenn sich eines dieser Monstren gegen die Befehle verhält. Weitere Maßnahmen runden das Sicherheitspaket ab.
Man muss es Warren Ellis’ Phantasie zugute halten, dass er diese unwirkliche Szenario auf hervorragende Weise angeht. Die Vorstellung der einzelnen Charaktere in Form von Verhören, allen voran Norman Osborn, und durch diverse Einsätze ist über alle Maßen spannend.

Einen guten Teil des Lobes für diese vortreffliche (Anti-)Superheldengeschichte kann der Zeichner Mike Deodato Jr. für sich verbuchen. Die Zeichnungen sind sehr realistisch angelegt und zu jedem Zeitpunkt brillant. Selbst die kleinsten Momente werden noch mit dem notwendigen Aufwand bearbeitet und sei es das kleine Versteck von American Eagle.
An der Darstellung des Auftritts von Stan Lee scheint Deodato seine helle Freude gehabt zu haben. Die angebotenen Verkleidungen potentieller Heldenfiguren sind ein ziemlicher Jux. Darüber hinaus ist die Namensgebung und die Verkleidung von Helden wie von Schurken ein Thema in dieser Ausgabe. Wie American Eagle sich über eine alte Verkleidung beklagt, in der er aussah wie einer der Village People oder die Erläuterung des kleinen Helden Steel Spider, der wie eine Mischung aus Doc Ock und Spider-Man erscheint, das rüttelt, wie die gesamte Handlung, an den Grundfesten des Marvel-Universums – wie letztlich die gesamten Ereignisse der letzten Zeit. So gesehen ist diese Fortführung die logische Konsequenz (und trotzdem nicht unbedingt logisch, aber im Sinne der Unterhaltung hinnehmbar).

Deodato bedient sich auch wieder eines Schauspielers (wie es so mancher Zeichner schon getan hat, man denke nur an Samuel L. Jackson als Nick Fury bei den Ultimativen). Hier dürfen wir Tommy Lee Jones als Norman Osborn bewundern. Optisch wie auch vom beeindruckenden schauspielerischen Naturell wäre Jones eine sehr gute Wahl auch für die Kino-Fassung von Spider-Man gewesen. Wie schon in den ganz alten Geschichten, als Osborn sein Gedächtnis verloren hatte, darf der Leser beobachten, wie sich langsam der alte Wahn um Spider-Man wieder in seine Gedanken einschleicht und ihn als Anführer der Thunderbolts untragbar macht – nicht zuletzt dank der nicht weniger psychotischen Moonstone, die Osborns Medikamente manipuliert.

Bei all den Schurken dürfen auch die Helden nicht vergessen werden. Nicht alle sind registriert. Viele kleinere haben sich dem Gesetzt entzogen, einige auch deshalb, weil sie seit Jahren nicht mehr aktiv waren.
An den Beispielen von Jack Flag, Steel Spider und American Eagle oder Jillian Woods alias Shadowwoman wird der verzweifelte Kampf gegen die Unholde gezeigt. Ellis ist gnädig. Zwar leiden die Helden Höllenqualen, aber zumindest dürfen seine Helden auch austeilen. Am Ende ist nichts mehr so, wie es war – nachdem die Thunderbolts in der Öffentlichkeit mehrmals ihr wahres Gesicht offenbart haben. Die Hülle bröckelt, denn eine einhundertprozentige Kontrolle dieser Kreaturen ist nicht möglich. Wie auch, wenn sie sich nicht einmal selber unter Kontrolle haben?

Wenn ein Wahnsinn in Superhelden-Comics Methode hatte, dann hier! Wenn Schurken als Waffe für das Gute eingesetzt werden, kann das nur schief gehen. Wie sehr, dass zeigen Warren Ellis und Mike Deodato Jr. beinahe genüsslich und mit allen Konsequenzen mit dieser Geschichte innerhalb des normalen Marvel-Universums, die ihren ganz eigenen Weg beschreitet. 😀

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