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Comic Blog


Freitag, 19. Oktober 2007

Witchblade

Filed under: Comics im Film — Michael um 20:45

Witchblade 1Masane und ihre Tochter Riko erhoffen sich von ihrer Ankunft in Tokio ein besseres Leben. Eine Arbeitstelle, eine Wohnung, es bedarf nicht viel zu dem Glück, was sie sich vorstellen. Das Schicksal meint es anders mit ihnen.
Das große Erdbeben, das Tokio in weiten Teilen zerstörte, hat die Menschen und die Gesellschaft verändert. Kinder sind ein wichtiges Gut geworden. Die Behörden prüfen mit Argusaugen, ob Eltern auch in der Lage sind, für ihre Kinder zu sorgen. Eine allein erziehende Mutter ohne Arbeit und Wohnort kann dies ihrer Meinung nach nicht. Hilflos muss Masane zusehen, wie man ihr ihre Tochter wegkommt. Auch ihre blinde Rettungsaktion hilft ihr nicht weiter.

Doch so hilflos, wie es zu Beginn den Anschein hat, ist Masane nicht. Während des Erdbebens ist etwas mit ihr geschehen, was weder sie noch andere erklären können. Fakt ist, dass eine uralte Waffe sich ihrer bemächtigt hat – und bislang hat Masane keinerlei Kontrolle über das Artefakt, das in einer brenzligen Situation die Oberhand gewinnt und den Kampf geradezu sucht, danach lechzt und ihn genießt.
Masanes erster Kampf rettet ihr zwar das Leben, erschüttert sie jedoch auch. Kurz danach fällt ihr die Erinnerung an das Erlebte sehr schwer. Sobald die Witchblade ihren Körper transformiert, wird sie zu jemand anderem. Es scheint, als teilten sich nun zwei Persönlichkeiten den gleichen Körper.

Masanes neue Fähigkeiten wecken das Interesse zweier Gruppierungen, von deren Existenz die junge Frau nicht einmal etwas geahnt hat. Auf der einen Seite stellt sich ihr ein mächtiger Konzern vor, der einmal im Besitz der Witchblade war und dringend sein Eigentum zurückverlangt, denn nur diese Waffe ist in der Lage einige durchgedrehte Maschinen, Mechas, zu vernichten, die eine Blutspur durch Tokio ziehen. Auf der anderen Seite findet sich eine Organisation, die um jeden Preis verhindern will, dass der Konzern, Douji Industries, die Kontrolle über die Witchblade behält. Zu Masanes Überraschung ist sie nicht die einzige Frau mit einem merkwürdigen Armband.

Diese Interpretation der Witchblade führt den Zuschauer wieder nach Japan, doch es ist wieder eine andere Geschichte. Weder das amerikanische Original, noch die Manga-Version finden sich darin wieder.
Wieder einmal ist Japan, genauer gesagt Tokio, von einer Katastrophe erschüttert worden. Diesmal sind das verantwortliche Erdbeben und seine Auswirkungen eher Nebensache. Masane Amaha wurde inmitten der Katastrophe gefunden, mit einem Säugling in ihren Armen. Aus einem unerfindlichen Grund überlebte sie, wo viele andere starben. Die kleine Rihoko Amaha ist ein aufgewecktes Kind, das mit seinem Verantwortungsbewusstsein und seiner Fröhlichkeit ein ums andere Mal auch ein Vorbild für ihre Mutter ist, die bitter lernen musste, dass Misstrauen in dieser Welt die bessere Grundlage für das Überleben ist – das Auftauchen von Angestellten des Amtes für Kinderfürsorge bestätigt sie in ihren Ansichten nur.

Sind die ersten Probleme von Masane rein weltlicher Natur, wird es allzu bald mystisch, unheimlich, gruselig – bis eine faszinierende Action ausbricht. Mit der ersten Transformation in die Witchblade beginnt auch für den Zuschauer ein unvorhersehbares Abenteuer, dessen erste vier Folgen mit den Titeln Beginn, Zweifel, Widerstand und Bewegung nicht willkürlich gewählt sind.

Die ersten Gegner der Witchblade sind ungewöhnlich. Als Entwicklungen von Douji Industries können sich die Maschinenwesen in Form von Menschen tarnen. Während der großen Katastrophe entkamen einige dieser ungewöhnlichen Mechas und mutierten zu wahnsinnigen Serienmördern. Ausgerüstet mit Bohrern und Mikrowellen versetzen sie die Tokioter Polizei in helle Aufregung. Die hart gesottenen ermittelnden Beamten sehen sich mit grässlich zugerichteten Opfern konfrontiert, eine Lösung ist jedoch in weiter Ferne.

Die Überraschung erfolgt schließlich, zur Freude des Zuschauers, als sich außer der Witchblade noch weitere Feinde dieser Mechas einfinden.
In gewissem Sinne sind diese Frauen eine Art weißes Gegenstück zur Witchblade. Letztlich ergibt sich daraus eine ähnliche Konstellation, wie der Genre-Fan sie aus der Konzeption der Darkness her kennt. Auch dort wird die Darkness mit einem lichten Gegenstück konfrontiert. Aus der ursprünglichen Geschichte, dem amerikanischen Original, finden sich auch Elemente oder wenigstens Charaktere, die die Funktion ihres amerikanischen Gegenstücks erfüllen.

Der Chef von Douji Industries ist eine Art Kenneth Irons, sein Sekretär ist ein Gehilfe wie Ian Nottingham, allerdings ohne die kämpferische Funktion der Ursprungsfiguren. Masane ist kein Cop, sondern eine relativ gewöhnliche Frau ohne Erfahrung im Kampf – so doch wenigstens im Überleben.
Rein figürlich, also optisch, hat Masane die Figur von Sarah Pezini geerbt. Das ist keine Überraschung, denn mit dieser figürlichen Ausführung passt sie in das Muster diverser Mangas und Animes.

Auffallend ist, wie blass die Männer in dieser Handlung bleiben. Sie sind allenfalls Gehilfen, wirklich federführend sind die Frauen. Sie haben die Macht, mystisch wie auch im reinen Alltagsleben. Männer werden zum Spielball, wie der Reporter am eigenen Leib erfährt. Selbst die kleine Riko hat mehr Power als er.
Die Einführung in die Handlung ist harmlos und verrät keineswegs (sieht man von den Alpträumen ab), welcher Horror Masane erwarten wird. Als sie ihr Schicksal, die Fähigkeiten der Witchblade annimmt, was zugleich mit einem Job bei Douji Industries verbunden ist, beginnt die Geschichte zu rennen, nimmt sich aber immer noch Zeit genug für seine Charaktere.
Exemplarisch ist die Beziehung zwischen Mutter und Tochter, die fast ein wenig an Gilmore Girls. Obwohl der Altersunterschied so groß ist, erscheinen sie zuweilen wie Schwestern – und manchmal hat Riko ihrer Mutter sogar einiges voraus.

Feine Charakterzeichnungen der Hauptfiguren, knallharte bunte und laute Kämpfe, phantasievoll inszeniert, präsentiert sich die japanische Variante der Witchblade auf vollkommen neue Weise, nicht weniger düster, vielleicht technischer, in einer Mischung aus Kindlichkeit und purem Horror – jene Mischung, die die japanische Erzählweise in der Welt so populär gemacht hat. 😀

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