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Comic Blog


Sonntag, 07. Oktober 2007

Die Gilde – Astraban

Filed under: Abenteuer — Michael um 20:32

Die Gilde 1 - AstrabanAstraban hatte einen schönen Abend in der Taverne. Er und seine Freunde haben eifrig dem Bier zugesprochen und machen sich nun auf den Heimweg. Derweil wird unweit eine junge Frau von Attentätern angegriffen. Obwohl nicht mehr ganz nüchtern, macht sich Astraban auf zu ihrer Rettung.
Zuerst sieht es so aus, als könne sich die junge Frau sehr gut alleine verteidigen – doch ein wenig Hilfe kann nicht schaden. Mit einem kleinen Trick, den Astraban in der Gilde der Alchimisten gelernt hat, sorgt er für Ablenkung. Allerdings hält die Täuschung nicht lange vor. Erst eine ordentliche Rechte mit einem anderen Mittel ausgeführt schlägt die Angreifer in die Flucht.

Doch die Heldentat bringt Astraban kein Glück.

Kurze Zeit später, Astraban wacht gerade aus seinem Katerschläfchen auf, als einer der Häscher aus der vergangenen mit erhobenem Schwert über ihm steht und ihn töten will. Für den jungen Burschen bleibt nur das Heil der Flucht, denn der Gegner ist zahlreich. Astraban erregt darauf das Interesse des Vaters der jungen Frau. Eine positive Wende für sein Leben erwächst daraus für ihn nicht. Wieder in den Gassen der Stadt erwarten ihn Meuchelmörder, die ihre Arbeit ernster nehmen als ihre Vorgänger.

Um Astrabans Überleben zu sichern, helfen ihm seine neuen Freunde, seinen Tod vorzutäuschen.
Für den Alchimisten beginnt ein neues Leben, das er so weder gewollt noch vorhergesehen hat. Sobald er nach seinem Tod wieder erwacht, beginnt das Abenteuer seines Lebens erst richtig.

In Die Gilde 1 – Astraban taucht der Leser in ein mittelalterliches Szenario ein, in dem alle Charaktere tierischen Ursprungs sind. Seit Disney und Co kennt der Leser solche Welten, die inzwischen auch in ernsthaften Szenarien Einzug gehalten haben. Aktuelle Beispiele dafür sind Blacksad, Mit Mantel und Degen oder Inspektor Canardo.
Der Auftakt der Gilde, in dem wir Astraban kennen lernen (ich hatte immer den Eindruck, Askaban sagen zu müssen), wurde von Miroslav Dragan geschrieben und Oscar Martín gezeichnet.

Der Start ist rasant und scheint gemäß der Gesetzmäßigkeiten des Knalleffekts geschrieben worden zu sein. In Kinofilmen, Romanen oder Comics wird dieser Effekt gerne eingesetzt, um den Zuschauer oder Leser gleich von Beginn an zu fesseln.
Normalerweise flacht die Kurve danach etwas ab. Die Charaktere und das gesamte Umfeld werden genauer vorgestellt. Die Gilde behält hingegen das Tempo nahezu bei. Nachdem Astraban selber zur Zielscheibe geworden sind ruhige Momente selten. Ist es nicht die Action, sind es die Liebe oder tragische Momente, welche die Geschichte vorantreiben.

Astraban ist eine Figur, die unbedarft in diese Situation gerät, die ihr gesamtes Leben umkrempelt. Der Mut, den der junge Mann an den Tag legt, macht ihn sogleich sympathisch. Sein Vorgehen ist nicht kopflos, sondern durchaus taktisch zu nennen. Astraban ist klug, verliert aber angesichts einer möglichen Liebe doch vorübergehend seinen Kopf. – Und auch die spätere Rache lässt ihn die Kontrolle verlieren. Da Astraban zu diesem Zeitpunkt aber alles verloren hat, lässt sich dies jedoch gut nachvollziehen.

Wer glaubt, eine Geschichte, die mit Tierfiguren agiert, sei harmloser eitel Sonnenschein, sieht sich gewaltig getäuscht. Wie in den bereits erwähnten Serien trifft dies nicht zu und Die Gilde macht da keinen Unterschied.
Kämpfe, Täuschungsmanöver, Intrigen stehen in ihrer Konsequenz jenen der realistisch gezeichneten Erscheinungen in nichts nach. Martín schenkt den Figuren nichts. Ein Stich erfordert Blut, ein Schlag fordert seinen Tribut. Verletzungen erfordern auch eine längere Heilung. Das Leid, das Astarban erfährt, erzeugt Mitleid des Lesers. Was Dragan seinem Helden hier zumutet, schafft einen Helden, der im Verlauf der Geschichte durch eine Art privater Hölle geht.

Die Zeichnungen sind sehr schön ausgeführt, technisch versiert und vielen optischen Finessen versehen. Neben tollen Stadtansichten fehlt auch der Zoom auf den Protagonisten nicht, während der Hintergrund nur unscharf dargestellt wird. Martín zeichnet und koloriert hier in Personalunion. Beides ist wunderbar gelungen, konzentriert sich auf das Wesentliche und verzettelt sich nicht zu sehr in Details.

Martín und Dragan lassen bei aller Dramatik auch den nötigen Humor nicht vermissen. Ein gutes Beispiel für den gelungenen wie auch passenden Witz, der ein wenig an alte Mantel-und-Degen-Filme erinnert, ist die Wandlung, die Astraban nach seinem Ableben durchmachen muss, um nicht doch noch von seinen Verfolgern erkannt zu werden. Astraban unterstreicht seine Verwandlungen und Verkleidungen mit verschiedenen Mimiken, die zurecht albern wirken – und richtig Spaß machen. Auch in anderen Situationen schafft das Macher-Team den wichtigen humoristischen Ausgleich zu dem doch sehr ernsten Historien-Krimi.

Tolle Unterhaltung mit Tiercharakteren vor historischer Kulisse. Exquisite Gestaltung mit Zeichentrickeffekt, aufwendig, auf den Punkt genau erzählt, mit einer Hauptfigur, die sehr sympathisch geworden ist und im Verlaufe der Geschichte regelrecht mitreißt. 😀

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