Lucky Luke hat einen Termin bei Mr. John. Nach einem unendlich erscheinenden Marsch durch das Herrenhaus ist Lucky bei dem reichen Mann angelangt. Die Aufgabe sieht einfach aus: Lucky soll Mr. Johns Stieftochter Gisela dabei helfen, eine starke Amerikanerin und fürsorgliche Mutter zu werden.
Zuerst kann sich der allseits beliebte Cowboy wenig unter der Aufgabe vorstellen. Doch schließlich ist es eindeutig. In Gisela soll der Pioniergeist und die Durchsetzungsfreudigkeit der ersten Siedlerinnen geweckt werden. Eine Reise durch die Prärie soll diese Aufgabenstellung bewältigen. Lucky Luke denkt sich eine Reihe von Situationen aus, wie sie im Wilden Westen üblich sind.
Auf Gisela warten die widrigen Wetterverhältnisse des Westens, Indianer- und Raubüberfälle und Kneipenschlägereien. Lucky Luke ist sehr beeindruckt, dass Gisela in all den Situationen sehr beherzt auftritt und so manchen gestandenen Mann in seine Schranken weist. Bis es zu einem Zwischenfall kommt.
Nach dem Alibi wartet bald auf Lucky Luke noch ein viel größeres Abenteuer: Der Pony-Express!
Lange Zeit war der Postweg quer durch die Vereinigten Staaten eine äußerst gefährliche und ganz besonders unsichere Angelegenheit. Hühnereier einmal von Küste zu Küste geschickt kamen entweder überhaupt nicht oder bereits als Küken auf der anderen Seite an. Endlich entschließt sich der Senat, etwas gegen zu unternehmen. Die ersten Versuche sind nicht sehr viel versprechend. Ein findiger Geschäftsmann namens W.H. Russel gründet eine Pony-Express-Unternehmung. Entgegen aller Sabotageversuche seitens der Pacific Railway Company wagt er den Postweg quer über den Kontinent. Doch zuvor müssen erst einmal fähige Reiter gefunden werden.
Lucky Luke übernimmt die Auswahl der geeigneten Männer und trainiert sie. Die Vorbereitungen sind schwer, für die Männer wie auch für die Pferde – hier gibt Jolly Jumper seine Erfahrungen weiter. Bald schon ist der große Tag da. Von da an geht leider alles schief.
Wenn ein Verbrecher sich nicht mehr an seine Taten erinnert, kann er dann überhaupt dafür bestraft werden? Die Daltons ersinnen einen genialen Plan. Ein vorgetäuschter Gedächtnisschwund soll ihnen dabei helfen, die vergitterte Luft des Gefängnisses hinter sich zu lassen. Aber vor der Entlassung hat der Gouverneur den Entlassungstest gesetzt. Lucky Luke bekommt einen heiklen Auftrag. Er soll beweisen, dass die Daltons wirklich ihr Gedächtnis verloren haben – ein Umstand, den er einfach nicht glauben will.
Nach einigen kürzeren Episoden wie Das Alibi, Athletic City, Ole Daltonitos und Ein Pferd verschwindet fasst der vorliegende Sammelband noch die beiden Alben Der Pony-Express und Gedächtnisschwund zusammen. In den Jahren 1987 bis 1991 erschienen diese Geschichten, immer noch unter der Federführung von Morris, in denen es einige schöne Begegnungen mit Lucky Luke und den Daltons gibt.
Vielfalt ist das Motto der Geschichten, die unter der Episode Das Alibi in einem Album erschienen. Das Alibi bringt Lucky wieder einmal mit Frauen in Kontakt. Nach seiner Verlobten oder Calamity Jane sollte es sich eigentlich um eine leichte Aufgabe handeln – doch weit gefehlt! Wieder wird es kompliziert, denn aus einer Show wird ein Entführungsfall, für den Lucky seine erprobte Spürnase benötigt.
Claude Guylouis zeigt eine Frau, die weitaus tougher ist, als es die Männer erwarten – und auch vertragen können. Natürlich sind sie im Sinne einer Komödie hinterher richtig stolz auf sie. Wie brav sich ein Indianer verarzten lässt, weil er weweh hat, ist ein echter Brüller.
Nicht weniger heiter sind die Erfahrungen der Daltons in Mexiko. Besser aber noch wird es, wenn sich Lucky Luke auf ein anderes Pferd einstellen soll. Hier muss er sehr schnell feststellen, dass Jolly Jumper nicht das einzige Pferd mit einer Persönlichkeit und außergewöhnlichen Fähigkeiten ist. Nichts jedes Pferd kommt auf Pfiff oder schlägt den einsamen Cowboy beim Schach. Jollys Kollegen machen dem Schimmel mit der gelben Mähne in Sachen Lacher echte Konkurrenz.
Aufwendiger wird das Abenteuer um den legendären Pony-Express. Sehr schön teilen X. Fauche und J. Leturgie die Geschichte in verschiedene Stränge auf.
Die Aufgabenstellung: Schaffung des Pony-Express. Die Lösung: Anwerbung von Reitern und Pferden, anschließend ihr Training. Die Stolpersteine: Die konkurrierende Eisenbahnlinie, aber auch die Reiter und Pferde 🙂 Der Start: Als erster reitet Lucky Luke und bald wird klar, dass er alleine die gesamte Strecke bewältigen muss. Hier wird deutlich: Lucky Luke schießt nicht nur schneller als sein Schatten, Jolly Jumper läuft auch schneller als sein Schatten. Der Aufbau der Geschichte, die Witze die wunderbar aufgebaut sind und stets zum richtigen Zeitpunkt angewendet werden, deuten ein richtig tolles erzählerisches Talent an. Fauche und Leturgie zeigen, welcher Kunstfertigkeit es bedarf, einen Leser zum Lachen zu bringen und mit welchen Tricks und Kniffen dies erreicht werden kann.
Abschließend rücken die Daltons noch einmal in den Mittelpunkt. Das Gauner-Quartett leidet plötzlich an Gedächtnisschwund. Das ist immer eine gute Grundlage für eine Komödie, wie bereits das berühmte Mein Herr? aus dem Asterix Band Kampf der Häuptlinge zeigt. Dort wie hier sind es zuweilen Schläge auf den Kopf, die eine regelrechte Gag-Lawine in Gang setzen. Herzstück dieser Gags ist häufig Averell, der längste und gefräßigste der Brüder.
Über allem arbeitet Morris mit gewohnt leichter Hand. Das ist toll anzuschauen. Stammleser können gar nicht anders, als dank der Fertigkeiten dieses Zeichners ein Lucky Luke Album bereits mit einem Lächeln aufzuschlagen.
Zwei tolle Alben und diverse Kurzgeschichten brennen ein neues Gag-Feuerwerk ab. Ein echter Höhepunkt ist Der Pony-Express, allein dafür lohnt sich schon die Anschaffung dieses schönen Sammelbandes. 😀
Lucky Luke, Die Gesamtausgabe 1987, 1991: Bei Amazon bestellen