Samstag, 29. September 2007
Ein Abend im Green Manor, im Club für Gentlemen, lädt immer zu Geschichten ein. So auch an diesem Abend, an dem sich die anwesenden Herrschaften darüber auslassen, ob es einen Mord ohne Mörder und ohne Opfer geben kann.
Das Rätsel ist schwer. Der alte Herr im Sessel, der die versammelten Gentlemen zur Lösung auffordert, mustert die Männer, die ihm gegenüberstehen und sich den Kopf zerbrechen. Insgeheim bereitet er sich schon auf die Botschaft vor, die er ihnen im Anschluss genüsslich unterbreiten wird.
Eifersucht heißt der Schlüssel zum Ziel in der nächsten Episode. Sir Montgomery ist von der Leistung Detective Johnsons nicht überzeugt, ganz im Gegenteil. Der Ruf dieses jungen Polizisten muss weidlich von der Zeitung übertrieben worden sein, da besteht gar kein Zweifel. Montgomery stellt dem Detective eine Aufgabe. Er werde die junge Mrs. Rowe ermorden. Johnson werde keine Chance haben, den Mord zu verhindern.
Ein Serienmörder treibt sein Unwesen in London. Inspector Gray steht kurz vor seiner Pensionierung und kann es sich nicht verzeihen, den Fall John Smith niemals gelöst zu haben. Dieser Mörder hat inzwischen sehr oft zugeschlagen. Leider lassen sich keine Parallelen zwischen den Fällen herstellen, da die Vorgehensweise wie auch die Gruppe der Mordopfer jedes Mal andere waren. Gray denkt noch einmal genauer darüber nach und endlich, nach so vielen Jahren hat er die Lösung.
Green Manor – Mörder und Gentlemen ist ein ungewöhnliches Lesevergnügen. Optisch sehr cartoony von Zeichner Denis Bodart angelegt, rangieren die Kurzkrimis von Fabien Vehlmann auf dem Erzähler-Niveau eines Roald Dahl. So kurz und knackig die Geschichten sind, so pointiert sind sie auch. Die Zeit, in der die Geschichten spielen, England kurz vor der Jahrhundertwende von 1900, ruft Erinnerungen an die großen Krimis aus jener Zeit wach – insbesondere Sherlock Holmes, der hier indirekt auch eine Rolle spielt.
Die Geschichten erschienen zuvor im guten neuen ZACK, ausgenommen die Geschichte Sutter 1801, die im Gegensatz zu den anderen Kriminalgeschichten einen melancholischen und auch tragischen Beigeschmack hat.
Der Fall um den Serienmörder John Smith Modus Operandi erinnert in seiner Auflösung an den Kinofilm um den Mörder Zodiac. Die Auflösung ist hier weitaus bissiger und auch gelungener. Postscriptum erzählt von einem Polizisten, der sich in der Konsequenz extra abgesichert hat. Selbst wenn es noch nicht einmal zu einem Verbrechen kommt wie in 21 Hellebarden oder der Mord längst Geschichte ist wie in Sutter 1801, sitzen die Details an allen Ecken und Enden und lassen auch nicht den nötigen Humor vermissen.
Besonders zündend ist dieser Humor in 21 Hellebarden, wenn sich zwei Gentlemen daran geben, nicht nur ein perfektes Verbrechen, sondern ein ruhmvolles Verbrechen zu begehen. Dazu steigern sie sich immer weiter in ihre Phantasie hinein, bis der zu verübende Mordanschlag beinahe schon an Slapstick grenzt. Erst der berühmte Arthur Conan Doyle, seines Zeichens der Erfinder von Sherlock Holmes, bringt sie wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
Rein optisch schwankt der Zeichenstil von Bodart zwischen Putzigkeit und Karikatur. Letztlich stellt zeichnet Bodart sie so, wie der Leser es sich auf Grund des Wissens um diese Zeit schon im Vorfeld vorstellen kann. Die Striche sind leicht, treffen die notwendigen Umrisse und vertiefen die Details nicht so sehr. Aber das ist hier auch bei weitem nicht nötig.
Green Manor – Mörder und Gentlemen ist ein total kurzweiliges Lesevergnügen, das mal verblüffen kann, mal zum Lachen bringt und durchgehend spannend ist. In all der Vielfalt der Comic-Welt ist dieser Band eine richtig wohltuende Überraschung. 😀
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QB4 ist immer noch auf der Flucht. Die Frau, die aus einem Experiment der Krommioner hervorging und dazu ausersehen war, eine riesige Droidenarmee zu kontrollieren, springt zwischen den Welten. – Bis sie eines Tages durch einen dummen Zufall entdeckt wird.
Flor, eine Gewinnerin eines sensationellen Preisausschreibens, hat es geschafft. Sie schwebt tatsächlich im Weltraum. In einem mit allen Finessen ausgerüsteten Raumanzug hat sie aus ihrem Helm einen uneingeschränkten und grandiosen Blick auf den Saturn und seine Ringe. Canal Universum sendet live von diesem Ereignis und überträgt, was Flor sieht. Zu QB4s Pech sieht Flor rein zufällig ein verloren gegangenes Schiff, was die erkaltete Spur für ihre Verfolger wieder heiß werden lässt.
Nach einer kurzen Zeitspanne wünscht sich Flor, sie wäre nie auf dieses Schiff gestoßen. Die Übertragung ihres Funds, mit Milliarden von Zuschauern, hat auch die militärischen Stellen der Terraner und Krommioner erreicht. Beide senden in einer Werbeunterbrechung ein Team zur Bergung aus. Die Krommioner sind schneller.
QB4 und ihre Begleiterin haben andere Probleme. Die Energiewerte ihres Raumgleiters nähern sich dem Ende zu. Als sie von einem Patrouillenschiff der Union entdeckt werden, fassen sie einen gewagten Plan. Doch es gibt Tage im Leben, da sieht es nur so aus, als würde es gut laufen. In Wirklichkeit kommt man vom Regen in die Traufe. Diese Erfahrung muss auch QB4 machen. Wenig später finden sie sich in der Grünen Hölle wieder. Dieser Planet strotzt vor pflanzlichem und tierischem Leben, allerdings ist er für jede halbwegs intelligente Kreatur absolut lebensfeindlich.
In Die vierte Macht 3 – Die grüne Hölle schließt Juan Gimenez seine Trilogie um die junge Frau ab, die in einem furchtbaren Experiment zu einer Superwaffe gemacht worden war. Mag der beginn der Geschichte für viele SciFi-Fans schon sehr aufregend sein, ist er doch nichts zu der Achterbahnfahrt, die sich im zweiten Drittel der Handlung entwickelt und bis zum Schluss an Fahrt aufnimmt.
Ist es zu Beginn die pure Technik, die Gimenez geradezu zelebriert, treffen im Anschluss Maschinen und Waffen auf Vegetation. Die Technik, die großartig gezeigt wird, sei es im All oder in Stationen, Laboren oder Schiffen, ist nicht so einfach dahin gezeichnet. Gimenez gestaltet eine Raumfahrt, die aufwendig ist. Ein Raumanzug ist nicht in Nullkommanix angelegt, ein Klon züchtet sich nicht in einfachen Wassertanks, wie der Leser es vielleicht aus Star Wars her kennt. Hier wimmelt es in einem Klonlager vor High Tech.
Beeindruckend ist es zweifelsohne gleich zu Beginn. Die unglückselige Flor, die Gewinnerin jenes Preisausschreibens, das sie frei schwebend ins All brachte, hat einen Blick auf den Saturn, den Gimenez mit sehr großer Präzision in Szene setzt. Hier wird deutlich, wie sehr er sich in seine Bilder vergraben kann. Ganzseitig erhält der Leser einen Blick auf den Saturn mit seinen Ringen. Angesichts solcher Bilder kann es nicht abgeschätzt werden, wie viel Arbeit darin stecken mag.
Die erste Begegnung zwischen Technik und Vegetation, der Absturz, wandelt die vorherrschende Atmosphäre des Bandes. Die Tier- und Pflanzenwelt ist hier zu einhundert Prozent aggressiv und lebt mit einer Geschwindigkeit, die in der Realität Atem beraubend wäre. Die Absturzschneise ist sehr schnell wieder zugewuchert. QB4, die den Namen Gal bevorzugt, und ihre Freundin kämpfen nun erneut um ihr Überleben. – Auf zwei Ebenen. Jak, die Freundin, nimmt sich der äußerlichen Gefahren an, während Gal in Trance versinkt und sich mit ihren anderen Egos, die sie beherbergt auseinandersetzen muss. Mag der innere Kampf auch nicht so spektakulär sein, ist er doch ebenso folgenschwer wie der von Jak.
Die Verteidigung von Jak gegen die Kreaturen ist ebenso Nerven aufreibend wie der Zugriff eines militärischen Stoßtrupps. Gimenez hat sich allerhand einfallen lassen, um zu zeigen, mit welcher Effizienz die Natur gegen den Menschen vorgeht. Diese Szenen sind keinerlei Vergleich zu den Lebewesen in der Müll-Umgebung, die Giminez bereits einmal geschildert hat. Diese Natur scheint sich hier auf jede Situation einzustellen, bis wirklich jede Gegenwehr erlahmt.
Es glibbert, es flutscht, keimt, wächst, beißt, windet sich, fliegt, klammert, explodiert und rückt unerbittlich vor. Das ist von Gimenez nicht nur rasant gemalt, sondern auch äußerst brutal. Wer von Gewalt in Science Fiction nichts hält, sollte hier nicht reinlesen, denn Gimenez schreckt vor drastischen Darstellungen nicht zurück.
Doch Rasanz findet sich natürlich nicht nur in gewalttätigen Darstellungen, die für Gimenez nicht die Norm sind. Eine nette kleine Nebenszene in einer Kowallzucht sorgt schlicht und ergreifend für Action. Es hat etwas von einem Rodeo im All.
Ein rundum gelungener Abschluss, der mit viel Aufmerksamkeit gelesen werden muss (wie auch bei den Vorläufern), aber nicht anstrengend ist. Der Aufwand bei der Erstellung der Bilder ist enorm und besitzt einen hohen künstlerischen Faktor. Gimenez ist ein Ausnahmecomiczeichner, der sich durch die Komplexität der Geschichte und der kreierten Welt auch als Autor vor vielen anderen behauptet. 😀
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Freitag, 28. September 2007
Dass Jenir und sein Freund Bomo Greenbark haben die Verschleppten gefunden. Doch Bomos Familie befindet sich nicht darunter. Bomo ist dem Zusammenbruch nahe.
Zuallererst muss er erfahren, dass seine Frau getötet und seine Tochter weiterverkauft wurden. Bomo ist der Panik nahe. Trotz seiner geringen Größe fällt es seinen Begleitern schwer, Bomo zurückzuhalten. Dass, der ihm hilft, fühlt sich im höchsten Maße verantwortlich. Er sieht nur einen Ausweg.
Schweren Herzens entschließt sich Dass Jenir, die Eingesperrten zurückzulassen. Ihre Freilassung würde für zu viel Aufmerksamkeit sorgen. Der Jedi, der sich nicht traut, jemandem sein Geheimnis anzuvertrauen, will es wenigstens zuwege bringen, die Spur von Bomos Tochter wiederzufinden.
Dass Anliegen ist edel, sein Einsatz geht an die Grenzen seiner Konstitution – und seiner Ausbildung als Jedi. Bald schon steht er vor der Wahl, eine Grenze zu überschreiten, die ihn nur zur dunklen Seite führen kann.
Tarson legt sich mit einem vermummten Mann an, der mit einem Lichtschwert seinen Freund bedroht. Und er unterliegt.
Tarson ist dankbar dafür, dass er den Kämpfer kennt. Darca Nyl hätte sein Zuhause auch stärker verteidigen können. Der Mann mit den vielen Narben im Gesicht ist nicht erfreut, seinen alten Bekannten Tarson zu treffen.
Kaum formiert sich hier eine neue, wenn auch vollkommen ungleiche Gruppe, gerät sie auch schon in die erste gemeinsame Gefahr.
In Star Wars 64 wird die groß angelegte und dramatische Geschichte um den früheren Jedi Dass Jenir fortgesetzt. Die Autoren Welles Hartley und Mick Harrison schicken hier eine gequälte Seele ins Rennen. Dass stand einmal für die Republik in vorderster Front, nun lernt er das Flüchtlingsdasein am eigenen Leib kennen.
Dark Times ist einerseits eine Schilderung der Ereignisse, die gleich nach dem Zusammenbruch der Republik und der Machtübernahme durch den Imperator angesiedelt sind. Andererseits findet sich auch eine schleichende charakterliche Änderung von Dass, der nun langsam erfahren muss, wie sich die Möglichkeiten ändern, wenn man der Unterlegene ist.
Es ist ein aufregendes Gefühl, neuen Boden zu betreten, den Horizont zu erweitern, seine Grenzen zu überwinden, die Vergangenheit loszulassen.
Es ist mehr als das. Jenir zeigt durch sein riskantes Handeln, wie sehr ihn dieses neue Leben auch bestürzt. Er ist nicht nur ein Rebell. Er ist auf der Flucht und auf dem besten Wege dazu, ein Gesetzloser zu werden. – Selbst nach den Gesetzen der Republik.
Für den Leser ergibt sich daraus auch eine völlig neue Perspektive. Denn dieser Jenir agiert, wie von allen bösen Geistern besessen. Der Sturz von Jenir mitten auf ein riesiges Glasdach zu, ein ganzseitiges Bild von Zeichner Douglas Wheatley in umgesetzt und wunderbar von Ronda Pattison koloriert, ergibt zusammen mit dem Text eine tolle Szene.
An dieser Stelle kann Ronda Pattison kaum genug gelobt werden, denn sie liefert in nahezu jedem Bild eine ungeheuer detailreiche und plastische Arbeit ab. Ohne ihre Arbeit würden die Bilder nicht dieses gelungene Star Wars Gefühl vermitteln.
Pattisons Kollege Will Glass macht seine Sache in der Folgegeschichte Rebellion ebenfalls gut, aber die technische Vorgehensweise ist anders. Die Grafiken nach der zeichnrischen Vorlage von Rob Williams und Brandon Badeaux sehen wie überzeichnete Bilder nach einer Film- oder Fotovorlage aus. Der Kontrast zwischen den äußerst harten Kanten der Tuscheflächen und den doch sehr weichen Farbtönen ist sehr schön anzusehen.
Wie gut die Wirkung ist, zeigt sich besonders am letzten ganzseitigen Bild, auf dem wir Darth Vader in seiner ganzen Pracht bewundern dürfen.
Zwei sehr spannende Handlungsstränge, Dark Times wie auch Rebellion. Ersterer weiß ganz besonders wegen seiner sehr sympathischen und gut beschriebenen Hauptfiguren zu gefallen. Qualitativ hochwertige SciFi-Opera-Unterhaltung. 😀
Mittwoch, 26. September 2007
Mario war einmal ein glücklicher Mann. Am Tage seiner Hochzeit war er in dem Glauben, es geschafft zu haben. Welch ein Irrtum! Kurz nach der Eheschließung eröffnete ihm seine Frau, sie habe ihn nur geheiratet, um einen Vater für ihr ungeborenes Kind zu bekommen.
Das ist die Vergangenheit, und sie liegt lange zurück. Marios Erlebnisse in seiner Zeit beim Militär stellen alles in den Schatten, was ihm privat misslingen konnte. Er hat sprichwörtlich das Ende des Universums gesehen. An der von Kalish und weiteren Kameraden gilt es nun, das Ende der Welt abzuwenden. Aber sie haben nicht viel Zeit, denn bald werden sie von den Ereignissen eingeholt werden.
Aus ihrer Sicht befindet sich der kleine Einsatztrupp in der Vergangenheit. Also machen sie sich auf den Weg zur Erde, in die Heimat. Hier wollen sie alles dafür tun, um das scheinbar Unvermeidliche abzuwenden. Kalish nutzt seine alten Kontakte, um die feindlichen Pläne zu vereiteln. Ihr Vorhaben wird ein Wettrennen gegen die Zeit.
Die vierte Episode von Universal War One mit dem Titel Die Sintflut ist von einer guten Portion Melancholie geprägt. Es ist eine Reise in die Vergangenheit, eine Reise auf die Erde. Der Leser erlebt die heimatlichen Gefühle der Akteure, ihre Erinnerungen, ihre Gedanken, ihre Einsamkeit. Hat Autor und Zeichner Denis Bajram seine Helden bisher schon sehr einfühlsam geschildert, im wahrsten Sinne des Wortes gezeichnet, erlebt der Leser nun das Juwel Erde aus der Sicht von Kalish, Mario und seinen Gefährten.
Mein armer Mario … Nur ein Idiot wie du kann glauben, dass dich eines Tages jemand lieben wird.
Besonders hervorzuheben ist Mario. Er ist ein Allerweltsheld, von Enttäuschungen massig bedacht, ein Mensch, der sich sehr in sich zurückgezogen hat. Er scheint immer auf der Suche nach dem großen Gefühl zu sein, in der Liebe wie auch in der Freundschaft. In einer Szene, bei den Vorbereitungen zum Start, ist es ihm wahrlich gegönnt, als er die Liebe noch einmal hautnah erfahren darf. – Wenngleich ihm dabei auch kein Mitleid zuteil wird, sondern echte Gefühle und Zuneigung.
Darüber hinaus ist Mario, der ausgelassen zur Erde zurückkehrt, nicht nur eine schöne Comic-Szene, sondern ganz allgemein eine schöne Szene. Mit Mario ist Bajram eine sehr liebenswerte Figur gelungen. Wenn Mario im Regen singt, möchte man fast mit einstimmen.
Diese Farben … Die Sonne … Es ist schön.
Die Erde ist ein heimlicher Darsteller in diesem Szenario. Trotz ihrer Technisierung in den Städten und im Orbit, dem zuweilen schlechten Wetter, gibt es immer noch die Refugien der Ursprünglichkeit, hier exemplarisch der mittlere Westen der USA mit seiner Weite – und wieder mit der Einsamkeit, die schon im All vorherrschte. Aber die Erleichterung, die von den Helden hier erfahren wird, ist sehr spürbar und nachvollziehbar erzählt. Ein freier Himmel, Weite bis zum Horizont, das sind alles nachvollziehbare Erlebnisse, die natürlich für einen Raumpiloten, der die Enge eines Raumschiffes gewohnt ist, etwas ganz besonderes sind.
Im Hintergrund tickt die Uhr. Der unheimliche Countdown, das Ultimatum, das vom Militär abgewendet werden will, ist auch die Triebfeder der Protagonisten. Sie kennen die Zukunft, genauer ihre Vergangenheit, so dass ihr eigens konstruierter Auftrag auch so etwas wie der Kampf gegen Windmühlen ist.
Das Inferno, von Bajram wahrhaft mit biblischer Gewalt inszeniert, setzt dem Bemühen der Helden eine absolute Vergeblichkeit entgegen. Vor dem Hintergrund der Bilder des 11. September sind diese letzten Seiten gruselig, aber sie entstanden nicht wegen des schrecklichen Ereignisses, sondern zeitgleich, unbeeinflusst davon.
Grafisch agiert Bajram wieder auf gewohnt hohem Niveau. Bajram verknüpft Texte und Bilder, so dass er gekonnt auf zwei Ebenen erzählt. Es gibt Ergänzungen, doch manchmal gehen die beiden Erzähltechniken auch unterschiedliche Wege und weichen voneinander ab. Das ist eine cineastische Technik, die Bajram trefflich einzusetzen versteht.
Eine packende Fortsetzung, sehr menschlich erzählt, tragisch, optisch toll inszeniert, für mich die bisher beste Erzählung der Reihe. Science Fiction, die Zukunft findet hier beiläufig statt und wirkt echt. Denis Bajram schreibt sich mit diesem Mehrteiler in die oberste Riege der Science Fiction Autoren allgemein. 😀
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Montag, 24. September 2007
Seit Urzeiten existiert eine schreckliche Kraft, deren einziges Verlangen es ist zu kämpfen … Wer auch immer sie in die Hand bekommt, kann dieses Verlangen nicht unterdrücken. Aber der, der sie tragen darf, ist auserwählt.
Takeru ist ein junges Mädchen und besucht noch die Highschool. Sie ist noch recht unbedarft. Von ihren engsten Anverwandten wird sie strengstens beschützt. Auch hat man ihr aufgetragen, nicht das alte Lagerhaus zu betreten. Aber in ihren Träumen war Takeru längst dort und hat Schreckliches erlebt.
Wenig später wird das kleine Gut von Takerus Familie von furchtbaren Gestalten angegriffen. Es sind Dämonen, die einen Auftrag zur Wiederbeschaffung einer alten Waffe haben. Die Waffe sieht merkwürdig aus und ähnelt einer Hand. Takeru, bereits in tödlicher Gefahr, erhält Zugriff auf die Waffe.
Das ist der Moment, in dem sich ihr ganzes Leben ändert. Plötzlich sind diese Dämonen keine Gefahr mehr für sie. Takeru kämpft wie eine Furie und lehrt dem Gegner das Fürchten.
Die Dämonen lassen sich immer neue Angriffe einfallen und schrecken auch nicht davor zurück, am helllichten Tage zuzuschlagen. Und im Hintergrund warten Feinde mit grauenhaften Gelüsten, von denen Takeru nicht einmal zu (alp)träumen wagte.
Witchblade – Takeru zeigt, wie eine amerikanische Comic-Erfindung in Japan funktioniert. Autor Yasuko Kobayashi und Zeichner Kasaza Sumita haben sich dieses Projekts angenommen und den Fantasy-Gehalt deutlich verstärkt.
Wer die Witchblade, das Original, in der Vergangenheit ein wenig verfolgt hat, dem ist nicht die mystische Hintergrund entgangen, der für diese Waffe eigens erdacht wurde. Ein Waffe, die nur von Frauenhand getragen werden kann und auch nur einer Frau gehorcht. Diese Waffe war im Besitz der verschiedensten Frauen, über Jahrhunderte hinweg, sogar die Jungfrau von Orleans wurde in die Reihe der Trägerinnen eingefügt.
Die Witchblade, mit ihrer Trägerin Sara Pezzini, wurde zu einer beliebten Crossover-Figur. Sie traf mit der Darkness und Lara Croft zusammen. Sie trat gegen Aliens und Predatoren an. Die Witchblade bekämpfte sogar die JLA.
In einem Crossover mit Dark Minds geriet die Witchblade der japanischen Erzählart bisher am nächsten. In Witchblade – Takeru jedoch geht sie mit einem völlig neuen Hintergrund in ihr auf.
Takeru ist ein Mädchen, das in den Besitz einer ungewöhnlichen Waffe oder auch Kraft gerät. Dieser Plot ist in einem Manga nichts Neues. Interessant ist allerdings der Werdegang, den Takeru in dieser Geschichte zeigt. Zu Beginn ist sie ein sehr unschuldiges Mädchen, eigentlich auch nach der ersten Begegnung mit der Witchblade, aber die Waffe übernimmt immer die Kontrolle, wie eine Droge, die den Menschen außer Kontrolle geraten lässt.
Dank der Erzählung von Kasaza Sumita funktioniert diese langsame Steigerung im Zusammenhang mit den Ausbrüchen der Gewalt ausgezeichnet. Kazana beschränkt sich auf einige wenige Charaktere, weshalb sich diese auch sehr ausgeprägt entwickeln können. Bleiben die Gegner eher nebulös, hat Takeru mit dem gleichaltrigen Kou einen guten Freund, der einmal ihr Feind werden könnte, da er in einer langen Reihe von Dämonenjägern einmal ein Nachfolger werden könnte. Da Takeru sich nun im Besitz der Witchblade befindet, die in Wahrheit eine Dämonenhand ist, könnten die Jugendfreunde sich durchaus einmal bekämpfen.
Doch bis dahin kann Takeru unter Beweis stellen, dass sie sich durch die Waffe sehr gut allein verteidigen kann. Dabei geht sie mit einer ungeheuren Brutalität zu Werke – die der ihrer Feinde in nichts nachsteht. Teilweise wirkt es so, als würde Takeru sogar dazu provoziert.
Yasuko als Erzähler schenkt dem Leser hier nichts. Kasaza setzt mit seinen Bildern auf dieser Handlung auf. In rasanten Bildern, aus den verschiedensten Blickwinkeln, werden die Kämpfe dargestellt und wirken in der Tat perfekt choreographiert.
Ich mag Erotik. Etwas, das nicht sinnlich ist, interessiert mich nicht. So äußert sich Kasaza in einer Stellungnahme im vorliegenden Band. Erotik erschöpft sich hier jedoch in den typischen Unter-den-Minirock-Blick-Bildern, die in Mangas nicht unüblich sind und einer sehr knappen Bekleidung, wenn die Witchblade zum Einsatz kommt.
Vergleicht man diese Erotik mit dem amerikanischen Original, findet sich auch dort die gleiche Oberflächlichkeit, die eher belustigt und so leider auch die Spannung nimmt. Der schlechte Einsatz von Sex in einer Geschichte nimmt, wenn alles andere stimmt, immer ein wenig die Luft raus.
So ist es auch hier. Denn ansonsten kann Takeru als Witchblade überzeugen. Sie ist weitaus animalischer als es Sara Pezzini je war. Der Horror-Faktor fällt hier viel größer aus als in der Vorlage – hält sich aber auch zurück und überstrapaziert das vergossene Blut nicht, wie es z.B. in einer ähnlich gelagerten Geschichte wie Maken X der Fall war.
Ein harter Auftakt einer Neuerzählung, eines Remakes auf japanische Art. Die Witchblade geht einen mystischeren Weg, aber auch gewalttätiger. Diese Witchblade unterscheidet sich sehr vom Original. Ring trifft Mutantenhorror, gruselig, mit sehr intensiv geschilderten Charakteren im Mittelpunkt. Gut. 🙂
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Freitag, 21. September 2007
Das Luftschiff liegt nach einer Bruchlandung mitten im Dschungel. In diesem Teil der Welt kann die Gefahr für Leib und Leben aus jeder Richtung kommen. Die Überlebenden wollen die gefährliche Reise dennoch versuchen – sie haben keine andere Wahl.
Sie klettern durch die Urwaldbäume. Die Äste sind derart dick, dass selbst drei oder vier Männer sie nicht umfassen können. Ihre Reise scheint eine Ewigkeit zu dauern, ohne Nahrung, ohne Wasser. Plötzlich zerreißt ein unheimliches Geräusch die angespannte Stille.
Ausgerechnet Herr Pad, der kleinste und älteste der Gruppe, hat eine waghalsige Idee. Doch kann die Reise auf einem der urweltlichen Wesen, die flussabwärts wandern, gefährlicher sein, als die Kletterpartie? Die Gruppe beschließt, das Risiko einzugehen. Zuvor müssen die Tiere erst einmal erreicht werden. Der letzte Teil des Weges bis zum Fluss wird zur ultimativen Mutprobe. Li ist die erste Leidtragende.
Damit nicht genug: Marc und Kim bleiben zusammen mit Li zurück. Während Li bewusstlos ist, müssen die beiden anderen mit ansehen, wie der Rest der Gruppe auf dem Rücken eines der gigantischen Wesen flussabwärts treibt.
Der Horror geht weiter. Marc und Kim tragen die verletzte Li tapfer weiter. Die Freunde können sich nicht entscheiden, wann das Grauen größer ist, tagsüber oder nachts. In der Zeit der größten Not stößt Alexa zu ihnen. Die lebenserfahrene Frau bringt den nötigen Optimismus mit in die kleine weit abgeschlagene Gruppe und ermöglicht Marc und Kim die nötige Ruhepause.
Der Dschungel ist nicht der einzige Feind. Auch das Militär ist den Flüchtlingen immer noch auf der Spur.
Aldebaran – Das Wesen läutet das Ende des Fünfteilers ein. Autor und Zeichner Leo schickt seine Helden auf einen abschließenden Parcour, der es in sich hat. Beinahe kann der Leser zu dem eigenen Schluss gelangen, dass Leo seine Protagonisten nicht überleben lassen will.
Zum Glück versteht es Leo, seine Leser ein ums andere mal in die Irre zu führen. Im Vergleich zu den vorherigen Folgen ist die Episode, die viele Fragen um die geheimnisvolle Mantrisse beantwortet, sehr stark auf Action ausgelegt. So gesehen entschädigt Leo die Leser, sofern sie Aktion vermisst haben, sehr. Die Reise durch den Dschungel und im späteren Verlauf über den Fluss bietet unterschwelligen Horror, viel Phantasie und eine tolle Darstellung einer fremden Fauna und Flora. Wer Abenteuergeschichten mag, die wirklich fernab jeglicher Zivilisation handeln, kommt hier absolut auf seine Kosten.
Die bereits erwähnte Phantasie von Leo wird schon durch das Titelbild des Bandes deutlich. Die außerirdische Kreatur ist so schlicht wie ein modernes Kunstwerk gestaltet, ist ebenso organisch wie auch überraschend. Die einfachen Konturen erzielen in diesem Zusammenhang eine außerordentliche Wirkung.
Die Bindung zwischen Marc und Kim verstärkt sich durch die neuerlichen Erlebnisse zusehends. Was die beiden durchmachen, stellt alle bisherigen Ereignisse in den Schatten. In einer Kleidung, die einer solchen Tour De Force keinesfalls gewachsen ist, begegnen sie seltsamen Kreaturen, die vielleicht sogar zum Lachen wären. Was ihnen da nachts das Leben schwer macht, wirkt zuerst wie ein Spaß – ein beliebter Trick von Leo, auf den man als Leser jedes Mal hereinfallen kann.
Wo die Phantasie Kapriolen schlägt, hat die Qualität der Bilder ein wenig gelitten. Sie sind bei weitem nicht schlecht – ein Leo, der nicht auf der Höhe ist, ist allemal zehnmal besser als so mancher andere Zeichner. Aber die Bilder wirken ein wenig nachlässiger. Schön zwar, aber Leo kann es noch besser, das hat er bewiesen.
Ein Schluss, der es in sich hat. Leo zeigt mit dieser Science Fiction Saga, dass er als Zeichner wie als Autor ein begnadeter Erzähler ist. Scheinbar mit leichter Hand und doch sehr intelligent geschrieben, bedeutet Das Wesen Spannung und Überraschung von Anfang bis Ende. 😀
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Donnerstag, 20. September 2007
Vom 18.-21. Oktober findet wieder begleitend zur Spielemesse SPIEL in Essen zeitgleich die Comic Action statt. Panini präsentiert in diesem Jahr 8 Zeichner, die internationale Bekanntheit erlangt haben.
Mit dabei am Panini-Stand, Halle 9, Stand 9-08, von Donnerstag bis Sonntag:
Bill Morrison (Simpsons)
Glenn Fabry (Preacher)
Simone Bianchi (Wolverine, Green Lantern)
Ariel Olivetti (Punisher, Batman)
Marko & Jelena Djurdjevic (X-Men, Thunderbolts)
Guiseppe Camuncoli (Captain Atom, X-Men)
Gabriele Dell’Otto
Quelle: Panini Pressemitteilung, September 2007
Mittwoch, 19. September 2007
John F. Kennedy ist Präsident der Vereinigten Staaten, Elvis ist aus der Armee entlassen und für die Beatles interessiert sich kaum jemand. Es ist die Zeit, in der korrupte Polizisten in den Bars von Gotham City Schutzgelder eintreiben.
In diesen unberechenbaren Tagen macht ein maskiertes Rächerduo Schlagzeilen. Ihre Namen: Batgirl und Robin. Eines Abends legen sie sich wieder mit der Polizei an, denn Two-Face soll nicht fortgesetzt im Schutz einer Polizeimarke Verbrechen begehen dürfen.
Die Erpressung scheitert, trotzdem müssen die beiden Vigilanten die Beine unter den Arm nehmen. Und nicht nur das. Polizeichef Gordon sieht sich gezwungen, gegen die beiden zu ermitteln, obwohl er langsam ihre Arbeit zu schätzen weiß.
Gordons bevorzugter Ermittler hat zwar bereits viel um die Ohren, aber Gordon traut nur ihm die Arbeit zu, als muss Detective Bruce Wayne diesen Fall auch noch übernehmen. Mit dem Widerwillen Waynes kann Gordon umgehen, mit dem Freund seiner Tochter Barbara nicht. Das kurze Zusammentreffen wenig später hinterlässt auf beiden Seiten keine Freude.
Bianca Steeplechase tritt gerne in der Maskerade eines Jokers auf, so kann sie ihre wahre Identität verschleiern und sich mit einem unheimlichen Flair umgeben. Mit ihrer kleinen Spende stößt sie bei Bruce Wayne allerdings auf Granit.
Mit seiner Einstellung wäre Wayne der ideale Partner der beiden Vigilanten, die er aufzuspüren versucht. Was er nicht weiß: Die selbsternannten Rächer haben sich im Keller von Wayne Manor, Bruce’ einstigem Familiensitz, den er wegen Schulden verkaufen musste, ein Versteck eingerichtet. Bald darauf ist das dynamische Duo wieder auf der Pirsch.
Verkehrte Welt: Was ist hier los? Mit den Zeichenkünsten von Dan Brereton, der hierzulande auch schon mit The Black Terror aufgefallen ist, entsteht nach einer Szenario-Vorlage von Howard Chaykin ein vollkommen anderes Gotham City.
Aus heutiger Sicht waren die 50er und 60er Jahre des letzten Jahrhunderts noch äußerst düster. Die Einflüsse organisierter Banden wirkten noch nach. Die Halbstarken machten den Erwachsenen das Leben schwer und der Kalte Krieg erreichte mit der Kuba-Krise einen seiner Höhepunkte.
Gotham City presst aus dieser Zeit noch mehr düstere Atmosphäre heraus. Der Leser erkennt den Joker, Batgirl, Robin, auch Catwoman und Black Canary oder Croc (beide haben ihren Auftritt in Thrillkiller 62).
Inzwischen hat es einige Neuerzählungen von Superhelden gegeben. Batman und Superman stehen dabei in der ersten Reihe. In der Riege der Neuerzähler zählt sogar ein Frank Miller zur vordersten Kategorie. Entsprechende Versuche haben manchmal tolle Ergebnisse erbracht, hin und wieder gerieten sie auch zu einem simplen Aufguss oder einem Transport in die Gegenwart.
Chaykin und Brereton gehen den Weg zurück. Die Helden sind zwiespältige Persönlichkeiten ohne besondere Ausrüstungsgegenstände – sieht man einmal von einer Armbrustpistole ab. Batgirl ist die führende Persönlichkeit, jene die anleitet und Robin anführt. Wie bekannt handelt es sich bei ihr natürlich um Barbara Gordon, der Tochter des Polizeichefs. Eine sehr reife Frau, stark, fast zu stark für ihre Zeit, ist für den eher jugendlichen Robin auch Mutterersatz.
Brereton hat sie außerdem mit sehr deutlich ausgeprägten weiblichen Attributen versehen, die eher hinderlich bei einem Kampf sind. Von den athletischen Figuren, wie sie in neueren Produktionen zu finden sind, gibt es hier keine Spur. Aber die Wirkung ist nicht zuletzt durch die Aquarell-Technik viel realistischer.
Breretons Figuren sind kantiger, voluminöser und es gibt auch mal ein Speckpölsterchen zu sehen. Der Realismus seiner Arbeit rückt ihn in die Nähe eines Alex Ross.
Der Joker, hier eine Frau, ist wegen des geschlechtlichen Rollentauschs eine Spur gemeiner, grausamer und sadistischer. So driftet die Geschichte immer weiter zu einem Duell zwischen kämpferischen Frauen, von der eine aus Rache und Gerechtigkeitssinn handelt, die andere hingegen schlichten verbrecherischen Wahnsinn als Antrieb hat.
Eine völlig neue Entstehungsgeschichte von Batman, die Fledermaus fast Lückenbüßer, in einer herausragenden Gestaltung, die dank der Bildtechnik viel organischer wirkt, weniger glatt. Düster spannend mit Charakteren zwischen Mut und Verzweiflung. Ein Höhepunkt in der Batman-Saga. 😀
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Marc kann sich an das Leben im Gefängnis nicht gewöhnen. Seit dreieinhalb Jahren sitzt er nun in dieser Zelle, ohne Verurteilung, ohne zu wissen, wie lange dieses Martyrium noch dauern wird. Und die Verzweiflung wächst von Tag zu Tag.
Eines Tages wird Marc zu einer Arbeitsgruppe abbestellt. Der freie Himmel macht die Plackerei erduldbar. Als er mit einigen anderen Gefangenen an einer kleinen Brücke arbeitet, kommt ein Mann des Weges – der alte Herr Pad!
Marc kann seinen Mund nicht halten, ist er doch zu erfreut, ein bekanntes Gesicht zu sehen. Allerdings ist ein Mann, der von einem Gefangenen erkannt wird, immer auch in der Gefahr kontrolliert zu werden. So kommt auch Herr Pad bald keinen Schritt weiter. Die kleine Kiste, die er dabei hat, muss von den Aufsehern näher in Augenschein genommen werden.
Herr Pad kennt die menschliche Psyche, die beinahe krankhafte Neugier. Kaum ist die Kiste geöffnet, erwartet die Wärter eine gefährliche Überraschung. Wenig später befindet sich Marc in Freiheit.
Die große Stadt, die Marc in den letzten Jahren nur von fern durch die Gitter sehen konnte, wird jetzt zum Unterschlupf. In der lichten Metropole Anatolia nahe der Küste wollen Pad und Marc untertauchen. Wie es sich bald zeigt, hat Herr Pad nicht uneigennützig gehandelt. Marc soll ihm einen Gefallen tun.
Nicht nur Marc hat sich eine Unterkunft in Anatolia gesucht. Auch Gwendoline lebt hier, die Reporterin, die seinerzeit miterlebte, wie Marcs Dorf vernichtet wurde. Und die Vergangenheit holt ihn ein, jedoch anders als er es sich gedacht hat.
Nellie sein einstiger Jugendschwarm ist verheiratet und Mutter. Nellies kleine Schwester hingegen ist erwachsen geworden. Kaum sehen die beiden sich wieder, erwacht auch das einstige Band zwischen ihnen wieder.
Herr Pad wirbelt ihrer beider Leben bald gehörig durcheinander.
In der dritten Folge des Science Fiction Comic-Romans Aldebaran mit dem Titel Das Foto wird der Leser zunächst von Autor und Zeichner Leo auf sehr leichte Weise in die Geschichte zurückgebracht. Nichts deutet auf die neuen Erkenntnisse hin, die sich bald abzeichnen werden und entsprechend aufrüttelnd sind.
Das Leben in Anatolia, das Leo schildert, ist halbwegs normal und einer Hafenstadt angepasst. Es ist eine sonnige Küste. Die Liebe zwischen Marc und Kim erblüht langsam, es gibt amouröse Abenteuer und Herr Pad ist sehr undurchsichtig. Über allem gibt es immer wieder Einblicke in die fremde Welt, durch die Vegetation und Tierwelt einerseits und die politische Ordnung andererseits. Wie in einem Überwachungsstadt schwebt ständig ein imaginäres Damoklesschwert über den Akteuren.
Mit dem Einschub um die Forscher Alexa und Driss gelingt Leo eine ganz tolle Passage, die nicht unbedingt Licht in das Dunkel des Geheimnisses um die Mantrisse bringt, sondern das Geheimnis noch vertieft. Als die beiden frustriert warten, sehen sie plötzlich im Meer eine Herde Gregoren, die einem ganz bestimmten Ziel zu folgen scheint.
Wenn Alexa betont, wie schön diese Lebewesen seien, kann man als Leser nur zustimmen. Die einfachen Formen und Farben der Gregoren könnten tatsächlich einer Natur (wenn nicht sogar unserer) entsprungen sein. Die Szene um die schwimmenden, sehr großen Tiere gehört wohl zu einer der schönsten in der fünfteiligen Aldebaran-Reihe.
Nach all dieser Schönheit ist das, was sich in der darauf folgenden Nacht abspielt, wahrhaft schockierend erzählt. Es gehört zu Leos tollem Geschick, auch nur soviel zu zeigen, wie es braucht, um die Phantasie des Lesers anzuheizen.
Mit zwei weiteren einfachen Bildern setzt Leo punktgenaue Akzente und vertieft das Geheimnis um die Mantrisse wie auch um Alexa und Driss.
Dabei ist die Leichtigkeit, wie sehr Leo seinen Lesern die Hauptfiguren ans Herz wachsen lässt, bewundernswert. Hier sind Geschichte und Charaktere sehr gut miteinander verflochten.
Science Fiction muss nicht an allen Ecken und Ende knallen. Leo zeigt, wie ruhig und doch ungeheuer spannend eine Geschichte aufgebaut werden kann, indem sie einem großen Geheimnis folgt. Erste Klasse! 😀
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Montag, 17. September 2007
Las Vegas. Stadt des Lasters und der Vergnügenssucht. Einige Menschen geben sich nicht mit einem überraschenden Gewinn zufrieden, der vielleicht niemals stattfinden wird. Schneller geht es mit einem Überfall.
Nach einer Serie von Überfällen geben sich die Gangster plötzlich auf einer Halloween-Veranstaltung die Ehre. Das Dämonenhaus ist eine Einrichtung eines Vereins, der Jugendlichen aufzeigen will was passiert, wenn man vom rechten Weg abweicht. Die in Spielszenen gezeigten Horror-Szenarios sind bei den Kids ein richtiger Hit.
Kaum rücken die Beamten des CSI, der Crime Scene Investigation, an, um sich an die Sicherung der Beweismittel zu machen, fällt ein Schuss – eigentlich nichts Ungewöhnliches im Rahmen der einzelnen Vorführungen. Doch der Schuss ist viel zu laut. Und er ist tödlich. Aus einem simplen Überfall wird die Suche nach einem Mörder. Zunächst scheint der Täter leicht auszumachen, aber die Spurensuche zeigt etwas anderes.
Für Gil Grissom ist der seltsame Mordanschlag eine Herausforderung. Ebenso verhält es sich mit dem Raubüberfall. Beide Ereignisse scheinen in keinerlei Zusammenhang zu stehen. Catherine Willows hilft bei dem Mord, während Sara Sidle und Nick Stockes sich um den Überfall kümmern. Bald entstehen die ersten Thesen. Wer versuchte dem Verlobten der Toten einen Mord unterzuschieben? Und handelt es sich bei den Räubern tatsächlich um jene, die schon andere Überfälle begangen haben? Oder sind es Trittbrettfahrer?
Das CSI mit Sitz in Las Vegas ermittelt nicht zum ersten Mal auch im Medium Comic. Alle drei Teams, aus Vegas und den Ablegerserien Miami und New York, hatten bereits ihre Auftritte mit Fällen wie Domino, Geheimidentität oder Blutiger Mord.
Mit der üblichen Spannungskurve, stetig steigend, bewegt sich auch der vorliegende Band Das Dämonenhaus mit traumwandlerischer Sicherheit über das Krimiparkett. Wer die Serie kennt, kann sich sogleich zuhause fühlen.
Ungewöhnliche Orte oder Ausgangssituationen sind ein Markenzeichen der drei Serien. Das Dämonenhaus ist eine Einrichtung, die Jugendlichen auf unterhaltsamen einen Einblick in Lebensumstände geben sollen, um sie gründlich abzuschrecken. Gewalt aller Orten, in der Familie, Drogensucht, Alkohol am Steuer, all diese Fehler des menschlichen Verhaltens lauern insbesondere in Las Vegas an jeder Ecke. Die Folgen werden den Kids extra drastisch und aus nächster Nähe vor Augen geführt. Theaterblut fließt in rauen Mengen.
Max Allan Collins und Co-Autor Matthew V. Clemens lassen das Ur-Team des CSI mit der gewohnten Lässigkeit ermitteln. Die Figur Grissom macht hier einen Schritt zurück. An vorderster Front agieren die Duos Willows/Brown und Sidle/Stokes. Willows und Brown übernehmen den Mord. Hier ist besonders Willows gefragt, da beide, Tatverdächtiger und Opfer, jeweils zwei Kindern im Grundschulalter haben. Wie in der Serie agiert ihr Charakter mit der nötigen Einfühlsamkeit. Auch wird klar, dass sie inzwischen auf der gleichen Augenhöhe mit Grissom arbeitet. Meister und Schüler sind beinahe gleichberechtigt.
Man mag sich streiten, welcher der beiden Fälle, die aus dem Dämonenhaus hervorgehen, spannender ist. Auf alle Fälle sind sie gut miteinander verflochten. Collins und Clemens machen ihre Arbeit ebenso gut, wie es ihre Kollegen der schreibenden Zunft im Fernsehen tun.
Gestalterisch spielt sich der Comic in zwei Varianten ab. Eher hektisch, sehr abstrahiert, werden Rückblicke und Schlussfolgerungen gezeigt. Das hat mitunter einen künstlerischen, skizzenartigen Charakter. Die eigentliche Ermittlungsarbeit wird normal illustrativ gezeigt. Gabriel Rodriguez und Ashley Wood teilen sich die Arbeit.
In den Illustrationen gibt es durchaus einen Wiedererkennungseffekt, der sich nicht immer einstellt, wenn auf der Basis von Filmen oder TV-Serien Comics entstehen. Am besten getroffen sind bestimmt Willows und Sidle, die beiden Damen des Teams, während die Männer nicht so klar getroffen sind. Grissom, im Film William Petersen, wirkt zu jung, während er sich doch altersgemäß inzwischen deutlich vom Rest der Gruppe absetzt.
Erzählung gut, die Optik stimmt, die Handlung hat es wieder einmal in sich, solide Krimi-Unterhaltung, die durchaus auch für eine Doppelfolge im TV gut gewesen wäre. Wer Krimis im Comic mag, die so dicht nicht gestreut sind, kann einen Blick riskieren. 🙂
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