Abigail hat es sich in ihrem Stuhl gemütlich gemacht. Neben ihr wacht ihr Retter Captain Stark auf seinem Hengst, regungslos wie ein Reiterstandbild. Für ihren Bruder Captain Stilman ist dieses Bild unerträglich. Ein richtiger Mann muss her! Im Hauptquartier von General Grant, wo alle wichtigen Offiziere versammelt sind, wird sich bestimmt der Zukünftige für Abigail finden lassen.
Die blauen Boys, Sergeant Chesterfield und Korporal Blutch, die sich eben noch über die Szene furchtbar amüsiert haben, erhalten den scheinbar einfachen Auftrag, Abigail in das Lager von General Grant zu bringen.
General Grant, der ganz andere Angelegenheiten hat, um die er sich kümmern muss, gerät dennoch in einen Lachanfall, als Chesterfield ihm den Auftrag von Captain Stilman erläutert.
Grants Adjutant erhält den ehrenvollen Auftrag, Abigail die versammelten Offiziere zu zeigen. Es zeigt sich, dass ein Aufenthalt in einem Lager der Nordstaaten auch ohne Feinde sehr gefährlich sein kann. Grant hat seine Führungsoffiziere nicht ohne Grund zusammengerufen. Einige Exemplare dieser Männer richten nämlich mehr Schaden unter seinen Soldaten an als der Feind. Dem gehört ein Riegel vorgeschoben. Entlassungen stehen an.
Das geht leider nicht reibungslos vonstatten. Wie gut, dass Chesterfield und Blutch in der Nähe sind und das Schlimmste verhüten können.
Während der Adjutant sich – nicht ganz uneigennützig – um Abigail kümmert und sie mit seiner Schwester bekannt macht, fällt Chesterfield aus allen Wolken. Denn Amelie, die Schwester des Adjutanten, wird von dem Sergeant auf das Heftigste angehimmelt. Blutch glaubt, eine unglückliche Liebe sei das Schlimmste, was ihnen noch im Camp passieren kann – doch da täuscht er sich gewaltig.
Die blauen Boys … haben den Blues erzählt das 25. Abenteuer. Chesterfield und Blutch werden in dieser Folge zu Mittelsmännern der Liebe – auf Befehl natürlich, beileibe nicht freiwillig. In der ohnehin schon erfolgreichen Reihe um die beiden Soldaten im amerikanischen Bürgerkrieg ist Texter Raoul Cauvin ein weiterer komödiantischer Höhepunkt gelungen. Gleich der Auftakt, von Willy Lambil urkomisch in Szene gesetzt, zieht den Leser trefflich in die Handlung hinein.
Den ersten Satz von Captain Stilman kann der Leser überhaupt nicht unterstreichen.
Abigail, jetzt reicht’s! Diese Komödie dauert schon viel zu lange!
Im Gegenteil dauert diese Komödie leider nicht lange genug!
Meine Herren! Der Mann ist tot!
Wenn die Herren Offiziere durchdrehen, kann das für die Unteroffiziere und die Mannschaften schon für mehr als einen Lacher gut sein – sofern sie nicht selber darunter zu leiden haben. Blutch, der sein Leben zweimal für einen Trick riskiert hat, schüttet sich jedenfalls herzhaft aus vor Lachen. Dieser Heiterkeitsausbruch führt dann auch zur Ermahnung Lieutenant Appletown. Aber Action und eine Prise Galgenhumor ist nur eine Seite der Medaille.
Daneben ist es die Liebe, die im Vordergrund dieser feinen Western-Komödie steht. Der Titel ist etwas irreführend, denn eigentlich hat von den beiden blauen Boys nur einer den Blues. Als er erfährt, dass Appletowns Schwester nach dem Willen ihres Bruders einen Offizier heiraten soll, ist die Stimmung natürlich auf dem Tiefpunkt. Eine solche Ausgangssituation ist perfekt für eine Komödie.
Es ist nichts Neues, dass richtige Mannsbilder im Beisein ihrer Angebeteten zu wahrhaften Tolpatschen werden, die kein vernünftiges Wort mehr herausbekommen. Doch jeder Mann, der in dieser Situation gewesen ist, wird sich köstlich über Chesterfields Gefühlswelt amüsieren.
Hintergrund dieser Komödie ist der amerikanische Bürgerkrieg. Vor dieser Kulisse scheint es sehr schwierig zu sein, eine lustige Geschichte zu inszenieren. Auch geht es hier nicht ohne Tote ab. Es existiert kein Wissen darüber, ob Cauvin sich an klassischen Vorlagen wie Vom Winde verweht oder Fackeln im Sturm) orientiert hat. Ansätze dieser Geschichten, Gesichtspunkte finden sich allerdings hier, denn auch dort ging es nicht ohne Humor, wie auch Freundschaft ein wichtiges Thema war. Einerseits sind die Frotzeleien zwischen Chesterfield und Blutch eine Quelle ständiger kleiner Witze, andererseits sind es die kriegsgeschädigten Offiziere, die hier für so manchen Ulk gut sind. Man muss es als Slapstick auffassen und darf keinesfalls mit einen starken Bierernst an die Geschichte herangehen. Auf diese Art kann man nur Spaß an der Ausgabe haben.
Ungeheuer souverän gezeichnet von Willy Lambil, von Raoul Cauvin locker und mit (z.T. schwarzem) Humor erzählt, so reiht sich in der 25. Ausgabe der blauen Boys Spaß und Abenteuer aneinander. 😀
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