John F. Kennedy ist Präsident der Vereinigten Staaten, Elvis ist aus der Armee entlassen und für die Beatles interessiert sich kaum jemand. Es ist die Zeit, in der korrupte Polizisten in den Bars von Gotham City Schutzgelder eintreiben.
In diesen unberechenbaren Tagen macht ein maskiertes Rächerduo Schlagzeilen. Ihre Namen: Batgirl und Robin. Eines Abends legen sie sich wieder mit der Polizei an, denn Two-Face soll nicht fortgesetzt im Schutz einer Polizeimarke Verbrechen begehen dürfen.
Die Erpressung scheitert, trotzdem müssen die beiden Vigilanten die Beine unter den Arm nehmen. Und nicht nur das. Polizeichef Gordon sieht sich gezwungen, gegen die beiden zu ermitteln, obwohl er langsam ihre Arbeit zu schätzen weiß.
Gordons bevorzugter Ermittler hat zwar bereits viel um die Ohren, aber Gordon traut nur ihm die Arbeit zu, als muss Detective Bruce Wayne diesen Fall auch noch übernehmen. Mit dem Widerwillen Waynes kann Gordon umgehen, mit dem Freund seiner Tochter Barbara nicht. Das kurze Zusammentreffen wenig später hinterlässt auf beiden Seiten keine Freude.
Bianca Steeplechase tritt gerne in der Maskerade eines Jokers auf, so kann sie ihre wahre Identität verschleiern und sich mit einem unheimlichen Flair umgeben. Mit ihrer kleinen Spende stößt sie bei Bruce Wayne allerdings auf Granit.
Mit seiner Einstellung wäre Wayne der ideale Partner der beiden Vigilanten, die er aufzuspüren versucht. Was er nicht weiß: Die selbsternannten Rächer haben sich im Keller von Wayne Manor, Bruce’ einstigem Familiensitz, den er wegen Schulden verkaufen musste, ein Versteck eingerichtet. Bald darauf ist das dynamische Duo wieder auf der Pirsch.
Verkehrte Welt: Was ist hier los? Mit den Zeichenkünsten von Dan Brereton, der hierzulande auch schon mit The Black Terror aufgefallen ist, entsteht nach einer Szenario-Vorlage von Howard Chaykin ein vollkommen anderes Gotham City.
Aus heutiger Sicht waren die 50er und 60er Jahre des letzten Jahrhunderts noch äußerst düster. Die Einflüsse organisierter Banden wirkten noch nach. Die Halbstarken machten den Erwachsenen das Leben schwer und der Kalte Krieg erreichte mit der Kuba-Krise einen seiner Höhepunkte.
Gotham City presst aus dieser Zeit noch mehr düstere Atmosphäre heraus. Der Leser erkennt den Joker, Batgirl, Robin, auch Catwoman und Black Canary oder Croc (beide haben ihren Auftritt in Thrillkiller 62).
Inzwischen hat es einige Neuerzählungen von Superhelden gegeben. Batman und Superman stehen dabei in der ersten Reihe. In der Riege der Neuerzähler zählt sogar ein Frank Miller zur vordersten Kategorie. Entsprechende Versuche haben manchmal tolle Ergebnisse erbracht, hin und wieder gerieten sie auch zu einem simplen Aufguss oder einem Transport in die Gegenwart.
Chaykin und Brereton gehen den Weg zurück. Die Helden sind zwiespältige Persönlichkeiten ohne besondere Ausrüstungsgegenstände – sieht man einmal von einer Armbrustpistole ab. Batgirl ist die führende Persönlichkeit, jene die anleitet und Robin anführt. Wie bekannt handelt es sich bei ihr natürlich um Barbara Gordon, der Tochter des Polizeichefs. Eine sehr reife Frau, stark, fast zu stark für ihre Zeit, ist für den eher jugendlichen Robin auch Mutterersatz.
Brereton hat sie außerdem mit sehr deutlich ausgeprägten weiblichen Attributen versehen, die eher hinderlich bei einem Kampf sind. Von den athletischen Figuren, wie sie in neueren Produktionen zu finden sind, gibt es hier keine Spur. Aber die Wirkung ist nicht zuletzt durch die Aquarell-Technik viel realistischer.
Breretons Figuren sind kantiger, voluminöser und es gibt auch mal ein Speckpölsterchen zu sehen. Der Realismus seiner Arbeit rückt ihn in die Nähe eines Alex Ross.
Der Joker, hier eine Frau, ist wegen des geschlechtlichen Rollentauschs eine Spur gemeiner, grausamer und sadistischer. So driftet die Geschichte immer weiter zu einem Duell zwischen kämpferischen Frauen, von der eine aus Rache und Gerechtigkeitssinn handelt, die andere hingegen schlichten verbrecherischen Wahnsinn als Antrieb hat.
Eine völlig neue Entstehungsgeschichte von Batman, die Fledermaus fast Lückenbüßer, in einer herausragenden Gestaltung, die dank der Bildtechnik viel organischer wirkt, weniger glatt. Düster spannend mit Charakteren zwischen Mut und Verzweiflung. Ein Höhepunkt in der Batman-Saga. 😀
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