Es ist der finale Kampf. In all dem Durcheinander ist es kaum noch ersichtlich wer hier wo auf wessen Seite kämpft. Zwar ist es nicht Brüder gegen Brüder, so doch Freunde gegen Freunde, die hier erbarmungslos aufeinander einschlagen. Und mittendrin einige der gefährlichsten Schurken, die jemals losgelassen wurden.
Im Gefecht erklingt der Ruf Rächer sammeln! und alle, die auf Captain Americas Seite stehen, nehmen den Ruf auf. Für einen geordneten Kampf bleibt aber kaum Zeit. Spider-Man hat sein altes Dress wieder angezogen. So überrascht er Iron Man.
Überraschender für Spidey ist jedoch der Angriff von Venom und Lady Deathstrike. Der Kampf tobt bislang in der Negativzone, wo er keinen Schaden anrichten kann. Die Uhr tickt. Wenn sich die Helden nicht beeilen, wird sich das Portal schließen. Die Gruppe um Captain America würde verlieren, so oder so.
Der einzige Ausweg scheint in einer Teleportation zu bestehen. Cloak, der bisher ein verlässlicher Gehilfe für unerwartete Auftritte war, soll nun alle Kämpfer zurück auf die Erde bringen. Für den Mann mit dem weiten Mantel, in dessen Schatten die Recken vormals jeden Platz erreichen konnten, scheint die Masse der Beteiligten ein unmögliches Unterfangen darzustellen. Dennoch: Er versucht es!
Vor dem Baxter Building wird es wieder hell. Sie fallen, ob Freund oder Feind. Captain America, Spider-Woman, Daredevil, Bullseye, Ms Marvel, wer nicht fliegen kann, stürzt. Immer weiter eskaliert der Kampf, bis es keinen Unterschied mehr zwischen Helden und Schurken gibt. Dann erfolgt die Erkenntnis!
Das Ende der umfassenden Umwälzungen namens Civil War bietet dank der vielen Schockeffekte, die Autor Mark Millar dem Leser vorsetzt, ein bombastisches Finale, das es so wohl noch nicht gegeben hat. Wer genau beobachtet, wer sich alles ins Kampfgetümmel stürzt – dank Steve McNiven grafisch höchst beeindruckend – kann schnell den Überblick verlieren.
Einige Schlüsselszenen fachen die Phantasie des Lesers enorm an. So ist der Auftritt von Namor mit seinem Schlachtruf Imperius Rex fast schon eine Gedankenreise für den nächsten F4-Kinofilm wert.
Andererseits zeigt der Kampf zwischen Herkules und dem falschen Thor, welche Gewalten auch ohne den Hulk entfesselt werden können. Wenn jemand wie der Punisher ein nachdenkliches Gesicht macht, dann will das einiges heißen.
Und nun?
Die Auflösung oder der Neuansatz, wie man es auch immer nennen will, erinnert im Grundsatz an eine andere Superheldengeschichte, die vor einigen Jahren außerhalb aller bekannten Superhelden-Universen erschien. In Der neue Patriot – Die dunkle Seite des amerikanischen Traums trat ein Held für jeden Bundesstaat in Erscheinung. Hier, im Anschluss des Civil War, ist es ein Team für jeden Bundesstaat. Iron Man nennt es die Initiative zur Rückerlangung des Vertrauens durch den amerikanischen Bürger.
In kleineren Bildern erfährt der Leser bruchstückhaft, was mit jenen Helden geschieht, die sich der neuen Ordnung verweigern. Entweder gehen sie in den Untergrund oder nach Kanada – was aus der Sicht eines US-Amerikaners vielleicht auf das Gleiche hinausläuft.
Es war einmal ein Schurke namens Nitro. Seine Explosion war der Auslöser des Civil War – oder wenigstens der Alibi-Auslöser.
Speedball, genauer sein ziviles Ego im Gefängnis, hat gelernt zu bereuen. Sein Gewissen quält ihn nach dem Tod von 612 Menschen, den er ganz alleine zu verantworten hat. Nitro ist nun frei. Er ist registriert und darf gehen.
Paul Jenkins beendet die Nebengeschichte um den Bösewicht, der unter der Last seines Gewissens zusammenzubrechen droht mit einem gelungenen Schluss, der schon wieder eine Vorankündigung ist. Was aus dieser neuen Kreatur wird, jener, die sich selber quält, bleibt abzuwarten. Man darf auf den Schlussakkord des Civil War gespannt sein.
Ein Paukenschlag zum Schluss, brutal, die Helden werden zu Boden geworfen, Millar entlarvt die Helden, unter denen es keine Gewinner gibt. Eine lesenswerte Serie, das Marvel-Universum auf der Schwelle zur Ultimativen Welt. 🙂